Hallo Kollegen,
nachdem ich diesem Forum nun schon knapp 1 Jahr beiwohne, allerdings nur als neutraler Leser, möchte ich jetzt die Möglichkeit ergreifen und hier selber mal aktiv werden.
Zu meiner Person, ich bin 39 Jahre alt, Zahnarzt und Inhabe der C-Lizent Breitensport. Ich gehe mit meiner Mannschaft C älterer Jahrgang fast geschlossen in die B hoch. Nächste Saison sind wir ca. 17 Feldspieler und 3 Torhüter. Seit der C spielen wir mit Viererkette im 4231. Vorher wurde mit Dreierkette gespielt. Wir spielen nächste Saison in der Sonderliga. Die alte B hat hier nach einer starken Rückrunde einen soliden 4. Platz belegt. Ein Ziel nächste Saison ist es das Pressing einzustudieren. Daher auch mein Thread.
Was haltet ihr von folgender Variante: http://www.abwehrkette.de/pressing-balleroberung/
Hat einer schon damit Erfahrungen gesammelt?
Noch einen schönen Samstagabend.
Mit freundlichem kollegialem Gruß
Pressing im 4231
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Eine Frage vorweg:
Was heißt Sonderliga?
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Zitat
Eine Frage vorweg: Was heißt Sonderliga?
Bei uns unterscheidet man zwischen Kreisliga-Leistungsliga-Sonderliga-Bezirksliga-Landesliga und Mittelrheinliga.
Hoffe das hilft dir weiter. -
Ah okay, also die höchste Kreisklasse. Eine Liga, in er also bereits sehr guter Fußball gespielt wird.
Die beschriebene Variante sieht auf den ersten Blick sehr gut, aber auch sehr schwierig aus. Habe mit sie jetzt aber auch nicht im Detail durchgelesen, sondern überflogen...
Man muss wirklich Spieler in den eigenen Reihen haben, die das so umsetzen können. Ob das auf Kreisebene so ist, kann ich nicht sagen, aber ich wage es zu bezweifeln. Wenn man das einer B-Jugend auf dem Leistungsniveau vermitteln kann - chapeau!Insgesamt scheint das aber so ziemlich genau oder zumindest im Großen und Ganzen das Pressingspiel des BVB zu sein.
Eine Gefahr besteht meiner Meinung nach darin, das lange Bälle auf schnelle Stürmer gefährlich werden können. Da ist auch ein gut mitspielender Torwart gefragt.
Wenn ein Gegner ein ähnliches Spiel aufziehen sollte, wird es im Mittelfeld sehr eng und ein Spielaufbau wird für beide Mannschaften denkbar schwierig.
Aber ansonsten eine top Variante, anspruchsvoll, wenn sie beherrscht wird, umso beeindruckender!
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Also ich habe als Spielertrainer in der B-Jugend auch angefangen Pressing auf dem Großfeld zu spielen.
Falls deine Jungs schon vorher mal mit frühem attackieren konfrontiert wurden, dann ist das in der Regel kein großes Problem, jedoch ist es sehr zeitaufwendig und optimale Trainingsformen sind mir nicht bekannt, da gilt es dann in Trainingsspielen das frühe angreifen als Mannschaft zu stärken und in Testspielen dann zu 11. umzusetzen.
Man muss jedoch differenzieren:
Es gibt Angriffspressing (am besten durch umformen zum 4-4-2, wobei die "Stürmer"/Spieler in der vordersten Linie die Innenverteidiger anlaufen und so den vertikalen Pass zu verhindern, um dann zusammen mit den Außen den Ball in einer 2 gegen 1 Situation zu erobern), Mittelfeldpressing (so wie es bei dir dargestellt wird, quasi im Mittelfeld den Ballführenden Spieler so zu locken, dass er "in der Falle sitzt", also zu viele Gegner um ihn herum sind) und das Abwehrpressing (sehr gerne gespielt, wenn du dich nicht scheust mit langen Bällen auf schnelle Stürmer zu spielen, dafür passt die Raute sehr gut, da du dich ohne Probleme zurückziehen kannst, da deine Schnittstellen der 4er Kette bedeckt sind, da ihr aber 4-2-3-1 spielen wollt, ist das denke ich keine Option).
Ich habe angefangen und bin auch dabei geblieben, erstmal das Angriffspressing zu üben, weil man das auch mit simplen Konterübungen verbinden kann (4-6 "Verteidiger" gegen 4-6 "Angreifer auf 2 Tore, wobei das Team im Ballbesitz "Angreifer" ist z.B.).
Jedoch muss ich dir sagen, dass wenn du in der "Pressing Welle" der 3-4 Angreifer im Spiel dich besser zurückziehst und abwartender spielst, da das Mittelfeldpressing schnell in einer chaotischen Katastrophe endet, so war zumindest meine Erfahrung.
Ich kann dir aus eben dieser Erfahrung sagen, dass es besser währe, wenn du zuerst "nur" das Angriffspressing spielst und erst wenn dieses funktioniert mit dem Mittelfeldpressing beginnst, dann lässt sich das alles hervorragend verbinden, denn der 10er, der zuerst in die Sturmspitze stößt, betreibt dann zurück ins Mittelfeld eine Art "Rückwärtspressing".Ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen

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Um ein gutes Pressing einzuüben wird dir diese Saison nicht ausreichen, aber die Grundzüge zu erlenen ist sicher drin.
Unsere U19 hat aufgrund ihrer deutlichen Überlegenheit (jedes Spiel zweistellig) über 90 Minuten Angriffspressing gespielt um eben dies möglichst zu perfektionieren.
Was sich dort zeigt sind zwei Dinge - zum einen ist der konditionelle Anspruch enorm hoch und zum anderen funktioniert das nur und ausschließlich wenn min. die 10 Feldspieler eigentlich auch noch der Torwart auf Kommando Druck ausüben, die Passwege zustellen und den Gegner ggf. doppeln können.
Die Balleroberung dabei auf dem Flügel (bei einem abgeschnittenen AV) ist dabei in meinen Augen die leichteste Variante, da und das ist wiederrum eine Voraussetzung, der Passweg zum Torwart zuzulaufen ist.
Bei den Innenverteidigern ist es im 4-2-3-1 dagegen relativ schwer, denn zwei technisch sichere IV lösen die Situation sehr schnell auf und beziehen den TW mit ins Spiel ein, welcher in der Regel dann wieder eine Spieloffene Stellung hat und den Ball auf die gesamte Breite spielen kann. In diesem Fall laufen sich deine Spieler einen Wolf ohne zwingend den Ball erobern zu können.Daher würde ich mit dem 9er Druck ausüben und so anzulaufen, das ihm einer der beiden Flügel angeboten wird auf dem dann per Kommando Druck ausgeübt wird und der 9er den Pass zurück ins Zentrum zuläuft.
Grüße
Zodiak -
Hallo,
also ich denke, die Grundzüge des Pressings verstehen deine Spieler sehr schnell, das sollte in der Vorbereitung möglich sein.
Die Frage ist, wieviel sie schon können, haben sie vorher gar kein Pressing gespielt?Beginnen würde ich mit dem Mittelfeldpressing, das ja auch in der Variante beschrieben ist.
Am einfachsten ist es, wie schon weiter vorne gesagt, wenn du das 4-2-3-1 in ein 4-4-2 verwandelst in der Defensive (10 schiebt neben den Stürmer).
Dadurch, dass man dann nur noch 3 Reihen hat, ist die Koordination der Aktion nicht mehr so kompliziert.Und dann musst du noch entscheiden, ob du wirklich außen doppeln willst (großer Laufaufwand für die zentralen Spieler) oder ob du lieber den Pass in die Mitte provoziert, wo du mit 3 zentralen Spielern eigentlich gute Chancen hast, den Ball zu gewinnen. Dazu kommt, dass das Umschalten aus der Zentrale mehr Möglichkeiten bietet.
Die Variante an sich ist sicherlich sinnvoll, allerdings ist nicht zu sehen, wie der Gegner spielt, ein Aspekt, den man vielleicht auch berücksichtigen sollte.

Viele Grüße
Daniel -
Zitat
Und dann musst du noch entscheiden, ob du wirklich außen doppeln willst (großer Laufaufwand für die zentralen Spieler) oder ob du lieber den Pass in die Mitte provoziert, wo du mit 3 zentralen Spielern eigentlich gute Chancen hast, den Ball zu gewinnen. Dazu kommt, dass das Umschalten aus der Zentrale mehr Möglichkeiten bietet.
Ja klar, die Idee gibt es natürlich auch.
Wobei bei dieser Pressingformation nur das lenken des AV zum 6er eine Option ist. Der 10er wird wohl einen noch größeren Laufaufwand haben als die beiden 6er, da er ja gerade diesen Pass ins Zentrum zustellen soll.
Ich glaube erst nach außen und dann ins Zentrum zu lenken lassen zum doppeln ist eine spielbare Variante. Wichtig scheinen mir aber hierbei zweikampfstarke 6er und ich würde das Zentrum durch den ballfernen MA stärken lassen. Ein 6er wäre mir hier zu wenig.
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Hallo!
Auch ich finde die "Pressingvariante" höchst interessant! Allerdings aus dem Grund, da ich sie vorher noch nicht kannte. Relevant war sie für mich von Anfang an nicht, da ich nächste Saison eine D trainieren werde. Das ist für die Jungs noch was zu früh

Aber sonst eine tolle Variante, mir gefällt besonders, dass man schnell ins Angriffspressing übergehen kann und das man mit den drei Spielern MA-ST-MA ordentlich Druck ausüben kann.
ZitatInsgesamt scheint das aber so ziemlich genau oder zumindest im Großen und Ganzen das Pressingspiel des BVB zu sein.
Das sehe ich anders. Für mich hat der BVB ein klassisches 4-4-2 gespielt. Kagawa ist so ziemlich immer auf die Höhe von Lewandowski gerückt.... oder nicht?
Gruß
Thomas -
Zitat
Ich glaube erst nach außen und dann ins Zentrum zu lenken lassen zum doppeln ist eine spielbare Variante. Wichtig scheinen mir aber hierbei zweikampfstarke 6er und ich würde das Zentrum durch den ballfernen MA stärken lassen. Ein 6er wäre mir hier zu wenig.
Hallo Aviciii,
ja denke auch, dass das die Voraussetzung ist! Ohne zweikampfstarke 6er gehts halt nicht!
Wenn ich nach innen lenken lasse, dann sollte sich der ballferne MA schon defensiv orientieren. Er sollte hinter den Ball bzw. auf Ballhöhe verschieben und einrücken.
Das er vor dem Ball bleiben sollte, halte ich für zu gefährlich.Gruß
Thomas -
Ja das sehen ich genau so!
Hat sonst jemand Praxiserfahrung mit dieser Pressingvariant oder Tipps zur Umsetzung?
Der Autor der Pressingvariante gibt bei seiner Beschreibung auch noch ein paar allgemeingültige Tipps:
- Verhalten bei Flugbällen,
- Verhalten bei Rückpässen,
- Verhalten bei schlechten Pässen im Spielaufbau undZitatWird man durch ein sicheres und nach vorne orientiertes Passspiel vom Gegner in die eigene Hälfte gedrängt, versucht man sich mit zwei Viererketten hinterm Ball zu postieren. Das Mittelfeld bildet in diesem Fall ebenfalls Abwehrdreieck und Abwehrsichel.
Wie ist das zu verstehen? Warum soll das Mittelfeld dann auch eine Viererkette bilden? Steht man so kompakter?
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Das sehe ich anders. Für mich hat der BVB ein klassisches 4-4-2 gespielt. Kagawa ist so ziemlich immer auf die Höhe von Lewandowski gerückt.... oder nicht?
Sie standen oft nur minimal versetzt, wenn es um die Grundposition bei gegnerischem Ballbesitz geht, da hast du Recht. Wenn es dann allerdings um's "Anlaufen" der Abwehrspieler ging, hat das immer nur einer von beiden übernommen, während der andere "abgekippt", sprich versetzt hinter dem Partner geblieben ist. Dabei haben sich die beiden in der Regel abgewechselt, ist halt ökonomischer, als wenn Lewandowski da vorne 90 Minuten wie ein Bekloppter herumrennt.
Im Angriff war es dann meiner Meinung nach sowieso ein echtes 4-2-3-1, aber die Systemdiskussion ist ja nicht wirklich wesentlich.Aviciii
Genau das ist der Grund, ich würde es genauso machen wollen. Wenn du das Pressing aus dem Beispiel (was ich nur überflogen habe) spielst und in die eigene Hälfte zurückgedrängt worden bist, bzw. der Gegner in deiner Hälfte im Ballbesitz ist, werden in der Regel der 10er und der Stürmer ja schon überspielt worden sein, sprich du hast nur noch deine Viererabwehrkette, deine zwei 6er und die zwei Außen. Wenn die Außen dann immer noch deutlich höher stehen als die Sechser bleibt halt gerade zwischen AM und AV viel Platz, in den man dann (durch die Schnittstelle AM/6er) auch recht einfach hineinspielen kann.
Daher die Außen im Mittelfeld lieber zu einer zweiten Viererkette zurückziehen und leicht eingerückt stehen haben, um so möglichst kompakt zustehen. Idealerweise ist der 10er oder der Stürmer dann noch in der Lage, falls es gelungen ist, den Angriff des Gegners etwas zu verzögern, erneut einzugreifen, um dem Angreifer von hinten Druck zu geben.
Aber so super das in der Theorie immer alles klingt, außer beim BVB sieht's in der Realität selten auch nur halb so gut aus
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Hallo!
Hat sonst jemand niemand Praxiserfahrung mit dieser Pressingvariant oder Tipps zur Umsetzung?
