Liebe Torwarttrainer und solche, die es noch werden möchten!
Aufgrund des Konzeptentwurfs einer 3-gliedrigen Torwarttrainierausbildung im Jahr 2010 startete der DFB im vergangenen Jahr mit der Ausbildung der ersten beiden Module: Basis-Torwarttrainer-Ausbildung und Leisungs-Torwarttrainer-Ausbildung.
Während für die Basis-Trainer-Ausbildung keine konkreten Voraussetzungen erfüllt werden sollte, hatte man als Anforderungsprofil für die Ausbildung als Torwarttrainer im Leistungsbereich folgende Kriterien definiert:
- tabellarischer Lebenslauf incl. des sportlichen Werdegangs
- Nachweis einer Mitgliedschaft in einem Verein eines Mitgliedsverbandes des DFB
- Spielernachweis in einem FIFA angehörigen Nationalverbands (Kopie Spielerpass)
- Arztliches Zeugnis über die sportliche Tauglichkeit (Original), nicht älter als 3 Monate
- gültige DFB-C-Lizenz / Leistungsfussball oder gültige DFB-C-Lizenz /Breitenfussball / Profil Torwart oder gültige DFB-Lizenz / Breitenfusssball plus Basislehrgang Torwarttrainer
- Nachgewiesene Trainertätigkeit als Torwarttrainer
Als Tätigkeitsfeld / Einsatzbereich wurde beschrieben:
- Torwarttrainer in allen Junioren- und Amateuermannschaften
- Torwarttrainer in den DFB-Stützpunkten
- Torwarttrainer in den Leistungszentren der Lizenzvereine
- Honorartrainer der Landesverbände
Ausbildungsdauer: 40 Lerneinheiten = 1 Woche
Inhaltsbausteine:
- Techniken im Detail
- technisch-taktisches Wettkampftraining
- torwartspezifisches Konditionstraining
- Trainingsplanung - Wettkampfvorbereitung
- Trainingsorganisation
- Psyche / Mentales Verhalten
Eine Bewerbung erfolgt direkt an die DFB, die Ausbildung über DFB-Mitarbeiter an einzelnen dezentralen Orten in den Verbänden.
Nachzulesen unter dem Link: http://www.dfb.de/index.php?id=510723
Kommentar:
Unstrittig in der Fachwelt der Torwarttrainer und Leistungslizenz-Vereine ist die Notwendigkeit einer einheitlichen Torwarttrainerausbildung, um eine Qualität der Torwartausbildung zu gewährleisten.
Schon an der Auswahl der Voraussetzungserfüllung und den Inhalten der Ausbildung bemerkt man, wie schwer sich der DFB bei der Entwicklung des optimalen Profils für den Torwarttrainer getan hat. Das gab es die Taktik-Verfechter, die meinten - man müsse sich nicht noch mit dem Torwarttrainer über die Finessen des ballorientierten Spiels unterhalten, weshalb man Mannschaftstrainer mit Leistungslizenz für geeignete Kandidaten dieser Zusatzausbildung hielt. Mag sein, das der Aspekt einer bislang noch fehlenden Abgrenzung der Kompetenzen zwischen Mannschafts- und Torwarttrainer ebenfalls eine Rolle gespielt hat.
Wie kaum anders zu erwarten, waren die meisten Bewerber Mannschaftstrainer aus dem Leistungsbereich. Weil die meisten jedoch ohne spezielle Vorkenntnisse als Torwart oder Torwarttrainer in die Ausbildung starteten, gestaltete sich die 1-wöchige Ausbildung als schwierig, sodas die gegenseitigen Erwartungen nur sehr eingeschränkt erfüllt werden konnten! Die Bewerberzahlen gingen mehr und mehr zurück, sodass nunmehr nach einer anderen Klientel der bereits tätigen Torwarttrainer und Torleute aus dem Breiten- und Leistungsbereich mit mindestens C-Breitensportlizenz und der TW-Trainer-Basisausbildung gesucht werden. Zwar mag es sein, das einzelne TW-Trainer oder Keeper aus dem Breitensportbereich in taktischen Details überfordert vorkommen. Da aber die Schnittstelle zwischen dem Tätigkeitsfeld des Torwarttrainers und Mannschaftstrainers noch nicht definiert ist, könnnen die Defizite im taktischen Bereich auch später nachgeholt werden. Stattdessen wird richtigerweise das Augenmerk auf die Torwartausbidung im technischen, taktischen und mentalen Bereich in der Einzeltrainingsausbildung gerichtet. Die explizite Individualisierung wird als darauf aufbauendes Modul für den noch nicht inhaltlich beschriebenen 3. Teil für die Ausbildung im Profibereich geschoben. Erkannt worden ist indessen, das der Hauptbedarf im Basis- und Leistungsbereich liegt und der Profibereich seinen TW-Trainernachwuchs weiterhin selbst ausbilden kann. Die Kenntnisse aus dem Erwerb der Mannschaftstrainerlizenz helfen bei der methodischen Ausarbeitung von Trainingsplänen.
Mag auch der zweite Anlauf der Ausbildung für den Torwartleistungsbereich runder und abgewogener ausschauen, so gibt es doch noch Punkte, die einer weiteren Klärung bedürfen. Bereits in der Torwarttrainer-Basisausbildung wurde festgestellt, das die theotischen Ausbildungsunterlagen noch "sehr dünn" sind und vervollständigt werden sollten. Weil gerade bei den Torwarttrainiern die Kreativität fürs vielseitige Training gefragt ist und der Leistungsstand seines Keepers dieses besonders beeinflußt, ist der praktischen Ausbildung "auf dem Rasen" weitaus mehr Bedeutung beizumessen, währenddessen auf dem Papier lediglich der grobe Rahmen der Inhalte definiert wird. Weitaus mehr sind beim Torwart der Einsatz medialer Analysetools nötig, um zu einheitlicher Beurteilung der TW-Trainer zu gelangen. In jedem Falle sind die Vorkenntnisse in Wahrnehmung und Anlalyse von korrekten und fehlerhaften Techniken und Taktiken sowie Korrekturen ein wichtiges Element für eine optimale Ausbildung der Torwarttrainer. Sie dürfte es den DFB-Ausbildern leichter machen, eine Basis der Verständigung und des Wissenstransfers zu schaffen.
Doch zunächst einmal gilt es zu klären, was unter dem Anforderungsprofil des ärztlichen Attests zu verstehen ist. Denn anders als bei den "voll im Saft" stehenden Kandidaten für die Mannschaftstrainer Leistungslizenz, handelt es sich bei den TW-Trainern um etwas gereifteres Personal mit allgemeinem Gesundheitszustand, dem nonverbale Mittel wie Schuß- und Wurfpräzision und verbale Kommunikation hervorragend gelingen, aber nicht (mehr) alle technischen Übungen präsentieren können. Sollte der DFB letzteres als Anspruchskritierium definieren, wird man weiterhin kaum die Klientel, die man ausbilden sollte, erreichen!
ich möchte den Beitrag mit dem Wunsch abschließen, das der DFB nunmehr die eigenen Erwartungen mit der Klientel der Torwarttrainer mit Leidenschaft und Erfahrung besser in Einklang bringt und die einheitliche Ausbildung auf breiterer Basis vorangetrieben wird. Weil derzeit es derzeit nur wenige Anmeldungen für die im Herbst dieses Jahres ausgeschriebenen Ausbildungsseminare gibt, wäre eine Ausbildungsoffensive mit der Beantwortung von noch offenen Punkten nach der EM ein gutes Zeichen. Natürlich muß basierend auf die gewonnenen Erfahrungen auch die Urkunde für Lehrversuche gegen eine Lizenz nach Lehrprüfung folgen, damit aus dem gewonnenen Wissen auch eine Kompetenzqualität. Erst dann können sich die Vereine darauf verlassen, für ihre Torleute eine ausreichende Trainerqualität geholt zu haben. Nur im Profibereich besitzen die Torwarttrainer entsprechendes Ansehen. Im Breiten- und Leistungsbereich besitzen sich noch heute vielfach das Ansehen eines besseren "Ballaufpumpers" und "Ballwiederholers". Auch dieses gilt es durch Ausbildungsstandards und einer Aufgabenabgrenzung zu bekämpfen, um dem dumpfsinnigem und einseitigen Torschußtraining früherer Tage in die Geschichte der Ausbildung zu verbannen.
Dank eines Jörg Daniel, der als ehemaliger DFB-Nachwuchs-TW.-Trainer die Notwendigkeit erkannt hat, ist der Anfang gemacht. Der gute Wille ist zu erkennen und die Justierung auf die eigentliche Klientel der TW-Trainer erfolgt. Schauen wir mal, was weiterhin daraus wird ...!