Die B-Juniorinnen-Bundesliga kommt - was erwartet uns?

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  • Die Frauen-WM endete im vergangenen Jahr mit der Erkenntnis: wir sind nicht mehr unangefochtene Weltspitze. Andere Länder laufen uns den Rang ab! Bei der Ursachenforschung stellte man fest, das im Mädchenfussball die Förderung schwieriger ist als bei den Jungen und deshalb effektiver betrieben werden muß.


    Zum einen gibt es deutlich weniger Mannschaften, die zudem häufig weiter voneinander entfernt sind, so das sich das DFB-Förderkonzept für die Jungen nicht 1 : 1 auf das der Mädchen übertragen läßt. Aber es gibt weitere Determinanten festzuhalten. So beginnen die Mädchen mit dem Fussballspielen durchschnittlich etwas später, wurden dann in der Vergangenheit dennoch früher in den Kader der Frauen-Profiteams berufen. Auch in den Profi-Teams der Frauen gibt es eine andere Hierachiestruktur. Sie läßt sich sowohl in der ersten als auch in den beiden zweiten Bundesligen in Dreierformen beschreiben. Da sind 2 - 3 Teams, die die Meisterschaft unter sich ausmachen. Dann gibt es Teams, die diese Liga mal mit mehr, mal mit weniger Schwierigkeiten halten und schließlich gibt es die Aufsteiger, von denen sich kaum einmal ein Team in der neuen Liga etablieren kann. Es gibt hier kaum die Situation, das der Tabellenletzte gegen den Tabellenersten gewinnen kann, weil die Leistungsunterschiede zu deutlich sind. Auch bei der Nachwuchsförderung gibt es deutliche Unterschiede. Während einige Vereine die Sporthochschulen als Reservoire für eine Talentauswahl nutzen, gibt es erst wenige Internate, in denen auch weiter entfernt wohnende hochveranlagte Talente effektiv gefördert werden können.


    Aus diesen "Notsituationen" heraus hilft sich jeder, so gut er kann! Während ein paar Verbände glauben, in einer B-Juniorinnen-Regionalliga ein sehr gutes Förderumfeld zu schaffen, gibt es weitere Insellösungen in Form einer Oberliga bzw. der Niedersachsenliga als höchste Verbandsliga. Andernorts gibt es gar nichts. Dort werden die C- und B-Juniorinnen-Mannschaften im Jungen-Ligabereich integriert und dem normalen Wettkampf mit Auf- und Abstieg unterzogen. Allerdings spielen die C-Juniorinnen in der D-Juniorenliga und die B-Juniorinnen in der C-Juniorenliga.


    Eine zusätzliche Förderung erhalten die Mädchen in der Kreisauswahl, aber der D-Jugend in der Teilbereichsauswahl. Einige, besonders herausragenden Talente werden darüberhinaus noch bei den Jungen auf dem DFB-Stützpunkt gefördert.


    Als Voraussetzung, um in einer Juniorinnen-Nationalmannschaft sollen diese Mädchen zusätzlich noch in eimem Jungenteam kicken. Ob das nach der Einführung der B-Juniorinnen-Bundesliga noch so sein soll, steht bis dato noch nicht fest.


    Bei den Regional- und Verbandsligen gibt es, wie bei den Frauen-Profiligen, ebenfalls eine nicht homogene Mannschaften in den Ligen. Bei den Mädchenteams, die bei den Jungenligen kicken, läßt sich gar kein Vergleich anstellen.


    Zur Verbesserung der Nachwuchsförderung wurde zu Beginn der Saison 2011/12 ein Qualifikationsmodus zur Gründung einer 3-geteilten B-Juniorinnen-Bundesliga erarbeitet. Zunächst wollte man als Basis für die Teilnahmemenge pro Verband die Anzahl der 1-Liga-Frauenmannschaften nehmen. Das funktionierte aber schon deshalb nicht, weil einige Frauen-Proficlub ihre Teilnahme an der B-Juniorinnen-Bundesliga versagten. Dafür gab es in anderen Verbänden ein deutlich größeres Interesse zur Teilnahme. So wurde die Teilnehmer-Zahl pro Verband nochmals angepaßt.


    Zwar ist die Saison der Qualifikationsrunde noch nicht abgeschlossen. Dennoch lassen sich erste Erkenntnisse gewinnen. Teils negative Erfahrungen wurden mit Teams, die spontan und ohne gründliche Planung an der Quali-Runde zugesagt habe. Denn hier gab es eine Reihe von Spielterminänderungen, weil der Kader nicht ausreichend groß war, bzw. sehr viele Spielerinnen mit Zweitspielrecht dort kickten und es zu Überschneidungen mit anderen Terminen kam. Aus diesen Erfahrungen wird man beim Unterbau für die neue B-Juniorinnen-Bundesliga lernen müssen und sein Anforderungsprofil entsprechend anpassen. Eine der bereits vorhandenen, aber kaum sichtbaren Erkenntnisse ist die Leistungsfähigkeit dieser U 17 Mädchen-Teams. So können die Spitzenteams mit der Frauen-Regionalliga mithalten. Die U 17 Nationalmannschaft nimmt es sogar mit gestandenen Profis aus der 2. Frauen-Bundesliga auf, wie durch ihre Trainerin, Bianca Bernhardt bewiesen werden konnte! Gab es in den vergangenen Jahren immer weniger Mädchen, die von der B-Jugend direkt den Sprung in den Profi-Fussball schafften, steigt nun die Zahl langsam etwas an. Denn Ziel ist es, eine möglichst große Anzahl talentierter Mädchen erfolgreich an den Profi-Fussball heranzuführen.


    Dennoch könnte es für die 3-geteilte B-Juniorinnen-Bundesliga eine schwierige Geburt werden, weil die Unterstützung in den Vereinen sehr unterschiedlich ist. So wird man mit einem aus der B-Junioren-Bundesliga kopierten Anforderungskatalog möglicherweise die Vereine vergraulen, bei denen es eine sehr gute Förderung gibt. Dafür können sich dann andere Vereine, in denen die Infrastruktur bereits vorhanden ist, mit einem weiteren Vorzeige-Team schmücken. Im Detail geht es hier um die Anforderung über ein Stadion mit 200 überdachten Sitzplätzen, einem Mannschaftsarzt, einem Trainer mit gültiger A-Lizenz, Ball-Jungen/Mädchen, Dopingraum, Kunstrasenplatz, Internatsplätze bzw. ersatzweise Gastfamilienplätze für weiter entfernt wohnende Mädchen, die ins Team aufgenommen werden sollen. Dies bedeutet für Vereine, die nicht unter dem Dach eines Männer-Profivereins kicken das vorzeitige aus. Aber auch andere Profivereine werden darüber nachdenken, ob sie diese zusätzlichen Kosten schultern können.


    Man wird umdenken müssen, was dem DFB traditionell etwas schwer fällt. Denn wenn die B-Juniorinnen-Bundesliga nicht zum Flopp mutieren soll, dann gilt es genau hinzuschauen, was möglich ist und was nicht!

  • Hallo TW-Trainer,


    über die B - Junioreninnen Bundesliga kann man diskutieren.
    Bei uns im Westen qualifitieren sich die ersten vier direkt, die anderen spielen zwei oder drei Qualifikationsrunden. Allerdings weiß ich nicht genau wieviel davon dann in der Bundesliga spielen.
    Aus dem Süd/Westbereich haben nur zwei Mannschaften nach meiner Kenntniss gemeldet so das man in dieser Bundesligagruppe alte Bekannte treffen wird.


    Die Idee den leistungsbereich zu verdichten ist nicht schlecht, allerdings die Mädchen Bundesliga eine Frage ob das der richtige Weg ist.
    Zur neuen Saison haben wir den Mädchenbereich umgestaltet, die U17 soll Bundesiga spielen, die u15 wird für die U17 II an den Start gehen und die neue U13 wird bei den Jungs mitspielen.


    Ich gebe dir auch recht wenn du sagst das es heute für B Juniorinnen einfacher ist sich bei den Frauen durchzusetzen, das sieht man auch bei uns. Drei Spielerinnen werden zur neune Saison es in unserem Kader schaffen.....

    • Offizieller Beitrag

    Passt nicht ganz, aber man sollte beim DFB vorsichtig sein - zwischen Wirklichkeit und Anspruch:


    Anspruch (Beispiel) 03.05.12:
    Mädchenfußball weiter auf dem Vormarsch


    Wirklichkeit 02.05.12:
    Mädchenfußball im DFB schrumpft um vier Prozent


    Die Anzahl der im DFB organisierten Mädchenfußballteams ist im Jahr 2012 zum dritten Mal in Folge zurückgegangen und auf dem niedrigsten Stand seit 2008. Alle Regionen im Minus - Nur die erwachsenen Frauen legen zu

  • @TW


    für mich wird das zur Folge habe, dass sich kleinere bisher leistungfähige Vereine (gerade im Mädchenfussball stark vertreten) ganz allein aus finanziellen Gründen
    reduzieren müssen.


    für mich ein Beispiel der Förderung der absoluten Spitze zum Nachteil in der Breite. (System DFB)


    gg

  • Hallo Fussballfreunde,


    es ist mir schon bewußt, das dies ein eher seltenes Thema ist, weshalb ich mich besonders über eure Beiträge gefreut habe.



    @Uwe
    Leider geht aus den statistischen Daten nicht hervor, ob die Ursache für den Rückgang der Mädchenmannschaften auch die rückgängischen Jahrgangszahlen aufgrund des demografischen Wandels in Deutschland zurück zu führen ist. Da würde mich eine bereinigte Zahl interessieren. Desweiteren ist es auch schwierig fussballspielende Mädchen bis zur U 16 vereinheitlicht darzustellen, weil es organisiert als Mädchenmanschaft meistens erst ab der D-Jugend losgeht. Vorher, aber auch nachher spielen Mädchen in Jungenteams mit, bzw. besonders starke Mädchenmannschaften kicken in Jungenligen mit.



    @Alle
    Nachvollziehbar ist indes, das die Chance 2011 den Mädchen und Frauenfussball in Deutschland noch populärer zu machen, durch das vorzeitige Ausscheiden unserer Nationalmannschaft nicht genutzt werden konnte. Hier geht es jedoch nicht um die Förderung der Masse, aus der dann mehr talentierte Mädchen in den Leistungsfussball einsteigen können, sondern um den Bundesliga-Nachwuchs im Frauenbereich. Das dort andere Maßstäbe angesetzt werden, ist verständlich. Dennoch führt dies nicht immer zu gleichen Entscheidungen, wie im Männerbereich. Beispielhaft mag hier der Hamburger SV sein, der bereits seit vielen Jahren im Frauen-Profibereich erfolgreich aktiv ist und ihre 2 Frauenmannschaft unmittelbar nach dem Meistertitel in der 2. Bundesliga abmeldete. Soetwas wäre im Herrenbereich gar nicht vorstellbar.


    Zwar ist die Anzahl der Teams, die in der 3-teiligen B-Juniorinnen-Bundesliga bereits unmittelbar nach dem Beschluß bereits angepaßt worden. Allerdings würde es mich nicht überraschen, wenn es noch vor dem offiziellen Start nach der Sommerpause weitere Veränderungen gibt. Auch die Rahmenbedingungen bedürfen unbedingt weiterer Anpassungen, sonst gehen dem Mädchen-Fussball die Vereine verloren, in denen seit vielen Jahren erfolgreich Mädchen-Leistungsfussball betrieben wird. Für diese Talente ist dann auch kein ausreichender Platz in den Internaten der BuLi-Vereine. Denn die sind in erster Linie für die Jungen gedacht. Hinzu kommen die Perspektiven: den Mädchen muß man sagen, für eure Entbehrungen werdet ihr später nicht viel mehr als die Ehre ernten, während auf die Jungen später fette Profiverträge warten.


    Ich halte die Einführung der B-Juniorinnen-Bundesliga für einen richtigen Schritt, wenn man an der Weltspitze mithalten will. Erste Leistungsvergleiche haben gezeigt, das diese Mädchen technisch, taktisch und läuferisch mit den Damen der 2. Bundesliga auf Augenhöhe spielen können, so das der Schritt in die 1. BuLi nicht mehr so groß ist. Auch die 3-Teilung ist O.K., denn die Leistungsstreuung ist geringer als bei den gleichaltrigen Jungen. NRW besitzt durch die bereits mehrjähige Erfahrung der B-Juniorinnen-Regionalliga Vorteile, die sich dann auszahlen wird. Ebenfalls sind es andere Maßnahmen von einzelnen Vereinen, die sich in der Startphase sehr vorteilhaft erweisen werden. Man wird wohl kein Konzept realisieren können, in dem sich alle sportlich bestmöglich wiederfinden werden. Dennoch glaube ich, das der DFB sich mehr als bislang um die Realitäten des Mädchenleistungsfussball kümmern muß, statt nur auf die Interessenslobby der Erst-Bundesligisten zu vertrauen.


    Günter
    Du magst recht haben, wenn man den Verdrängungswettbewerb aus der Sicht der Vereine sieht, denn sehr viele Frauenmannschaften der 1. und 2. Bundesliga haben sich an umliegende Profi- oder Leistungsvereine aus dem Herrenbereich angeschlossen, weil sonst die Kosten und die wachsenden Rahmenbedingungen nicht mehr zu schultern gewesen wären. Aber anders wäre eine Weiterentwicklung auf Profiebene kaum möglich gewesen.


    Ich halte es aber für einen Fehler, die Vereine, die sich sportlich für die B-Juniorinnen-Bundesliga qualifizieren, bereits mit den Maßstäben für den Profibereich zu bombadieren. Denn auch hier werden sich längst nicht alle Spielerinnen für den Frauen-Profibereich empfehlen können. Auch wird es anders als bei den Jungen, aus fehlender finanzieller Perspektive mehr Mädchen geben, die sich danach für ein Studium oder Berufsausbildung entscheiden.

  • Beispielhaft mag hier der Hamburger SV sein, der bereits seit vielen Jahren im Frauen-Profibereich erfolgreich aktiv ist und ihre 2 Frauenmannschaft unmittelbar nach dem Meistertitel in der 2. Bundesliga abmeldete.


    Beim HSV hat man aber dazugelernt.


    http://dietorjaeger.de/?p=7065


    Also Abmeldung der 1. Mannschaft, ohne das vorher die Meisterschaft erreicht wurde.


    Irgendwie muss Paolo G. ja bezahlt werden. Und diverse Trainerwechsel sind auch nicht billig.

    Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie
    allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.
    Dort wo du nur eine Spur gesehen hast,
    da habe ich dich getragen.

  • schleppi
    Noch ist es ja nicht sicher. Auch möchte ich die Gerüchteküche über finanzielle Motive eines Rückzugs keinen Raum für neue Spekulationen geben. Sonst müßte man auch Bad Neuenahr und Bayern München dazu nehmen.


    Wer Frauenfussball ohne vernünftiges Marketing betreibt, der wird diese Abteilung mit Kosten (wenn auch Geringen) betreiben. Daran sind nicht allein die Vereine schuld, sondern auch der DFB, der zu wenig Ansprengungen unternimmt, diesen Sport publikums- und damit medienwirksam zu präsentieren. Ich glaube aber, das sich das ändert, wenn die Herren, die bis 1970 noch dafür gestimmt haben, das Frauen keinen Fussballwettkampf dürfen, von der Bühne verschwunden sind.

  • Wer Frauenfussball ohne vernünftiges Marketing betreibt, der wird diese Abteilung mit Kosten (wenn auch Geringen) betreiben. Daran sind nicht allein die Vereine schuld, sondern auch der DFB, der zu wenig Ansprengungen unternimmt, diesen Sport publikums- und damit medienwirksam zu präsentieren. Ich glaube aber, das sich das ändert, wenn die Herren, die bis 1970 noch dafür gestimmt haben, das Frauen keinen Fussballwettkampf dürfen, von der Bühne verschwunden sind.

    Ich habe so meine Zweifel, dass sich durch das Aussterben der alten Herren für den Frauen-Fußballs viel ändern wird. Das geringe öffentliche Interesse liegt m.E. nicht an fehlendem Marketing, sondern vor allem daran, dass der Frauenfußball immer im Wettbewerb mit Männerfußball stehen wird und im Vergleich der Attraktivität dieser beiden Sportarten nur verlieren kann. Es mag weder fair noch sinnvoll sein, Männer- und Frauenfußball zu vergleichen, dennoch haben viele Zuschauer, die den Männerfußball wegen seines Tempos und seiner Dynamik schätzen, am Frauenfußball wenig Freude. Ich persönlich habe die Frauen-Fußball-WM genauso am Rande wahrgenommen wie z.B. eine Handball-WM der Männer. Beides "packt" mich einfach nicht so wie Männer-Fußball. Daran wird auch verstärktes Marketing nichts ändern.


    Das relativ breite Interesse am Frauenfußball konnte ohnehin nur geweckt werden, weil die Nationalmannschaft jahrelang überaus erfolgreich war. Bleiben die Erfolge aus, kehrt sich auch die breite Masse wieder ab, weil nicht der Sport an sich fasziniert, sondern der Erfolg. Siehe Biathlon, Skispringen, Tennis, Basketball. Alles Sportarten, die mit dem Erfolg deutscher Mannschaften oder Spieler einen Hype erleb(t)en, um dann wieder auf "normales Maß" zurück zu fallen. Dem Frauenfußball wird es vermutlich genauso ergehen. Das kann man beklagen oder akzeptieren. Letztlich muss man sich aber die Frage stellen oder gefallen lassen, ob verstärkte Investitionen in den Frauenfußball (für Vereine und Verband) überhaupt die Chance haben zum gewünschten Erfolg zu führen oder ob schlicht die Zielsetzung langfristig unrealistisch ist.


    Ich stelle mal die provokante Frage, ob es überhaupt Sinn macht, anzustreben, den deutschen Frauenfußball dauerhaft in der Weltspitze zu halten, wenn es im eigenen Land im Grunde nur wenige interessiert? Die dafür notwendigen Mittel kann der Frauenfußball offenbar selber nicht erwirtschaften. Das geht anderen (Rand)-Sportarten ebenso. Auch beim Volley- oder Basketball gehört Deutschland nicht zur Weltspitze und jeder akzeptiert, dass dies so ist, weil das Zuschauerinteresse und auch die finanziellen Mittel im Vergleich zu anderen Nationen gering ist. Ich frage mich ein wenig, warum wir das nicht auch beim Frauenfußball akzeptieren können?

  • Ranwie
    Leider muß ich dir da rechtgehen, denn früher gab es weitaus mehr Sportarten im Fernsehen als heute. Nicht umsonst heißen die Sendungen mit langer Tradition "Sportschau" oder "aktuelles Sportstudio". Dort gab es früher jede Menge aus anderen Sportarten zu sehen. Regelmäßig und ausführlich wurde z.B. über die Leichtathletik berichtet. Heute gibts meist nur noch kurze Clips über die Amateursportarten im "Sport aus aller Welt".


    Diese Entwicklung stimmt mich traurig, denn die Sportwelt ist zu einer Männersportwelt (Fussball, Autorennen, Frauen) mutiert. Das dem so ist, belegt ja auch die zunehmende Zahl der "Bolzplatzkrähen", die bereits beim Kinderfussball "Blut fließen sehen wollen"! Nur, wenn gerade mal ein Deutscher (z.B. Boris Becker, Steffi Graf) in einer anderen Sportart an der Weltspitze steht, dann wird darüber ausführlich berichtet und dann ein Boom in dieser Sportart einsetzt.


    Leider sind durch die eingeschränkte Berichterstattung Sportarten fast oder schon ganz ausgestorben. Wer will schon einen Sport erlernen, für den sich so gut wie kein Mensch interessiert?


    Deshalb möchte ich gerne die Frage zurück geben: sind es wir Sporttreibenden und -interessierten, die letzendlich entscheiden darüber entscheiden, was eine Sportart wert ist oder sind es schon die Sponsoren, die das (für uns) machen?

  • Deshalb möchte ich gerne die Frage zurück geben: sind es wir Sporttreibenden und -interessierten, die letzendlich entscheiden darüber entscheiden, was eine Sportart wert ist oder sind es schon die Sponsoren, die das (für uns) machen?

    Letztlich entscheiden wir Sportinteressierte ja. Die Medien und Sponsoren reagieren nur. Ist ja auch nicht so als hätten andere Sportarten keine Sponsoren, aber die Mittel sind nun mal da am größten wo das Zuschauerinteresse an größten ist. Die Abstimmung mit den Füßen hat aber wohl gezeigt ja, dass Frauenfußball in Deutschland nicht das große Zuschauerinteresse hervorruft. Andere Sportarten würden sich sicherlich wünschen, nur einen Bruchteil der Mittel zur Verfügung zu haben, die der DFB in die Förderung des Frauen- und Mädchenfußballs gesteckt hat. Genutzt hat es dennoch nichts. Zumindest ist das aber für mich ein Beleg dafür, dass nicht unbedingt das Geld darüber entscheidet, welche Sportarten vom Zuschauer gerne angeschaut werden.

    • Offizieller Beitrag

    Die Randsportarten kommen bei Olympia immer gut raus. Dann eben auch durch die Medien gepuscht und hier zeigt sich, Interesse kann man auch steuern.
    Biathlon hat wesentlich durch die bessere Technik gewonnen, früher konnte man kaum etwas erkennen, wenn geschossen wurde.


    Ich bin auch nur bei der Olympiade Fan von Sportarten, die ich sonst nicht schaue. Fechten kann richtig spannend sein oder Ringen, Feldhockey und Judo. Ich finde auch die Berichterstattung beim Boxen wesentlich besser, wenn man den Punktestand jederzeit nachvollziéhen kann.


    Viele Sportler haben nur alle vier Jahre die Möglichkeit sich richtig zu zeigen und mit ihrem Sport Geld zu verdienen. Es gibt aber auch Sportarten, die nicht in den Medien präsent sind, wo aber gutes Geld verdient wird. Meistens sind es Funsportarten wie Skaten.


    Bei den Mannschaftssportarten sieht es für Deutschland dieses Jahr ganz schlecht aus. Volleyball, Handball, Wasserball, Basketball und auch Fußball haben sich nicht für Olympia qualifiziert.


    Heute entscheidet der "Event-Sportfan" was geht und was nicht. Beim Fußball sind davon in den letzten Jahren vele dazu gekommen. Das ist nicht ganz ungefährlich, denn bleibt der Erfolg mal aus sind die weg, wie beim Frauenfußball.

  • Heute entscheidet der "Event-Sportfan" was geht und was nicht. Beim Fußball sind davon in den letzten Jahren vele dazu gekommen. Das ist nicht ganz ungefährlich, denn bleibt der Erfolg mal aus sind die weg, wie beim Frauenfußball.

    Nein, es hat auch im Herren-Fußball lediglich eine Konzentration nach oben hin stattgefunden (hin zu den drei Bundesligen und der Nationalmannschaft). Die absolute Zahl an Stadionbesuchen in der BRD ist seit Mitte der 60er Jahre rückläufig (ab 1991 inklusive DDR). Es gab in den "alten" Oberligen vor 1963, den Regionalligen bis 1974, den zweigleisigen 2.Liga bis 1981 usw. eine ganze Menge "Traditionsvereine" mit hohen Zuschauerzahlen, die heute vor 50 Zuschauern in der Hammelklasse kicken. Vor wieviel Zuschauern spielt Waldhof Mannheim heute? Viktoria Aschaffenburg? Wacker München? Fortuna Köln? SV Meppen? Und wieviele "neue" Vereine mit hohen Zuschauerzahlen sind wirklich dazugekommen? Antwort: vergleichsweise wenige (eigentlich nur Hoffenheim), die Zahl der Erst-,Zweit-, und Drittligisten ist einfach drastisch gesunken. Unterhalb von Liga 3 ist dann schon schwierig vernünftige Zuschauerzahlen zu generieren, vor allem wenn die Hälfte der Liga dann aus Zweitvertretungen andrer Vereine besteht.

    • Offizieller Beitrag

    provnzler,


    ich unterschreibe das, was du schreibst. Was ich meinte: es ist zwischenzeitlich "schick" beim Fußball gesehen zu werden. Der einfache Fan, der immer zu seinem Verein geht, wird immer seltener. Bei vielen Traditionsvereinen gibt es die noch, aber diese Vereine kämpfen ums überleben.


    Nehemen wir als Beispiel die TV-Rechte. Letztes Jahr gab es die Rechte für die ARD nur, wenn die Sonntags-Spiele (ich glaube mindestens 15 Minuten) übertragen werden. Am Sonntag-Abend wollte man die Quoten-Renner "Tatort" und die folgenden Talkshows nicht opfern, deshalb wurden diese Sendezeiten auf die Dritten Programme übertragen. Hat zur Folge, dass die lokalen Sportsendungen auch nur noch Bundesliga zeigen. Für untere Ligen und andere Sportarten ist dadurch kaum noch Sendezeit vorhanden. Es geht nur noch um die ersten drei Ligen, die werden gepuscht und der Rest geht langsam aber sicher unter.

  • Liebe Trainer,
    auch, wenn das Thema hier eine unerwartete Richtung eingeschlagen hat, wird woanders heftigst über B-Juniorinnen-Leistungsfussball diskutiert. Hier mal ein Beitrag aus dem Gästebuch des NFV:


    "Meines wissens nach haben sowieso nur Wolfsburg und Meppen für die Bundesliga gemeldet. Für die kleineren Vereine macht das finanziell keinen Sinn und bei manchem kommen die Spielerinnen 40 km zum Spiel angereist und ist vom Zeitaufwand nicht zu vertreten. Ich habe einen Reisebericht des Trainers von SuS Timmel gelesen, wo für ein Auswärtsspiel in Göttingen 17 Stunden von Abfahrt bis Rückkehr nötig waren. Das ist doch durch nichts zu rechtfertigen. Wie sehen denn die Planungen für die neue Saison aus? Ist wieder eine Nds.-Liga geplant bzw. wieviele Mannschaften werden es sein, wenn Meppen und Wolfsburg rausgehen, andere eventuell zurückziehen usw.
    Mein Fazit:
    Der "Aufwand" ist im Verhältnis zum "Ertrag" viel zu hoch (Zeit, schulische Belastung, keine Aussicht auf eine Profikarriere) und der sportliche Wert ist zweifelhaft, da es keine erspielte Spielklasse ist sonder man seine Mannschaft einfach melden kann. Die Staffel ist mit 8 Mannschaften zu klein, um einen ordentlichen ganzjährigen Spielbetrieb zu haben.
    Die Spielerinnen haben zu ihren Vereinen sehr weite Anreisen, da die Leistungsdichte im Mädchenfussball nicht sehr hoch ist, d.h. da werden auch sehr große Abstriche im Mannschaftstraining gemacht.
    Die Kader müssen sehr groß sein, damit man an manchen Wochenenden überhaupt 11 Spielerinnen zusammenbekommt (besonders für die Auswärtsfahrte).
    Wie ist denn Eure Meinung dazu. Mich interessiert dabei besonders die Sicht der direkt beteiligten Vereine/Trainer und des Verbandes."


    Zunächst einmal zu den Fakten. Bis auf 3 Vereine haben alle anderen vor der Saison ihre Zusage gegeben, im Falle einer sportlichen Qualifikation in die B-Juniorinnen-Bundesliga zu geben. Selbst für diese 3 Vereine gab es die Möglichkeit bis zum 1. Mai 2012 Lizensierungsunterlagen an den DFB zu versenden. Beim hier angesprochenen Bericht des Trainers von SuS Timmel wurden Intension und Fakten etwas verdreht. Trainer und Team haben das Fussballspiel als Event gesehen, denn üblicherweise zählen Freizeitaktivitäten am Rande eines Spiels nicht zum Zeitaufwand. Auch bei den Jungen ist es so, das in den obersten Ligen nicht mehr alle Spieler aus dem Vereinsort kommen. Weshalb soll das bei den Mädchen anders bewertet werden? Schließlich kommt der Verfasser zum Fazit, das nur die Leistungssport betreiben dürfen, auf denen später fette Profiverträge warten. Wenn dem so wäre, müßten wir wohl die Olympischen Spiele und viele Weltmeisterschaften ausserhalb des Fussballs zukünftig absagen, weil dort bei den meisten auch keine Profiverträge warten.


    Müssen wir uns wirklich danach richten, was Sponsoren für werbewirksame Sportarten halten. "Provinzler" hat in seinem Beitrag über die Veränderungen des Zuschauerzuspruchs im "Herren-Fussball" sehr beeindruckend geschrieben, das er vom ursprünglichen Volkssport zum Geschäft für wenige Vereine geworden ist. Wer entscheidet darüber, welchen Wert eine Sportart hat? Ist es das Werbebudget großer Firmen oder gehört der Leistungssport, genau wie der Breitensport den Menschen, die ihn ausüben?

  • Ranwie
    Leider muß ich dir da rechtgehen, denn früher gab es weitaus mehr Sportarten im Fernsehen als heute. Nicht umsonst heißen die Sendungen mit langer Tradition "Sportschau" oder "aktuelles Sportstudio". Dort gab es früher jede Menge aus anderen Sportarten zu sehen. Regelmäßig und ausführlich wurde z.B. über die Leichtathletik berichtet. Heute gibts meist nur noch kurze Clips über die Amateursportarten im "Sport aus aller Welt".

    Auch auf die Gefahr hin, noch einmal von eigentlichen Thema abzuweichen, möchte ich hier doch gerne widersprechen.


    Ich erinnere vor allem "den Galopper des Jahres". Pferdesport war mal ein großes Thema in der Sportschau, aber auch nur weil es ein Steckenpferd des damaligen Sportchefs war. Dennoch glaube ich, dass unser Blick ein wenig verklärt ist. Denn genau genommen können wir heute sehr viel mehr und ausführlicher andere Sportarten gucken als früher, schon allein durch die 2 in Deutschland frei verfügbaren Sportkanäle. Insbesondere Eurosport ist das sehr breit aufgestellt. Neben Fußball gibt es u.a. regelmäßig Radsport, Motorsport, Kampfsport, Segeln, Beach-Volleyball, Basketball, Handball, Eishockey, Darts, Snooker, Golf, Leichtathletik, Boxen, Tennis, Springreiten, sämtliche Wintersportarten und selbst so "Exoten" wie Turnen, Wasserspringen oder Kanu. Vielleicht nicht ganz die Breite von Olympia aber doch sehr viel mehr als wir früher zu sehen bekamen. Die Sportschau fokussiert zwar möglicherweise stärker auf Fußball als früher, wer möchte, kann aber heute fast den ganzen Tag Sport gucken ohne dass Fußball dabei ist. Auch die öffentlich rechtlichen berichten m.E. in der Summe sehr viel breiter und ausführlicher. Ich kann mich z.B. nicht erinnern, dass früher Live-Bilder einer Basketball-EM oder Schwimm-WM übertragen wurden. Auch in den dritten Programmen gibt es Sportsendungen, die oft sehr ausführlich von regionalen Traditionsveranstaltungen, wie z.B. dem Chio in Aachen, berichten.


    Der "Aufwand" ist im Verhältnis zum "Ertrag" viel zu hoch (Zeit, schulische Belastung, keine Aussicht auf eine Profikarriere) und der sportliche Wert ist zweifelhaft, da es keine erspielte Spielklasse ist sonder man seine Mannschaft einfach melden kann.

    Das sind für mich die zwei wesentlichen Aussage.
    TW-Trainer. du magst recht haben, dass in anderen Sportarten im Leistungssport auch ein enorm hoher Zeitaufwand in Kauf genommen wird, obwohl der zu erwartende "Ertrag" gering ist. Dennoch ist es eine persönliche Entscheidung jedes einzelnen Aktiven. Wenn der Stabhochspringer für einen Wettkampf 16 Stunden unterwegs sein muss, kann er entscheiden das zu tun oder nicht. Bei einem Mannschaftssport kann die Entscheidung innerhalb eines Teams aber sehr unterschiedlich ausfallen. Entscheiden sich nur 5 von 20 Spielerinnen dagegen, ist die Rest-Mannschaft vielleicht sportlich gar nicht mehr wettbewerbsfähig oder es stehen am Ende in dieser Bundesliga eben nicht die besten Spielerinnen auf dem Platz, womit wiederum der sportliche Wert infrage steht. Mädchenfußball ist immer noch "nur" Hobby, auch im Leistungssport. Wenn eine Spielerin oder ein Trainer entscheidet, einen derart hohen Zeitaufwand nicht auf sich nehmen zu wollen, ist das doch legitim.


    Trainer und Team haben das Fussballspiel als Event gesehen, denn üblicherweise zählen Freizeitaktivitäten am Rande eines Spiels nicht zum Zeitaufwand. Auch bei den Jungen ist es so, das in den obersten Ligen nicht mehr alle Spieler aus dem Vereinsort kommen. Weshalb soll das bei den Mädchen anders bewertet werden?

    Weil sie es tun. Wenn die Aktiven selber es anders bewerten, wer soll ihnen das vorwerfen? Der DFB hat sich etwas ausgedacht, mit einer ganz bestimmten Zielsetzung. Die Zielrichtung wird erklärt mit "Verbesserung der Förderung im Mädchenfußball", eigentliches Ziel ist aber die "Etablierung der Frauen-Nationalmannschaft in der Weltspitze". Das dient erstmal nicht den Aktiven sondern primär dem Verband. Nun sollen die Aktiven bitteschön alle mitmachen. Die wollen aber scheinbar nicht, weil der Aufwand von vielen als "unverhältnismäßig" bewertet wird.


    Die Situation bei den Jungs ist grundlegend anders und daher auch nicht vergleichbar. Es gibt bei den Jungs viel mehr talentierte Spieler. Wenn einer nicht will, warten schon 10 andere. Bei den Mädchen wird die Luft schnell dünn, wenn einige gute sich den Aufwand nicht antun wollen. Zudem sind die Vereine, in denen hochklassig Jungen- bzw. Mädchenfußball gespielt wird nicht die gleichen. Sind es bei den Jungs vorrangig große etablierte Vereine, so sind bei den Mädchen viele Vereine dabei, deren Namen man kaum kennt (siehe SuS Timmel). Strukturen und finanzielle Mittel sind völlig unterschiedlich. Es ist m.E. daher schlichtweg nicht möglich, den Mädchen die Organisation aus dem Jungenbereich überzustülpen.


    Auch muss man berücksichtigen, dass die Investition für die Vereine in Jungen und Mädchen sich ganz unterschiedlich "auszahlt". Ein Junge, der es in eine höhere Liga schafft, erwirtschaftet für den Verein möglicherweise einmal eine Ablösesumme, die die Aufwendungen für die Ausbildung refinanziert oder sogar Gewinn bringt. Der gleiche Aufwand kann bei den Mädchen nicht betrieben werden, weil es kaum eine Refinanzierung gibt und der Aufwand damit schnell die Substanz der (kleineren) Vereine angreifen würde. Daher finde ich, kann man auch vielen Vereinen keinen Vorwurf machen, wenn sie nicht mitmachen wollen. Das würde möglicherweise anders aussehen, wenn der DFB das Portemonnaie aufmachen und Vereine wie Spielerinnen finanziell stärker unterstützen würde.


    Wer entscheidet darüber, welchen Wert eine Sportart hat?

    Mir ist nicht ganz klar, was du mit dieser Frage meinst? Kannst du das präzisieren?

  • Müssen wir uns wirklich danach richten, was Sponsoren für werbewirksame Sportarten halten. "Provinzler" hat in seinem Beitrag über die Veränderungen des Zuschauerzuspruchs im "Herren-Fussball" sehr beeindruckend geschrieben, das er vom ursprünglichen Volkssport zum Geschäft für wenige Vereine geworden ist. Wer entscheidet darüber, welchen Wert eine Sportart hat? Ist es das Werbebudget großer Firmen oder gehört der Leistungssport, genau wie der Breitensport den Menschen, die ihn ausüben?

    Letzlich entscheidet das der Zuschauer, egal ob im Stadion oder vor der Glotze. Es gibt durchaus Menschen, die den "modernen" Fußball mittlerweile boykottieren und Fußball nur noch unterhalb der Bezirksliga schauen. Der Konsument entscheidet wo die Kohle hinfließt. Und in gewissem Umfang auch die (Kommunal)politik über die Finanzierung der FUßballplätze. Aber der Konsument ist schließlich auch Wähler. Gegen den Willen der Masse der Konsumenten wird man auf Dauer nix ausrichten können. Man kann sich höchstens eigene Nischen suchen. Aber Jammern bringt definitiv gar nix...

  • Ranwie
    Man kann schon "zwischen den Werbepausen" in den privaten Sendern andere Sportarten schauen. Die hatte ich aber nicht gemeint, sondern die öffentlich rechtlichen Sender, die in jedem Haushalt zu sehen sind!


    Übrigens finde ich es erstaunlich, das in früheren Beiträgen die Gegner der B-Juniorinnen-Bundesliga ähnliche Argumente (z.B. Ziel der Leistungssportler muß es sein Geld damit zu verdienen, sonst lohnt der Aufwand nicht) angeführt haben. Insbesondere von den Vereinen, die selbst nicht daran teilnehmen wollten, nunmehr aber befürchten, das ihre besten Talente dies aber gerne möchten und evl. den Verein wechseln, wurden geradezu Bollwerke an Argumenten aufgeführt. Manches erinnerte gar an die DFB-Kampagnen Ende der 60-er Jahre, bei denen verhindert werden sollte, das Frauen auch Wettkampf-Fussball betreiben dürfen. Heute regt sich kaum noch jemand darüber auf, das fast alles, was Männer machen, auch von Frauen betrieben wird. Sei es im Sport oder im Beruf!


    Sie wird also kommen, die B-Juniorinnen-Bundesliga und dies mit dem ausdrücklichen Willen des DFB! Auch war die Resonanz im vergangenen Jahr so groß, das man von der anfangs angedachten 2-geteilten Liga, in der z.B. der NFV nur 1 Platz bekommen hätte, auf eine 3-geteilte Liga mit nunmehr 2 NFV Starterplätzen gekommen ist.


    Ich gebe euch recht, das im Mädchenbereich die Talente weitaus dünner gesäht sind, weshalb hier auch die 2.Spielberechtigung der auswärtigen Mädchen eingesetzt werden. Auch das derzeitige Talentsicherungsraster aus dem Jungenbereich ist für die Mädchen viel zu grob, denn die fangen häufig später an, entwickeln sich aber im C - und B-Jugendbereich besonders stark, weshalb es sich auch lohnt, hier deutlich intensiver "nachzusichten"! Man verändert aber nichts, indem man über das Heutige jammert, sondern geeignete Maßnahmen zur Verbesserung der Situation einleitet.


    Bislang wurden diese Mädchen lediglich von den Verbands- und DFB-Auswahlen gefördert. Jetzt sollen sie sich im Punktspielbetrieb beweisen. Zumindest in Niedersachsen darf man zweigeteilter Meinung sein. Die Vereine der oberen Tabellenhälfte haben kein Problem damit, einen normalen Punktspielbetrieb mit ihren Teams aufrecht zu erhalten. In der unteren Tabellenhälfte gibt es Teams, bei denen sich die Vereinsverantwortlichen offensichtlich zu wenig Gedanken darüber gemacht haben, was sie an den vielen Spielterminänderungen ablesen läßt.


    Zwar will der DFB die B-Juniorinnen-Bundesliga finanziell unterstützen (Höhe steht noch nicht genau fest), dennoch müssen sich die Teilnehmer an der neuen B-Juniorinnen-Bundesliga darüber im Klaren sein, das dies nicht mal eben neben dem normalen Spielbetrieb geschultert werden kann.


    Nach meiner Meinung haben auch die weiblichen Talente ein Recht darauf, auf höchster Ebene gefördert zu werden oder sollten sie vielleicht doch besser noch nicht überall gleichberechtigt sein?


  • Nach meiner Meinung haben auch die weiblichen Talente ein Recht darauf, auf höchster Ebene gefördert zu werden oder sollten sie vielleicht doch besser noch nicht überall gleichberechtigt sein?

    Das ist das eine, aber trägt sich das finanziell auch selbst? Hier wurde eingangs mal der HSV kritisiert, aber kann man wirklich von den Vereinen verlangen aus politisch-idiologischen Gründen eine andre Abteilung dauerhaft querzufinanzieren? Anders ausgedrückt, wenn die Leute mit den Füßen abstimmen und lieber Guerrero sehen wollen als Trude Meier in der 2.Frauenbundesliga, soll dann eine zwangsweise Querfinanzierung erfolgen? Die gleiche Diskussion gabs ja lange rund um die Basketballer beim FC Bayern München. Gleiches gilt für die Verbände. Die Kohle die der DFB hat verdient er mit Werbe- und TV-Einnahmen der Männernationalmannschaft. Warum damit Veranstaltungen querfinanzieren die ohnehin kaum jemanden interessieren. Man nehme nur die ach so tollem 2011-er WM. Ministadien wie Augsburg waren nichtmal halb voll obwohl in den Schulen tausende von Karten verschenkt wurden. Und die achso wundertollen Einschaltquoten würde ich auch nicht so unbesehen glauben, wenigstens wenn ich meinen durchaus fußballbegeisterten bis besessenen Bekanntenkreis als Referenz nehme. Nur kann man da die Propaganda nicht so leicht nachprüfen wie bei einem unübersehbar leeren Stadion...
    Mir geht dieses politisch motivierte Gepushe mittlerweile so gewaltig auf den Senkel, dass ich im Umkehrschluss die TV-Übertragungen sogar boykottiere.
    Nicht weil ich was gegen fußballspielende Frauen habe, sondern weil ich die politische Vereinnahmung nicht gut finde. Ich war übrigens immer der erste der, teilweise auch gegen Protest der andren, beim Fußball zuschauende Mädels zum Mitspielen aufgefordert hat, sei es am seinerzeit noch möglichen Bolzen am Sandplatz oder auch im Schulpausenhof.
    Genauso wie ich es scheiße finde, wenn Herren-Nationalspieler wie Özil missbraucht werden, um faktisch vorhandene Probleme bei der Integration von Migranten wegzudiskutieren.
    Bitte lasst die Politik aus meinem Sport!

  • Nach meiner Meinung haben auch die weiblichen Talente ein Recht darauf, auf höchster Ebene gefördert zu werden oder sollten sie vielleicht doch besser noch nicht überall gleichberechtigt sein?

    Selbstverständlich haben sie ein Recht darauf gefördert zu werden. Es kommt mir nur so vor, als gäbe es dabei einen Zielkonflikt zwischen denen, die fördern wollen und denen, die gefördert werden sollen.

  • Ranwie
    Klar, mache ich gerne.
    Gemeint ist, das die Frauen nach und nach "Männerdomänen", wie auch den Fussball erobert haben, weil sie für ihr Recht, gleichberechtigt zu sein, gekämpft haben. Ob und welche finanzielle Unterstützung sie dabei erfuhren, war erst mal nicht wichtig. Erst, als sich die Leistungs- und später die Profi-Ligen im Frauenfussball etablieren, ging es nicht mehr ohne zusätzliche Geldmittel. Allerdings schätze ich mal, dass die benötigte Sasion-Geldmenge für die gesamte 1. Frauen-Bundesliga so gering ist, das sie dem bereits erwähnten Hamburger Spieler (der gelegentlich auch Flaschen nach seinen Fans wirft) nicht langt, damit er einen Monat lang für seine treuen Fans alles gibt!
    Ein weiteres Merkmal ist die rückläufige Zuschauerzahl in den Bundesliga-Stadien. Früher wurden die Profis zu einem großen Teil von den Zuschauereinnahmen bezahlt. Heute sind es die Sponsoren und Einnahmen aus dem Verkauf der TV-Übertragungsrechte.


    Wenn man die Frage lautete: hat nur der ein Recht auf Leistungssport, der sich das nötige Geld auch von Sponsoren besorgen kann? Dann würde der Wert dieser Sportart fremdbestimmt. Wenn aber jeder das recht hat, der seine Sportart im höchsten Leistungsniveau betreibt, unabhängig der Sponsorenunterstützung, dann bestimmt sich der Wert dieser Sportart durch die Sporttreibenden selbst?