Leistungseinbruch nach der Pause

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  • Hallo liebe Fussballfreunde,
    ich trainiere nun seit längerem eine
    E-Jugendmannschaft (2001), die sich mittlerweile spielerisch wirklich
    gut entwickelt hat. Die Jungs sind mit Spaß und Motivation bei der Sache
    und wir sind auch in der Liga sehr erfolgreich.
    Was jedoch auffällt
    ist, dass die Truppe fast schon regelmäßig einen Leistungseinbruch nach
    der Pause bekommt. Der dauert so bis zu 10 Minuten, dann fangen sie
    sich eigentlich auch schon wieder. Aber diese Zeit reicht dann oft aus,
    dass sie sich die guten Voraussetzungen, die sie sich in Halbzeit 1
    erspielen, teilweise in wenigen Minuten hinfällig sind. Zum Ende des
    Spiels müssen sie dann wieder grossen Aufwand betreiben.
    Hat jemand
    ähnliche Erfahrungen und kann über positive Lösungsansätze sprechen?
    Oder ist das einfach den hohen Leistungs- und Konzentrationsschwankungen
    in diesem Altersbereich zuzuschreiben und man muss es so hinnehmen?
    Ich freu mich auf eure Rückmeldungen!
    Gruß hoernchencologne

  • Ich erlebe mit meinen E-Junioren desselben Jahrgangs dieses Phänomen auch häufig. Tatsächlich vermute ich, dass es an der altersbedingt kürzeren Konzentrationsfähigkeit liegt, bzw. daran, dass sie, nachdem sie 25 Minuten lang recht hoch konzentriert waren, die Pause nutzen, um abzuschalten, und dann zu Beginn der zweiten Hälfte nicht so schnell wieder in Fahrt kommen. Das ist natürlich nicht bewusst gesteuert und trifft wahrscheinlich auch nie auf alle Spieler gleichermaßen zu, aber meiner Beobachtung nach reicht es auch schon aus, wenn zwei Spieler abschalten, um die Mannschaft gehörig ins Schwimmen zu bringen...

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • So kenne ich es auch.


    In der ersten Hälfte alles top und in der zweiten der große Einbruch. Oft reichts dann für den Gegner das Spiel zu drehen.


    Wir haben in der letzten Saison nicht in einem Spiel nach der ersten Halbzeit zurück gelegen. Nach der zweiten kann es dann schon anders aussehen.
    Ich habe es häufig schon darauf geschoben das sich die Jungs und Mädels zu siegessicher waren aber nach etwas Zeit doch festgestellt das die Leistung und vor allem die Konzentration nachlässt.

  • ähnliches Thema hatten wir vor kurzem.


    zum Teil ist das normal, da immer wieder gerade bei F und E zu beobachten


    dazu kommen für mich noch 2 Gründe


    1. ein zu intensives Aufwärmprogramm in diese Altersstufe, sehen oft wie eine zusätzliche Trainingseinheit aus. überfordert letztendlich die Konzentrationsdauer der Kids


    2. gerade in der Halbzeit werden mehrere Wechsel vorgenommen, da ist es normal, dass es wieder eine gewisse Zeit dauert, bis die Mannschaft wieder in Fluss kommt.
    zusätzlich kommen dann auch oft schwächere Spieler zum Einsatz.


    wenn dann alles zusammenkommt: Normalität, zu intensives Aufwärmen und mehrere Wechsel, dann ist das Beschriebene für mich einfach nachvollziehbar,
    was nicht ausschliesst, dass es auch noch andere Gründe geben kann, die dann noch dazukommen (ich denke hier zum Beispiel an die Ansprache des Trainers
    in der Halbzeitpause)


    gg

    Einmal editiert, zuletzt von guenter ()

  • Moin,


    ich kenne mich mit E-Jugend-Fussball nicht aus, aber ich frage mal ganz provokant, wieso dieses Phänomen die gegenerischen Teams nicht betrifft!?! Immerhin bestehen die gegnerischen Mannschaften auch nur aus Kindern, die mit den gleichen alterstypischen "Schwächen" zu kämpfen haben.


    Oder anders formuliert: Was haben die Trainer, die hier posten, gemeinsam, was machen die Trainer, die hier nicht posten, anders (damit meine ich nicht besser/schlechter)?
    Die "anderen" Trainer würden das vermutlich so formulieren: Wir verpennen immer die erste Halbzeit und wachen erst in der 2.HZ auf ;)


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Schimanski: Natürlich sind die Gegner auch betroffen, bei ihnen sieht man das auch ab und an. Ich sehe es bei meinen ja auch nicht in jedem Spiel, aber doch häufiger. Es sind auch nicht alle Spieler betroffen, einige scheinen da anfälliger zu sein. Das führt dann halt zu mehr Fehlern oder zu zu passiver Spielweise bei einigen Spielern, was dann eher mit einem Gegentor endet. Je mehr anfällige Spieler du in deinen Reihen hast, desto größer die Gefahr für dein Team. Betroffen sind meiner Beobachtung nach am stärksten die Spieler, die auch sonst etwas weniger begeistert und engagiert sind.


    Paradebeispiel war ein Spiel, das wir im Herbst im letzten Jahr führten. Die erste Halbzeit war noch ziemlich ausgeglichen, beide Seiten hatten ihre Torchancen. Ich meine, wir hatten insgesamt eine höhere Qualität auf dem Platz, aber wir haben halt einige Spieler in unseren Reihen, die ihr Potenzial leider nicht voll ausschöpfen, vor allem in punkto Einsatzbereitschaft.. Nach der torlosen Hälfte folgte die Pause, dann, zu Beginn der zweiten Hälfte die kalte Dusche: zwei Ecken gegen uns führen zu zwei Gegentoren. Fast alle unsere Spieler standen einfach nur im Strafraum herum und guckten dem Ball zu. Nun habe ich ein paar relative Fußballneulinge im Team, bei ihnen ist die Entwicklung noch nicht so weit, aber hier waren auch noch zwei, drei alte Hasen betroffen... In solchen Situationen zeigt sich IMHO durchaus auch Willen und Leidenschaft, bin ich beim gegnerischen Standard hochkonzentriert und in angespannter Erwartung des Balls, oder benehme ich mich eher wie ein Beobachter, der mit der unmittelbaren Situation nicht so viel zu tun hat, sondern erst danach wieder gefragt ist.


    Naja, dann bekamen wir in einem schnellen Konter noch das 0:3, zu dem Zeitpunkt waren wir hoch aufgerückt, da kann das natürlich passieren.


    Dann aber hat sich die Mannschaft wieder aufgerappelt und alles gegeben, so dass wir unter hohem Einsatz drei Treffer erzielen konnten. Die letzten zwei Minuten waren dann noch unheimlich spannend, viele Spieler waren stehend K.O. und es hätte auf beiden Seiten noch klingeln können. Ich sah zwar Vorteile bei uns, bin mir aber bewusst, dass ich keine Objektivität beanspruchen kann. :)


    Fazit ist, dass letztlich zumeist mehrere Faktoren zusammen kommen, wenn es einen plötzlichen Leistungsabfall gibt. Bei meinem Team lag das in diesem Spiel zum Teil am Absacken der Konzentration zur Pause, und vermutlich auch des Adrenalinpegels, der ist vielleicht noch wichtiger, dann der etwas unvorteilhaften Mannschaftszusammenstellung:
    - zwei engagierte und erfahrene Spieler, davon aber einer in der zweiten Halbzeit im Tor
    - drei erfahrene Spieler, die eher bequem sind und/oder gewisse Defizite im Selbstbewusstsein haben und daher starke Leistungsschwankungen und zu wenig Einsatz zeigen
    - drei unerfahrene und/oder junge Spieler, denen einfach Erfahrung und langjährige Spielpraxis fehlen. Außerdem sind sie es ja nicht gewohnt, Verantwortung zu übernehmen...


    Ist die Zusammensetzung der Mannschaft eine andere, so sind die beobachteten Phänomene natürlich auch andere.


    PS: Ich meine das eben Geschriebene in keiner Weise böse oder als Aussagen gegen die Kinder. Ich sehe meine Aufgabe darin, sie bestmöglich zu fördern und nicht darin, sie nieder zu machen. Nichtsdestotrotz sehe ich doch auch die Defizite. Das, sowie die Suche nach den Ursachen dafür, halte ich auch für eine Aufgabe des Trainers. Dabei muss er sich auch stets darum bemühen, Verständnis für seine Schützlinge zu haben und nur das von ihnen zu fordern, wozu sie auch in der Lage sind.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Bei meinen Kindern ist m.E. das Absacken der Konzentration in der Pause der wesentliche Grund. Man sieht das besonders deutlich auf den Turnieren, wo es ja wegen der kurzen Spiele praktisch nur solche Spielphasen gibt und wir oft gar nicht in die Gänge kommen.


    Aus dem gleichen Grund nehme ich ungern mehr als 2 oder max. 3 Auswechselspieler mit. Wenn man zu oft wechselt, hat man ständig Spieler, die erst mal "ins Spiel finden müssen". Wobei: Zu Ausbildungszwecken wäre das ja eigentlich angebracht, immer wieder mit dieser Situation konfrontieren, bis es irgendwann mal besser klappt...


    Grüße
    Oliver

  • tobn


    es gibt mit Sicherheit viele vergleichbare oder ähnlich gelagerte Fälle als Begründung.


    oft ist es auch eine nicht richtige Wahrnehmung.


    ich hab in der E-Jugend bei Führung (ab 2:0) meine beiden dominierende Leistungsträger, spätestens mit Beginn der 2. Halbzeit ausgewechselt.
    dies führte natürlich zu einem Bruch in der Mannschaft und der Gegner wurde deutlich stärker und kam auf.
    10 Minuten vor Schluss diese dann wieder eingewechselt, und das spiel nahm seinen Lauf wie am Anfang.
    Meistens, ging auch schon mal schief, das hab ich dann in Kauf genommen.


    Aussagen nach dem Spiel:


    eigene Zuschauer: die 1. Halbzeit waren richtig gut, dann haben sie doch abgebaut.


    gegnerische Trainer: ach würden wir doch mal ein ganzes Spiel so konstant durchspielen, wie die 15 Minuten nach der Halbzeit.


    Fazit: gerade im unteren Jugendbereich werden die Spiele doch sehr stark durch Aus- und Einwechselungen geprägt, sowohl bei der eigenen wie auch fremden Mannschaft.


    Wenn man also der Devise des Kinderfussballes, alle möglichst spielen lassen, und zwar über längeren Zeitraum, folgt, muss man ganz einfach als Trainer
    solche Schwankungen in Kauf nehmen, insbesonders wenn die Zusammensetzung einer Mannschaft wie von Tobn beschrieben, und auf dem Dorf üblich ist.


    gg

  • Aus dem gleichen Grund nehme ich ungern mehr als 2 oder max. 3 Auswechselspieler mit. Wenn man zu oft wechselt, hat man ständig Spieler, die erst mal "ins Spiel finden müssen". Wobei: Zu Ausbildungszwecken wäre das ja eigentlich angebracht, immer wieder mit dieser Situation konfrontieren, bis es irgendwann mal besser klappt...


    Du sagst es. Tatsächlich bin ich diesbezüglich auch nicht so sehr überzeugt, ich habe dieses Argument in der Vergangenheit immer wieder von einigen Eltern gehört, die aber ja ihre Kinder zumeist nur in den Spielen und eben nicht im Training (inkl. Trainingsspiele) sehen, und die außerdem eine deutlich getönte Brille aufhaben. Mir kam die Behauptung, ihr Kind müsse erst ins Spiel finden, einige mal eher wie eine Ausrede für aus ihrer Sicht nicht ganz so tolle Leistungen vor..


    In diesem Zusammenhang finde ich übrigens Minifußball mit Vierer-Teams, wie von Horst Wein vorgesehen, tatsächlich gut. Das 3:3 ist ja schon sehr anstrengend und es muss sich eigentlich jeder Spieler am Spiel beteiligen. Gleichzeitig finden recht häufig Wechsel statt, so dass die Kids einerseits verschnaufen können, andererseits aber gleich wieder voll rein kommen müssen, wenn sie wieder uns Spiel kommen.


    Ergänzung: Was nach meinen Beobachtungen ganz sicher dafür sorgt, dass einzelne Spieler ein sonderbares Tagesformtief zeigen und große Schwierigkeiten haben, 'ins Spiel zu kommen', ist fehlender Schlaf, bspw. und das ist bei meinen Jungs das Paradebeispiel in diesem Zusammenhang, wenn einer bei dem anderen übernachtet hat. Die Betroffenen sind am nächsten Tag auf dem Platz oft, nun, wenn sie Erwachsene wären, würde man es deutlich sagen: überhaupt nicht zu gebrauchen.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

    Einmal editiert, zuletzt von tobn () aus folgendem Grund: Ergänzung