Körperliche Unterlegenheit

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  • Hallo,


    ich bin neu hier und hoffe, dass mir jemand vielleicht ein paar Ratschläge geben kann.
    Ich trainiere bei uns im Verein die C-Jugend und wir spielen auch für unseren kleinen Verein relativ hoch.
    Fußballerisch sehe ich uns eigentlich in der Liga absolut richtig aufgehoben, da machen uns nur die Topteams was vor.


    Körperlich sieht es aber jedes Wochenende für Außenstehende fast so aus, als ob da komplett verschiedene Jugenden gegeneinander antreten würden(über 70% meiner Spieler sind auch jüngerer Jahrgang). Daher haben wir gerade defensiv das Problem, dass sich der "Schrank" des Gegners einfach durchdrückt. Aus diesem Grund versuchen wir, relativ kompakt defensiv zu stehen und zu doppeln.
    Dies geht aber zu Lasten der Offensive, da einfach der Großteil der Spieler defensiv gebunden ist, sodass wir nur selten zu vielen Torchancen kommen. Trotzdem halten wir uns im Moment vor der Abstiegszone
    Das zweite Problem liegt darin, dass bei 20 Spielern im Kader nur ein Stürmer dabei ist. Alle Anderen haben ihre Stärken woanders.


    Meine Frage wäre jetzt, ob ihr mit körperlicher Unterlegenheit Erfahrungen habt und wie ich eine bessere Balance zwischen Defensive und Offensive hinbekomme(Systeme, Training etc.)?
    Vielen Dank

  • Hallo,
    das Ende deines Posts ignorierend würde ich viel offensiver Spielen. Auch wenn ich 5 Mann um den Riesen stellen würde, wird er sein Tor machen. Dies würde ich dann halt in Kauf nehmen und versuchen mehr Tore zu schießen als zu kassieren. Wenn sie spielerisch gut sind und mithalten können, wie du sagst, dann stehen die Chancen ja nicht schlecht. Da du Körpergröße nicht antrainieren kannst, bleibt dir ja nicht mehr.
    Leider hast du keine Stürmer, dies macht es wieder etwas schwerer. Versuch sie zu Stürmern zu machen, Schaden kann's nicht.
    Gruß Alex

  • 1. diese körperlichen Unterschiede sind Normalität, wenn 2 Jahrgänge in einer Mannschaft spielen. gerade im C-Jugendalter bringen 1 Jahr grosse Unterschiede
    nächstes Jahr wird deine Truppe zu den grösseren gehören


    2. bei 20 Spieler nur 1 Stürmer, da wurden offensichtlich in der Vergangenheit enorme Fehler in der Ausbildung gemacht.
    das auszubügeln dauert, aber du musst es anpacken, ist für die Zukunft sehr wichtig
    ich kann mir aber nicht vorstellen, dass unter den 19 keine dabei sein sollten, die die Vorraussetzungen zum Stürmer mitbringen.
    es ist C-Jugendalter, da kann man noch viel tun.


    3. du musst für den Rest der Saison einen Kompromiss zwischen Ausbildung und Erfolg (das muss sich ja nicht unbedingt widersprechen) finden.
    bei 70% jüngerer Jahrgang spielen die in der nächsten Saison nämlich genau in der Klasse wo sie hingehören und Ausbildung kann wieder deutlicher in den Fordergrund treten.


    gg

  • 20 spieler und nur ein stürmer? komisch ich hatte bei 20 spielern immer mindestens 19 stürmer und einen torwart :D
    selbst bei neuen jungs waren immer nur stürmer dabei ;)


    spass beiseite, wie meine vorgänger schon sagten: lass offensiver spielen, von mir aus auch ohne stürmer sondern mit vier rotierenden offensiven mittelfeldspielern.
    setz auf kombinationsspiel und geh den zweikämpfen nach möglichkeit in der offensive durch doppelpässe aus dem weg.
    die offensive ist bei uns in der b-jugend auch meistens körperlich unterlegen, verschaffen sich aber durch schnelligkeit und wendigkeit ihre räume.
    in der abwehr war das in der c bei uns ähnlich. da kamen auch die schränke in unsere "kleine" defense gerannt. so haben wir versucht unsere taktik umzustellen.
    generell standen wir sehr hoch und haben von unseren spielern verlangt, den pass erstens zu verhinden in dem man "nur" im weg stand
    und wenn er denn durchkam, dass er vor der annahme abgefangen wurde. das geht gut, wenn die jungs sich darauf einstellen und entnervt die "schränke"
    die dieses spiel in der c auch nicht gewohnt sind. die kommen halt immer durch nachdem sie den ball angenommen haben, klappt das nicht, gibt es frust.
    und die spiellänge reicht meist nicht aus, dass sie ihr spiel umstellen.


    versuch das mal, mach die körperliche unterlegenheit zu deiner stärke!

  • Hallo


    1. So lange dein Team am Ball ist, kann der Gegner keine Tore schiessen.
    2. So lange dein Team durch Ballzirkulation hält und keine Dribblings resp. Zweikämpfe eingeht, wird die Körpergrösse den Unterschied nicht ausmachen.


    Frage: Hast die technisch und taktisch und von der Wahrnehmungsschnelligkeit ein genug gutes Team, um auf Ballzirkulation zu spielen?
    Hast Du einen ganz schnellen Spieler, der evtl. für Konterfussball in Frage kommen könnte?
    Hast Du einen Spieler, der im zentralen Mittelfeld, sich immer frei laufen kann und den Mitspieler noch vor Ballbesitz, für einen Pass sieht?
    Körperliche Defizite bringen oft auch läuferische Defizite (natürlich gegenüber dem Gegner und nicht allgemein). Ist das bei Euch auch so?


    Viele Grüsse
    TRPietro


  • Erstmal vielen Dank für die schnellen Antworten. Ich habe in der Rückrunde vor, das System auch dadurch offensiver zu gestalten, dass die beiden Außenverteidiger bei Ballbesitz auf die Außenbahnen schieben und wir so im Mittelfeld Überzahl haben, um den Ball laufen zu lassen.


    TRPietro: Zu deinen Fragen: 1. Ballzirkulation ist zumindest mit den Besten 11-12 Spielern kein Problem, die anderen Spieler haben da aber Defizite.
    2. Ich habe zwei sehr schnelle Spieler, die ich auch in der Vorrunde schon als zweiten Stürmer habe auflaufen lassen.
    3. Exakt so einen Spieler habe ich glücklicherweise. Er ist zudem auch noch unser mit Abstand torgefährlichster Spieler mit fast der Hälfte an Toren.
    4. Läuferisch haben wir keine Probleme, da können alle Spieler mithalten.

  • wenn das stimmt, was die antworten auf die fragen von TRPietro besagen, dürftest du eigentlich keine problem haben?


    du hast sie dennoch, dann stimmt die disziplin oder positionstreue deines teams vlt. nicht?
    wie gesagt, wenn du probleme in der abwehr hast, würde ich vlt. die AVs nicht ganz zo hoch mitziehen.
    du sagst, du doppelst viel, das wird dann im laufe des spiels immer schwieriger...
    spiel mal ohne echten stürmer und lass die vier da vorne kräftig rotieren, wenn die jungs so ballsicher sind wie du sagst, passt das.

  • Hallo,


    ich kann da die Meinung der anderen nur bekräftigen. Die Körpergröße- bzw. Masse kann man eben nicht antrainieren. Ich habe übrigens oft feststellen können, dass gerade in diesem Alter (D/C-Jugend) die kleinen Spieler letztlich einen Vorteil daraus ziehen können. Wie können sie sich gegen die Riesen behaupten? Durch Witz, Köpfchen und Technik. Die "Riesen" verlassen sich auf den körperlichen Vorteil und versäumen eventuell damit andere Dinge.


    Ich habe es bisher immer einfach so gesehen: ich arbeite mit dem, was ich habe. Ich mache mir über Dinge keine Gedanken, die ich nicht beeinflussen kann. TRPietro hat es gut auf den Punkt gebracht. Nimm den "Großen" ihren Vorteil. Kommt es erst gar nicht zu Zweikämpfen, dann können sie ihn auch nicht nutzen.

    Wenn sie begriffen haben, daß zum Fußball auch Arbeit gehört, ist es zu spät. Dann werden sie Trainer. (Luis Aragonés)

  • Wenn David gegen Goliath kämpft, dann gibt es für David nicht viele Möglichkeiten! Er kann nur mit seinem Verstand gewinnen.


    Eine Reihe von Bu-Li-Vereinen haben ihren jüngeren Jahrgang in der Bezirksliga oder knapp darüber im Spielbetrieb. Für den Außenstehenden sieht das nach toller Talentförderarbeit aus. Schaut man etwas genauer hin, dann besteht meist das Gerüst dieser Teams aus Spielern des älteren Jahrgangs, die sich bei engen Spielen auch mal körperlich entscheidend durchsetzen können. Für den Fall, das es zum Ende der Saison hin noch kritisch wird, werden die Spiele so verlegt, das man auch Leistungsträger aus der 1. Mannschaft einsetzen kann. Gerade zum Ende der Saison wird auch am meisten mit den Spielerpässen gemogelt, um die Festspielregeln zu umschiffen!


    Ferner gibt es allerlei lustige Spielchen der großen Clubs, mit denen die Konkurrenz geschwächt wird. Ob es Abwerbungsversuche oder bewußt gestreute Fehlinformationen sind. Vielen Leistungsvereinen interessieren die Mittel nicht, nur die Zielerreichung ist wichtig! So manches Aufsteigerteam, was noch in der Hinserie im Mittelfeld stand, bekommt zur Winterpause hin die Probleme, die von außen hinein getragen werden und müssen, obwohl es sportlich normalerweise gereicht hätte, dennoch absteigen. Wer möchte da laut von verschenkten Punkten von befreundeten Vereinen, die schon lange in dieser Liga spielen, sprechen?


    Bei den kleineren Vereinen gibt es vor jeder Saison das Problem eine Mannschaft zu formen, die technisch, taktisch und auch körperlich den Ansprüchen der Liga genügt. Hat man nun sehr viele Spieler des jüngeren Jahrgangs, so reduzieren sich die Möglichkeiten weiterhin in dieser Liga spielen zu können. Kaum ein kleinerer bis mittlerer Dorfverein kann auf Dauer ohne Verstärkung von anderen Vereinen in der C-Jugend-Bezirksliga oder darüber bestehen.


    Noch vor einigen Jahren war es ein erfolgreiches Mittel, seine körperlich unterlegene Mannschaft konditionell besser zu schulen, um dann, wenn der Gegner nicht mehr zuzulegen hat, die entscheidenden Treffer zu setzen. Wer besondere in der Winterpause dafür sorgte, das die Jungs topfit blieben, konnte gleich zu Beginn der Rückserie einen guten Start hinlegen, der ihn über die Runden brachte.


    Natürlich kann man auch versuchen, sich taktisch etwas günstiger auszurichten. Das merken aber auch die alten Trainerhasen sofort und reagieren entsprechend und dann ist der kleine Vorteil wieder pfutsch!


    Wenn du in der Liga bleiben willst, dann mußt du zur Erreichung dieses Ziels mehr machen als die Konkurrenz. D.h. wenn ihr vorher 2 x wöchentlich trainiert und die Konkurrenz das auch macht, dann mußt du 3 x trainieren. Falls du Trainerunterstützung brauchst, jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt dazu, um einen Kollegen ins Boot zu holen. Denn gerade in der C-Jugend ist das Training in Kleingruppen besonders effektiv. Fussball lernen und Fussball verstehen kann hier besonders gut zusammen geführt werden. Aber dazu müssen auch die Jungs, die Eltern und der Verein mitspielen.


    Jürgen Klopp meinte unlängst zum Thema Fussballverständnis in der Nachwuchsförderung: "Wenn ich früher schon so viel über Fussball gewußt hätte, wäre ich bestimmt ein besserer Spieler geworden!"


    Falls es zum Schluß der Saison sportlich dennoch nicht reichen sollte, ist dies bestimmt kein Beinbruch. Weder für die Jungs, für dich, noch für den Verein. Es ist zwar damit zu rechnen, das dann ein Teil des Teams den Verein verläßt, aber in jedem Ende wohnt ja bekanntlich auch ein Anfang. Als Trainer ist es nicht deine Aufgabe, eine Mannschaft von Saison zu Saison in eine bestimmte Liga zu halten, sondern ligaunabhängig Spieler auszubilden. Dies ist immer ein langfristiges Ziel über den gesamten Jugendzeitraum und verteilt sich dementsprechend auf mehrere Schultern.