Liebe Trainer!
Mit großem Interesse habe ich die fundierten und beherzten Diskussionen in diesem Forum rund um Realitäten und Lehrmeinungen im Kinderfußball verfolgt. Vorab: Danke für die Inspirationen! Da ich mit meiner G-Jugend ganz am Anfang meiner Trainertätigkeit stehe, bin ich natürlich besonders empfänglich für gute Argumente, die mir dabei helfen eine sinnvolle und gerechte Philosophie zu finden. Damit ihr euch hineinversetzen könnt beschreibe ich die Situation mal etwas ausführlicher, bevor ich zu den Fragen komme:
Ich selbst trainiere seit 1,5 Jahren die G-Jugend /Bambini in einer Kleinstadt. Im letzten Jahr bestand die Mannschaft aus 10 bis 15 Kindern. Wir haben je Stufe 1 bis 2 Mannschaften, im unteren Jugendbereich sind diese –sofern möglich- nach altem Jahrgang (z.B. E1) und jungem Jahrgang (E2) eingeteilt sind.
Diese Saison sind bei mir in der G-Jgd derzeit über 30 Kinder im Alter von 4 bis 7 Jahren (es trainieren auch einzelne "F"-Spieler bei uns mit, die von der Leistung und ihrem Freundeskreis gut in die G-Jugend passen). Es sind 10 Kinder alter Jahrgang (2005), 15 Kinder junger Jahrgang (2006) und mind. 5 Kinder Jahrgang 2007.
Knapp 20 Kinder sind immer da und völlig fußballbegeistert, die übrigen 10 sind noch gaaanz am Anfang, in jeder Altersgruppe gibt es Kinder, die mit dem Ball noch nicht so viel anfangen können und Kinder, deren allgemeine Beweglichkeit und Körperbeherrschung schwächer ausgeprägt ist. Soweit zu den Grundvoraussetzungen.
Das besondere ist dabei vielleicht, dass bei uns bereits Kinder ab 4 Jahren mitspielen.
Der Leistungsunterschied ist innerhalb der Gesamtgruppe deshalb enorm, so dass ich im Training, insbesondere bei den Spielformen (meist 3:3 oder 4:4) die Teams mit Bedacht einteilen muss bzw. je nach Konstellation Übungen und auch mal eine „Ballspielgruppe der 4 Jährigen“ ausgliedere. Ich teile dann einigermaßen gleichstarke Teams ein, die dann gegeneinander spielen bzw. gemeinsam verschiedene Spielformen oder Spiele im Sinne eines Stationstrainings nacheinander durchlaufen (z.B. 5min Elfmeterkönig, 5min Kleinfeld 20 x 40m mit Futsal, 5min Pause / Zuschauen, 5min Minifeld 10 x 20m). Das Training machen wir meistens zu zweit oder zu dritt (+ Eltern helfen als Stationsbetreuer).
Manchmal teile ich die Gruppen nach dem Alter der Kinder ein, so dass die Jahrgänge untereinander spielen, manchmal teile ich sie nach Entwicklungsstand, also im weiteren Sinne nach Leistung, ein.
Es ist so, dass ca. 10 Kinder fußballerisch für ihr Alter sehr weit entwickelt sind, sie haben schon 1,5 Jahre Training bei mir mitgemacht und viele haben ältere Geschwister, die sehr viel Fußball mit ihnen spielen. Ich beabsichtige, diese zehn Kinder aus dem alten Jahrgang (2005) plus 4 weitere besonders stark entwickelte aus dem jungen G-Jahrgang (2006) in der kommenden Saison mit in die F-Jugend zu nehmen, da sie einfach fußballerisch viel weiter sind als die übrigen Bambinis.
Wir haben bislang 5 Freundschaftsspiele draußen gemacht und an einem Hallenturnier mit zwei eigenen Mannschaften teilgenommen.
Bei den Freundschaftsspielen habe ich anfangs die „stärkste“ Mannschaft aufgestellt, um erstmal zu schauen wie weit wir sind und den Kids nicht gleich eine Niederlage zu Beginn zu bescheren.
Meine Leitlinie war zunächst: Es werden hauptsächlich die Älteren spielen, die nächstes Jahr in die F-Jugend wechseln, und ich werde die Mannschaft immer so aufstellen, dass sie etwa gleichstark wie der Gegner ist, so dass keine Mannschaft regelrecht „abgeschossen“ wird und als frustrierter Verlierer zurückbleibt.
Es sind einige Ausnahmetalente dabei – und das was unsere Mannschaft fußballerisch geboten hat, war für G-Jugendverhältnisse äußerst beeindruckend. Im ersten Spiel führten wir nach wenigen Minuten bereits mit 6:0, so dass ich komplett durchwechselte, um das Ergebnis noch zu korrigieren.
Nach und nach würfelte ich in den folgenden Spielen die Jungen und Neuen dann reihum mit rein. Dabei hatte ich auch das Gefühl, dass alle Kinder mit ihrer Rolle zufrieden waren. Einige bekamen allerdings mehr Spielzeit als andere. Ich versuchte die Mannschaft immer so aufzustellen, dass wir weder deutlich überlegen noch deutlich unterlegen waren.
Bei dem ersten Hallenturnier haben wir dann erstmals mit zwei Mannschaften gespielt und damit stellte sich auch erstmals die Frage der Einteilung, die wir wie folgt gelöst haben:
In einer Mannschaft waren alle 6jährigen (2005erJahrgang)- in der anderen Mannschaft der Großteil der 5 Jährigen. Die verbliebenen 1-2 Startplätze je Team habe ich mit einigen besonders engagierten 4jährigen „aufgefüllt“, die damit zu ihrem ersten „Einsatz“ kamen. Die Mannschaften habe ich mit dem Vereinsnamen und der Trikotfarbe benannt und nicht in Mannschaft 1 und Mannschaft 2 aufgeteilt, um zu vermeiden, dass die Kinder daraus Assoziationen ableiten, Mannschaft 2 bestünde aus „den Schlechten“.
Wie ihr merkt bin ich da durchaus sensibilisiert und bestrebt allen das Gefühl von Gleichwertigkeit zu vermitteln, aber dennoch kribbelt es stark in den Fingern, wieder die „beste“ Mannschaft aufzustellen, die ich nächstes Jahr auch in die F geben möchte. Die Mannschaft bestünde dann aber aus dem alten Jahrgang (2005) und 4 besonders stark entwickelten Kindern des jungen Jahrgangs (2006) und für die übrigen 20 Kinder wäre es wohl offensichtlich, dass nicht nach Alter, sonder in „gut“ und „weniger gut“ eingeteilt wird.
Die zukünftige F-Jugend in der beschriebenen Konstellation versteht es allerdings, sich selbst, uns als Trainer und alle sonstigen Anwesenden geradezu durch ihre Spielintelligenz und ihren Spielfluss zu verzaubern. Die Kinder kennen sich untereinander sehr gut und spielen sich den Ball bereits gekonnt zu, da sie erkennen wer frei anspielbar ist und wer nicht. Passspiel / Spielaufbau haben wir in der Form zwar nie geübt, die Kids bringen es aber mit.
Jetzt wo die Hallenturniere bevorstehen, stellt sich die Frage hinsichtlich der Einteilung der Mannschaften erneut in abgewandelter Form, da wir nunmehr auch zeitweise mit 3 Teams gleichzeitig an einem Turnier oder „G-Junioren-Meeting“ teilnehmen wollen:
- Mannschaften strikt nach Jahrgang einteilen? 2005er und 2006er wäre naheliegend und möglich, beide sind etwa gleichstark und könnten gegen andere Mannschaften auch bestehen. Die 2007er hätten aber für sich betrachtet wahrscheinlich kaum die Möglichkeit, ein Spiel zu gewinnen oder ein Tor zu erzielen, da die anderen Mannschaften meist überwiegend 2005er Jahrgang sind. Das könnte zu Frustration und Überforderung führen.
- Sofern wir drei Mannschaften stellen, die Jahrgänge komplett mischen und drei etwa gleichstarke Mannschaften machen?
- Oder eine starke Mannschaft (künftige F-Jugend inkl. der 4 jüngeren Talente) und zwei gleich starke Anfängermannschaften? Damit würde ich die zukünftige F2 bereits zusammenführen.
Die Perspektive für kommende Saison ist wie gesagt, den 2005er-Jahrgang gemeinsam mit den 4 besonders stark entwickelten Kids aus dem 2006er Jahrgang als F2 Mannschaft zusammen zu belassen. Oder spricht aus eurer Sicht etwas dagegen, die 4 mit hochzunehmen? Wie ist eure Meinung dazu?