Angst vor dem Trainer ?

Hallo zusammen !

Ich fange jetzt schon zum dritten Male an,da ich überhaupt nicht weiß,wie ich überhaupt alles unterkriege...
Also fange ich mal vorne an. Ich betreue, neben zwei Haupttrainern, eine E-Jugendmannschaft. Wir spielen eigentlich mehr schlecht als recht,polemisch gesprochen sind wir aktuell nur Punktelieferant.
Im Grunde genommen haben wir von unseren 11 Spielern 5-6 durchaus hoffnungsvolle "Talente",der Rest wird eigentlich mit durchgeschleift,d.h. man kann schon hier und da sehen,dass einige relativ "Talentfrei" sind.

Unser Trainer,alte Ost-Schule,baut auf Kondition (was IMHO totaler Schwachsinn ist ) und Passspiel. Punkt 1 ist,dass ich das Gefühl habe,dass die Spieler gar nicht verstehen,was er von ihnen will. Im selben Atemzug aber auch Angst haben nochmals nachzufragen. Punkt 2 ist,dass ein riesiges Leistungsgefälle quasi von ihm antrainiert wird. Die Guten macht er stärker,die weniger Guten bleiben auf der Strecke. Dieses macht er ihnen aber auch unmissverständlich klar .Er hat seine 5-6 Lieblinge und den Rest...nun ja..
Nun bin ich von der Betreuerebene so nach und nach ins Trainerteam gerutscht und merke natürlich auch,dass die Kurzen,gerade bei einem Ligaspiel,die Hosen gestrichen voll haben. Sie haben ganz einfach Angst etwas verkehrt zu machen und fallen mehr oder weniger in Schockstarre. Zumal der Trainer auch an der Linie schreit wie ein Berserker. Allerdings nicht "hinweisend" sondern erst,wenn der Fehler schon längst passiert ist. Mit der Schreierei wirds natürlich im Spielverlauf noch schlimmer.

Und aufgrund dieser Tatsachen kommen wir einfach nicht voran und verlieren sämtliche Spiele. Nicht weil wir schlecht sind ( im Grunde genommen bringt keiner von den Kiddies auch nur ansatzweise die Leistung im Spiel wie im Training) sondern weil ich denke,dass die Kinder ganz einfach im Kopf überfordert sind und,wie schon erwähnt,eine Heidenangst haben etwas verkehrt zu machen.

Jetzt werdet ihr mit Sicherheit sagen :"Raus mit dem Kerl". Ist ja dann auch alles richtig. Allerdings fehlen uns dann die Traineralternativen. Sowohl durch den Beruf als auch durch die Fähigkeiten. Ich habe zwar 17 Jahre gespielt (bin 40) und Fussball bestimmt auch mein Leben,gerade auch weil mein Kurzer auch im Verein ist,allerdings gehört IMHO eine Menge mehr dazu Kinder zu trainieren - auf lange Sicht. Ich glaube nicht,dass ich die taktischen oder strategischen Fähigkeiten habe um eine spätere D,oder C-Jugend zu leiten.
Ebenso geht es unserem Co-Trainer,der einfach nicht die Zeit hat,dieses als Fulltime-Job zu übernehmen.

Gespräche gab es übrigens schon zuhauf mit unserem Trainer,er gelobte stets Besserung aber es hat sich nie was geändert. Wir treten einfach auf der Stelle. Das Team entwickelt sich nicht.Die Spieler entwickeln sich nicht.
Die Kinder nehmen Niederlagen einfach so hin. Wenn ich mir die Körpersprache während eines Spieles anschaue,weiß ich nicht,ob die 5:0 führen oder 0:5 hintenliegen. Interessiert irgendwie keinen. Jetzt kommt aber das große Aber : Ihr müsst die mal "privat" sehen. Wenn die sich auf dem Bolzer treffen oder mal so mit Kumpels spielen...das ist ne wahre Pracht! Die haben Spaß,die haben Spielfreude,die machen Faxen,die machen Hacke,Spitze,1,2,3 . Was natürlich meinen Verdacht wahrscheinlich bestätigt.

Im Grunde genommen,weiß ich gar nicht,was wir jetzt machen sollen. Ich weiß,dass unser Trainer eigentlich weg müsste weil er sich auch nicht mehr ändern wird. Andererseits isses außerhalb des Platzes ein netter Kerl,der keiner Fliege was tut. Aber eigentlich möchte ich auch,dass die Kinder den Spaß am Fussball wiederfinden...und auch mal Erfolge einfahren.Das sie motiviert sind und vielleicht sogar mit Siegeswillen auf dem Platz stehen.

Unsere Kinder"zombies" auf dem Platz zu sehen,die Mutlosigkeit,die Angst,die Verzweiflung tut mir langsam richtig weh. Vielleicht wisst Ihr ja Rat ?

Ich hatte ja schon darüber nachgedacht,den Jugendwart mit einzuschalten. Ich will da aber um Gottes Willen meine Kompetenzen nicht überschreiten....das es dann letztendlich heißt,ich würde hinter dem Rücken anderer irgendwelche Aktionen starten. Womöglich noch,um mich selber in eine bessere Position zu bringen. Was aber absolut nicht der Fall ist. Mir geht es ganz einfach um das Wohl der Kinder. Die kriegen ja jetzt schon,in meinen Augen, übertrieben gesagt einen Schock für´s Leben. Ein Stück weit ist das eine Erziehung des Trainers die total kontraproduktiv ist und sich auf die ganze Entwicklung des Kindes wie ein grauer Schleier legt...

Ich sage mal so : Ich bringe mich eigentlich schon über die Maßen in den Verein,resp. E-Jugend ein. Ich war anfangs auch "nur" ein Vater der halt Spaß daran hatte seinem Junior zuzuschauen. So bin ich peu á peu eigentlich reingerutscht,wahrscheinlich auch aufgrund meines Interesses. Hauptaugenmerk des ganzen Dramas war eigentlich mein Junior. Ich merkte irgendwann,dass er auf dem Platz nie das spielte,was er eigentlich konnte. Dann habe ich die anderen Kiddies beobachtet und festgestellt,dass es bei denen genauso ist. Sobald der Druck weg ist,blühen alle auf. Selbst nach Turnierspieltagen mit 5-6 Spielen ,machen die nach Abschluß noch munter weiter. Unser Trainer behauptet immer,sie hätten keine Kondition. Wenn ich jedoch sehe,dass die nach einem Turnier noch 2 Stunden am rennen und spielen sind,dann kann das für mich nicht der Wahrheit entsprechen. Luft haben die genug aber bildlich gesehen schnürt es denen beim Spiel die Luft ab.

Männers...ich kann doch nit dahingehen,gerade mal 1 1/2 Jahre im Verein (der Trainer springt da seit 9 oder 10 Jahren rum) und sagen,"Du musst jetzt wech!" ...?!

Ich hatte übrigens vergessen zu erwähnen,dass wir auch zwei F-Jugendliche mit im Kader haben,die eigentlich mehr oder minder schon Leistungsträger im Team sind. Allerdings sind die beiden,was das physische angeht, den älteren E-Jugend Jahrgängen ,bei aller Technik,hoffnungslos unterlegen. Die kriegen zwei mal einen in die Hölzer und sind dann natürlich auch bedient. Einer von beiden ist mein Junior,der - so hieß es,aufgrund der Fähigkeiten und Spielermangel in die E-Jugend hochgeholt wurde. Allerdings geht der auch langsam den Bach runter. Ich könnte ja jetzt egoistisch sein und einfach den Verein wechseln,allerdings liegt mir einfach zu viel an der Truppe und selbst mein Junior will auch da bleiben. Was ich auch wiederum nicht verstehe...aber das ist sein Ding und da werde ich ihm mit Sicherheit nicht reinquatschen.

Zitat von NF

Wenn ich jetzt gleich wieder lese psychische gewalt an kindern auf das geschriebene, dann frag ich mich aber schon, warum will Sohnemann dort bleiben und scheint es ihm bei der "psychischen Gewalt" dort zu gefallen?????? Muss ja IRGENDEINEN Grund haben der würde mich mal brennend interessieren.

Genauso wenn ich lese 2 Haupttrainer und DU - das sind 3 LEUTE! Was ist mit dem 2. Haupttrainer wenn dem alles so ist, wäre ja noch er und Du noch dazu und ihr könntet das ganz leicht in eine andere Richtung lenken.

Wir sind in der glücklichen Lage,dass wir halt 2-3 Trainer immer vor Ort haben. Einmal den Cheftrainer und seinen Co,sprich es wird in Gruppen aufgeteilt und verschiedene Übungen praktiziert. Desweiteren hatte ich den Part eines gewissen Torwart"trainings". Sagen wir mal so - ich habe mich mit dem Torhüter beschäftigt,später kam noch ein zweiter hinzu ,so dass man dort auch prima mit denen arbeiten konnten. Luxusproblem also.

Der Ost-Trainer (ist übrigens 60 Jahre ) ist schon ewig im Verein und hat auch der einen oder anderen D-Jugend zu manch Kreismeisterschaft verholfen. Das war allerdings vor meiner Zeit und da war auch ein ganz anderes Spielerpotenzial vorhanden.
Desweiteren herrscht mehr oder weniger eine Cliquenwirtschaft,der Sohn des Trainers ist im Vorstand und blablabla....den Rest könnt Ihr euch ja denken. Es gab auch schon den einen oder anderen Krach mit Eltern,die sich über die "militärischen" Methoden beschwert haben und ihre Kinder aus dem Verein gezogen haben. Aber wie gesagt,dass war vor meiner Zeit.

Warum mein Sohnemann da bleiben möchte,kann ich mir nur an der Truppe selber erklären. Die Kiddies an sich sind sich untereinander alle grün,gehen teilweise zur selben Schule und spielen auch außerhalb des Platzes miteinander. Das Team an sich stimmt somit wohl.
Fakt ist,unser Trainer hat das fussballerische Wissen ,in meinen Augen kann er es jedoch 8-10 jährigen Kindern nicht vermitteln. In der C-Jugend wäre er vielleicht gut aufgehoben,da ist auch das Verständnis für z.B. Laufwege da. Aber wenn unsere Kurzen etwas nicht verstehen,wird die verbale Keule rausgeholt und draufgehämmert.

Zur Thematik 3 Leute : Der Co und ich sind "nur" engagierte Väter (wenn auch beide mit langjähriger Praxiserfahrung im Spielen,nicht im Trainieren von Kindern! ),die sich auch um das drumherum kümmern. Trinken,Netze,Trikots und Co. Wenn man jedoch in Gruppen trainieren kann,wie Du es auch schon erwähnt hattest,ist das natürlich immer von Vorteil. Das haben wir dann auch in die Tat umgesetzt.

Zitat von Hope

Angst vor der eigenen Courage?

Rede noch mal mit dem "Chef", zeige ihm den Unterschied zum freien Spiel auf dem Bolzplatz, aber unbemerkt, sie dürfen ihn dabei nicht sehen.
Sag ihm, die Mannschaft hat so grossen Respekt vor ihm, sie trauen sich deshalb nicht frei aufzuspielen. Ist ja auch nicht gelogen, wenn auch im negativen Sinn.
Lobe ihn wegen des guten Trainings, gebe aber zu bedenken, dass die Mannschaft noch nicht so weit ist, erst in 2-3 Jahren.
Lobe ihn auch wegen dem Konditionstraining, im gleichem Atemzug fragst Du ihn, ob es nicht besser wäre, wenn die Mannschaft den Ball besser annehmen kann, Finten beherrscht, den Zweikampf gewinnt......
Wenn Du ihn nicht zum Nachdenken bringst, wirds nichts.

Ansonsten, traut euch, mit 40 Jahren und 17 Jahren Spielerfahrung reichts bei Interresse auch für eine D und C.

Man wächst an seinen Aufgaben.

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Ja,mag sein das Du Recht hast bezüglich der Aussage "Angst vor der eigenen Courage". Ich hörte auch schon von Eltern der Spieler,dass ich das machen sollte und nicht mein Licht unter den Scheffel stellen solle. Auf die besagte Thematik habe ich ihn schon mehrmals angesprochen aber wie schon erwähnt,hört er zwar zu,setzt es aber nicht um. Ich habe manchmal das Gefühl,sobald der einen Fussballplatz betritt,wird das ein anderer Mensch.Er ist gesundheitlich auch nicht mehr auf der Höhe und ebenso denke ich,die Kinder sind eigentlich das Einzige,was er noch hat. Trotzdem kann er mit ihnen nicht umgehen.
Mir beharrt der Gedanke auch nicht,ihn hintenrum irgendwie rauszumobben o.ä. . Bei direkter Konfrontation kommen nur Antworten wie " Wenn ihr meint,ihr könnt das besser dann müsst ihr das machen!" Eine mögliche, sachliche Diskussion ist somit schon mal jedwede Basis genommen.

Ich habe vorhin nochmals meinen Junior interviewt - er will auf jeden Fall dort weiter machen -dort spielen seine Freunde. Er sagte mir aber auch wieder,dass er Angst hat was verkehrt zu machen und sich deshalb vielleicht ne Welle einfängt. Also wird hier und da zurückgesteckt,getreu dem Motto - wenn ich nix mache,mache ich auch nix verkehrt. Ich habe ihm dann nur versucht zu erklären,dass er die verbalen Attacken in positve Energie umwandeln soll. Aber -selbst bei einem Torerfolg kriegen unsere ja einen drüber. Zuletzt auch bei meinem Junior. Er erzielte den 3:2 Siegtreffer,freute sich natürlich irre und das erste Statement vom Trainer war : " Warum hast du nicht nochmal quer gelegt ?? War nur Glück,dass der reingegangen ist!"
Ja...was um Himmels Willen soll denn da ein 8-jähriger denken ???

Zitat von Hope

Didery, "verbale Attacken in positive Energie umwandeln", was soll das denn, esoterische Ecke für E-Jugend? Ommmmmmm

Hört sich giftig an,wie Du das beschreibst. Nein,es ging mir einfach darum,dass er das nicht ewig auf dem Platz mit sich rumschleppt und ständig drüber nachdenkt,was er nu vielleicht falsch gemacht hat. Er soll halt eine Trotzreaktion (was nicht im Sinne des Trainers ist,wenn er unsere Kiddies anschreit! Es gibt bestimmt welche,die genau das im Sinn haben aber bei unserem...naja...habe ich schon ausreichend thematisiert.. ) folgen lassen und dem Trainer durch Leistung zeigen,was er von der Schreierei hält.

Zitat von Hope

Vielleicht verstehe ich das falsch, aber wenn dein Junge nach der Schreierei als Trotzreaktion eine bessere Leistung bringt, fühlt sich der Trainer mit seinem Gebrüll da nicht bestätigt?

Nein,ich habe ihm geraten eine Trotzreaktion zu zeigen. Bislang ließ er (und auch die Mannschaft) sich von der Schreierei lähmen und nichts ging mehr.
Hat aber anscheinend geholfen,in einem Vorbereitungsspiel zur kommenden Saison war unser Team heute erfolgreich und Junior steuerte 3 Tore bei - nach der ersten unnötigen verbalen Attacke! Gleichermaßen kam es heute zum Eklat,weil mir,auf Deutsch gesagt,der Arsch geplatzt ist. Und ich habe dann etwas getan,was man natürlich nicht tut - ich habe von der gegenüberliegenden Seite eine Gegenattacke geblasen. Trotz toller Spielzüge und gutem Zweikampfverhalten gab es dauernd nur auf die Mütze....gute Aktionen läßt er unkommentiert aber wehe,es werden Fehler gemacht. Und da war bei mir heute einfach das Maß voll. Zeitpunkt war Scheiße,gebe ich zu,hätte man auch nach dem Spiel klären können aber wenn das Faß überläuft,dann läuft es eben über. Ich hatte mich nach dem Spiel dafür entschuldigt (nicht für den Inhalt,sehr wohl aber für die Art und Weise ),aber das hat natürlich den nächsten kleinen Riss verursacht.

Zitat von Hope

Tja, so sind schon viele zum Trainer geworden, aus Unzufriedenheit mit dem Vorgänger, vor allem wenn es um den eigenen Junior geht.

Bleibt nur die Frage,ob die Objektivität aufgrund des eigenen Juniors nicht auf der Strecke bleibt...!?