Die richtige Reaktion bei drückender Überlegenheit

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  • Hi Jungs und Mädels,


    ich finde das Wichtigste wurde vergessen. Wie sollen sich die Kinder verhalten?
    Arroganz ist etwas, was ich nicht leiden kann, so wenn ich merke, dass wir sehr überlegen sind, dann sage ich den Jungs in der Halbzeit: " Leute, ganz normal weiterspielen und den Gegner -in keinster Weise- blöd anmachen. Am Ende des Spieles einfach die Hand geben und Servus sagen".
    In der Kabine sage ich den Jungs, damit sie auch nicht arrogant werden, dass der gegner nicht so stark war.
    Andersrum ist es auch gültig, wenn wir sehr hoch verlieren, sage ich ihnen, dass der Gegner sehr stark war, und wir alles gegeben haben. Es ging halt nicht anders.
    Am Ende müssen die Jungs mit der Situation umgehen, und wir nicht so intensiv wie sie.


    Ich schäme mich aber auch, wenn wir überlegen sind, dass manche Eltern sich -zu sehr- freuen.


    Meiner Meinung nach spielen wir auch in einer falschen Gruppe, da wir nur 1 Spiel 3:2 verloren haben, und
    1 mal 1:1 gespielt haben und die anderen 6 deutlich gewonnen haben. Schade finde ich es, da ich lieber bessere Gegner gehabt hätte und gerne verloren hätte, damit ich was dazu lerne und die Kinder auch.
    Meine Kinder denken manchma (und sagen es auch), dass sie die besten sind. Dann verlieren sie einmal und dann sitzt die Niederlage sehr sehr tief im Magen. Sie müssen das auch mal lernen zu verlieren.
    Es ist alles Lernprozess.


    Zur Frage: Wie sollte der Trainer reagieren?
    Ich würde niemals den Gegner erniedrigen, niemals. Deswegen nur intern reagieren, nicht extern.


    Gruß,


    uzunbacak

  • und die anderen 6 deutlich gewonnen haben. Schade finde ich es, da ich lieber bessere Gegner gehabt hätte und gerne verloren hätte, damit ich was dazu lerne und die Kinder auch.

    Das ist auch so ein lustiger Aberglaube...
    Wer sagt denn, dass ich etwas lerne, wenn ich staendig gegen viel staerkere Teams spiele?
    Ich komme doch kaum an den Ball und laufe staendig hinterher. Glaube nicht, dass mich sowas verbessert.
    Genauso wenig, wie wenn ich gegen deutlich schwaechere Mannschaften antrete. Das bringt auch nichts.


    Deswegen kommt es so ungemein auf eine gute Gruppeneinteilung an.

    Das einzige, was wirklich gerecht verteilt ist, ist die Intelligenz.
    Ich habe noch nie jemanden sagen hören, er hätte zu wenig davon.

  • @ Tom Bombadil


    ja doch, ich lerne vieles über meine Mannschaft. Ich glaube schon, dass ich mich verbessern kann, in dem ich auch von den anderen abgucken kann, wie sie sich fürs Spiel vorbereiten, wie sie spielen, wie sie miteinander kommunizieren, etc.


    Ich habe z.B. gelernt:


    ich sage meinen Spielern jetzt: "keine/r steht allein!", wenn ich meine dass man "manndecken" (üben) sollte, da es sehr verständlich ist. Ich habe mal von einem anderen Trainer gehört.
    Ja ich weiß, manche diskutieren hier über die Berechtigkeit des Passspiels und "manndecken" hat in der F-Jugend nix zu suchen usw.


    Gruß,


    uzunbacak

  • Als unerfahrener Papa, der mit 2 Kindern in der zweiten Saison mit dem einen (jetzt F1) und dem anderen (jetzt F2) Spiele erlebt.


    Der ältere war in der letzten Saison F2 und in eine solchen Mannschaft. Irgendwie wurde die Mannschaft in eine Liga eingeteilt, in der sie nur gegen ältere Mannschaften (F1) spielen mussten. Er selber und ein weiterer waren ganz gute Dribbler und haben es geschafft immerhin 17 Tore in 8 Spielen zu schiessen. Allerdings wird in diesem Landkreis mit 6+1 gespielt auf riesigen Spielfeldern (kenne jetzt nicht die Maße). Die Spiele gingen gegen die guten Mannschaften zwischen 1-17 bis 0-24 verloren. Die beiden Stürmer holten sich die Bälle aus der eigenen Hälfte und mussten über ca. 30 m - gegen fast den Rest der Gegner - sich zum Tor kämpfen. Die eigenen Mitspieler (Verteidiger + Mittelfeldspieler) blieben streng auf ihren Positionen stehen. Letztendlich war der größte Teil der Mannschaft einfach noch zu jung (eigentlich alle), um gegen ältere Spieler auf diesen riesigen Spielfeld zu spielen. Außer den beiden Stürmern hatte die anderen kaum Ballkontakte. Bei einem Spiel wurde über die gesamte Hälfte eines Spielfeldes gespielt. Dabei hat der gegnerische Torhüter ca. 2 mal den Ball bekommen - zum Abstoss. In der Halbzeit, wo unsere Jungs auf der anderen Spielseite spielten konnte man von der Position des gegnerischen Torhüters unsere Kinder kaum erkennen. Trotzdem haben alle Spieler nach den Spielen das Ergebnis bald wieder vergessen. Es stellte sich bald heraus, dass es noch eine Liga darunter gab, wo die jüngeren spielten und zwar noch in Turnierform.


    Diese Saison spielt beide in einem anderen Verein und anderen Kreis (es wird 4+1 auf einem kleineren Spielfeld gespielt). Der ältere - nun F1 - spielt nun in einer 12-Staffel in der Vorrunde, wobei die ersten drei sich für die "Meisterrunde" qualifizieren. Von den 12 Mannschaften sind 4 richtige F1-Jahrgänge, zwei eine Mischung und der Rest F2-Jahrgänge. Im Vorjahr schienen Ergebnissen zwischen älteren und jüngeren Jahrgängen meistens so zwischen 1-14 und 0-22 ausgegangen zu sein. Nach 4 Spieltagen gewinnen die älteren in unserer Staffel so zwischen 27-0 bis 40-0 (durchgängig in allen Staffeln). Da mein kleiner ebenfalls mit seiner F2-Mannschaft in dieser Staffel spielt erlebe ich das also hautnah.
    Natürlich sagt die Höhe eines Ergebnis nicht immer so viel aus, aber war in der Vorsaison das große Spielfeld + ältere gegen jüngere schon recht sinnlos, erscheinen mir jetzige Partien trotz kleinem Spielfeld ganz und gar sinnlos zu sein. Hinzu kommt, das man teilweise 50 km deswegen zum Auswärtsspiel fährt. Hier lieber ein Vorbereitungsturnier in der Nähe (auch wenn in diesem Sommer die Gegner ebenfalls fast ausnahmslos mit ihren älteren Jahrgängen gekommen sind - entgegengesetzt der Einladung) mit mehreren kleinen Spielen.

  • Ich denke auch, dass man nur intern und für den Gegner kaum merkbar reagieren sollte. Also ohne großes Gedöns und Absprachen mit dem Gegner den besten Stürmer nach hinten stellen und ähnliches. Ich habe als unterlegener Trainer auch schon erlebt, dass uns angeboten wurde, mit einem mehr zu spielen. Das ist finde ich ein fatales Signal an die eigene Mannschaft (wir schlagen euch auch mit einem weniger, so schlecht seit ihr). Dann lieber eine hohe Niederlage mit Anstand hinnehmen und an Kleinigkeiten aufbauen. Nach meiner Erfahrung können die Kinder das auch ganz gut verkraften, hauptsache das nächste Training macht wieder Spaß.
    Und wenn es für die eigene Mannschaft mal gut läuft (wir haben gerade den ersten 'Kantersieg' der jungen Karriere eingefahren, ein 9:0),dann möchte ich den Mädchen die Freude auch gönnen, klar zu gewinnen und Tore zu schießen. Die würden das nicht verstehen, wenn ich sofort Maßnahmen ergreife um sie daran zu hindern. Dafür haben sie oft genug erlebt, dass auch die anderen versuchen, so viele Tore wie möglich zu schießen und nicht nach dem dritten Tor einfach aufhören nach vorne zu spielen.
    Das einzige, was gar nicht geht und wo ich mich als Trainer fremdschäme: Ausgelassener Torjubel und fanatisches Anfeuern (los, zweistellig heute, noch drei !!!) bei Spielständen ab 5:0. Das habe ich als unterlegener Trainer immer als demütigend empfunden und bei solch klaren Geschichten hoffe ich auf Gelassenheit aller Beteiligten, um die Niederlage stoisch ertragen zu können. Einfach laufen lassen und nicht groß drüber reden, die Zeit heilt alle Wunden (und die Kinder nehmen es leichter als wir, einfach mal im laufenden Spiel die Spieler die gerade draußen sind fragen wie es steht, bei fünf Kindern weiß es vielleicht einer.....)

  • Thomas, stimme dir voll zu


    interessant, dass von ca 2000 Spielen, die ich selbst bestritten habe 2 Ergebnisse aus der Jugendzeit immer noch im Kopf habe.
    0:17 als höchste Niederlage und als höchsten Sieg ein 13:2.


    seltsamerweise auch noch gegen den gleichen Verein.


    das jetzt nur so nebenbei,


    gg

  • Noch eine kurze Ergänzung: Nach einem hohen Sieg trotzdem der gegnerischen Mannschaft ein paar positive Worte zukommen lassen (am Besten von den Spielern selbst nach Abpfiff). Z.B. bei der Verabschiedung am Mittelkreis oder sonst einfach so: den Gegner abklatschen und "danke für das faire Spiel" oder "gut gekämpft" sagen. Das habe ich als Spieler immer als Fairplay empfunden. Gerade wenn klar war, dass der Gegner nun mal besser war, tut so eine "Anerkennung" gut und relativiert viel.

    Life is a tale told by an idiot (Shakespeare)