Wie viel Bildung braucht der Trainer?

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  • Ja, ein ganzes Buch könnte man füllen.
    Ob es Eltern sind die Kinder nicht drei mal pro Woche zumTraining fahren können oder wollen, ob der Ausbildungsplatz in einer Fußballschule nicht getragen werden kann, sind so Beispiele, welche unserem deutschen Fußball zusätzlich abträglich war und ist. Gesellschaftliche Probleme haben sich in den letzten 20 Jahren aufgetan, mit dem gerade ältere Trainer zu kämpfen haben und oft scheitern. Sie bluten regelrecht aus und scheitern an ihrer Prinzipienfestigkeit.

  • Ohne das Thema noch einmal wirklich anstoßen zu wollen, möchte ich mich doch nochmal als "amtierender" Gymnasiast (oh ein Wunder, ich weiß, wie man das schreibt :P ) zum Thema Bildung äußern. Ich habe miterlebt, dass vor allem Grundschulen für zielmich große Leistungsgefälle sorgen. So gab es bei unserer Deutschlehrerin bei einem Fehler im Diktat schon eine 2, so konnten Schüler an anderen Schulen durchaus noch 3 Fehler (bei gleicher Länge und Schwierigkeit) für eine 1 machen. Diese Bewertungsunterschiede führen (zumindest in unserer Region, ich möchte das jetzt nicht verallgemeinern) zu großen Leistungsgefällen an unseren Schulen. So gbt es auf der Realschule viele Schüler, die noch auf das Gymnasium wechseln, und auf unserem Gymnasium Schüler, die die Rechtschreibung nicht beherrschen, weil sie "schreiben nach hören" (meiner Meinung nach das größte Verbrechen aller Lehrer: diese Schüler haben einfach nie ein Sprachgefühl entwickelt und haben auch große Probleme in Fremdsprachen) gelernt haben.
    So, ich wollte eigentlich nur sagen, dass durchaus nicht alle Schüler heutzutage dumm sind (um es mal überspitzt darzustellen), und alle Dummen nicht unbedingt faul sind.
    Aber wie gesagt, dass soll jetzt keine große Diskussion auslösen, sondern eher ein kleiner Denkanstoß sein. Für Rechtschreib- und Grammatikfehler entschuldige ich mich schonmal :D

  • @ Funkyiy



    na als weibliches wesen hast du es ja sowieso etwas einfacher mit dem lesen und schreiben als viele deiner etwas grobmotorischer veranlagten männlichen mitschüler ;)


    aber mal im ernst, diese großen leistungs- und niveauunterschiede sind wohl unserem, in meinen augen beknackten und sehr veralteten, föderalistischem schulsystem geschuldet. da können die kids von heute nicht einmal was für ;)


    ich werde mal nichts weiter dazu schreiben, denn das gleitet sonst wohl eher in die politsche schiene ab :whistling:


    schönen abend noch

  • was für komische fälle der deutschen sprache man oft hört, da bekommt man ja 'ohrenkrebs' ;) -bei uns heißt sowas immer "dorfdeutsch" wie z.B. '...mit die kinders...' oder ähnliches

    Da fällt mir ein:


    Was sagt ein Gelsenkirchner Opa zu seinem Enkel im Zoo???


    Tu ma dat Mä ei :D :D :D

    Das einzige, was wirklich gerecht verteilt ist, ist die Intelligenz.
    Ich habe noch nie jemanden sagen hören, er hätte zu wenig davon.

  • Liebe Trainerkolleginnen und -kollegen,


    trotz allerlei Anstrenungen und Bemühungen ist es irgendwie nicht gelungen, überhaupt eine Definition von Bildung hinzubekommen. Ganz zu schweigen mal davon, dass es trotz formaler Gleichheit bereits in frühen Jahren (Grundschule) große Unterschiede in der Beurteilung von Bildung geben kann. Aber auch später gibts hin und wieder banale Unterschiede. So outete sich sicherzeit mein Mathe-Prof. als Legastheniker, während ein anderer Prof. nach reichlich Alkohol preisgab, das er bei den Literaturangaben seiner Forschungsarbeiten dem Promotionsausschuss gegenüber wahrheitsgemäß recht freizügig gewesen sei. Vereinfacht gesagt, hatte er Erkenntnisse anderer als seine eigenen Forschungsergebnisse ausgegeben.



    Ist denn so gut wie alles nur ein großer Bluff und sind die Ergebnisse der Trainerleistungen rein zufällig gut oder schlecht?



    Versuchen wir es mit Trainer-Intelligenz? Man hört immer wieder die Forderung nach Spielintelligenz, die der Trainer auf seine Mannschaft und jeden einzelnen Spieler übertragen soll. Das funktioniert ja nur, wenn der Trainer selbst diese Intelligenz besitzt?



    Wäre es dann nicht Zeit für einen Pisa-Test für die Trainerbildung? Wenn ja, welche Fragen sollten darin gestellt und wie einheitlich richtig beantwortet werden? Ist diese Forderung nicht berechtigt oder darf es von 10 Trainern auch 10 unterschiedliche Antworten zu einem Thema geben?

  • Wäre es dann nicht Zeit für einen Pisa-Test für die Trainerbildung?

    Doch, doch, absolut.
    Wir sollten unbedingt Maßstäbe, Normen und Kriterien festlegen. Und zwar sofort.
    Nur so wird es aufwärts gehen, national, wie international.


    Ok, ok, *Ironiemodusaus*


    War von dir auch nicht so ernst gemeint, oder? ;)

    Das einzige, was wirklich gerecht verteilt ist, ist die Intelligenz.
    Ich habe noch nie jemanden sagen hören, er hätte zu wenig davon.

  • Ich glaube das könnt ihr voll vergessen! Vater Staat bekommt nicht einmal ein einheitliches Schulsystem hin, angefangen vom Lehrplänen, bis hin zur Anerkennung der Ausbildungsjahre von Lehrern in verschiedenen Bundesländern.Meiner Schwiegermutter ist es so ergangen, das diese Jahre nicht angerechnet worden, als sie in das sächsische Bildungsystem wechselte. Äußerst komisch und die Gründe sind mir nicht bekannt.
    Unterschiedliche Lehrpläne haben für mich auch unterschiedliche Einschätzungen des wahren Leistungsniveau zur Folge.
    Im Fußball sieht das etwas anders aus. Wir dürfen nicht vergessen - was macht den Fußball interessant. Meinungsvielfalt und kontroverse Diskussionen bringen uns eher weiter, wie starre Regeln und Ausbildung. Beim festlegen von Kriterien gehe ich noch mit, aber bei Normen und Maßstäbe würde eine Mehrklassegesellschaft im Fußbal geschaffen, wo Schwächere ( gerade Kinder) schnell ausgemacht sind und unter Druck stehen.

  • Liebe Forumteilnehmer,


    vor genau einem Jahr hat sich unser damaliger Nationaltorwart Robert Enke das Leben genommen. Ich wollte diesen Tag zum Anlass nehmen, das wir Trainer uns ein wenig zurück nehmen und aus einer Distanz heraus unsere Regeln, Maßstäbe und Maximen reflektieren. Bildung und auch Intelligenz sind, wie wir festgestellt haben, so gut wie nicht meßbar. Was die Vorstellung vereint, ist das der selbstständig denkende und handelnde Mensch stets eine Wahl hat, sich für oder gegen etwas zu entscheiden. Robert Enke fühlte sich in seiner Entwicklung in eine Rolle gedrängt, bei der man ihm keine Wahl ließ. Auch sein Hilferuf "aber ich kann doch nur Fussball" verhallte in den Forderungen noch mehr Spitzenleistungen. Man meinte das ohne weiteres verlangen zu können, weil Robert ja alles hatte, was man dazu braucht!


    Lassen wir Trainer unseren jungen Talenten stets die Wahl, sich freiwillig zu entscheiden. Ja lassen wir überhaupt zu, das sich ein Kind jenseits der Normen strenger entwickeln kann oder ordnen wir alles der Prämisse: Fussball ist Mannschaftssport unter? Binden schon dem jungen Menschen mit dem Eintritt in den Verein einen Strich um seine kleine Seele, der im Laufe seines Alters immer noch enger gezogen wird?


    Ich denke, es ist sehr viel Wichtiges zum Thema, wieviel Bildung der Trainer braucht, gesagt worden. Denjenigen, bei denen die letzten Monate zu hecktisch verliefen, wünsche ich einige Tage Ruhe. Fussball lehren, das heißt auch immer Charakter zu zeigen und ist dann viel mehr als ein 1 : 0, wenn wir nicht nur uns selbst, sondern auch den uns anvertrauten Kindern stets eine Wahl lassen.

  • Danke für folgenden Satz

    Binden schon dem jungen Menschen mit dem Eintritt in den Verein einen Strick um seine kleine Seele, der im Laufe seines Alters immer noch enger gezogen wird?

    DAS IST EIN SEHR WAISER SATZ :!: , der aber selten oder zumindest oft nicht so ausreichend wie es möglich wäre, beherzigt wird. Deswegen kam es...im weitesten Sinne.... zu verrückten 3000 (Kopfschüttel) Kommentaren meinerseits. Gruß

  • Lieber Torwarttrainer, mir erschließt sich der Sinn deines Postings nicht so ganz.
    Mit Verlaub, es liest sich ein wenig wie das Wort zum Sonntag.


    Was meinst Du mit dem Satz: Ja lassen wir überhaupt zu, das sich ein Kind jenseits der Normen strenger entwickeln kann

    Das einzige, was wirklich gerecht verteilt ist, ist die Intelligenz.
    Ich habe noch nie jemanden sagen hören, er hätte zu wenig davon.

  • hallo tw-trainer,


    vielleicht ist es auch ganz anders und die kids sind mit der ihnen suggerierten großen auswahlmöglichkeit, mit dem 'spaß geht über alles' einfach überfordert......


    vielleicht benötigen sie doch etwas mehr strenge, halt, grenzen und vorgaben, als die "ständige gepriesene möglichkeit der selbstverwirklichung", welche die meisten, aus welchen gründen auch immer, sowieso nie erreichen................



    es lohnt auch darüber einmal nachzudenken.


    gruß

  • Sorry.....Moment.....es ufert aus. Geht es jetzt um die "Bildung" des Trainers oder darum, wie unsere Gesellschaft allgemein mit seinem Nachwuchs umspringt? Wenn das so ist, dann kommt man nicht um Politik herum. Irgendwer wollte hier nicht politisch werden.


    Okay - wenn man genauer hinschaut spielt das eine Thema ins andere immer mit hinein. Wie auch immer. Da finden wir wohl keine Lösung, sondern nur viele und unterschiedliche Meinungen.

    Wenn sie begriffen haben, daß zum Fußball auch Arbeit gehört, ist es zu spät. Dann werden sie Trainer. (Luis Aragonés)

  • Es ufert aus? Nenne es wie du willst! Wie du schon sagst, das Eine hat immer mit dem Anderen zu tun. Sich zu vermitteln hat mit Prinzipien zu tun und diese dienen zur Orientierung seiner eigenen Vorstellung von Fußball. Ob Vereinspolitik oder übergreifende politische Ansichten finden wir jede Woche auf den Spielfeldern. Zum Beispiel die aktuellen Themen - Outing. Ob es um schwere Depressionen oder Neigungen geht, sollte sich jeder Trainer damit beschäftigen und seine eigene Bildung im Bereich des Sports ergänzen.

  • Ich denke, wir sollten Trainer nicht nach irgendwelchen festen Grundsätzen (aus)sortieren. Denn genau so, wie es verschiedene Trainer gibt, so gibt es auch verschiedene Kinder.
    Das eine Kind fühlt sich wohl, wenn es einfach nur spielen kann, und der Spaß im Vordergrund steht, das andere spielt aus Spaß am Fußball.
    Das eine Kind fühlt sich bestätigt und wahrgenommen, wenn der Trainer von außen etwas ruft, das andere fühlt sich unter Druck gesetzt und erniedrigt.
    Und so gibt es noch tausende andere Beispiele.
    Natürlich sollten sich Trainer an gewisse Regeln halten, diese sollten aber meiner Meinung nach im sozialen Bereich liegen. Ich erinnere mich noch, dass wir in der F-Jugend einfach mal 15 Minuten Runden gelaufen sind. Sportlich war der Trainer (auch noch aus anderen Gründen) vielleicht nicht besonders motiviert, aber seine soziale Kompetenz war unschlagbar. Wir sind 15 Minuten gelaufen, weil er uns toll motiviert hat. Wir sind zusammen gelaufen, weil er uns gezeigt hat, dass Teamgeist wichtig ist. Wir haben gelernt, uns Ziele zu setzen ( in diesem Fall: 7 Runden schaffen), die wir auch erreicht haben; dann waren wir stolz auf uns. Doch er hat uns auch beigebracht, mit Niederlagen umzugehen.
    Wir haben bei diesem Trainer viel gelernt. Und wer lieber andere Schwerpunkte erlernen wollte, der ist in eine andere Mannschaft gegangen.



    Was ich eigentlich demonstrieren wollte:
    Wenn Trainer nach Normen beurteilt werden sollen, dann bitte nach sozialer Kompetenz.
    Für jeden Trainertypen gibt es das passende Kind. Und andersherum. Also sollte uns niemand diese Vielfalt nehmen.

  • Funkyiy, Spaßtruppen oder leistungsbezogene Ligamannschaften? Gibt es für dich etwas dazwischen?
    Vor einem halben Jahr habe ich genau aus diesem Grund das Handtuch geworfen! Nicht das ich ein verbissener Monarch am Spielfeldrand war, um meine induviduellen Ziele zu verfolgen. Nein, ich suchte den Mittelweg. Kompromisse nahmen die Spieler gern an - Fazit, ich wurde enttäuscht über einen längeren Zeitraum auf verschiedenen Ebenen. Die jungen Spieler nahmen sich gerade in wichtigen Spielen regelmäßig eine Auszeit und die Älteren wollten sich davon schleichen, ohne die Verantwortung weiter zu geben. In den oberen Spielklassen sind Verein und Vorstand gefordert, um eine langfristige Lösung zu schaffen. Aber in den Kreisklassen kommt es schon mal vor, das der Trainer der Verein ist. Wenn Respektpersonen enttäuscht werden, ist das ein Zeichen zu gehen. Meine Ex - Mannschaft hat bis jetzt fast alle Spiele verloren und es tut mir in der Seele weh, auch wenn ich den Schritt aufzuhören nicht bereue. Für neue Aufgaben bin ich auch noch nicht bereit, auch wenn gute Angebote vorliegen. Ich nehme es als kreative Pause. Das ist einer der Gründe, warum ich hier auf dieser gute Seite unterwegs bin, auch wenn es ausschließlich um den Nachwuchs geht.
    Trotz meiner Tätigkeit im Männerbereich, finde ich im Trainertalk bemerkenswerte Hinweise z.B. über Konfliktbewältigung.

  • @ eismann


    ich weiß gar nicht, ob man diese seite nur auf den nachwuchsfußball beschränken muß?


    vielleicht kann ja uwe auch noch einen themenbereich "senioren" eröffnen, denn viele themen verzahnen sich ja doch.
    ich persönlich wäre sehr daran interessiert, da ich auch immer wieder die a-jugend und männermannschften trainiere, wenn "not am mann" ist.


    erfahrungen von 'gestandenen seniorentrainern' würde ich schon gerne lesen.


    gruß

  • Es ufert aus? Nenne es wie du willst! Wie du schon sagst, das Eine hat immer mit dem Anderen zu tun. Sich zu vermitteln hat mit Prinzipien zu tun und diese dienen zur Orientierung seiner eigenen Vorstellung von Fußball. Ob Vereinspolitik oder übergreifende politische Ansichten finden wir jede Woche auf den Spielfeldern. Zum Beispiel die aktuellen Themen - Outing. Ob es um schwere Depressionen oder Neigungen geht, sollte sich jeder Trainer damit beschäftigen und seine eigene Bildung im Bereich des Sports ergänzen.


    Schwierige Themen, die du da aufgreifst. Mit den Neigungen hätte ich pers. überhaupt kein Problem. Damit könnte ich umgehen ohne darüber nachdenken zu müssen. Aber z. B. Depressionen zunächst überhaupt mal zu erkennen....stelle ich mir schwierig vor. Ein Robert Enke war Profi, der jeden Tag mit Trainer und Team verkehrte. Da ist es wahrscheinlich einfacher so etwas zu erkennen. Aber wenn man "nur" zweimal in der Woche je 1,5 Stunden trainiert und Samstag ein Spiel absolviert wird es schon schwieriger.


    Aber letztlich kann zumindest ich das nicht beurteilen, da ich noch nie in so einer Situation war. Wenn ich eine Depression erkenne, dann würde ich wohl auf auf irgendeine Art tätig werden. Ich würde es aber Leuten überlassen, die sich damit auskennen. Mal in Hinsicht auf die eigene Bildung im Bereich des Sports zu ergänzen: kann man das von einem "Freizeittrainer" wirklich verlangen? Solche Angelegenheiten übersteigen wahrscheinlich dann die Kompetenzen. Irgendwo ist dann einfach die Grenze erreicht. Aber vielleicht habe ich dich auch nur falsch verstanden ?!?!

    Wenn sie begriffen haben, daß zum Fußball auch Arbeit gehört, ist es zu spät. Dann werden sie Trainer. (Luis Aragonés)

  • eismann
    ich wollte eigentlich nur versuchen, die großen Unterschiede zu verdeutlichen. Ich weiß, dass es auch noch ganz viele andere Arten gibt, und Mannschaften aus mehreren Kindertypen bestehen, also noch ein viel komplexeres Gebilde ist.


    Ich glaube auch nicht, dass es irgendwelche falsch zusammengestellten Mannschaften gibt (ich glaube, dass habe beim letzten mal etwas falsch beschrieben), sondern nur, dass es für jede Mannschaft den richtigen Trainer gibt.
    Das klingt jetzt natürlich wie eine Wunschvorstellung, die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Das lässt sich in der Praxis sicherlicht nicht 1:1 umsetzen, aber man sollte zumindest versuchen, es umzusetzen.


    So, die Hälfte habe ich jetzt bestimmt vergessen, weil ich noch eine sehr angeregt Diskussion über Verbesserungen im Schulsystem führe, aber das weicht jetzt etwas vom Thema ab (wobei es da durchaus auch Gemeinsamkeiten gibt)