Abseits im Fußball - wie sollte man sich verhalten

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  • Zu erst einmal: Ich beziehe mich jetzt nicht auf meine E-Jugend, da es kein Abseits gibt und E-Jugend nicht allzuviel mit Taktik zu tune haben sollte.


    Habe zwar einige Threats zum Thema Abseits gefunden, aber keinen, der sich damit befasst, wie die Trainer es mit dem Abseits halten. (Durchaus möglich, dass ich den Thread nur überlesen habe, dann tuts mir leid)


    Am Samstag wurde uns von einem Referenten des DFB bei einer Trainerschulung zum Thema "Viererkette" folgendes erzählt.


    Viele Trainer spielen nicht mir Kette und begründen dies damit, dass man ohne Linienrichter nicht auf Abseits spielen könne. Allerdings setzt eine Viererkette natürlich nicht vorraus, dass aktiv auf Abseits gespielt wird. Stattdessen könne man "MIT, jedoch NICHT AUF Abseits spielen". Man provoziert also keine Abseitsstellungen des Gegners, jedoch lässt man einen Gegner, der klar im Abseits steht auch dort stehen.


    Hat der Verteidiger des Gegners den Ball und es deutet sich ein langer Ball an, ziehen sich alle Spieler 2-3 Meter zurück, kommt man gar nicht erste in (ich zitiere) "Schwulitäten". Man bringt den Schiri also nicht in die Lage eine cm entscheidung aus 30 Metern entfernung zu treffen und steht trotdem wieder mit genug Leuten hinter dem Ball.


    Ich finde dieses Verhalten, mit und nicht auf Abseits zu spielen sehr gut. Wie steht ihr dazu? und wie handhabt ihr das?

    Wer Rechtschreibfehler findet darf sie natürlich behalten !!! ;)

  • Genau so wie du es beschreibst. Auf Abseits zu spielen ohne professionelle Linienrichter ist irgendwas zwischen Harakiri und Kamikaze.


    Der Spruch "ich kann nicht mit Kette spielen, weil es keine Linienrichter gibt" ist - wie bereits kürzlich in einem anderem Thema ähnlich geschrieben - wieder mal nur eine Ausrede derjenigen Trainer, die zu faul sind, sich mit neuem zu befassen.

  • Ich spiele mit meiner 11er D-Jugend mit einer Viererkette - nachdem wir in den ersten Spiele tierisch "Haue" gekriegt haben,
    funktioniert es jetzt und die Jungs spielen als echte Viererreihe - nach etwa 7 - 8 Spielen trauen sich die Aussenverteidiger
    auch mal nach vorne.


    Unsere Gegner stehen dadurch sehr häufig im Abseits - und zwar so deutlich, daß es die Schiris sehen MÜSSEN. Die
    gegnerischen Trainer rasten regelmäßig aus, weil jeder zweite Angriff abgepfiffen wird. Mit jedem Pfiff werden meine Jungs
    sicherer und lassen die Stürmer einfach hinter sich stehen im Wissen, daß 2 Stürmer im Abseits zwei Gegenspieler weniger
    sind, die nerven können...


    Wenn die Schiris es nicht auf die Reihe kriegen - das ist nach 2 - 3 Angriffen zu merken - stelle ich die IV tiefer. Beide IVs
    spielen dann gut mit, stehen sehr tief und müssen sich dann eben (leider) im Spielaufbau ein wenig zurückhalten.


    Mein Rat:
    Ein Bambini-Kicker spielt grundsätzlich "im Raum", d. h., er rennt jedem Ball hinterher, egal, wer ihn hat. Trainer, die die
    unteren Jahrgänge auf Manndeckung trimmen, versuchen, den Jungs etwas beizubringen, das sich 4 - 6 Jahre später wieder
    als falsch herausstellt --> Zeitverschwendung!!!


    Lasst alle Altersklassen im Raum spielen, lasst den Quatsch mit Manndeckung, auch, wenn dadurch der Gegner auch mal
    ein "unnötiges" Tor macht. Ein Spieler, der von der G-Jugend an im Raum spielt, begreift auch innerhalb weniger Wochen
    die Viererkette, weil er nie etwas anderes trainiert hat.


    Wenn Ihr auf dem 11er-Feld dann versucht, den Jungs (und Mädels) die Manndeckung wieder abzugewöhnen, betreibt Ihr
    Zeitverschwendung --> und Ihr reiht Euch in die große Gilde der Trainer ein, die meinen, Libero ist einfacher zu spielen...

    "Hurra, ein Spielzug!!!" (Zitat eines F-Jugendtrainers)

  • :thumbup: :thumbup: :thumbup: Ein sehr guter Rat, der verlangt Sachverstand und Mut und die Fähigkeit, dass umzusetzen mit Schläue, Gruß Andre

  • Hmmm... wenn ich das nötige Spielerpotential nicht habe... versuche ich das potential des Schiedsrichter durch verbale Angriffe zu verbessern... währe doch auch eine Lösung... oder?? :D:D:D:thumbup::D

  • Stefan_K


    Vielen Dank für deinen sehr guten Beitrag über die Entwicklung des ballorientierten Spiels. Häufig liest man etwas über 4-Kette und erkennt nach wenigen Sätzen, das lediglich 4 Spieler, die auf einer Höhe stehen, damit gemeint sind. Jedoch ist die Kette ein Teil des ballorientierten Spiels. Während bei den Bambinis fast alle Spieler beider Teams hinter der runden Kugel herrennen, orientieren sich die ballnahen Spieler des ballführenden Teams aus ihrer Grundposition zum Ball zwecks Anspielbereitschaft. Bei der gegnerischen Mannschaft versucht die ballnahen Spieler den Raum für gegnerische Pässe durch Verschieben zunächst einzuengen, um dann einen Fehlpass zu provozieren oder im Zweikampf den Ball zu gewinnen. An der ballentfernten Seite wird lediglich der Passweg (Deckungsschatten) zugestellt. Mit der zugeben noch recht laienhaften Definition läßt sich dennoch der Unterschied zum gegnerorientierte Spiel erkennen, in der es Pärchenbildung gibt, die unabhängig vom Ballbesitz gemeinsame Laufwege haben!


    Im nachfolgenden möchte ich anhand einiger Beispiele demonstrieren, wie man mit dem ballorientierten Spiel einsteigen kann. Dabei sollte man immer mit dem einfachen, für die Kinder überschaubaren Spiel beginnen und den Schwierigkeitsgrad erst dann erhöhen, wenn man das Gefühl hat, dass das Team das Bisherige einigermaßen sicher umsetzen kann.


    Weil aber das ballorientierte Spiel wesentlich komplexer als das gegnerorientierte Spiel ist, muss man es für die unteren Spielklassen einfach gestalten. Einfach gestalten kann z.B. heißen, dass man Dinge wie Angriffspressing oder Mittelfeldpressing zunächst weg läßt. Die Kette (3-er oder 4-er) soll z.B. zunächst einmal nur das Verschieben zum Ball hin lernen (was schon deshalb sehr schwer ist, weil in den unteren Klassen noch sehr viele Bälle einfach nach vorn gedroschen werden), die Abstände untereinander sollen zunächst bei Abwehr- Angriffssituation relativ konstant bleiben. Beim eigenen Spielaufbau verzichtet man zunächst darauf, das sich die Innenverteidiger ins Angriffsspiel (um zunächst große Lücken zu vermeiden) einschalten, dafür dürfen die Außenverteidiger mit nach vorn. Auf das Hinterlaufen verzichtet man aber zunächst.




    Nach dem Prinzip - vom einfachen zum schwierigen - kann man sich in kleinen Schritten alters- und entwicklungsgerecht immer mehr dem ballorientierten Spiel mit seinen vielfältigen taktischen Varianten nähern.




    Weil aber Fussball in den unteren Ligen Fussball ganz bestimmt kein Rasenschach ist, soll die individuelle Kreativität (Spielwitz) hat immer Vorrang vor irgendwelchen taktischen Zwängen haben. Sprüche: "Das ist dein Mann! Und wenn der zur Toelette geht, dann gehst du mit", gehören ins Gruselkabinett und nicht (mehr) zum modernen Fussball!

    Einmal editiert, zuletzt von TW-Trainer ()

  • nochmals zurück auf das "mit" oder "auf" abseits spielen:


    ich lasse gerne meine verteidiger bei ballbesitz in der defense nach vorne rücken, zum teil bis an die mittellinie.
    die aussen sind dann sowieso schon drüber, derjenige, über dessen seite der angriff läuft erst recht.
    nun kommt es, dass dies recht schnell passiert und bei ballverlust und anschliessenden pass der gegner regelmässig im abseits steht.
    ich betone aber in den trainingseinheiten immer, dass wir nicht auf abseits spielen sondern nur kompakt verschieben.
    gegnerische trainer sehen das oft anders und schimpfen von wg. nicht kindgerecht usw. (spielen aber selbst mit libero, manndecker und vorstopper :D ),
    statt den langen diagonalball auf aussen zu nutzen und aus dem mittelfeld nachzustarten.
    das dauert of ewig, bis sie diese möglichkeiten erkennen und versuchen dies umzusätzen. allerdings sind meine beiden iv recht schnell
    und einer hat auch ein "spielmacher" auge, der recht schnell diese dinge erkennt und entsprechend reagiert.


    so meine ich, wir spielen "mit" abseits und nicht "auf" abseits, oder?

  • Als ich noch keine Ahnung vom Verschieben und dem Spiel in der Kette hatte, fragte ich mal einen erfahrenen Trainer einer C - Bezirksligamannschaft wie man den Spielern das verschieben beibringt. Er antwortete, dass er sich ein langes Seil vorstellen könnte in gleichen Abständen Knoten aufweisen sollte. Pro Knoten eine Hand vom Spieler. Der linke Spieler rennt auf einen angreifenden Gegner an der Aussenlinie (im taktischen 1:1 in der Defensive) zu und arbeitet ihn an. Wenn alle schön festhalten und der Linke kräftig genug ist, dürften die anderen schnell lernen, was gemeint ist. Natürlich endet es hier nicht, aber es wäre zur grundsätzlichen Veranschaulichung für die Kinder vielleicht ein äusserst unüblicher aber durchaus veranschaulichender Test, den ich gern mal ausprobieren würde.


    ...übrigens sind die damals abgestiegen, ...vielleicht lag es ja doch am Seil :S :) :) :) ;)

  • Zitat TW-Trainer:



    Zitat

    Weil aber Fussball in den unteren Ligen Fussball ganz bestimmt kein Rasenschach ist, soll die individuelle Kreativität (Spielwitz) hat immer Vorrang vor irgendwelchen taktischen Zwängen haben. Sprüche: "Das ist dein Mann! Und wenn der zur Toelette geht, dann gehst du mit", gehören ins Gruselkambinett und nicht (mehr) zum modernen Fussball!


    Das unterschreibe ich sofort."...in den unteren Ligen..." könnte man wohl auch problemlos mit "...im Kinderfbereich ..." ersetzen. Leider sehe ich in der Realität noch überwiegend Trainer, die dies wohl anders sehen. Enttäuschend ist für mich auch, dass sogar lizensierte :evil: Trainer sich wohl nicht an Ausbildungsziele halten und teilweise schon mit Bambinis und F- Jugend "Rasenschach" spielen wollen und entsprechende Übungen hierfür im Forum einstellen.

  • Andre


    Das Verschieben der Kette lernt man immer noch mit Seilen, Bändern oder ähnlichem als Trainingssunterstützung.



    Die Aussage, mit ballorientiertem Spiel abstiegsgefährdet zu sein, sollte man so nicht stehen lassen. Zunächst einmal gibt`s deutliche Unterschiede zwischen Mädchen- und Jungenfussball. Während die Jungen nahezu bei allen taktischen Varianten schlampen, sind die Mädchen, auch weil sie das körperlose Spiel bevorzugen, wesentlich disziplinierter bei der Umsetzung von Taktik.


    Allgemein läßt sich Taktik als Plan zur siegreichen Gestaltung des Spiels definieren. Ob sie nun richtig für die Mannschaft und Liga gewählt wurde, läßt sich so nicht seriös beurteilen!

  • TW-Trainer, ...ich dachte den Witz aus der Anmerkung könnte man erkennen, ....nun wollen wir doch nicht zum Lachen in den Keller gehen, oder? ;)

  • Allgemein läßt sich Taktik als Plan zur siegreichen Gestaltung des Spiels definieren

    Ja ist schon richtig. Aber letztendlich ist Taktik auch nich alles. Die schlechteste Mannschaft wird auch mit der besten Taktik nicht Meister ;)


    Und es gab auch schon Mannschaften für die galt Taktik als Plan zumZiel das 0:0 zu halten ;) :D :D

    Wer Rechtschreibfehler findet darf sie natürlich behalten !!! ;)

  • Zunächst einmal - Andre - dein Hinweis ist akzeptiert. Ich habe doch tatsächlich die Smileys doch tatsächlich überlesen! Ich denke, ich sollte den Satz, wonach Taktik ein Plan ist, mit dem man ein Spiel siegreich gestalten kann, etwas ausführen, denn der Hinweis: Taktik ist ja nicht alles, kommt ja nicht ohne Grund.


    Zunächst einmal unterscheidet man:


    - Individualtaktik (wie verhält sich der einzelne Spieler auf seiner Position?)


    - Gruppentaktik (welche Aufgaben hat die Abwehr, das Mittelfeld oder der Angriff?)


    - Mannschaftstaktik (soll das Team z.B. eine defensive oder offensive Ausrichtung bekommne?)


    - Spieltagtaktik (welche taktischen Besonderheiten sind für den nächsten Gegner wichtig?


    - Saisontaktik (was für einen Taktik benötige ich für einen Aufstieg, Mittelfeld- oder Klassenerhalt?)


    - Entwicklungstaktik (mehrjährige, taktische Entwicklung eines Teams mit ambitionierten Zielen)



    Kondition und Technik sind grundsätzliche Voraussetzungen, um taktische Aufgaben erfüllen zu können. Insofern ist Taktik das weiterführende Element im Fussball. Es läßt sich schwerlich vorstellen, das es Trainer geben soll, die gar keinen Plan (Taktik) davon haben, wie man ein Fussballspiel gewinnt! Mag es Pessimisten geben? Aber selbst die glauben insgeheim an einen Sieg und würden ihr Bestes dafür geben!

  • Kann mich dem Statment eigentlich nur anschließen.


    Taktik ist eines von vielen -ein wichtiges- Mosaiksteinchen auf dem Weg zum Sieg. Man beginnt mit der Individualtaktik und geht dann zur Gruppentaktik und anschließend zur Mannschaftstaktik über. Ist ja eigentlich logisch und ich denke jedem einleuchtend.


    Das Problem was ich dabei sehe -das ist jetzt allgemein gemeint und auf niemanden direkt bezogen!- ist, dass viele zu früh von der Individualtaktik zur Gruppentaktik übergehen oder diese sogar überspringen und direkt zur Mannschaftstaktik kommen.


    Das schlimme daran ist, dass solche Trainer in den jüngeren Altersklassen meist noch die erfolgreichen Mannschaften stellen. Deshalb fällt es natürlich schwer ihnen zu erklären, warum sie sich an die Altersziele halten sollen und von den Jungs keinen Erwachsenenfußball fordern sollen. Diese Trainer sehen nunmal nur den kurzfristigen Erfolg und der stellt sich leichter ein, wenn ich von den Alterszielen abweiche.


    Jedoch gibt es später die Gefahr, dass die Jungs, die als G-/F-/E-Jugendliche noch zu den super Spielern gehörten irgendwann plötzlich keine Lust mehr auf Fußball haben, weil dann irgendwann alle Trainingsinhalte nur noch wiederholung sind und es kaum noch neue Dinge gibt, die sie lernen. Da aber (zumindest hier in der Region) einige Trainer nach der E-Jugend die Jungs nicht weiter begleiten, bekommen diese das gar nicht mit und sehen immer nur ihren Erfolg in den jünsgten Altersklassen.

    Wer Rechtschreibfehler findet darf sie natürlich behalten !!! ;)