Bundesligaclubs "kaufen" Damenmannschaften auf

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
  • Hallo!
    Habe fest gestellt, dass immer mehr (Männer-)Bundesligaclubs sich Damen- und Mädchenmannschaften anderer Vereine suchen, damit sich diese bei ihnen anschließen.
    Kürzlich erst bei RW Ahlen geschehen, da ist die gesamte Frauenabteilung der Ahlener SG (Kreisliga) hin gewechselt.
    Beim VFL Bochum werden demnächst die Damen des TuS Harpen (Regionalliga) spielen. Irgendwo hab ich sogar gelesen, dass auch die SG Wattenscheid (2.Bundesliga) dahin wechseln würde. Für Borussia Dortmund geht das Gerücht um, dass entweder SG Lütgendortmund (Regionalliga) oder Hombrucher SV (Landesliga) mit ihren Frauenabteilungen da hin wechseln sollen...
    Da es bei den Frauen die Sonderregelung gibt, dass die Ligen (wenn eine komplette Abteilung wechselt) mit genommen werden, starten die Vereine sogar ziemlich hoch =).


    Weiß da jemand besser drüber Bescheid? Gibt es eine "neue" Regelung dass die Männer-Bundesligaclubs auch Frauenmannschaften haben müssen??? Für die Frauenteams ist es mit Sicherheit von Vorteil, weil sie Sponsoring-mäßig absolut davon profitieren...


    Edit: Ich hab den FFC Recklinghausen vergessen, der bald zum FC Schalke 04 wechseln wird...

    Einmal editiert, zuletzt von Ronaldina ()

  • ist eine vorgabe vom dfb, das alle bundesligisten eine damenmannschaft haben müssen. einkaufen ist billiger und kleine vereine bleiben am leben.
    mal kurz zusammengefasst...

    "der runde steht im eckigen!"

    • Offizieller Beitrag

    Dieser Trend der Einkaufpoltik im Frauenfußball ist nicht wirklich neu und wird vom DFB durchaus gerne gesehen. Bei den Männer-Bundesligaklubs gibt es bereits gute Strukturen (Talentförderung, Internate usw.), die Vereine im Frauenfußball nicht bieten können.


    Jeder Männerbundesligaklub muss eine Frauenmannschaft haben und dann kauft man sich eben eine höherklassige Mannschaft ein..


    Mit der Zeit werden wohl so beim Frauenfußball in der Spitze die Vereine auftauchen, die wir schon von den Männern kennen.


    Irgendwo hatte ich darüber etwas gelesen, finde es aber nicht mehr.

  • Natürlich spricht vieles dafür. Ich selbst find es auch super, dass das jetzt so gemacht wird.
    Die Infrastrukturen sind bei den Bundesligaklubs mit Sicherheit um einiges besser, als bei den oben genannten anderen Vereinen.


    Schade, dass es das nicht zu meiner Jugend gegeben hat... Dann wäre ich auf jeden Fall zu Borussia Dortmund oder zum VFL Bochum gegangen =). Gerade in der Neuaufbau-Zeit hat man ja auch als mittlere Spielerin ne Chance da...
    Jetzt hab ich meinen Verein gefunden und um höherklassig zu spielen ists für mich eh zu spät...


    Weiß denn jemand, ab wann die Regelung gilt, dass die BuLi-Vereine ein Frauenteam haben müssen? Und wo man diese Regelung findet???

  • Spätestens mit der Einführung der B-Juniorinnen-Bundesliga im kommenden Jahr werden die kleinen Vereine bei den Frauenmannschaften nach und nach verschwinden. Dann geht der Run auf die besten Talente bereits bei den unteren Mädchenligen los. Scouts und evl. Stützpunkttrainer können sich ein hübsches Sümmchen nebenbei verdienen, wenn sie die "richtigen Talente" an die Proficlubs vermitteln. "Vitamin B" mit den richtigen Kontakten wird für die eine Karriere schon in jungen Jahren einen "goldenen Boden" liefern und die andere Sportkarriere schon früh zerstören. Das typische des Frauenfussballs im oberen Leistungsbereich bei kleineren Vereinen, in der es um Fussball, Freundschaften, Leistung und Geselligkeit in einer "großen Familie" geht, wird innerhalb weniger Jahre von der Bundesligakarte verschwinden. Haben die (kleinen) Vereine der Weltmeisterinnen von Gestern keine gute Förderarbeit geliefert? Wird durch das Öffnen der Geldschatulle plötzlich ein besserer Fussball gespielt? Und wird der Frauenfussball die Bedeutung, die er längst verdient hat, durch die Integration in "Herren-Proficlubs" erhalten? Zweifel bestehen!

  • Warum so negativ?
    Liegen in den "Geldschatullen" der Profivereine denn nicht jede Menge Chancen für den Frauenfussball?


    Fußballlehrer, Co-Trainer mit A-Lizenz, Torwarttrainer, Physios, Medizinische Betreuung, Lizenztrainer auch im Jugendbereich auf der personellen Seite.


    Bessere Trainingsbedingungen durch Plätze, Material, Kabinen, die nicht mehr auf dem Niveau eines A-Klassisten sind, auf der materiellen Seite.
    Kennt jemand die Anlage des Champions-League Siegers 2009?! Dann vergleicht sie mal mit dem modernen Millionen teuren Zentrum der Hoffenheimer Damen!
    Weniger Insolvenzen gäbe es dann sowieso.


    Scouts haben auch was Positives. Talentsichtung und Förderung durch den Verband findet z.B. bei uns in Niederbayern nicht statt! Es fehlt an Personal und an Geld.
    Was spricht dagegen, dass Talente entdeckt und gefördert werden? Dass evtl eines Tages mal jemand nen Hunni für die Vermittlung bekommt? Besser als wenn die Mädls wie jetzt versauern!
    Die "kleinen Vereine" werden trotzdem weiter gute Arbeit leisten, aber ihre Möglichkeiten, Talente zu fördern sind nun mal finanziell begrenzt.


    Und ach ja: Wieso kicken den Bundesligaspielerinnen für's Spritgeld? Haben die nicht ein Anrecht auf Bezahlung?


    Den "Spaß und die Geselligkeit der großen Familie" wird es für die, die DAS als Ziel haben immer noch geben. Dann halt in der 3. oder 4. Liga. Die, die davon träumen professionell Fußball zu spielen, haben dann aber endlich die Möglichkeit dazu!


    Fazit: Ja, durch das Öffnen der Geldschatulle wird ein besserer Fussball gespielt. Aber nicht "plötzlich" sondern in ein paar Jahren, wenn sich die besseren Rahmenbedingungen schon in der Jugend dann bezahlt machen. Schon heute ist der Bundesligafußball besser geworden, durch besser ausgebildete Jugendspielerinnen, heute 16 -20 Jahre, die die Generation davor verdrängt haben.

  • Wer glaubt, er habe aufgrund von Leistung, Fleiß und Ehrgeiz im Juniorenbereich die gleichen Chancen wie der, der die "richtigen Kontakte" hat und sich notfalls in die Mannschaft einkaufen kann, der liegt meist auf dem Holzweg. Wer also meint, bei den Junioren spielen die besten Kicker in der obersten Teams, der weiß nicht viel von "realer" Talentarbeit. Auch sind die meisten DFB-Stützpunkttrainer nicht neutral, sondern außerdem noch in Vereinen beschäftigt oder arbeiten bestimmten Vereinen (mit Geld) zu.



    Das aber im Mädchen-Frauenbereich bis heute noch größtenteils Chancengleichheit herrscht, verdanken wir dem derzeitigen großen Desinteresse der Mäzene und den vielen kleinen Vereinen mit hervorragender Förderarbeit. Hier können und dürfen sich die Talente auch mal eine "Auszeit" gönnen und das private Umfeld wird bei ihrer Leistungsüberprüfung berücksichtigt. In den großen "Geldvereinen" ist der Bedarf an "Frischfleisch" stets sehr groß. Wer nicht funktioniert wird gnadenlos aussortiert. Viele Talente geraten nach ihrer Aussortierung in Existenznöte, kommen sich nutzlos vor - halten ihr junges Leben für wertlos!



    Macht sieht häufig dabei nur die, die im "Licht stehen", die "im Schatten" sieht man nicht. Im männlichen Profibereich gibt es genügend Beispiele, in denen während oder nach der Karriere der "finanzelle Offenbarungseid" abgelegt werden mußte. Neben den ganzen Entbehrungen der Kindheit kommt dann noch die Fananznot hinzu. Man hat ihnen Fussball spielen beigebracht, nicht unter normalen Mitmenschen zu leben! Eine vernünftige Familienplanung ist dann kaum noch möglich, weil jedes kleine finanzielle Extra sofort in die Taschen der Gläubiger landet.



    Tendenzen einer Wettbewerbsverzerrung durch die Einkaufspolitik von großen Vereinen sind aber bereits seit ein paar Jahren zu spüren.



    Und ja, ich kenne beide Situationen. Die, in der mit Geld um sich geworfen wird und es dadurch von der Nebensache zur Hauptsache des Strebens wird. Aber auch die, in der es beim Training außer Bällen und Hütchen nicht viel mehr gibt und die Busse für die Auswärtsspiele älter zu sein scheinen als die Fahrer. Man kann mit Beidem leben, das angenehmere Klima ist jedoch fast immer dort besser, wo man sich auf den Fussball konzentrieren kann. Wenn kein Geld da ist, braucht man sich auch nicht über deren Verwendung zu streiten.



    Schlußendlich geht es mir darum, auch die andere Seite der Medaille aufzuzeigen. Das hat mit der Frage: "warum so negativ" primär nichts zu tun.



    Die Entscheidung, was für das Kind oder einem selbst das Beste ist, muss jeder für sich treffen. Er sollte aber immer einen "Plan-B" in der Tasche haben, um sich selbst nicht bei einem eventuellen Misslingen als "menschlichen Schrotthaufen" wieder zu finden. Deissler und Robert Enke sollten mahnende Beispiele für die sein, die mit großem Hurra das vermeintlich fehlende Geld im Frauenfussball einfordern, aber dabei die Seele des Menschen außer Acht lassen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich hatte mich in meinem Beitrag mit einer Bewertung bewusst zurückgehalten und wollte mal nicht den Miesmacher spielen.


    Der Bewertung von TW-Trainer füge ich folgendes hinzu:


    Womensoccer.de berichtet folgendes:


    ....Der Zuschauerschnitt der Handball-Bundesliga der Frauen liegt mehr als 20 Prozent über dem der Frauenfußball-Bundesliga....


    Den ganzen Artikel gibt es hier:


    DFB-Mitgliederstatistik: der schöne Schein


    Wenn der höherklassige Frauenfußball von den Männer-Bundesligavereinen übernommen wird, werden die Zuschauerzahlen und das öffentliche Interesse am Frauenfußball weiter sinken. Man sieht es bei den Männern in der 3. und 4. Liga deutlich: die Amateurvereine der Bundesligaclubs haben unterirdische Zuschauerzahlen. Was soll da bei den Frauen kommen?


    In kleineren Vereinen oder Orten spielt höherklassiger Frauenfußball teilweise eine große Rolle. Es ist schade, wenn man diesen Vereinen eine Aufbauarbeit zerstört, die teilweise über viele Jahre mit sehr viel Herzblut betreiben wurde.

  • Ich finde vor allem den Beitrag von TW - Trainer sehr interessant. Ich kenne zwar nur einen Klub der Frauenbundesliga näher, würde es aber schade finde, wenn dieser verschwindet, weil sich dort über Jahre etwas entwickelt hat und sich die "Fans" mit diesem Verein eben wegen dem Erfolg der Frauen identifizieren. Es ist gut, dass einmal die andere "Seite der Medaille" aufgezeigt wird. Der Druck im Leistungsbereich fängt im Kindesalter an und nicht immer setzen sich die Besten durch. Viele Faktoren spielen eine Rolle. Das ständig "gesiebt wird" ist im Leistungssport auch völlig normal. Nur sollte man seiner Verantwortung gerecht werden und die "aussortierten" Nachwuchssportler vernünftig "auffangen. Auch Eltern sollten sich hinterfragen, ob "Junior/-in" wirklich eine reele Chance hat, oder ob sie sie/ihn nur pushen und irgendwann überfordern und vor einem Scherbenhaufen stehen werden.

  • Nun, TW-Trainer zeigt Schattenseiten des Profisports auf, ich hielt dem die Sonnenseiten entgegen.
    Wie er schon sagte: Zwei Seiten einer Medaille.


    Ich habe aber keine Befürchtung, dass die Mädls bald ihr Leben als wertlos ansehen, weil sie nicht Profi geworden sind. ;)


    Und eines noch: Was entscheidet denn heute darüber, welche Mädchen in Auswahlmannschaften kommen und welche nicht?
    Vitamin B und persönliche (Vereins-)Symphatien.

  • Zitat Mariahilf:


    Zitat


    Ich habe aber keine Befürchtung, dass die Mädls bald ihr Leben als wertlos ansehen, weil sie nicht Profi geworden sind.


    Da die Mädls die gleichen Chancen bekommen wollen/sollen, wie die Jungs, werden sie auch die sogenannten Schattenseite der Medaille mit kosten müssen. Und da gehört dann auch Leistungsdruck mit dazu. Nicht jede wird vielleicht damit umgehen können.


    Ich persönlich bezweifle, dass sich der Frauenfußball mal derart in diese Richtung entwickeln wird, wie der Männerfußball. Ich habe nichts dagegen, jedoch finde ich, dass da im Moment mit Macht versucht wird, eine Sache zu pushen, die nicht von selbst die Akzeptanz bekommt, die man gern wegen z.b. einer anstehenden WM :sleeping: haben möchte.