Eltern setzen ihr Kind unter Druck

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  • Wir haben vor kurzer Zeit eine C-Spielerin zu den B-Juniorinnen bekommen, da Eltern und Trainer sich nicht wirklich gut verstanden haben. Sie ist 1995 geboren und erreicht läuferisch (Geschwindigkeit) und spielerisch (verliert die meisten Zweikämpfe) nicht das Niveau der meisten anderen Spielerinnen bzw. die Leistung der gegnerischen Spielerinnen. Sie ist altersgerecht (spielerisch, technisch und läuferisch) entwickelt. Da sie in der Regel auf Spielerinnen trifft, die zu 80% 3 Jahre älter sind, wird sie von mir langsam an die Sache herangeführt. Deshalb ist sie Ersatzspielerin, erhält aber trotzdem in jedem Spiel ca. 30-40 Minuten Spielzeit.


    Nun kam sie beim letzten Spiel (wollte sie gerade einwechseln) zu mir und fragte mich warum ich sie nicht von Spielbeginn an eingesetzt habe. Dies hatten ihr ihre Eltern aufgetragen. Ich erklärte ihr das sie nicht von sich selbst erwarten könne und dürfe, mit den anderen ganz mithalten zu können. Sie hat noch mindestens 2 wichtige Jahre bis zu dem Punkt, wo sie auf diesem Level spielen können sollte. Was 2-3 Jahre in diesem Alter ausmachen, kann sich hier sicherlich jeder selbst vorstellen. Was von ihr dann als Anwort kam, hat mich fast aus meinen Schuhen gehauen. Sie sagte, das ihre Eltern sie abmelden werden, wenn sie nicht innerhalb von 1-2 Wochen von Beginn an mitspielt. Innerlich stocksauer auf die Eltern und deren Aussage, habe ich ihr dann gesagt, das ich nach dem Spiel mit ihren Eltern sprechen werde.


    Ich habe ihnen erklärt, das sie ihrem Kind Zeit für die Entwicklung geben sollten und es mit einer solchen Aussage nur völlig ohne Not extrem unter Druck setzen. Das sie für ihr Alter ordentlich spielt und das der Spaß an der Sache sehr wichtig ist. Die Antwort war, das sie ihr Kind genau kennen und wissen wann und wie sie ihr Kind unter Druck setzen müssen, damit es erfolgreich wird. Meiner erneute Bitte ihr Zeit zu geben und keine solche Drohung (abmelden, wenn sie nicht Stammspielerin ist) in den Raum zu setzen, verpufften bei diesen Eltern völlig. Sie sehen in ihrem Kind ein Supertalent und glauben mit ihrer Drohung dem Kind zu helfen. Daraufhin habe ich ihnen erklärt, das es mir sehr leid für das Kind tut, aber eine Position als Stammspielerin kann und werde ich ihrem Kind nicht kurzfristig geben. Dies wäre nicht nur den anderen Mitspielerinnen gegenüber unfair, sondern würde auch ihrem Kind mehr schaden als nutzen.


    Unabhängig davon weiß ich, das ich der Forderung der Eltern nicht nachkommen darf, weil sonst allen anderen Eltern Tür und Tor geöffnet würden, gleiches einzufordern.


    Trotzdem tut mir dieses Kind leid. Sie weiß selbst, das sie leistungsmäßig noch nicht an die anderen herankommt. Spielt aber trotz ihrer uneinsichtigen, dummen Eltern unheimlich gern Fußball. Ich jedenfalls würde es sehr bedauern, wenn sie aufgrund ihrer Eltern gezwungen wird mit dem Fußball aufzuhören.

    Wer kämpft kann verlieren - wer nicht kämpft hat bereits verloren

  • Nicht umsonst ist ja gewechselt wurden seitens der Eltern von C zu B-Jugend, scheinen schwierige Eltern zu sein.


    Wir haben einen ähnlichen Fall , wo die Eltern das Kind in der D abgemeldet haben.


    Dort sagte ein Vater zu dem Vorfall " Reisende soll man nicht aufhalten "


    Auch das Kind ist hier der Spielball der Eltern,obwohl die Eltern dies verneinen. Entäuschte Interessen werden auf dem Rücken der Kinder ausgetragen,nicht erfüllte träume sollen die Kinder nachholen ,wenn schon nicht der Vater/Mutter ein erfolgreicher Star war,dann eben das Kind.


    Und sie sehen nicht ,wie das Kind trainiert,wie es sich einbringt und was das Kind wirklich kann. Die wenigsten haben die rosarote Brille nicht auf ,sondern sehen ihr " Wunschdenken"


    Wir haben bei uns eine Famiie,5 Kinder -2 Mädle und 3 Buben - alle spielen Fußball, recht ordentlichen auch.


    Leider hat die Mutter aber ihren Realitätssinn verloren.


    Beim letztem Spiel ihrer Tochter - sie spielt D und ist momentan eher in schlechter Spielqualität - bevor der Trainer was sagen konnte -lobte sie ihr Kind über alle,wie gut sie gespielt hat und keine Fehler gemacht hat - in der Kabine habe ich aber mitbekommt,dass das Mädchen aber verunsichert war ,denn sie hat sich nicht so gut gesehen. Der Trainer hatte in der Zeit aber keine Möglichkeit,den Sachverhalt zu verändern,da die Mutter auch ständig an der Tochter umhergluckte.


    Leider wird es immer solche Eltern geben,aber man sollte versuchen,sich nicht erpressen zu lassen,das Kind ein wenig auf seine Seite zu bekommen und ihn versuchen zu bestärken,dem Trainer zu vertrauen .

  • bcefferen, du hast alles richtig gemacht, nur eines nicht: du haderst jetzt mit dieser völlig dämlichen reaktion der eltern.
    mach nen haken dran.
    du wirst diese art eltern nicht ändern und das weißt du, richtig?


    ist halt jammerschade um das mädchen. aber dieses mädchen wird mit diesen eltern noch lange zeit probleme haben, bis es eines
    tages selbstbewusst genug ist, das zu tun, was du versucht hast: nämlich den eltern entgegenzutreten.

    Das einzige, was wirklich gerecht verteilt ist, ist die Intelligenz.
    Ich habe noch nie jemanden sagen hören, er hätte zu wenig davon.

  • Ich sehe das genau wie Tom. Du hast alles richtig gemacht. Du darfst dich als Trainer nicht von den Eltern unter Druck setzen lassen. So leid es mir für das Mädchen tut, dann muß es eben gehen. Sie heißt doch nicht Klinsmann mit Nachnamen und hat sich eine Stammplatzgarantie in den Vertrag schreiben lassen.

  • Ich finde auch, besser und ehrlicher hätte man nicht vorgehen können. Ich glaube übrigens nicht, dass die Kleine aufhören wird, ich denke sie wird zum nächsten Verein geschliffen oder sie macht weiter bei Dir, Gruß Andre

  • Auch ich kann keinen Fehler deinerseits erkennen und ich verstehe, dass dir das Mädchen leid tut.


    Leider gibt es in jedem Verein solche dummen Eltern, die mit ihrem Verhalten den Kindern zwar eindeutig schaden, aber immer noch der Meinung sind, ihnen zu helfen.


    Wir haben da auch einen Fall, wo mir das Kind unheimlich leid tut. Der Junge ist technsich recht begabt, nur fehlen ihm bislang bei schweren Spielen noch der Wille und das Durchsetzungsvermögen, so dass er immer dann den Ball sofort abspielte und die Zweikämpfe mied, wenn es gegen starke Gegner ging. Deshalb haben wir Trainer vor der laufenden Saison entschieden, ihn nicht in der ersten Mannschaft, die in der höchsten Spielklasse und leistungsorientiert spielt, sondern in der E2 einzusetzen. Dort trifft er mit seinem Team auf adäquate Gegner und es ist bislang das eingetroffen, was wir uns erhofft und auch den Eltern im Vorfeld gesagt haben: Er ist im neuen Team vom reinen Mitläufer zum Leader geworden, übernimmt Verantwortung und ist daher selbst nach den Spielen auch zufrieden. Der Trainer der E2 lobt ihn ausdrücklich für seine Entwicklung und stärkt ihm den Rücken.


    Eigentlich müssten die Eltern begeistert sein, doch was tun sie: dem Jungen immer wieder einreden, dass nur die bösen Trainer verhindert hätten, dass er in der ersten Mannschaft spiele und dass ihm andere Kinder den Platz weggenommen hätten. Dieses plapperte er dann irgendwann nach und attackiert damit verbal auch die betroffenen Kids, die den Wechsel in die E1 geschafft haben. Dass der Schritt für die Entwicklung ihres Kindes eigentlich genau der richtige war, wollen sie nicht sehen. Traurig, oder? ;( :O


    Das zeigt mir aber wieder einmal, dass unsere Einflussmöglichkeiten bei derartigen Eltern leider sehr begrenzt sind und dass wir nicht schützend die Hand über alle halten können. Insofern sollte man sich selbst auch nicht zu sehr belasten, wenn die Sitautionsanalyse ein derartiges Ergebnis gebracht hat.


    Halte uns doch auf dem laufenden, wie es weitergegangen ist.

  • bcefferen, lass dich bloss nicht einschüchtern von diesen Eltern! Du hast alles richtig gemacht, und ich verstehe dich sehr wohl, wenn du das Mädel bedauerst.


    Ich war auch schon in einer solchen Situation, nur weil ein Vater den Eindruck hatte, dass beide Zwillingssöhne von Beginn weg spielen sollten. Dabei war der eine Bruder weiter als der andere, zeigte mehr Interesse am Fussball und war technisch seinem Bruder weit voraus. Beide zusammen funktionierte nicht, daher liess ich jeweils einen spielen von beiden. Der Vater hat dies nicht eingesehen und seine Jungs danach aus dem Team genommen. Als ich dann als Trainer aussetzte (war damals gerade an der Lehrabschlussprüfung dran), liess auch der Vater siene Sprösslinge wieder spielen, mit dem Erfolg, dass sie ein halbes Jahr später freiwillig aufhörten.


    Ich hielt eisern an meiner Entscheidung fest, auch wenn ich mir einen grossen Feind innerhalb des Vereins machte, denn der Vater war ehemaliger Präsident und war auch noch Sponsor des Clubs.

    Wer gewinnen will, muss zuerst verlieren lernen!
    Die Kombination Trainer/Schiri ist noch sehr witzig... :D =) :]