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  • Ich schmeiß einfach mal eine Hypothese in den Raum und bin gespannt auf Antworten.

    Die Frage ist, wie sieht der Fußball der Zukunft aus? Geht das Ganze in die Richtung, wie die Nationalelf Spaniens, die bei der EURO 2008, mit ihren kleinen Mittelfeldspielern, den Ball unglaublich schnell und direkt zirkulieren haben lassen? Wird der Fußball also immer schneller und direkter mit durchstrukturierten Spielzügen oder setzt sich der robuste Kick and Rush Fußball durch, basierend auf taktischer Disziplin und Zweikampfhärte!
    Ich bin gespannt auf eure Antworten!!!

  • Schönes Thema,

    ich denke das Spanien die Richtung vorgegeben hat. Wenn die Spanier das bei der nächsten WM bestätigen, dürfte es eine klare Antwort geben. So ist sie in den Rauchwolken für mich zu erkennen.

    Einen kleinen Einblick in den Fußball von morgen zeigt Hoffenheim, gefolgt von Köln, Wolfsburg, Bremen, Hamburg. Spielen die nicht alle plötzlich mit frischem Offensivfußball, Fußball mit wenig Ballkontakten pro Spieler zwischen Ballannahme und Pass (One-Touch)? Da kommen meinem subjektiven Gefühl entsprechend nicht einmal die Bayern mit klar, selbst wenn sie sich gerade wieder hochmogeln. Mogeln deshalb, weil sie mit viel Dusel und ohne große erkennbare Überlegenheit gewinnen.

    Dieses Gesamtpaket betrachtet spricht für mich eine deutliche Sprache. Gruß Andre

    Einmal editiert, zuletzt von Andre ()

  • Wenn das alles so einfach wäre.

    Es gibt nicht das einzig wahre System. Wer das behauptet, ist bereits auf dem Holzweg. Jeder soll bzw. muss das spielen wozu er das entsprechende Personal hat.
    Am besten ist es immer, wenn man über die optimale Mischung verfügt. Aber für welches Team trifft das schon zu?

    Fußball ist dynamisch und entwickelt sich nicht linear (gerade), sondern macht ständig nicht vorhersebare Schwankungen (Wellenbewegungen) durch. Wer heute sagt, das Konzept Hoffenheim (Offensive pur) ist das optimale, täuscht sich genauso im Konzept Köln (defensive pur).

    Da flackern mal kurzfristig ein paar Lichter auf und schon sprechen andere, von dem System schlechthin. Abwarten, den meistens kommt es anders als man denkt. Will heißen, das die Teams, die jetzt noch gelobt werden, unter Umständen im nächsten bereits mit dem gleichen System die größten Probleme haben könnten. Warum?

    Weil andere Teams sich mit der Zeit auf diese Systeme einstellen und die vorhandenen Schwächen gnadenlos aufdecken werden.

    Wer kämpft kann verlieren - wer nicht kämpft hat bereits verloren

  • Ziel eines jeden Vereinstrainer sollte es sein, Offensive pur zu predigen. Schon bei den kleinsten sollte ein 10:9 mehr wert sein, als ein 1:0.. "Wir haben zu null gespielt... blablabla.." Diese "Hoffenheimer-Bremer" Denkweise sollte gefördert werden, da man dadurch Zuschauer und Kinder begeistern kann. Defensivkonzepte a la König Otto oder Trap werden immer wieder kurzfristige Erfolge feiern, aber nur Offensive kann in der Zukunft zum Erfolg führen - HOFFENTLICH (siehe Spanien und Russland).

    Das einzige was mich ein wenig stört, ist die Art und Weise wie gespielt wird. Eigentlich bin ich ja total begeistert vom schnellen, unglaublich schön anzusehenden One-Touch Football, ABER wo sind die Maradonnas, Peles, Zidanes oder Ronaldinhos, die mit fabelhaften Tricks Zuschauer und vor allem Kinder begeistern. Wo in Pausen die neuesten Tricks geübt werden und jeder diese können will. Viele Trainer glauben jetzt auch schon im Nachwuchsfussball dieses Pass-Spiel bis zum Umfallen üben zu müssen und die individuelle Klasse bleibt damit auf der Strecke. Ich spreche ja hier selbst aus eigener Erfahrung und im letzten Spiel, ja es war nicht schlecht anzusehen, aber mir fehlten einfach die 1:1 Situationen auch gegen einen körperlich stärkeren älteren Jahrgang. Klar sind wir mit wunderschönen Passkombinationen über mehrere Stationen immer wieder zum Erfolg gekommen, aber ich hab 1:1 Situationen vermisst, die ich im Training immer wieder sehe. Aber genug abgeschweift...

    Ist dieser schnelle Fussball jetzt die Zukunft? JA, aber bitte vergesst nicht auf die individuellen Fähigkeiten einzugehen. Hoffentlich sieht man in Zukunft wieder mehr Riberys und Diegos auf den Bildschirmen gepaart mit dem unglaublichen Fussball der Spanier oder Russen.

  • Siehste aetschbaetsch, genau deshalb habe ich mich damals entschlossen, speziell die Ballkoordination als Aufwärmtraining zu wählen, ganz genau deshalb.

    Erst muß der Ball studiert werden (Übungen aus der Ballkoordination), sie müssen lernen, damit umzugehen, dann wird damit gelaufen, sprich gedribbelt und danach kommt das Passen und Schießen und zu guter letzt, dass ganze unter Stress, sprich das 1:1. Ich kaufe einem Baby ja auch erst die Socken, dann die Schuhe und dann steht es und dann läuft es und macht danach noch ganz andere Dinge.

    Zu guter letzt -nach der E- sollten diese Dinge da sein und dann verbinde ich alles im "Ganzheitlichen Training". Hierbei erhalte ich den Spielwitz -vor allem der Stürmer-, welche bei mir aber keine feste Sturmposition mehr inne hätten.

    Bei meiner nächsten Mannschaft würde ich hierbei noch einen drauf setzen, denn ich habe woanders frisch gelernt, dass die Abwehr mit 3, das Mittelfeld mit 2 und die Stürmer mit so vielen Ballkontakten wie sie wollen arbeiten sollten.

  • Bceffferen,

    Du weißt dass ich auch ein Freund deines Satzes -die Mischung macht es- bin.

    Bei der Nationalmannschaft muß ich hiervon abweichen, weil der Nationaltrainer hat die Möglichkeit, seinen Kader so zu wählen, dass er beispielsweise keine "Mischung" hat. Er könnte sich einen Kader auswählen bzw. einen entwickeln, in dem nur Spieler sind, die das Passspiel exelent und herausragend beherrschen. Diese Möglichkeit haben Trainer im Breitensport überhaupt nicht. Trainer im Profibereich wohl auch eher nicht. Sollte Spanien bei der nächsten Meisterschaft, sprich der WM ihre Leistung bestätigen (Endspiel), dann kann der Dfb hier schon anknüpfen, soweit ein solches Potenzial gegeben ist. Vielleicht ändern sich sogar die Ausbildungsziele wieder, ...weiss mans?

    Gruß Andre

  • weil wir so oft Spanien angesprochen haben und ich erst heute wieder gelesen habe, dass Spanien das Nonplusultra im Nachwuchsfußball ist: Was machen die Spanier anders als wir Österreicher oder ihr Deutschen im Nachwuchs? Hat jemand dementsprechende Berichte oder Bücher bzw Informationen über das Ausbildungskonzept der Spanier bzw einzelner Vereine (Barcelona)?

    Spanier sind ja nach der letzten EM das Aushängeschild Europas und müssen Vorbild für alle sein. Sie praktizieren nicht nur ein exzellentes Kombinationsspiel, sondern sind auch alle Balltechnisch eine Augenweide. Erst dadurch kommt dieses Kombinationsspiel zustande. Leider vermisse ich noch zwischendurch diese 1:1 Situationen, wie bereits oben erwähnt. Drauf haben würden sie es alle, wie sie immer wieder in der Liga beweisen...

  • Zitat:


    aetschbaetsch schrieb am 12.11.2008 11:09
    Ist dieser schnelle Fussball jetzt die Zukunft? JA, aber bitte vergesst nicht auf die individuellen Fähigkeiten einzugehen. Hoffentlich sieht man in Zukunft wieder mehr Riberys und Diegos auf den Bildschirmen gepaart mit dem unglaublichen Fussball der Spanier oder Russen.




    Ja wenn du schon von den fantastischen Dribblings schwärmst, wärend andere auf das unheimlich schnelle Direktspiel schwören, hätte ich gerne wieder einmal einen Günter Netzer mir seinem zentimeter genauen langen Pass aus dem nichts spielen gesehen. Fussball hat eben viele verschiedene Facetten.

  • Zitat:


    Zaungast schrieb am 12.11.2008 12:52
    Ja wenn du schon von den fantastischen Dribblings schwärmst, wärend andere auf das unheimlich schnelle Direktspiel schwören, hätte ich gerne wieder einmal einen Günter Netzer mir seinem zentimeter genauen langen Pass aus dem nichts spielen gesehen. Fussball hat eben viele verschiedene Facetten.




    will damit betonen dass wir uns nicht vom Kombinationsfussball blenden lassen sollten und nur mehr die schwerpunkte in diese richtung setzen, sondern trotzdem die individuellen fähigkeiten in den vordergrund stellen müssen. Sonst haben wir nur mehr Spieler, die gut passen können, aber keine 1:1 Situationen sich mehr zutrauen, jetzt mal übertrieben formuliert. Das Zusammenspiel macht es (wie so oft)

  • @ Andre

    Es ist sicherlich richtig das ein Bundestrainer sich die Spieler nach seiner Vorstellung aussuchen kann, aber auch er kann nur aus den vorhandenen Möglichkeiten wählen.
    Spielertypen wie Gerd Müller, Franz Beckenbauer, Günter Netzer, Uwe Seeler, Ballack, Overath u.v.m. sind einmalig. Sie lassen sich weder kopieren und sind absolute Unikate.
    Von der Qualität und Klasse dieser Spieler wirst weder du noch irgend jemand anderes 11-15 Spieler in der aktuellen Zeitspanne finden.

    @ alle

    Es sollte alle mal überlegen wie sich Individualisten wie sie oben aufgeführt wurden und ein einheitliches Spielsystem zusammenbringen lassen. Aus meiner Sicht geht das nämlich nicht mit zunehmender Anzahl an Genies nicht. Entweder Zauberkünstler, oder ein einheitliches System. Und genau das ist der aktuelle Knackpunkt.
    Aus meiner Sicht gibt es zu viele Spieler die rennen und ackern können, aber leider zu wenige die mit nicht vorhersebaren Aktionen, Gegner und Zuschauer überraschen. Das liegt sicherlich zu großen Teil am aktuellen Konzept.
    Beispiel: von Podolski wird bei Bayern München erwartet das er alles macht. Nach hinten arbeiten, für andere Vorbereiten, selber den Abschluss suchen. Was viele vergessen: alles geht nicht, entweder kreativ nach vorn, oder sicher nach hinten absichern.
    Meine Philosophie ist es solche Spieler von der Deckungsarbeit zu entlasten, damit sie alle Kraft und Energie in die Überraschungen nach vorn investieren können. Das bedeutet das andere die Drecksarbeiten übernehmen müssen.
    Da dies aber nicht zum Konzept der meisten zur Zeit past, wird den vorhandenen Spielern diese Kreativität aberzogen bzw. sie finden sich wie Podolski, trotz erwiesener Klasse, auf der Auswechselbank wieder.
    In diesem Sinne ....

    Die eierlegende Wollmichsau werden wir mit dem vorhandenen Konzepten nicht bekommen. Sie sind viel zu starr und unflexibel.

    Wer kämpft kann verlieren - wer nicht kämpft hat bereits verloren

  • Die von Dir genannten Spieler haben aber eher nicht die Anzahl der Ballkontakte vorgegeben bekommen, sie waren eher Individualisten die ihren Spielwitz ausspielten bzw. ausspielen durften.

    Die Idee, einen Spieler durch die Arbeit der anderen, sozusagen freizustellen ist nicht neu, aber durchaus überlegenswert, auch in der eigenen Mannschaft. Auch interessant wäre die Überlegung, dass sich zwei oder gar drei Spieler eine Position im freien Wechsel teilen.

    Das mit dem Aberziehen habe ich auch schon mal so empfunden, z.B. bei Kevin K.. Der kann trixen, tut es aber nur seltenst. So gesehen läuft er nur mit einem Revolver auf den Platz, obwohl er ja zwei hat;-)




  • Welcher Trainer in de Bundesliga gibt denn die Anzahl der Ballkontakte vor? Oder meinst du sogar den Jogi bezogen auf die Nationalmannschaft?

    Eine solche Vorgabe tötet jeglich Kreativität.

    Spieler komplett rotieren zu lassen ist ebenfalls nicht neu. Wichtig dabei ist, dass die entsprechenden Spieler alle entsprechenden Positionen spielen können. Ansonsten muss eine Qualitätseinbuße bewusst in Kauf genommen werden.

    Wer kämpft kann verlieren - wer nicht kämpft hat bereits verloren

  • Hi nochmals,

    ich bin nicht der große Profitrainer aber auch bei der Nationalelf habe ich so den Eindruck bekommen, als würde das schnelle Abspiel/Passspiel doch groß geschrieben, ...also ein Ja, ich meinte die Nationalmannschaft.

    Bezogen auf den "normalen" Fußball finde ich nicht, dass das die Kreativität tötet. Es kann bei guter Schulung einen dynamischen Prozess in Gang setzen. Ich habe hier irgendwo -noch vor kurzem- gelesen, dass die Mannschaften dessen Spieler mit den wenigsten Ballkontakten arbeiten, meist die sind, die gewinnen -siehe Spanien-.

    In diesem Zusammenhang fand ich es -vorrausgesetzt das stimmt so- sehr interessant, einer im unteren Jugendbereich gut ausgebildeten beispielsweise C 1 die Vorgabe zu machen, dass der Abwehrspieler beim 3. Kontakt abspielen sollte, der Mittelfeldspieler beim zweiten Kontakt und der Stürmer eben keine Auflage bekommt, damit er seinen Spielwitz entfalten kann.

    Ich kenne das vom Training und als Anweisung vom Trainer der jetzigen D 1 so, dass hier möglichst auf allen Positionen mit 2 Ballkontakten gearbeitet werden soll.

    Das finde ich dann -nun wo ich eine andere Variante kennen gelernt habe- schon nicht mehr so gut, weil es den ein oder anderen situationsbedingt schon zu stark unter Druck setzen könnte.

    Gruß Andre

  • Ich spanne jetzt mal den ganz großen Bogen und breche das ganze auf meine Jungs runter:
    Ich lege großen Wert darauf, dass die Jungs viel mit dem Ball können, Passen steht natürlich auch ab und an auf dem Programm. Im Spiel erwarte ich vor allem Tempo, egal ob in Einzelaktionen oder beim Passen (beim Passen eben die wenigen Kontakte). Den Spielwitz macht dann doch aus, dass die Jungs nicht festgelegt sind auf entweder stures Kombinationsspiel oder gezielte immer-wieder-Einzelaktionen. So können die Kids selbst entscheiden, ob in der jeweiligen Situation die Lösung in der Einzelaktion oder im schnellen Passspiel über mehrere Stationen liegt. Sie müssen halt handlungsfähig sein (mein Lieblingswort bei der Umschreibung der Ausbildungsziele der Kids =) ).
    Was die "Großen" angeht war ich immer ein riesenFan des Zidane: Er konnte Gegenspieler auf dem Bierdeckel austanzen und war sich aber auch nicht zu schade, den einfachen Pass zu spielen, wenn es das naheliegenste schien. Ich glaube gar nicht mal, dass es die reine Anforderung des schnellen Passspiels ist, was die derzeit "Guten" so gut aussehen lässt. Mich haben z.B. die Russen mit Ihrem Spiel schwer begeistert. Da war aber nicht nur der schnelle Pass dabei, sondern überhaupt eine hohe Laufbereitschaft (für mich resultierend aus einer hohen Spielfreude) und sie waren großenteils auch einfach gut am Ball, und wer gut am Ball ist, der hat Luft fürs Erfassen der Situation. Wenn man derzeit sieht, wie lange manche brauchen, bis der Ball kontrolliert ist oder teilweise totgestoppt wird, bevor es überhaupt weiter geht, der braucht sich nicht wundern, wenn ihm der Gegner bereits auf den Füssen steht. Also steht für mich hinter all dem nicht nur die Fähigkeit, schnell passen zu können sondern eben eine allgemein gute Ausbildung am Ball.

    "Sag es mir - und ich werde es vergessen. Zeige es mir - und ich werde mich erinnern. Beteilige mich - und ich werde es verstehen."
    Lao-Tse (chinesischer Philosoph)