In U12 und U13 kann das NLZ bei nur (!) 30 Minuten Fahrzeit schon eine sinnvolle Option sein, muss es aber nicht.
Viel wichtiger bei der Betrachtung (und das kommt mir bei den bisherigen Beiträgen zum Thema etwas zu kurz) ist wie die Alternative aussieht.
Du schreibst Leistungsverein + Stützpunkt.
Wie gut ist der Leistungsverein aufgestellt (Spieler + Trainer)
Wie gut ist die Spielklasse, Häufigkeit der Spiele, Qualität der Gegner im Leistungsverein
Wie weit ist es zum Leistungsverein (Fahrrad, 5 Minuten, 15-20 Minuten; bei letzterem wäre die Entfernung eigentlich kein Kriterium mehr).
Wie weit ist die Entfernung zum Stützpunkt und die Qualität der Spieler und Trainer dort.
Wie viel Zeit verbringt Dein Sohn im Moment in der Freizeit zu Hause mit Freunden (egal, ob Bolzplatz, Basketball, Fahrrade, Skaten etc. nicht Playstation!)? => das würde mit NLZ vermutlich weniger werden.
Die Gemengelage aus all dem legt am Ende fest, welche Entscheidung richtig ist.
Wenn Du die obigen Punkte zum Leistungsverein durchweg als gut bis sehr gut bzw. vorteilhaft bewertest, macht Ihr mit zwei weiteren Jahren ohne NLZ vermutlich nichts falsch und verbaut Eurem Jungen auch nichts.
Unser Sohn hat den Wechsel vor zwei Jahren zur U12 vollzogen. (Entfernung 30-45 Minuten)
Allerdings waren die Rahmenbedingungen der Alternative vollkommen anders.
Im Lokalen Umfeld gab es eigentlich nur Teams auf Gruppen-/Kreisklassenebene. Eine Kreisliga war vorhanden, aber die Teams daraus wären in anderen Regionen eher in Kreisklasse oder Gruppe einsortiert worden. Ein Team spielte BOL (Entfernung 20-25 Minuten) da wäre mein Sohn als U12er der Topspieler einer U13 gewesen. Die Mannschaft spielte hat BOL, weil der Kreisligameister aufsteigt und hat dort dann mit Mauerfußball versucht die Klasse zu halten.
Fahrzeit zum Stützpunkt ca. 20-25 Minuten. Das Niveau am Stützpunkt war aufgrund der Qualität der Teams in der Umgebung entsprechend. Gleiches galt für die Trainer dort. Anfänger, die Jugendmannschaften auf Kreis-/ Gruppenniveau trainiert haben oder Seniorentrainer, die sich noch etwas dazu verdienen...
Für unseren Sohn stand also letztendlich die Entscheidung Wechsel oder dauerhaft im Heimatverein mit Freunden (die nicht seine besten sind, sondern Teamkameraden; die besten Freunde vor Ort sind entweder Älter oder betreiben andere Sportarten) und parallel dazu mehr Energie in Leichtathletik zu stecken und dort mehr auf Leistung zu seetzen.
Wie seine Entscheidung ausfällt war uns eigentlich klar, trotzdem haben wir ihm diese Alternativen aufgezeigt. Organisatorisch war es nicht ganz einfach, aber über Fahrgemeinschaft, Großeltern, flexible Arbeitszeiten bei beiden Eltern funktioniert es ganz gut. Gleichzeitig hatte er das Glück, dass das Team menschlich gut zusammengestellt ist und er da neue Freunde gefunden hat, die ihm mittlerweile genauso wichtig sind wie die, die er zu Hause hat. Zur U14 stand kurzfristig mal die Option eines Wechsels mit sportlich etwas besserer Perspektive im Raum, die aber auch wieder mehr Aufwand mit sich gebracht hätte. Für uns Eltern war eigentlich klar, dass das aktuell noch keinen Sinn machen würde, haben aber ergebnisoffen mit unserem Sohn darüber gesprochen. Nach einem kurzen Anflug von Stolz und Euphorie, hat es dann relativ schnell entschieden, dass er sich das im Moment noch nicht vorstellen kann und gerne noch mindestens die nächsten zwei Jahre mit seinen Jungs verbringen will...
Die Gefahr, dass er damit einen wichtigen sportlichen Entwicklungssprung verpasst ist vermutlich größer als bei Deinem Sohn, der in die U12 kommt.
Wir sind trotzdem sehr froh, dass er ohne unsere Einflussnahme die Entscheidung so getroffen hat.