Beiträge von let1612

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    "Jahrzehntelange Ignoranz" ist für mich eindeutig arrogant. Wer sagt, dass es Ignoranz war? Sorry, falls es so gewesen sein sollte, ich war bei keiner DFB-Sitzung dabei.


    "Fast immer dieselben zwei Torschützen? Toll, dass der Verein so große Talente hat." Dieses Problem wird durch Fussball 3 sicherlich nicht gelöst, es wird nie so sein, dass alle Kinder Tore schießen....

    Ich war bei den Sitzungen auch nicht dabei. Der WFV hat aber schon lange umgestellt (ein Landesverband im DFB) - und andere Länder (z.B. Belgien, Niederlande, Österreich) auch. Ich kann mir somit nicht vorstellen, dass der DFB das Konzept nicht kannte.


    Wenn die 2 Torschützen in einem Team spielen, werden die anderen Kindern in den schwächeren Teams auch Tore erzielen - das ist logisch, sonst würden dort ja keine Tore fallen. Hinzu kommt allerdings auch, dass dies ein Grund ist für Fußball 3, den alle Trainer, die an einem Festival bereits teilgenommen haben, bestätigen.

    Papatrainer83 : was findest du an dem Kommentar arrogant?

    Aus meiner Sicht kann man ihm nur "Verallgemeinerung" vorwerfen. In BaWü wird schon länger in Kleingruppen und Spieltagen gespielt als in anderen Bundesländern. Bayern ist mit Mittelfranken seit 2015 mit FUNino in Wettkampfformen unterwegs. Bei anderen funktioniert das auch schon seit ein paar Jahren. Genauso ist BaWü mit 4+1 bei den Bundesländern sehr weit vorne dabei - allerdings gab und gibt es auch in BaWü noch viele Kritiker (siehe z.B. auch das Interview von Thomas Staack (3 gegen 3 Liga Köln) mit Michael Rentschler (WFV)). Das hätte man aus meiner Sicht differenzierter darstellen können.


    Die Grundtendenz des Kommentars kann man allerdings nicht weg diskutieren: Horst Wein's Erkenntnisse gibt es schon länger - ich möchte da aber gar nicht in der Vergangenheit unterwegs sein (schon gar nicht im letzten halben Jahr, in dem viele geplante Festivals ausfallen mussten - ich denke ansonsten wären wir heute in einigen Regionen schon weiter). Ich finde unsere Zeit und Diskussionen gerade sehr spannend. Und nachdem nun auch die Süd-NLZs (z.B. Hoffenheim, Stuttgart, Frankfurt) noch auf den Zug aufspringen und die Spieleranzahl und Wettkampfform in der U13/14 in Frage zu stellen und alternative Modelle ausprobieren, bin ich gespannt, welche Auswirkungen das in ein paar Jahren haben wird.

    Der von vangaalsnase in seinem pdf erwähnte Prof. Dr. Wolfgang Schöllhorn hielt auch einen Vortrag auf dem ITK2019: "Wiederholung verhindert effektives Lernen" (pdf, Video (leider ohne Folien gefilmt)) - darin findet sich ein Beispiel Fußball: Torschusstraining.


    KingJames9 : ich finde technische Grundlagen (physikalische oder physische) auch wichtig, ich frage mich nur immer, ab wann verstehen es die Kinder? G-, F-, E- oder D-Jugend - oder vielleicht noch später? Ab wann bringt ihnen die Information etwas und wann stresst es die Kinder?


    Thommy : ich habe eine ähnliche Übung zu Corona-Zeiten auch gemacht (Jahrgang 2010 - E-Jugend) - musste allerdings die Schwierigkeitsstufe anpassen, weil anfangs die Erfolgslosigkeit die Spieler frustrierte. Was habe ich beobachtet? Je nach Hütchen ist es besser es hüpfend anzuspielen damit es umfällt - und das wollen wir ja gerade nicht. Ich machte es nur mit 2 Spielern und der zurücklaufende Spieler durfte dann auf das Hütchen schießen. Was haben die gemacht? Den Ball auf die Linie gelegt und Anlauf genommen - siehst du übrigens auf dem Video auch. Die meisten Spieler stoppen den Ball und gehen 1-2 Schritte zurück um dann zu passen. Das ist für mich nicht spielnah bzw. im Spiel nicht erfolgreich.


    Ich tendiere zu vangaalsnase Spielformen - auch wenn da die Kinder auch nicht immer eine "korrekte" Rückmeldung für ihren Pass bekommen (z.B. wenn der Mitspieler den Ball nicht verarbeiten kann oder den Raum nicht gesehen hat).

    Sir Alex : ist das der Unterschied zwischen Pass- und Zusammenspiel?


    Charles De Goal : ich kann deine Argumentation verstehen und ich übernehme sie selbst beim Torschuss in dem Alter (G - F-Jugend), aber beim Passspiel möchte ich da zu bedenken geben, dass Kraft für mich nicht unbedingt ein Argument ist - eher die falsche Ausrüstung (einen Tennisball schießen z.B. schon die Kleinsten durch eine Länge der Turnhalle; mit Miniball und Ballgröße 3 ist die Entfernung spätestens in der F-Jugend kein Thema mehr). Und von der Feldgröße gibt es auch im FUNino 20m als Entfernung.

    Ich würde da eher das Argument der Einschätzung von Entfernungen und Geschwindigkeiten in diesem Bereich einbringen (Stichwort Fahrradprüfung erst in der 4. Klasse)

    Was ich interessant finde: warum sind wir so konditioniert, dass beim Thema Passspiel jeder gleich an Flachpässe mit der Innenseite über 8-10m denkt? Und Flachpässe wird dann auch oftmals mit Kurzpässe gleich gesetzt. Pässe die manchmal auch den Namen "einfache" Pässe bekommen. Wer spielt diese Pässe und wie häufig? (in dem Blogbeitrag "Pässe aus der Defensive" werden die Pässe von Innenverteidigern analysiert).

    Habe kürzlich eine Grafik gesehen in der die durchschnittliche Passentfernung von Vereinen aufgeführt war. Wolfsburg war bei ca. 20m und Bayern so viel ich noch weiß bei ca. 18m - der Bereich lag so zwischen 16-21m. D.h. es werden nicht nur Kurzpässe beim Fußball gespielt.


    Der Vorteil eines flachen Pass ist, dass ihn der Mitspieler gut verarbeiten kann - wird er abgefangen, kann ihn allerdings auch der Gegenspieler gut verarbeiten. Auch der Kurzpass muss nicht immer flach sein - knie- oder hüfthohe Bälle können meistens schlechter abgefangen werden.


    Der Luftwiderstand ist geringer als der von Rasen oder Kunstrasen. D.h. ich erziele die gleiche Geschwindigkeit mit weniger Krafteinsatz. Und das schreibe ich, obwohl ich ein Fan des Flachpasses mit der Innenseite bin - er ist allerdings nicht immer die beste Lösung.


    Das Passspiel trainiere ich gerade mit Wettkämpfen (z.B. Passgenauigkeit (Hütchen umschießen, durch Hütchen/Stangen passen); Zeitdruck (wie viele Pässe in einer bestimmten Zeit)) und Überzahl Spielformen - mit wachsender Anzahl an Überzahl ist ein Pass meistens die bessere Lösung als ein 1 gegen 1.

    Habe mich letzte Woche mit einem Eishockey-Trainer ausgetauscht und gerade mal in seine Empfehlungen rein geschaut.


    Kleine Spiele unter usahockey.com (das eine oder andere werde ich ausprobieren - mal sehen, ob das auch ohne Bande funktioniert ;))


    Die andere Empfehlung war USA Hockey Coach bei youtube.com. Habe mir gerade das Video angesehen und feststellen müssen, dass einige Punkte bei meinem Training noch stärker berücksichtigt werden sollten (Zeit/Geduld, Selbstvertrauen, Sozialverhalten, Spaß). Da schaue ich in der Zukunft auch öfters rein.

    Wie ich allerdings kleine Gruppen, Leistungshomogenität und +1 Schwierigkeitsstufe mit 80-90% des Kaders müssen den Level erfüllen um den nächsten Level zu betreten zusammen bringe, weiß ich noch nicht.

    "Was bringt es, wenn man im Jugendbereich schon früh „Elf gegen Elf“ spielt? Da bekommt der Linksaußen alle 15 Minuten den Ball. Wir sollten auf Kleinfelder setzten. Auf engem Raum nehmen alle Spieler permanent am Geschehen teil und verbessern ihre technischen Fertigkeiten. Zudem würde ich auf Tabellen verzichten. Gewinnen ist wichtig, aber nicht alles. Die Freude am Sport muss für die Kinder zunächst im Mittelpunkt stehen."

    Quelle und Auflösung

    Trainer E : "Wissen - das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt." (Marie von Ebner Eschenbach)

    - wer sind bitte die anderen Autoren und Literatur? ist das auch frei zugänglich?


    Ich kenne noch Roland Loy (hier z.B. bei 11freunde). Auch das Buch "Die Fußball-Matrix" von Christoph Biermann (4. Auflage 2009) befindet sich in meinem Schrank. Alles über ein Jahrzehnt alt - welche neuen Bücher sollte man lesen?


    Nehme ich "Erfolgreiches Angreifen" von Dirk Reimöller und Thomas Voggenreiter (2006 - auch ein "altes" Buch) finden sich auf Seite 35 die Trefferzonen der WM 2002. 56% der Treffer wurden dabei direkt erzielt (12% nach Mitnahme, 10% nach Dribbling - weitere nach Freistoß 3%, nach Eckstoß 5%, als Freistoß 6% und als Strafstoß 8%). Im Gegensatz zur Veröffentlichung bei der DFB-Akademie wurde die Breite des 5m Raum gedrittelt anstatt halbiert - damit wird noch deutlicher, dass zentral vor dem Tor die meisten Tore erzielt werden (aus meiner Sicht nachvollziehbar). Die Assistzone wurde dort allerdings nicht erwähnt.

    Larius : diese Argumentation kenne ich noch von der 3-er bzw. 4er-Abwehrkette - und heute spielt fast niemand mehr mit Libero (auch im Jugend- und Amateurbereich) - es wird allerdings seine Zeit brauchen (ich gehe von 5-10 Jahre aus - sofern es sich im Profibereich etabliert).


    Die Position des Torwart finde ich sowieso faszinierend. Auf keiner anderen Position gab es in den letzten 4-5 Jahrzehnten so viele Veränderungen (z.B. 4sec-Regel, Rückpassregel, Abstossregel, mitspielen um Pässe hinter der 4er-Kette abzuwehren - und jetzt mitspielen im Spielaufbau).

    Interview mit dem Leiter der DFB-Akademie Tobias Haupt unter wochenblatt.de:

    "Wir haben vergangenes Jahr unsere Fußball-Lehrer-Ausbildung erstmalig nach elf Jahren reformiert und dabei auf Schwerpunkte wie Persönlichkeitsentwicklung, Menschenführung und Problemlösungsfähigkeit gesetzt."

    "Für die Jungs und Mädchen geht es darum, in erster Linie Spielfreude und Kreativität auf dem Platz zu entwickeln – und nicht darum, mit neun oder zehn Jahren schon ein 1:0 über die Spielzeit zu bringen."


    Auch inhaltlich hat sich aus meiner Sicht auf der Homepage etwas getan. Anregungen sind vorhanden (z.B. Torwartkette) - und wer es detaillierter oder wissenschaftlicher will, kann dann seine Nachforschungen anstellen.

    Mir stellte sich noch eine andere Frage:

    Will ich mit Provokationsregeln Verhaltensmuster aufbrechen oder festigen (lernen, üben)?


    z.B. Provokationsregel: wenn der Ball ins Aus gespielt wird, muss der Spieler den Ball holen.

    Damit möchte ich nicht provozieren, dass sich der Spieler dies auch für das Spiel am Wochenende aneignet, sondern dass die anderen Spieler schnell umschalten und erkennen, dass sie Überzahl haben und diese dann ausspielen (wie auch immer das dann aussieht). (positiv für alle anderen)

    Und je nachdem wie der Spieler, der den Ball ins Aus spielt, sozialisiert wurde, kann ich erreichen, dass er den Ball nicht "wegprügelt", sondern nur leicht ins Aus spielt oder noch besser, versucht den Ball im Spiel zu halten. (positiv für ihn)


    Somit geht es bei der Provokationsregel mehr darum Verhaltensmuster aufzubrechen als sie zu lernen oder festigen (am Wochenende gibt es auf vielen Fußballplätzen nur einen Ball, da kann ich nicht schnell mit einem anderen weiterspielen - höchstens ich greife als Trainer ein und lege auch dort mehrere Bälle um das Spielfeld (siehe Bundesliga)). Auch möchte ich nicht, dass meine Spieler den Ball immer holen (aus dem Fairplay-Gedanken heraus kann er das mal machen, wenn er günstiger steht, aber halt nicht immer).

    Ich sehe das teilweise anders:

    - es heißt Fußball spielen - und da darf auch etwas zum Selbstzweck (Spaß) gemacht werden (v.a. in der F- und E-Jugend)

    - 4 Tore (oder die Schusslinie) sind auch eine Provokationsregel hinsichtlich des "normalen" Fußball - FUNino ist aus meiner Sicht gut für Kinder und macht ihnen auch Spaß

    - in Anlehnung an P. Watzlawik würde ich auch behaupten, dass "man nicht nicht handeln kann" beim Fußball und auch eine Handlung zum "Selbstzweck" die Spielsituation ändert (v.a. wenn ich den Ball auch noch in eine andere Richtung mitnehme)

    - wie lange dauert es bis eine Bewegung/Verhaltensweise eingeschliffen ist?

    - Provokationsregeln sollen auch zum Mitdenken anregen und die Spieler flexibler (im Kopf und Verhalten) machen


    Und um auf das Thema zurück zu kommen: die Tannenbaum-Übung wird die Fußball-Karriere nicht fördern oder behindern, wenn sie nur hin und wieder im Training eingesetzt wird. Ob sie den Kindern Spaß macht, hängt wahrscheinlich auch davon ab, wer sie einsetzt und wie.