In den letzten 10 Jahren hat sich die Anzahl der A Junioren Mannschaften in unserem Kreis " halbiert".
Dafür gibt es sicherlich viele Gründe. Aber Fakt ist, es kommen einfach nicht genug Kinder in den höheren Jahrgängen an, obwohl die Bambimannschaften voll sind. Für die Kinder ist das Kleinfeld Segen, aber auch Fluch. In der Realität konzentrieren sich viele Trainer im Breitensportverein bereits in den jüngsten Jahrgängen darauf, eine schlagkräftige Mannschaft zu formen.
Denn die Kinder und Eltern wollen ja gewinnen. Der Fokus wird also auf die 10- 11 Kinder gelegt, welche bereits körperlich und mental weiter entwickelt sind. Der Rest wird mitgeschleppt, geduldet oder bereits mehr oder weniger vergrault.
In der D Jugend kommt dann spätestens das böse Erwachen, denn die besseren Spieler sind abgewandert, 2-3 haben sich ein anderes Hobby gesucht und diejenigen denen das Gefühl vermittelt wurde, sie würden nicht gebraucht haben sowieso aufgehört.
Es ist keine Seltenheit das von 15 Bambinis nur 5 in der D Jugend ankommen. Und dann wird eine JFV oder JSG gegründet.
Wodurch in Regel jedoch die effektiven Zahlen der Spielerinnen und Spieler nochmal verringert werden.
Vor nicht allzu langer Zeit wurde die C Jugend als die maßgebliche Schnittstelle angesehen, in der Zwischenzeit stellen bereits viel weniger Vereine eine C Jugend als vor 10 Jahren.
Nun wird mit dem Norweger Modell versucht den Spielbetrieb in den kleineren Vereinen zu retten.
Ich freu mich schon auf den Schock, wenn das Mannschaftssterben den Aktivenbereich erreicht.
Kurzer Nachtrag: Natürlich gibt es Kinder bei denen abzusehen ist, sie wären in der freiwilligen Feuerwehr oder in der Musikschule besser aufgehoben. Aber in einem Breitensportverein gibt es auch die moralische Verpflichtung jeden mitzunehmen.
Vielleicht ist das oben genannte Problem ja ein ländliches und auf unseren Kreis beschränkt. Was ich jedoch nicht glaube.
Natürlich gibt es kein einfaches Konzept um jeden hier genannten Problemfall zu erfassen. Meine Intention ist lediglich davor zu warnen Kinder viel zu schnell fallen zu lassen. Denn am Ende des Tages werden sie vielleicht noch gebraucht.
Im Kinder - und Jugendbereich wird zu häufig auf den den Ist- Zustand abgestellt. Hier haben sich scheinbar Breitensportvereine den leistungsorientierten Vereinen angepasst und deren Argumentation übernommen.
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Das die Anzahl der Mannschaft abnimmt ist völlig logisch und unabhängig von der Qualität der Kinder, Trainer etc. der Fall - letzteres kann dies maximal noch verschärfen. Deutschland hat die 2.niedrigste Geburtenrate auf der Welt (Österreich ist glaube ich auch nicht viel besser...), es gibt schlicht und ergreifend weniger Kinder, dass wird in Zukunft noch schlimmer. Dazu der größere Druck/Stress in der Schule, moderne Medien etc.
Gut, nichts desto trotz wird geschätzte 3/4 der Jungs zum Fußball geschickt (zumindest erst einmal...), dass dabei auch völlig ungeeignete Kinder sind, ist doch ebenso nur logisch. Ist auch nicht schlimm, die haben dafür anderen stärken! Und da wären wir beim Punkt, ich sehe mittlerweile eher die moralische Verpflichtung darin, den Kindern die Chance zu geben (oder den Hinweis) diese andere Stärke zu suchen, als ihr (un)glück beim Fußball zu suchen!
Ich habe noch nie ein Kind nach Hause weggeschickt, dass ärgert mich mittlerweile schon fast, keinem dieser ,,Freds'' hat man einen Gefallen damit getan, sie durchzuschleppen. Den anderen Kindern erst recht nicht. Diese Jungs sammeln keinerlei Erfolgserlebnisse und werden von (einem Teil der) anderen ab dem E-Jugend Alter schlicht und ergreifend gemobbt - nicht einmal unbedingt beim Training, sondern in der Schule. Aufgrund des extrem (daraus resultierenden) geringen Selbstvertrauens, werden die auch oftmals auf den weiterführenden Schulen Außenseiter.
Spätestens im D oder C Jugend Alter erkennen dann 99% der ,,Freds'' - selbst wenn sie anerkannt waren im Team und immer Spielzeit erhielten - das Fußball nicht ihre Domäne ist, von alleine! Es ist also völlig Wumpe ob man sie mitmachen lässt oder nicht, die überleben nicht im Fußball bis zur A-Jugend. Deswegen muss ich deiner Argumentation eindeutig widersprechen. Insgesamt hat man den ,,Freds'' so nur Zeit geklaut in der sie sich ein passenderes Hobby hätten suchen können, möglicherweise noch ihr Selbstbewusstsein fürs ganze Leben zerstört (oder zerstören lassen) und den restlichen Kids auch noch eine bessere Entwicklungschance genommen, weil man immer die Übungen nach unten angepasst hat für ,,Fred'' (oder mehrere ,,Freds'').
Leider vergraulen diese ,,Freds'' nicht selten auch noch die anderen Kids, damit meine ich nicht nur die 1-2 die sich irgendwann eh einen Leistungsklub suchen, sondern auch die 3-5 dahinter, die eigentlich im Kreisliga-Klub gut aufgehoben sind!
Bei uns in der Gegend (ebenso ländliches Gebiet!) gibt es eigentlich noch 4 Arten von Mannschaften im höheren Jugendbereich :
1.Mannschaften aus Leistungsklubs
2.Mannschaften aus (Zahlenmäßig) Großen-Klubs, die 2-3 Mannschaften hatten (zumindest bis zur D-Jugend) und somit selektieren konnten.
3.Mannschaften die das Glück hatten relativ homogen zu sein (schon vom reinen Spielertalent).
4.Mannschaften bei denen die ,,Freds'' rauskomplimentiert wurden.
Die Mannschaften mit (vielen) ,,Freds'' hingegen sind ab der D-Jugend, spätestens ab der C-Jugend von der Bildfläche verschwunden. Teilweise weil die ,,Freds'' es irgendwann eingesehen haben und aufhörten oder teilweise weil die anderen Kinder gewechselt sind, nicht nur zum Mannschaft nr.1 sondern auch zu nr. 2-4!
Erschwerend kommt noch hinzu, dass diese ,,Freds'' oftmals (aber nicht immer!) auch noch genau die Kinder sind, welche die niedrigste Anwesenheit beim Training haben und dann aber am meisten Unsinn machen.