Ich versuche es mal kurz.
Wo bleibt bei dieser wirklich guten Diskussion das Thema "Altersgerechtes Fußballspielen"
Ich kann doch nicht von einem 4-9(manchmal auch, je nach individuellen Entwicklungsstand 11)jährigen Kind welches noch nicht in der Lage ist, Entfernungen abzuschätzen, spiegelbildlich zu denken, geschweige denn den Ball dosiert zu spielen, verlangen das er sich mit dem Paßspiel intensiv auseinander setzen soll.
Der DFB bildet seine Jugendtrainer so aus, dass sie im Grundlagenbereich(G bis E-Jugend) das Dribbling in den Vordergrund ihres fußballspezifischen Techniktrainings stellen sollen.
Grund: Höchstmögliche Anzahl von Ballkontakten schaffen und somit Ballgefühl und Ballbeherrschung erzeugen. Dies ist bei den anderen 4 vom DFB genannten Techniken(Ballan- und Mitnahme, Kopfball, Torschuß, und Passen) nicht so intensiv möglich.
Natürlich beginnt man auch in diesem Alter schon mit den anderen Techniken(außer Kopfball). Nur die Gewichtung des Trainings liegt ganz klar beim Dribbling.
Für mich persönlich ist das Spiel eine Lernzielkontrolle.
Wenn das Dribbling gerade mein Schwerpunktthema ist, dann werde ich im Spiel nicht das Passen verlangen. Das hat nichts mit Unterdrückung des Teamdenkens zu tun. Sondern ist nur die Fortsetzung des Trainings.
Teamdenken erzeugt man nicht damit, dass man das Paßspiel fördert, sondern durch Teambuilding Maßnahmen. Genausowenig werden durch die Schulung einer Technik (hier das Dribbling) Egoisten erzeugt.
One-Touch-Fußball ist laut Literatur eine Gruppentaktik. Gruppentaktiken schult man laut DFB erst im C- bzw. B-Jugendbereich. Zum One-Touch-Fußball gehört natürlich auch ein perfektes Ballgefühl und eine perfekte Ballbeherrschung.
Das Fußballspielen ist aber eben nicht nur das Passen und nicht nur das Dribbeln, sondern viel komplexer. Und darauf sollten wir unsere Kinder vorbereiten. Die Gegenspieler dürfen nie wissen, was ich gerade mache. Das geht aber nur wenn ich nicht der stupide Dribbler oder der stupide Abspieler bin, sondern hier muß ich beide Varianten beherrschen. Um das Dribbling zu schulen brauche ich eine viel höhere Anzahl von Stunden, als bei der Schulung der Paßtechniken.
Bayern will den Kindern auch nur das kreative Fußballspielen beibringen. Natürlich haben sie da etwas weiter entwickelte Kinder als die Dorfvereine. Übrigens holt sich der FC Bayern 1x im Jahr einen Coerver-Coach, um die Profis und die Jugendtrainer weiterzubilden.
Wenn Du dir die Pyramide von Coerver noch mal ansiehst, wirst Du erkennen, dass dort das Passing and Receiving(Ballan- und Mitnahme und Passen) die zweite Stufe und somit sehr breite Stufe ist. Je breiter die Stufe desto intensiver und länger sollte der Inhalt ausgebildet werden. Je tiefer die Stufe, desto früher die Ausbildung der Kinder.
Ich hatte in meinen Mannschaften auch schon sehr viele Kinder, denen ich als ich noch sehr wenig Ahnung(heute vielleicht ja auch noch) vom Kinderfußball hatte, dass Dribbling verbot. Diese Spieler spielen auch nicht mehr.
Wie sagte noch mein Fußballverbandslehrer und gleichzeitig Landesauswahltrainer der Jugendmannschaften: "Machen wir uns doch nichts vor, Abspieler finden wir an jeder Straßenecke, aber kreativer Dribbler die gleichzeitig gute Abspieler sind finden wir in Deutschland zur Zeit kaum"
PS: Mein Traum ist, dass meine Kinder einmal das Kurzpaßspiel so beherrschen, wie der FC Freiburg.
Aber immer daran denken: Viele Wege führen nach Rom
Beiträge von Dirk Coerverfan
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