Ich wollte mal ein kurzes Update geben, da ich ja aktuell in meiner vierten Trainingswoche mit meiner neuen A-Jugend bin.
Wir (2 ''Co-Trainer'' und ich) haben nen großen Kader - aktuell 20 Spieler.
Momentan spielen wir die Bezirksliga-Quali - deswegen sind wir jetzt noch/schon im Trainingsbetrieb.
Und bisher werden meine Ansichten im großen Teil bestätigt.
Da ich wohl der erste Trainer der Jungs bin, der ne Lizenz besitzt (A-Lizenz) und wirklich Wert auf taktische Dinge und abwechslungsreiches, innovatives Training legt, hab ich die meisten der Spieler überfordert bisher.
Der Sinn der Übungen wird oftmals hinterfragt und der wirklich Zweck wird glaube ich nicht verstanden.
Alles was kein Torschuss oder ne Spielform beeinhaltet ist für die wahrscheinlich scheiße.
Das sagt natürlich (bisher) niemand öffentlich und es ziehen auch alle Jungs voll mit - aber spürt es irgendwie.
Was ich in einem vorherigen Post ja schonmal angesprochen habe und hier unter euch ja auch als das größte Problem gesehn wird...
...die Prioritätenverschiebung! Die Trainingsbeteiligung ist top! Immer 16-20 Mann gehabt bisher.
Die Abgründe tun sich aber dann vor den Spielen auf:
4er-Gruppe - der Erste spielt Bezirksliga. Erstes Spiel gewinnen wir 3:1. Haben also gute Chancen.
Was passiert? Ich schätze knapp 70% der Mannschaft war am Vorabend saufen, raucht vor dem Spiel 5 Zigaretten und lässt einfach komplett den Ehrgeiz vermissen. Spiel wurde dann auch komplett durch diese Probleme verloren, trotz großer spielerischer Überlegenheit. Die letzten 10 Minuten in der jeder HZ haben wir keine Luft mehr gehabt und der Gegner hat dort die Tore gemacht.
Das hab ich der Mannschaft dann auch so in der HZ/nach dem Spiel sachlich und ehrlich verklickert. Das ihre Einstellung zum Fußball ihnen die Bezirksliga gekostet hab. Ergebnis waren einige fragende und betröppelte Gesichter.
Ich kann JEDEM nur empfehlen, im frühen Alter schon seine Trainer-Scheine zu machen, um dann bereits im Leistungsbereich einsteigen zu können. Weil mit Visionen und vorallem Ambitionen wird es zu 90% frustrierend in einem ''Dorfverein''.
Es ist fast unmöglich, sämtliche Dinge, die von der D- bis A-Jugend versäumt wurden, aufzuarbeiten.
Sowohl sportlich als auch (und vorallem) menschlich.
Ich habe es als ''letzte Chance'' gesehen um etwas in einem kleinen Verein zu bewegen (nebenbei trainiere ich in einem NLZ eine jüngere Jugend) und etwas von meinen Erfahrungen aus größeren Vereinen weiterzugeben - aber es fehlt einfach zu sehr an elementaren Dingen.
Und dabei ist mir durchaus bewusst, dass man sich anpassen muss und sich nicht wie ein Guardiola in einem Dorfverein aufführen kann. Natürlich trinke ich bei meiner aktuellen Mannschaft nach dem Training auch mal ein Bier mit und sehe auch andere Dinge lockerer als in einem NLZ.
Aber wenn die grundlegende Einstellung dem Fußball gegenüber einfach nicht da ist - dann passt so etwas auf lange Sicht einfach nicht.
Und dieses Problem wird sich in 90% der Breitensportvereinen so wieder finden.
Warum dann doch einige Teams Erfolg haben?
Den haben wir ja auch (ich gehe davon aus, dass wir in der Leistungsstaffel nächste Saison um den Titel spielen werden) - eine Ansammlung von guten Fußballern sorgt ja von Natur aus für ein gewisses Leistungsniveau.
Nur muss man sich eben von seinen Prinzipien weitesgehend verabschieden und seine Visionen vergessen. Wer das kann und/oder keine hatte, der wird sich auch nicht ärgern.
Es gibt natürlich auch positive Beispiele:
2-3 Spieler, die noch am ehesten auch eine theoretische Fußballaffinität besitzen, kommen öfters nach Spiel/Training zu mir und fragen mich nach meiner Meinung, ob sie die Rolle heute gut gespielt haben und was sie besser machen können.
Sowas freut einen natürlich - ist aber doch eher Ausnahme.