Ich finde das Thema zu interessant und zu wertvoll, als dass es jetzt eine persönliche Fehde werden soll, lasst uns doch lieber ein paar Themen ansehen.
@Dirk Coerverfan: Woran machst Du fest, dass Spieler verbrannt werden? Bisher kommt hier immer das Argument, dass so wenige oben ankommen. Die Zahl derjenigen ist aber mehr oder weniger fix und durch Anzahl der Vereine und Ligen begrenzt. Würden alle NLZ fantastische Arbeit machen, kommen mittelfristig gleich viele an, als wenn alle NLZ grausige Arbeit machen.
Beim drop-out ist das Thema ähnlich: wer bestimmt, was eine "gute", "normale" oder "hinnehmbare" Drop-out Quote ist? Gründe würden schon mehrfach aufgeführt: Viele Sportarten nehmen erst auf, wenn die Kinder 8, 10, oder 12 sind, während ich beim Fussball noch auf die Einführung der "AA-Liga" warte.... sicherlich im Fair-Play Modus. Als ich jung war, hatte unser (Stadt-)verein teilweise nicht einmal eine D-Jugend. Ist wohl klar, dass Wechsel zu anderen Sportarten vorkommen. Warum soll das schlimm sein?
Wo wir schon bei anderen Sportarten sind - ich bin begeisterter Anhänger vieler Sportarten, darunter Fussball, Leichtathletik, Floorball (Unihockey), Eishockey, viel Wintersport, Tennis ... ; aus verschiedenen Gründen habe ich mich auch viel mit eingen Ausbildungssytemen in Deutschland und der Schweiz befasst; betrachtet man es global, lässt sich in DEN WENIGSTEN Sportarten so viel Geld wie im Fussball verdienen, und sicher nirgendwo so viel Geld mit so wenig relativer Leistung (im Fussball bekommen Kreisligapsieler teilweise mehr als in manchen Sportarten die erweiterte Weltspitze ...). Dort, wo das grosse Geld zu winken scheint, ist der Selektionsdruck sehr hoch; im Eishockey empfinde ich es teilweise noch extremer als im Fussball, wohl auch, weil es ein Kampf um sehr wenige Talente ist und andererseits die Profiplätze sehr begehrt sind. Im strukturell eigentlich ähnlichen Unihockey geht es bis ca. U14 deutlich entspannter zu...
Gleichzeitig muss ich auch sagen: im Fussball hat man VERGLEICHSWEISE VIEL Geld (ist ja auch vorhanden) in die Verbesserung der Ausbildung gesteckt; als Leichtathleten haben wir früher über das Fussballtraining gelacht; heute ist es schon (teilweise) so, dass andere Sportarten schauen, wie im Fussball Dinge gemacht werden (und zum Glück auch umgekehrt). Die pädagogische wie auch die fachliche Eignung vieler Auwahltrainer in anderen Sportarten ist oft sehr dünn, auch, weil oft gar kein Geld hierfür zur Verfügung steht und es nur eine sehr begrenzte Zahl an wirklichen Fachleuten gibt (die dann oft keine sehr begabten Pädagogen sind).
Am Ende glaube ich schon, dass ein impliziter gesellschaftlicher Kompromiss dahintersteht: die Gesellschaft möchte, dass die Nationalmannschaft um den WM-Titel spielt, dafür nimmt man "gewisse Auswüchse" in Kauf. Wie schlimm diese "Auswüchse" empfunden werden, ist offenbar sehr subjektiv; @Ralf K. und @Dirk Coerverfan finden sie sehr schlimm, aber konkrete Zahlen und Studien dazu kennen wir nicht, bzw. die Zahlen sind nicht eindeutig zu deuten.
Dass es viele unangenehme Begleiterscheinungen gibt, ist im Forum gut dokumentiert ... Würde es auch anders gehen? Wenn ich ehrlich bin, weiss ich es nicht; teilweise wohl schon, aber ich denke eher, das Wichtigste ist, Aufklärungsarbeit zu betreiben und den Eltern wie Kindern klarzumachen, dass die Aufnahme ins NLZ nicht gleichbedeutend mit der späteren Nationalmannschaftskarriere ist; übrigens, auch hier gilt, dass es viel, viel mehr NLZ-Plätze im Fussball gibt, als Kaderplätze in irgendwelchen andernen Sportarten zur Verfügung stehen (natürlich auch quantitativ viel mehr Konkurrenz); auch deswegen meine Schlussfolgerung - das ist schon so gewollt (lieber 99 fördern, die hinterher nicht gut genug sind oder die Lust verlieren, als einen nicht fördern, der es dann schafft).
Ich war eigentlich nur darauf gekommen, weil ich das Buch anders gelesen hatte als @Ralf K.. Für mich ist genau das die Schlussfolgerung des Buchs: So ist die Lage, findet es gut oder schlecht, aber es wird sich nichts ändern, solange es um so viel Geld geht und wir wollen, dass Deutschland Weltmeister werden kann.