Ich denke, Du müsstest selbst für Dich den IST-Zustand analysieren:
1. Beweggründe deiner Spieler: Vor dem Hintergrund der Spielklasse kann es doch einfach sein, dass deine Spieler nur zusammen mit ihren Freunden nach der Schule "Straßenfußball im geregelten Rahmen" praktizieren möchten oder deine Spieler wirken motiviert, sich leistungsorientiert im Fußball zu verbessern?
2. Übungs-/Schwerpunkteauswahl: Deine Übungs- und Spielformen sind nicht altersgerecht, bzw. überfordern oder unterfordern deine Spieler? Deine Spieler lassen sich nicht für deine Übungsformen begeistern (siehe Beweggründe; einige werden sicherlich anmerken, dass es am Trainer liegt, wenn Übungen nicht klappen. Ich kann nach einem Jahr Schul-AGs an Grund- sowie weiterführenden Schulen mit großer Überzeugung kund geben, dass einige Kinder aufgrund ihrer Erziehung [...] keine Einstellung zum Sport haben. Es bringt nichts, wenn man 4 verschiedene Farben, Kästen, Stangen, Tennisbälle [...] benutzt und die tollsten Geschichten erzählt - nicht alle Kinder kann man für eine bestimmte Sportart begeistern.
Kleiner Tipp: Nicht zu häufig Schwerpunkte wechseln (einen Schwerpunkt über Wochen behandeln, auch wenn der Wettbewerb andere Eindrücke vermittelt).
3. Das Coaching: In der B-Jugend zu viel Kumpeltyp?
Wenn Du für Dich die Fragen beantwortet hast, kannst Du zwei Wege einschlagen:
I. Mit Einschränkungen der eigenen Ambitionen deinen Spielern viele Spielformen (Übungsformen fallen vorerst weg) anbieten. Fußball-Tennis [...] veranstalten, um vor allem den Spaßfaktor zu erhöhen. Fußballerische Inhalte werden nur noch durch das freie Spiel gelehrt. Du kannst der Kumpeltyp bleiben und vorerst nur beobachten, wie das Training klappt, ob eventuell Spieler eigene Wünsche formulieren, mehr Wissen zu sammeln.
II. Deinen Fokus zunächst völlig auf Disziplin legen: Dein Training weiterhin nach deinen Vorstellungen veranstalten. Jeweils immer zwei Gruppen aufteilen: Verlierer der jeweiligen Spiel- oder Übungsform absolviert Liegestütze - auch nach dem Abschlussspiel. Wer quatscht, geht runter; wer Pässe mit Hacke spielt, geht runter; wer sich weigert, Liegestütze zu machen, verlässt das Training (eventuell die Mannschaft). ABER meiner Meinung nach vor dem Hintergrund der Spielklasse zu realitätsfern.
Deine Spielern werden auch merken, dass du dich verstellst. Dadurch wirst du unglaubwürdig.
Ich denke, Du solltest Dich mit deiner Mannschaft nach dem Motto "Ich musste in letzter Zeit schlechte Trainingsleistungen feststellen" zusammensetzen und erörtern, wie es weitergehen sollte: Ob deine Spieler bloß "kicken" oder intensiv trainieren wollen. Du verlierst dadurch keinen Zacken deiner Kröne und deine Spieler sind im guten Alter, dir auch zu helfen, ohne die eigene Autorität zu verlieren.
Edit: Zu den Gittern-Formen: kennst du die Coachingpunkte der Gitter-Formen? Bei den Gitter-Formen geht es um individualtaktische Schwerpunkte (nicht zwingend gruppentaktisch: Doppelpass/Spiel über Dritten). In der Übungsform wird offene Stellung, Winkelpässe statt Querpässe, Vororientierung im Raum, Kommunikation primär gecoacht. Für Deine Jungs sicherlich zu langweilig und schwer umsetzbar.