Ich würde gerne die Spielvorbereitungsphase zeitlich ein wenig ausbauen wollen. So gehört m.E. bereits das Abschlußspiel des Trainings vor dem nächsten Spiel zur Vorbereitungsphase. Denn dort sehe ich, wie gut die neu hinzugewonnenen bzw. verfeinerten Fähigkeiten unter Gegnerdruck funktionieren! Um alle Mannschaftsmitglieder bestmöglich zu beobachten, bilde ich in etwa gleich starke Trainingsmannschaften. Anhand der Leibchenfarbe läßt sich für die Spieler jedoch nicht ableiten, ob und wo er beim nächsten Punktspiel eingesetzt wird. Das habe ich früher anders gemacht, weil ich geglaubt habe, ich könne durch rechtzeitige Zuordnung Laufwege besser automatisieren und dadurch das Verständnis der Spieler untereinander besser fördern. Jedoch kamen mir Zweifel auf, ob Diejenigen, die über das Leibchen bereits eine Spielgarantie bekommen hatten, sich auch wirklich noch anstrengen im Abschlußspiel und die Jenigen, die sich innerlich damit abfinden müssen, nicht zu spielen, egal wie man sich anstrengt, auch in ihrer Leistungsbereitschaft eingeschränkt sind.
Dem schließe ich mich ohne "wenn und aber" an.
Zugegeben neu ist mir, dass man auch die Mannschaftsaufstellung so lange wie möglich zurück hält. Ich habe sich immer (aber ohne es zu HInterfragen) zu Beginn der Besprechung bekannt gegeben. Wenn jedoch etwas besser sein könnte, dann sollte man sich damit befassen!
Deshalb meine Frage: Ist es tatsächlich so, dass die Aufmerksamkeit aller Spieler im Team dadurch noch gesteigert werden kann, wenn man die Mannschaftsaufstellung erst zum Schluß bekanntgibt? Welche Erfahrungen hast du sonst damit gemacht?
Wie weiter oben beschrieben, habe ich letztes Jahr eine U14 trainiert, sowie eine U17 als CO-Trainer unterstützt. Da es sich um einen Verein, der sich als Breitensport und Leistungsverein definiert, gehandelt hat, war die Neugier und die daraus resultierende Konzentrationsfähigkeit bei den Spielern hoch, um länger zuzuhören.
Unabhängig von der Ausgangssituation hatte ich zuerst mit der U17 das erste Spiel. Mein damaliger Trainerkollege hat zum Schluss die Aufstellung genannt. Zunächst war ich verwundert, wann denn die Aufstellung publiziert wird, später trieb mich der Gedanke, ob die Spieler aufmerksam zugehört haben, weil sie bis zum Schluss nicht wussten, ob sie anfangs spielen.
Das erste Spiel meiner U14 folgte. Folgender Ablauf:
- 90 Minuten vorher: Treffen, Begrüßung, ggf. Platzbesichtigung
- 90 - 75 Minuten vorher: Umziehen, Musik hören
- 75 - 45 Minuten vorher: Taktische Besprechung
- 45 - 10 Minuten vorher: Warmmachen (Lauf-ABC durch Kapitän, Drei-Farben-Spiel, Torschuss nach Doppelaktion, Kurze Antritte bis zu 10 Metern)
- 10 - Anpfiff: Trikot anziehen, Passkontrolle, emotionale Einstimmung, "Abschlusslied"
Es wird deutlich, dass ich auch eine 30minütige- Besprechung veranstaltete. Ich habe aber NIE das Gefühl gehabt, dass jemand nicht zuhört. Aufstellung nenne ich immer zum Schluss der Besprechung (Änderungen nach Warmmachen möglich). In meiner Besprechung selbst lege ich viel Wert auf Betonung, Sprechtempo, Blickkontakt und v.a. Fragen stellen (plus verdeutlichen, bzw. verdeutlichen lassen an der Taktiktafel), da ich selbst immer intelligente Spieler suche und "entwickele".
Fazit bzgl. Ausgangsfrage: Ich bin mit dieser Strategie in der C-Jugend sehr gut gefahren - würde es wieder tun. Bei der U17 klappte es auch immer sehr gut.
Vergleich zu heute (U13, NLZ):
- 70 Minuten vorher: Treff
- 70 - 60 Minuten vorher: Umziehen
- 60 - 40 Minuten vorher: Besprechung; Aufstellung zu Beginn, direkte Ansprache mit Namen
- 40 - 10 Minuten vorher: Warmmachen (Rondo, kognitive Übungen (auch Life Kinetik), Abkappbewegungen, Torschuss (Doppelaktion gegeben), kurze Antritte (nach Fußgelenkarbeit, Skippings und Kniehebellauf)
- 10 Minuten vorher: Trikot anziehen, Motivieren, (Passkontrolle)
Was ist anders? Ich habe das Gefühl, dass einige Spieler selten nicht zuhören, wenn ein Spieler direkt angesprochen wird - nach dem Motto: "muss mich ja nicht interessieren", wobei ich klare Formulierungen von Aufgaben und Spielziele je Spieler gut finde. Ich selber muss noch ausprobieren, wenn ich die Besprechung mache, ob das Nennen am Schluss in dieser Mannschaft funktioniert.
Ich denke, es gibt sicherlich wie immer im Fußball keine Musterlösung. Probiere es aus!
EDIT: Es kann ich nicht Gedanken lesen, aber ich bewerte das Zuhören meiner Spieler immer als gut, da sie selbst nach 27 Minuten aufgefordert/unaufgefordert gute Antworten liefern und Lösungswege aufzeigen. Das gerade Sitzen, sowie Blickkontakt meiner Spieler zu mir, oder Nicken und so tun, dass man zuhört, bewerte ich nicht.