Hallo Andre,
werde ich zu keinem abschließenden Ergebnis für mich persönlich kommen können, weil ich mir das Buch von Horst Wein nicht leisten werde. Mein Kenntnisstand: um die 50ig Teuros...ist mir zuviel, ...Herr Wein....es scheint für den elitäreren Kreis geschrieben worden zu sein. Andere produzieren Bücher und Dvd`s für die Hälte, ein Klinsmann, ein WEin und auch Peter Schreiner schaffen das in Teilen nicht, schade!
Das was ich von der Philosophie Horst Weins weiss, weiss ich von einer Trainerin, aus Auszügen aus dem Internet und hier aus dem Forum.
Da hast du mein volles Verständnis. Die Preise sind teilweise recht happig. Wobei tobn Recht hat, das Buch kostet nur 20 Euro.
Ich bin zum Glück in der privilegierten Position als Student in die Sportbib an der Uni gehen, und dort solche Bücher einfach ausleihen zu können. Müsste ich 50 Euro für ein Buch bezahlen, von dem ich im vorneherein vllt nicht einmal weiß ob es sich lohnt, würde ich auch versuchen über die von dir genannten Quellen an Infos zu kommen.
Was aber natürlich nichts daran ändert, das es nunmal eine Primärquelle ist und nicht ersetzen kann was andere darüber schreiben und denken, mich hier ausdrücklich mit eingeschlossen.Ich kann halt nur jedem raten der eventuell das kleine heftchen gelesen hat, und die Philosophie interessant oder anregend fand, auch zu versuchen das Buch in die Finger zu bekommen, da hier erst die Ideen dahinter und die Methodik und Didaktik näher erklärt werden.
Eine Frage an Dich: Kennst du das Dfb-Ausbildungskonzept? Wie oft hast du sie gelesen, wie intensiv studiert?
Gelesen habe ich es sehr oft. Wie oft weiß ich nicht. Auseinander gesetzt habe ich mich damit auch tiefer. Nur ein intensives Studium schließt immer auch eine kritische Auseinandersetzung mit ein. Wie du richtig sagst ist es unwichtig ob es sich um das Konzept des DFB, eines Herrn Wein oder Schreiner handelt. Es muss logisch, schlüssig und sinnvoll sein. Und das ist das DFB-Konzept für mich absolut. Ich habe aber gerade was den Punkt Taktik anbelangt eine gänzlich andere Interpretation für die ich auch Unterstützung in Publikationen finde.
Das es Spielraum lässt ist völlig klar, nur muss es in soweit konkret sein, dass es nicht zur beliebigen Interpretation kommen kann. Und eben dies vermisse ich bei der Taktik.
Das Kennenlernen/Vertiefen taktischer Grundregeln des Spiels (F- und E-Jugend) wird meines Wissens nirgendwo spezifiziert. Und wenn dann in der Zeitschrift Fußballtraining Übungsformen für 7 Jährige für das Lösen von 2v1 Situationen (übrigends von der Methodik wohl klar an Horst Wein angelehnt) auftauchen, beinhaltet die taktische Ausbildung weit mehr, als dies deine Interpretation zulassen würde.(sry das ich immer wieder du sage, nehme dich jetzt aber einfach mal als Vertreter dieser Interpretation).
Auf jeden Fall möchte ich hier auch nochmal erklären was für mich Taktik im Kinderfußball bedeutet. Taktik heißt für mich hier, das ich den Kindern helfe einfache Probleme des Fußballspiels lösen zu können. Das kann für mich bereits in Teilen auch gruppentaktische Verhaltensweisen beinhalten. Jedoch immer nur solche, die altersgerecht sind. Welche Probleme altersgerecht sein könnten, findet man ja z.B. in dem Buch von Horst Wein.
Ja das denke ich gerade, weil dort wo ich in der Praxis vom Dfb.-Konzept ohne schlechtes Gewissen abweiche, treffe ich tatsächlich auf das was Horst Wein beschreibt. Ich friere Situationen in der Spielform beim Training ein und lasse -so gut ich es kann- die Kinder die Verbesserung oder das Ziel erarbeiten.
Spielformen waren zu diesem damaligen Zeitpunkt und sind es auch noch heute....von mir als "Ganzheitliches Training" betitelt worden.
Horst Wein nennt ja die vereinfachten Spiele auch globale Methode, im Vergleich zur analytischen Methode, wo es sich eher um die klassischen Übungsformen handelt (Gassenpass z.B.). In seiner Methodik schlägt er nun folgendes vor.
1. Vereinfachtes Spiel mit Provokationsregeln = globale Methode
Hier geht es dann weniger um Stops. Im Prinzip ist es die freieste Form des Spiels. Die Kinder werden mit einem Problem konfrontiert, und müssen sich selbst Gedanken darüber machen wie sie es lösen (gewinnen wollen). Das freie Abschlussspiel rückt also nach vorne
2. Korrekturübungen, für bestimmt Probleme = analytische Methode
Das Problem wird mit den Spielern erarbeitet und danach werden bestimmte Übungsformen angeboten, die den Kindern das Lösen des Problems erleichtern können. Das kann von einfachen Technikschulung bis zu taktischen Komponenten gehen. Der riesen Vorteil ist hier für mich, das die Kinder motiviert sind (der Nutzen der Übungen ist klar ersichtlich) und die Nähe zum problem ist gegeben. Ich kann direkt darauf eingehen was sie 1-2 Minuten vorher getan haben. Finde ich besser, als z.B. das Training über Passen zu trainieren und das dann im Abschlussspiel abzuverlangen
3. Ausprobieren des Erlernten wieder in der Spielform = globale Methode
Die Kinder können direkt ihre neuen „Problemlösekompetenzen“ ausprobieren. Hier würde ich persönlich auch mit Stops arbeiten. Hapert es irgendwo, oder gibt es andere gravierende Probleme wieder in den analytischen Teil usw...
Straßenfußball.....erwähnt das Dfb.-Konzept mit den sinngemäßen Worten....."an den Straßenfußball angelehnt" usw.. Auch das läßt einiges offen. Ich intererpretiere hier hinein, dass der Anteil des Abschlußspiels in Prozent angegeben wird....und dort ...freies Spiel. Ein anderer Trainingsteil....z.B. das Techniktraining zur Erlernung von Grundtaktiken beziehe ich nicht darauf. Ich denke, dass unter dem Strich hier das spielerische Erlernen global angesprochen ist, um weg von stupiden Ausbildungseinheiten zu kommen.
Gibt es denn irgendwo Äußerungen/Publikationen die deine Interpretation unterstützen? Wie Don Quijote bereits erwähnte, wenn man sich bei Training Online Einheiten für F- und E-Jugend anschaut gibt’s da nirgendwo ein freies Abschlussspiel. Da sind immer irgendwelche Spielformen die Sonderregeln enthalten als Schlussteil angegeben.
Kannst du vielleicht an einem kurzen Beispiel zeigen wie ein freies Spiel nach deiner Meinung aussieht? Einfach zwei Tore und dann Team A gegen B?
Ein 4v4 Turnier im Minifußballformat mit der Provokationsregel jeder Spieler muss den Ball berührt haben bevor ein Tor zählt ist für mich freies Spielen. Ich gebe als Trainer den Rahmen vor, aber innerhalb des Spiels sind die Kinder völlig frei in ihren Handlungen. Ich stelle mich daneben und lobe bei gelungenen Aktionen. Ich überwache nicht einmal die Einhaltung der Regeln. Dafür sind die Kinder ebenfalls verantwortlich.
Es wird an einer Sache besonders deutlich das diese Form des freien Spiels auch die ist, die Horst Wein im Sinn hat wenn er von freiem Spiel spricht. Er macht nämlich auch einen wirklich revolutionären Vorschlag. Er sagt, man solle sich mit anderen Vereinen zusammentun und die Saison nur mit Minifussball verbringen, statt der üblichen Meisterschaftsspiele (oder als Ergänzung). Und hierbei werden jeden Monat die Regeln verändert (Provokationsregeln) um größere Nähe zu den Ausbildungsinhalten herzustellen.
Also nochmals in Kürze, mir geht es mit Nichten darum das DFB-Konzept schlecht zu reden. Ich komme nur bei der Interpretation hinsichtlich taktischer Punkte im Kinderfußball und zum Verständnis von freiem Spiel zu anderen Schlussfolgerungen.
Ich sehe beide Konzepte eher als sich ergänzend. Wenn ich nämlich Horst Weins Buch zu einem DFB konformen Training dazunehme (und die beiden schließen sich nach meiner Interpretation nicht aus) habe ich ein gutes Rüstzeug und auch einen klaren Plan was man eventuell taktisch im Kinderfußball bearbeiten kann. Eine gute taktische Ausbildung, oder von mir aus auch kognitive Problemlösekompetenzen wenn jemandem das Wort Taktik im Kinderfußball zu gefährlich ist, sind doch gerade das, was ein spielintelligenter junger Fußballer benötigt. Er muss in Situationen diese blitzschnell, lesen, analysieren und die beste Handlungsalternative auswählen (oder neue kreieren) können, und diese dann auch noch in angemessener technischer Ausführung umzusetzen wissen.
Ebend drum, ...ich habe es schon an anderer Stelle geschrieben. Ich glaube, dass viele Kritiker die Sache max. angelesen haben....Halbwissen also! Damit meine ich nicht dich persönlich, sondern es ist kritisch in die Runde gemeint. Man muß ebend genau und exakt wissen, was drin steht, sonst...Klappe halten.
Abschließend noch ein Wort zu diesem Satz, den ich so auch nicht teilen kann. Ich habe mich hier hauptsächlich zu Wort gemeldet, weil ich Probleme beim Verständnis des DFB Konzeptes in Sachen Taktik und freies Spiel/Strassenfußball habe. Ich finde es auch gut, dass du vermehrt darauf hinweist das bei allem was ich schreibe, es sich um meine Interpretation des Buches handelt. Aber gerade durch eine Diskussion, auch mit gänzlich anderen Meinungen oder von mir aus auch mit „falschen Meinungen“, werde ich doch gezwungen meinen Kenntnisstand oder meine Interpretation beständig zu hinterfragen. Ich weiß nicht wer hier in diesem Forum seinen Lebensunterhalt mit Fußball verdient, ich jedenfalls nicht. Ich erwarte daher auch von niemandem, das er ein absoluter Spezialist sein muss bevor er eine Meinung rausposaunen darf. Diskussion und Austausch sind für mich als „Trainer im Lernprozess“ unabdingbar, und da ist mir jede Meinung willkommen.
mfg Tirus