Beiträge von Schimanski

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    Zum Thema Abschlag auch noch ne kleine Anekdote, die die DFB-Philosophie stützt:


    Unsere Torhüter (wir haben vier) fangen jetzt im zweiten Bambini-Jahr immer mehr damit an, die Abschläge gezielt zu setzten, d.h. sie schauen, wo Mitspieler frei sind und versuchen sie dann anzuspielen. Überaschenderweise auch mal den flachen Ball zum Abwehrmann (Bei den Eltern macht sich Panik breit ;) ). Das dabei einiges schief geht, dürfte jedem klar sein :D , aber wie erfreuen uns einfach an der Entwicklung ;)
    Bei vielen Gegnern beobachte ich hingegen fremdgesteuerte Kinder. So weit wie möglich nach vorne laufen und dann mit voller Wucht blind nach vorne hauen.


    Gruß, Christoph

    Hallo Günther,


    unwohl habe ich mich deswegen gefühlt, weil ich mich in seine Lage hinein versetzt habe (bei Vätern wohl normal) und er mir leid getan hat. Er ist ja nicht aus Faulheit oder Lustlosigkeit vorne geblieben, sondern hat sich was dabei gedacht. Ich habe das als Kind auch nicht gemocht, wenn Erwachsene meine Ideen torpediert und meinen eigenen Willen unterdrückt haben.


    Auf der anderen Seite kann ich nicht der Mannschaft ständig was von "alle greifen, alle verteidigen" erzählen, wenn das für meinen Sohn nicht gilt. Damit mache ich mich unglaubwürdig. Das ist ja der Widerspruch den ich aufzeigen will. Selbst die einfachsten DFB-Aufhänger sind schon in gewisser Weise taktisch und einschränkend.



    Interessant in diesem Zusammenhang: Meine Mannschaft spielt seit 1,5 Jahren zusammen, fast immer ohne taktische Anweisungen, also frei und unbefangen. Trotzdem bilden sich schon jetzt klare Tendenzen heraus, auf welchen Positionen die Kinder spielen. Sie ordnen sich von alleine so an.
    Grob gesagt: die eine Hälfte der Mannschaft ist offensiv eingestellt, die andere Hälfte eher defensiv, überaschenderweise unabhängig von gut oder schlecht, aber schon den Talenten entsprechend (als ob die Kinder wüssten, wo sie die beste Wirkung haben).
    In der Defensive spielt z.B. grundsätzlich ein Junge, den ich als idealen Sechser bezeichnen würde. Sehr zweikampfstark (hat einen ältere Bruder, der auch Fussball spielt), für seine Alter sehr gute Antizipation, gutes Umschaltspiel, koordinativ hervorragend, sehr schnell, leider im Spielaufbau und Dribbling etwas überhastet und charakterlich sehr introvertiert.
    Selbst wenn wir ihm sagen, er soll nach vorne gehen und Tore machen (Erfolgserlebnis), taucht er spätestens nach zwei Minuten wieder hinten auf.


    Jetzt komme ich zum Punkt: Im Kinderfussball wird immer die positionstechnisch flexibler Ausbildung und Rotation propagiert. Zugleich aber auch das freie Spiel. Inwieweit muss ich in diese Entwicklung eingreifen? Wenn ja, wann? Was sind eure Erfahrungen? Gehört z.B. der obige Sechser in der F-Jugend in die offensive Dreierereihe, auch wenn er sich da nicht wohl fühlt und uneffektiv ist?


    Gruß, Christoph

    Hallo,


    ein Beispiel: Mein Sohn hat sich am Samstag auf einem Turnier angewöhnt, vorne die Freiräume zu suchen, weil er darauf spekuliert hat, dass ein Befreiungsschlag bei ihm landet und er dann frei vor dem Tor. Er entwickelt in dem Moment Spielverständnis und -intelligenz. Trotzdem hat er von mir zu hören bekommen, dass er sich gemäß der DFB-Philosophie "alle verteidigen, alle greifen an" mehr Richtung Ball verschieben und verteidigen helfen soll, auch weil es unfair den anderen Kindern gegenüber ist.


    Anderes Beispiel: Wir haben gestern beim Trainingsspiel, immer wenn die Bälle blind nach vorne geschlagen wurden, "Bolzalarm" geschrien. Das war vorher mit den Kindern besprochen. Der Gegner hat dann den Ball bekommen. Hier haben wir massiv eingegriffen. Trotzdem haben die Kinder sehr schnell verstanden und alternative Lösungen entwickelt, die dem Spielverständnis und dem Entwickeln von Spielintelligenz nach meinem Empfinden sehr dienlich sein können.


    Was ist der Unterschied zwischen beiden Beispielen? Beispiel 1 ist gemäß der DFB-Philosophie. Ich habe mich dabei trotzdem unwohl gefühlt. Beispiel 2 klingt gar nicht kinderfussball-gerecht. Trotzdem fand ich die Übung sehr spannend, die Kinder hatten ne Menge Spaß und werden daran wachsen.


    Worauf ich hinaus will: Ich glaube es ist falsch, klare Linien zwischen kindgerecht und nicht kindgerecht zu ziehen. Man muss viel probieren, die Kinder und deren Spiel beobachten und dann die richtigen Schlüsse ziehen.



    Noch ein andere Punkt: Mein Sohn (6 Jahre) spielt seit zwei Jahren an der X-Box Fussball. Regelmäßig (weil es ihm viel Spaß macht), aber mit klaren Grenzen (also nicht unkontrolliert). Er spielt mittlerweile mindestens so gut wie ich. Das interessante ist aber, dass er dadurch ein sehr gutes Spielverständnis bekommen hat, sowohl an der X-Box als auch im richtigen Fussball. Wenn wir an der X-Box zusammen spielen, zeigt er schon mögliche Laufwege an, spielt in den Raum, läuft sich gut frei und fängt schon an, das Spiel zu analysieren.
    In seiner Bambini-Truppe hat er in der Offensive das größte Spielverständnis, kann sehr gut Mitspieler einsetzen, spielt Pässe in den Raum, statt in den Fuss und hat einen Riecher dafür entwickelt, wo er zu stehen hat.
    Und nein, bevor der Eindruck entsteht, ich will euch den neuen Messi verkaufen, er hat an anderer Stelle Defizite, um die es hier aber nicht gehen soll ;)


    Ich möchte damit nur verdeutlichen, dass Kinder in dem Alter sehr wohl in der Lage sind, Entfernungen und Geschwindigkeiten einzuschätzen, räumlich wahrzunehmen und zu denken - wenn ihr Gehirn entsprechend geschult und gefordert wird.
    Der Schlüssel liegt in meinen Augen darin, Spielformen zu finden, die diese Entwicklung fördern, ohne den Kindern die Spielfreude zu rauben oder sie fremdzusteuern.


    Gruß, Christoph

    Mein Co und ich spielen manchmal beim Spiel auf vier Tore/Mini-Fussball mit. Wir beteiligen uns aber nicht mit Torschüssen, sondern greifen nur beim Spielaufbau ein und verlagern dabei bewusst oft die Seite. Die Kinder lernen so auch ohne Anweisung sehr schnell. Sie laufen sich an den ballfernen Seiten frei und stellen sich bei Verteidigung und Spielaufbau breit auf.
    Unabhängig vom Lerneffekt macht es den Kindern und uns aber auch Spaß...

    Danke für eure Antworten!


    Gestern war das Spiel und wegen des allgemeinen Tenors hier im Thread habe ich auf taktische Anweisungen komplett verzichtet.
    Wir haben den Kindern auch im Vorfeld gesagt, dass wir das Spiel ohne jeden Mucks begleiten werden. Gerade nach gelungenden Aktionen kam dann von eingen Kinder vereinzelt der Blick zum Trainerteam (wo bleibt das Lob :D ).
    Interessant war zu beobachten, dass die Jungs zu einem "Sauhaufen" mutieren, wenn man nicht ein wenig dizipliniert. Gerade außerhalb des Spielfelds, in der Pause und nach dem Spiel wurde mehr Fangen gespielt, Quatsch gemacht und gerauft als sonst.


    Wir haben auch unsere offensivstärksten Leute zu Beginn draußen gelassen. Zudem haben die Gegner in der zweiten Halbzeit mit einem Mann mehr und wir im Laufe der zweiten Halbzeit mit einem Mann weniger gespielt.
    Wir haben den Kindern gesagt, dass sie untereinander die Raumaufteilung regeln sollen. Wenn hinten zu wenig Leute sind, beim Einwurf nur rumgestanden wird oder man sie auf einen Fleck knubbelt, sollen sie sich selbst gegenseitig daran erinnern. Das hat auch in der ersten Hälfte ganz geklappt. Nachdem die Jungs gemerkt haben, dass der Gegner eher ungefährlich ist, wurde aber die Defensive vernachlässigt und vereinzelt sogar rumgestanden 8o


    Gefreut hat mich aber, dass das Umschaltspiel bei uns trotzdem sehr gut geklappt hat. Obwohl wir in der 2.HZ mit zwei Mann weniger, waren wir in Ballnähe fast immer in Überzahl. Das sind IMHO die Früchte der "alle verteidigen, alle greifen an"-Philosophie. Das haben die Jungs nach 1,5 Jahren Fussball schon total verinnerlicht.


    Interessant war der Kommentar eines Kindes von uns als wir ihn runter nahmen ohne jemand Neues einzuwechseln (also auf fünf Kinder reduzierten): "Das ist dafür, damit die anderen auch Spaß haben" =)


    Insgesamt war der Gegner aber zu schwach, um uns wirklich voran zu bringen. Wenigstens hatten die Jungs Spaß. Und ein Tor haben sie den Gegner auch schießen lassen. Obwohl das Spiel schon längst entschieden war, wurde untereinander trotzdem diskutiert, woraufhin ein Kind sagte: Ist doch egal, komm weiter (Ball geschnappt und stampfend zum Mittelkreis gelaufen).



    Noch etwas allgemeines zu unserem Team: Wir haben drei "nominelle" Torhüter. Grundsätzlich wird der Torwart in der Halbzeit getauscht. Gestern stand in der ersten Halbzeit ein viertes Kind im Tor, zwei Torhüter haben also komplett als Feldspieler durch gespielt. Die Kinder sind mit dieser Reglung übrigens sehr zufrieden. Die Eltern auch ;)
    Und noch etwas, worauf ich stolz bin: Am letzten Pflichtspiel haben wir zehn Tore geschossen und alle acht anwesenden Kinder haben getroffen :thumbup:

    Hallo zusammen,


    wir spielen am Donnerstag ein Freundschaftsspiel gegen eine voraussichtlich schwächere Mannschaft. Der Trainer ist sehr locker drauf, lässt die Kinder unbeeinflusst spielen und stellt den Spaß in den Vordergrund. Deswegen ist das Spiel für mich wichtig. Es wäre schön, wenn sie der Kontakt intensiviert und wir in Zukunft öfters gegeneinander spielen. Aus diesem Grund möchte ich einen deutlichen Spielausgang vermeiden und den Lern- und Spaßeffekt für beide Mannschaft an erste Stelle stellen.


    Wie kann man jetzt als Trainer gegensteuern, dass das Spiel nicht zu deutlich wird, ohne seine Kinder zu betrügen? Meine Jungs sind sehr ehrgeizig und werden nach einer Führung bestimmt nicht zurückstecken, eher im Gegenteil ;)


    Ein paar Beispiele, die mir bis spontan eingefallen sind:


    - ein Kind runter nehmen (schade, denn dann stehen draußen mehr rum)
    - den Gegner mit einem Kind mehr spielen lassen (auch schade, weil den Kindern es dann noch schwerer fällt, die Übersicht zu behalten)
    - Bedingungen aufstellen (z.B. Tore dürfen nur mit links geschossen werden. Und wenn wir verlieren? Sind die Kinder dann vermutlich sauer auf mich, wäre ich als Kind auch)
    - Passpiel einfordern, Dribblings verbieten (zu viel Fremdsteuern, hemmt die Spielfreude)
    - Raubolzen verbieten, flachen Spielaufbau verlangen (wahrscheinlich auch grenzwertig)
    - Stürmer hinten spielen lassen, Verteidiger vorne (schwierig, da wir noch ohne feste Positionen spielen)
    - Keine Kommandos am Spielfeldrand (machen wir sowieso eher wenig, ist aber eine Idee)


    Ich bin mir sicher da gibt es noch andere Möglichkeiten.
    Vor allem kann man vielleicht auch Dinge ausprobieren, die man in "normalen" Spielen nicht macht (wie Löw in der Ukraine ;) ) oder die die Kinder in der Entwicklung überdurchschnittlich schnell weiter bringen (Herausforderungen schaffen).


    Was fällt euch ein?


    Gruß, Christoph

    Hallo,

    Ja, genau so habe ich es bei den F-lingen auch gemacht. Wir hatten in der Saison, neben den Pflichtspielen, bestimmt 10 Freundschaftsspiele. Und jedes Einzelne bringt den Kinder mehr als eine zusätzliche Trainingseinheit.

    Hier möchte ich mal nachhaken. In welcher Hinsicht?


    Mich "stört" an Freundschaftsspielen das 7:7 und das generelle Gewinndenken des Umfelds, das den Kindern (und mir) die Leichtigkeit nimmt.
    Ein internes 4:4 oder 3:3 bringt da für die fussballerische Entwicklung IMHO viel mehr.
    Allerdings habe ich festgestellt, das die Freundschaftsspiel den Kindern in Sachen Körperlichkeit, Robustheit und mentaler Stärke (wie stelle ich mich auf einen unbekannten Gegner ein) sehr gut tut. Die Kinder werden durch die "Praxis", die sie in den Freundschaftsspielen erleben, in den "Pflichtspielen" mutiger und selbstbewusster.


    Wie seht ihr das?


    Gruß, Christoph

    Danke für den Bericht, auch wenn ich mir schon ein wenig mehr Details zur Trainingsarbeit und zum Umgang mit den Kindern und Jugendlichen gewünscht hätte (Gerade in Bezug auf die immer wiederkehrende Diskussion: Ergebnisdenken <-> Entwicklungsdenken).


    Zum ausbleibenden Loben: Vielleicht hat man beim FC Bayern in der Vergangenheit festgestellt, dass zu viel Lob die Kinder satt und überheblich macht. Der Umstand, beim FC Bayern zu spielen, sollte für die meisten Kinder schon genug Anerkennung sein. Man will vielleicht Bescheidenheit und Bodenständigkeit fördern?
    Wenn man sich die Jungs anguckt, die es in den letzten Jahren über die Jugend des FCB in den Profifussball gepackt haben, trifft man selten auf Großkotzigkeit und Arroganz, sondern eher auf Fussballer, die respektvoll und höflich sind.
    Vielleicht will man die Kinder auch auf die Drucksituation im Profifussball (Medien, Pfiffe gegnerischer Fans) vorbereiten und sie nicht zu sehr in Watte packen?
    Eine andere Vermutung geht dahin, dass man in der Kabine ein Trainingsresumee zieht und dann in entspannter Atmosphäre, einzelne Punkte anspricht und dort das Lob ausspricht und den Grund erläutert. Da ist der Lerneffekt für die anderen Kinder größer.

    @Andrè: :thumbup:


    Zitat

    Dass du über andere Trainer regelmäßig lachst bedeutet in etwa, dass dir regelmäßig die Ahnungslosigkeit begegnet. Ob das wirklich so ist?

    Lachen war der falsche Ausdruck. Ich schüttel eher mit dem Kopf. Das auf deutschen Fussballplätzen ne Menge Mist passiert, willst du nicht ernsthaft mit mir diksutieren, oder? Oder zweifelst du daran, dass ich das beurteilen kann?

    Zitat

    Wer gibt dir überhaupt Brief und Siegel, dass du selbst ein guter Trainer bist?

    Wo genau habe ich erwähnt, dass ich ein guter Trainer bin?

    tobn: Du hast Recht.


    Ich möchte auch nicht den Eindruck erwecken, dass mich eure Antworten nicht interessieren, weil ich nicht direkt darauf Bezug nehme.
    Eher im Gegenteil, ich habe sie mir alle interessiert durchgelesen und sauge gerade die Erfahrungsberichte wie ein Schwamm auf.
    Ich kann leider nix konkret dazu sagen, weil mit schlicht die eigenen Erfahrungen mit "großen" Kindern fehlen.


    Gruß, Christoph

    Danke für eure Antworten.


    Einen Punkt möchte ich noch ergänzen: Es klingt schon wieder heraus, dass ich zu viel erwarte und Geduld haben soll.


    Das ist ein Missverständnis!!!


    Gerade das Spiel am Dienstag hat meine Erwartungen übertroffen. Das war einfach nur schön anzusehen und ich muss gestehen, dass ich immer mehr Fan des freien Spiels werde. Die Jungs waren einfach so viel galliger und spielfreudiger als der Gegner (der auch starke Individualisten dabei hatte), dass man das Positionsspiel für die G (übrigens auch aus Sicht des Ergebnisses) nur ablehnen muss.
    Die Jungs waren immer in Bewegung, die Jungs hatten einen unglaublichen Zug zum Tor, die Jungs hatten fast immer Überzahl, die Jungs haben fast alle "komplett" gespielt (also Aktionen in der Offensive und der Defensive), wir hatten bei neun Toren sieben verschiedene Torschützen 8o
    Die Kinder hatten einfach Bock. Die Auswechselspieler sind zum Teil unruhig hin- und hergesprungen und mussten ihr Lachen und ihre Vorfreude unterdrücken (kennt ihr das, wenn ihr am ganzen Körper zittert, weil ihr etwas nicht abwarten könnt?).


    Wieso erwähne ich dann mein Unbehagen wegen des "Ausputzer"?
    Ich lege derzeit die Grundlagen für ein langes Fussballerleben. Viele Dinge des DFB und auch von Horst Wein bauen auf Erfahrungen und Entwicklungsprozesse auf. Das Fundament für Spielintelligenz und Spielverständnis wird gerade jetzt gelegt.
    Ich möchte einfach nicht, dass sich bei meinem "Ausputzer", Automatismen bilden, die ihm später zum Verhängnis werden können. Ich weiß z.B. dass in der Kreisliga viele Spieler einfach zu "blöd" sind eine Viererkette zu spielen, weil sie über Jahrzehnte anders gespielt haben und die Umstellung einfach nicht packen, weil sie gerade auch im instinktiven Spiel komplett festgefahren sind.


    Nochmal: Ich erwarte von meinen Kinder nicht, dass sie eine Kette spielen. Ich erwarte von meinen Kindern nicht, dass sie komplexe taktische Vorgaben umsetzen. Ich erwarte von meinen Kindern nicht, dass sie den "antiquierten Ausputzer" sein lassen. Sie dürfen spielen, was sie wollen. Sie sind Bambinis.


    Ich habe nur Angst, dass sie in einen Prozess gelangen, der ihnen langfristig schadet. Sozusagen ein Fundament, was auf falschen Steinen aufbaut.
    Genau das war auch die Intention dieses Thread. Ich wollte keine zwei geordneten Dreierketten sehen. Ich wollte den Kindern nicht Erwachsenenfussball überstülpen.
    Mich interessieren die Spielweisen unserer Gegner auch nicht. Ich lache mit meinem Co regelmäßig über deren Ahnungslosigkeit.
    Ich möchte nur die richtigen Grundlagen schaffen. Ich möchte Reizpunkte setzen, die den Kindern das Positionsspiel durch Hintertörchen schmackhaft macht. Ich möchte in den Köpfen der Kinder einen Prozess starten, der darin mündet, dass sie in der D-Jugend den Sprung auf das Neunerfeld und auf echtes Positionsspiel sowohl intellektuell als auch instinktiv problemlos vollziehen können.


    Gruß, Christoph

    Hallo,


    Trainiere ab der F viel und variantenreich innerhalb deines von dir gesetzten Schwerpunktes in der Spielmethode. Schau beim Pflichtspiel deiner Jungs genau hin und analysiere was genau dir auffällt. Mach dir zuhause dann Gedanken, wie du dies oder jenes durch spielnahe Situationen im Training einbauen kannst und deine Jungs durch eigene Erfahrungen das von dir gewünschte Verhalten zeigen. Wenn sie dabei Fehler machen oder zunächst überfordert sind muss nicht gleich die ganze Übung schlecht sein. Bischen verändern und schon klappts. Fehler sind immer gut. Wozu bräuchten sie sonst dich, wenn sie schon alles könnten. Dein letzter Eintrag zeigt: Keep going.

    Ja, das klingt nicht schlecht.
    Das versuche ich schon seit Anfang der Bambinis, war mir aber nicht so sicher, wo ich eigentlich hin will, was zielführend ist und was eine Sackgasse ist.
    Wenn man sich zu sehr auf das "Punktspiel" fokusiert, ist die Gefahr groß, die wichtigen Inhalte des Kinderfussballs zu vernachlässigen. Ich denke aber schon, dass ich immer mehr ein Gefühl dafür bekomme, die richtige Balance zu finden


    Beim Spiel am Dienstag gab es einen interessanten Aspekt, der mich nachdenklich gemacht hat und den ich noch immer nicht "abgeschlossen" habe. Mich würde eure Meinung interessieren:


    Der Gegner war der bisher stärkste der Saison. Während wir letztes Jahr als jahrgangsreine Mannschaft des jüngeren Jahrgangs regelmäßig viel Widerstand und auch Klatschen bekommen haben, waren die ersten Spiele in dieser Saison "zu leicht". Die Jungs brauchten kaum mehr auf die Defensive aufpassen und spielten munter offensiv (wir sind ja jetzt die Großen, dann will ich auch mal Tore machen).
    Der Gegner am Dienstag war aber annähernd auf Augenhöhe. In der ersten Halbzeit kam es oft vor, dass fünf Kinder vorne versucht haben, ein Tor zu schießen und im Mittelfeld eine riesen Lücke klaffte. Ganz hinten stand ein Junge als Absicherung. Aber nicht von mir instruiert, sondern aus eigenem Antrieb.


    Das Kind ist koordinativ wahrscheinlich das beste in der Truppe, hat einen guten Schuß, ist sehr laufstark, beim Dribbling leider oft überhastet und fühlt sich traditionell defensiv wohler (selbst als ich ihn bei einem deutlichen Sieg nach vorne.geschickt habe, um Erfolgserlebnisse zu sammeln, ist er immer wieder nach hinten gelaufen).
    Er hat einen großen Bruder, der auch Fussball spielt und ist deswegen im Zweikampf nicht zimperlich. Zudem kann er Über- und Unterzahlsituationen gut erkennen, spielt also schon mannschaftstaktisch und opfert sich gerne für die Mannschaft (er bekommt dafür auch immer wieder Lob von uns vor der ganzen Mannschaft (vielleicht falsch?)). Das Kind ist eher introvertiert, emotional verschlossen (versteckt seine Gefühle oft), gibt aber schon mal (leise) Anweisungen an die Mitspieler oder beschwert sich über deren Fehlverhalten. Das Kind wird in der Mannschaft aufgrund seiner fussballerischen Qualitäten sehr geschätzt, ist aber beim Toben und "Scheiße bauen" selten dabei, dafür aber sehr dizipliniert und stört den Trainingsablauf nie.


    Nun zum Punkt: Der Gegner hat mit einem 2-2-2 gespielt und viel Wert darauf gelegt, dass die Kinder vorne bzw. hinten bleiben (immer wieder reingerufen). Mein Kind hat sich eigentlich schlau verhalten, indem es erkannt hat, dass er hinten bleiben muss, um die Defensive zu stabilisieren.
    Er hat aber eigentlich einen Libero gespielt. Zudem hat er viele Situationen mit Rausbolzen statt spielerisch gelöst (obwohl er das eigentlich könnte). Er hat das Gegenteil vom modernen Fussball und das Gegenteil vom ballorientierten Verteidigen gespielt. Wie schon erwähnt, alles aus freien Stücken, null Anweisungen von uns.


    Wie kann ich jetzt verhindern, dass sich diese - eigentlich unerwünschte Spielweise - zur Gewohnheit wird? Wenn ich ihn mit nach vorne geschickt hätte, hätte ich das freie Spiel unterbunden, in seine Spielewelt eingegriffen und natürlich - gegen den Willen des Kindes - auch den Sieg riskiert (der muss ja denken, ich bin ballaballa). Wir mussten uns ja zwangsläufig der Positionszwangsjacke des Gegner beugen (Abseits gibt es ja noch nicht).


    Mein instinktiver Lösungsansatz in der Halbzeitansprache: Wir haben die Mannschaft darauf hingewiesen, dass die anderen Kinder den Jungen hinten nicht alleine lassen sollten (sie sind in der ersten Halbzeit zwar bei Ballbesitz des Gegners zurückgelaufen, kamen aber oft zu spät) und vor allem nicht alle vorne rumturnen sollten. Nachdem wir die erste Halbzeit "nur" 4:3 gewonnen haben, ging die zweite 5:0 an uns. Die Kinder haben also verstanden.


    Aber was ist in Zukunft?
    Was erzähle ich dem Jungen, der hinten geblieben ist und nur im Sinne der Mannschaft gehandelt hat, aber eigentlich antiquiert gespielt hat?


    Gruß, Christoph

    Sir Alex: Danke für deine Liste.
    So ausführlich hatte das nicht recherchiert, sondern nur sporadisch geschaut.


    Mir ging es auch gar nicht um Quereinsteiger alà Klose, sondern darum, ob man als 7-Jähriger schon zu einem ambitionierten Verein MUSS, damit man überhaupt ne Chance auf Profifussball hat.
    Das würde ich nämlich verneinen. Gerade im Kinderfussball ist man auch bei einem "kleinen" Verein gut aufgehoben. Wenn man bedenkt, dass die großen Vereine praktisch alle talentierten Kinder einer Region zur Auswahl haben und von ehrgeizigen Eltern auch meist früh "präsentiert" bekommen, aber trotzdem nur jeder Zweite (grobe Schätzung) der Bundesligaspieler vor dem 10. Lebensjahr schon in einem Profi-Verein gefördert wurden, ist die Quote eigentlich gar nicht so gut.


    Trotzdem ist es natürlich so, dass die Talentförderung in Deutschland große Fortschritte gemacht hat. Gerade weil sich die Ideale und Inhalte des Kinderfussballs und das Leistungsdenken, wie es natürlich in den großen Vereinen vorherrscht, eigentlich ausschließt.


    Gruß, Christoph

    Hallo,

    So ein bisschen unfair finde ich Dein Statement ja schon.

    Stimmt! Im Nachhinein betrachtet habe ich es mir zu einfach gemacht und zu schroff und pauschal geurteilt.
    Was mich halt geärgert hat, dass ich laufend das Gefühl hatte mich rechtfertigen zu müssen anstatt über das Thema zu sprechen.
    Trotzdem: Sorry nochmal!


    TW-Trainer: So genau weiß ich selber nicht, wo ich hin möchte. Aber deine Ausführungen klingen schon mal nicht schlecht. Ich möchte auf jeden Fall weg von der "alten Schule", weg von Instruieren und Vorgaben machen.


    Wir haben gestern ein ziemlich interessantes Spiel gehabt. Nach dem Spiel ist in mir die Erkenntnis gereift, dass ich das freie Spiel doch erstmal ohne Positionsvorgaben beibehalten möchte. Den Jungs sieht man einfach ihre Spielfreude an (im Gegensatz zu den Kinder des Gegner, die immer wieder lautstark auf ihre Positionen hingewiesen wurden). Sie spielen trotzdem schon sehr dizipliniert und relativ geordnet. Zudem hatten wir in Ballnähe fast immer Überzahl und sind viel laufstärker als die Gegner (weil ja alle für Offensive und Defensive verantwortlich sind). Die Gefahr ist mir einfach zu groß, dass die Kinder - vielleicht schleichend - diese positiven Ansätze verlieren.


    Gruß, Christoph

    Wenn man sich mal die Karrieren vieler Bundesliga-Profis anschaut, sind die meisten Spieler bei einem kleinen Verein groß geworden und erst mit der Pubertät (oder noch später) zu einem ambitionierten Verein gewechselt.
    Dafür das die ambitionierten Vereine einen großen Zulauf und meist in einer Region die freie Auswahl haben, ist deren Output an guten Spielern erschreckend schwach.
    Das zeigt mir persönlich, dass die Basis für einen großen Fussballer in der spaß- und nicht der leistungsorientierten Förderung liegt. Deswegen würde ich ein Abwerben eines 7-Jährigen aus Leistungsgründen immer mit kritischen Augen betrachten. Es können natürlich auch persönliche Gründe sein, aber in den seltesten Fällen werden schwache oder durchschnittliche Kinder abgeworben, oder? ;)

    Danke TW-Trainer,


    ich hatte den Thread schon aufgegeben.
    Als User mit knapp 40 Beiträgen hat man es hier nicht leicht. Man wird sofort missioniert, in Schubladen gesteckt und bekommt blöde Sprüche um die Ohren gehauen.


    Ich besitze sowohl das Buch von Horst Wein als auch das DFB-Buch, zudem habe ich viele Threads und Grundsatzdiskussionen hier gelesen.
    Ich bin in meinem Umfeld einer der wenigen Trainer, der die theoretischen Inhalte des Kinderfussballs kennt und sie versucht in die Praxis zu transferieren.


    Wenn ich hier nach einem System frage dann wird das bestimmt nicht zu Lasten der Kinder gehen. Das kann ich euch garantieren. Ich werde mich nicht plötzlich um 180° drehen und mit aller Macht meine Idee vom Systemfussball durchdrücken.


    Der Straßenfussball und vor allem Horst Wein machen vieles durch die Hintertür. Die Kinder werden spielerisch und unbewusst, vor "Probleme" gestellt, die sie selbstständig lösen müssen, dadurch eine Entwicklung durchleben, Erfahrungen sammeln und daran wachsen. Genau so würde ich auch den Übergang vom freien Spiel zum Positionsspiel gestalten.
    Das geht aber nur, wenn man irgendwann damit anfängt. Dabei ist das für mich absolut zweitrangig, wie es am Anfang in der Praxis funktioniert. Die Kinder sollen im Laufe der Jahre langsam und selbstständig die Vorteile vom Positionsspiel erkennen. Ich möchte ihnen nix aufdrängen, es wird kein Druck von mir geben und das freie, unbeeinflußte Spiel soll nicht unterbunden werden. Das eine schließt das andere ja nicht aus.


    Die Frage ist nur, wie man damit in der Praxis anfängt. Die Idee von Germancoach finde ich nicht schlecht. Das machen meine Kinder auch im freien Spiel fast schon so. Die Jungs laufen bei Abstoß zurück und stellen sich relativ gleichmäßig im Raum auf. Die Umstellung sollte also kein großer Schnitt in unsere Spielweise darstellen. Mal schauen, wie es dann bei Ballbesitz läuft. Vielleicht hat ja jemand noch andere Ideen...


    Gruß, Christoph

    Hallo tobn,

    Hmm, ich habe es aber noch nicht so ganz verstanden.. Ihr spielt doch vermutlich auch schon im 7:7, da musst du die Kids doch sowieso schon entsprechend aufstellen. Was willst du denn nun ändern?

    Was meinst du mit "entsprechend"?
    Derzeit spielen wir "frei". Alle greifen an, alle verteidigen. Keine Positionen.
    Der zweite Part meines Zitats war ein Ausblick in die Zukunft.
    Mein Plan ist halt, dass wir dann einen groben Rahmen (zwei Ketten) vorgeben und die Kinder spielen lassen. Nach dem Spiel setzt man sich ein, zwei Minuten zusammen und reflektiert ein, zwei wichtige Szenen (das machen wir schon jetzt so). Mein Wunsch geht halt dahin, dass die Kinder selbst erkennen, das etwas durch das Positionsspiel besonders gut oder durch vernachlässigstes Positionsspiel besonders schlecht geklappt hat. Wie Horst Wein es auch propagiert: Statt zu instruieren, stimulieren.
    Vielleicht überschätze ich die Kinder auch. Das wird sich zeigen.


    Gruß, Christoph

    Hallo TW-Trainer,


    das ich es mache, steht für mich außer Frage. Ich bin aber auch bereit den Versuch einzustampfen wenn es nicht klappt und ich werde euch dann auch daran teilhaben.


    Ich wollte in dem Thread keine erneute Diskussion über die Inhalte des Kinderfussballs. Ich wollte auch keine Schulterklopfer oder Wachrüttlern. Ich wollte NUR Anregungen und Ideen wie man den Übergang sanft und ungezwungen einleitet.


    Gruß, Christoph

    Hallo zusammen,


    danke für die Antworten.


    Zum Thema Geduld: Ich habe Geduld.
    Ich war letzten auf einem hochklassig (vom Namen) besetzten Bambini-Turnier bei Wattenscheid 09. Wir waren praktisch die einzige Mannschaft, die frei und ohne Positionszwänge gespielt hat.
    Ich ziehe das freie Spiele jetzt schon ein Jahr trotz kopfschüttelnder Eltern durch. Sowohl der kleiner 06er Bambini-Jahrgang als auch die 04er F-Jugend über uns spielen alle mit Positionen.
    Also werft mir nicht vor, dass ich ungeduldig wäre :P


    Mir geht es auch nicht darum euch zu beweisen, dass meine Kinder die Überfussballer sind, wir zwei Entwicklungsstufen mal eben überspringen können und schon jetzt mit Viererkette spielen könnten, sondern ich möchte vorfühlen, wie sie auf einen groben Positionsrahmen reagieren. Ich möchte mit den Kindern den Weg zusammen gehen. Die Jungs sollen selbst erkennen, dass eine gewisse Struktur auf dem Platz Vorteile haben kann.


    Und wenn sie sich nicht an die Positionen halten und wir deswegen ein Tor bekommen ist das pupsegal. Aber wir werden nach dem Spiel fragen, ob sie eine Idee haben, wieso der Gegner auf dieser Seite so viel Platz hatte und wenn sie selbst nicht darauf kommen, werden wir ihnen das bestimmt nicht unter die Nase reiben.


    Wenn sie das ballorientierte Spiel einstellen, auf dem Platz stehen bleiben oder ihre Kreativität leidet, werde ich eingreifen. Ich kenne meine Jungs jetzt seit einem Jahr und bilde mir ein zu erkennen, wann sie überfordert sind oder zu stark eingeengt werden. Ich werde auch nicht 2 Stunden die Woche mit Taktik und Positionsspiel üben. Koordination, Technik, Dribbling, Torschuß und Spaß werden weiterhin zentraler Punkt meiner Trainingsarbeit bleiben.


    VERTRAUT MIR DA EINFACH MAL!!! :cursing: :D


    Gruß, Christoph