Hallo,
Trainiere ab der F viel und variantenreich innerhalb deines von dir gesetzten Schwerpunktes in der Spielmethode. Schau beim Pflichtspiel deiner Jungs genau hin und analysiere was genau dir auffällt. Mach dir zuhause dann Gedanken, wie du dies oder jenes durch spielnahe Situationen im Training einbauen kannst und deine Jungs durch eigene Erfahrungen das von dir gewünschte Verhalten zeigen. Wenn sie dabei Fehler machen oder zunächst überfordert sind muss nicht gleich die ganze Übung schlecht sein. Bischen verändern und schon klappts. Fehler sind immer gut. Wozu bräuchten sie sonst dich, wenn sie schon alles könnten. Dein letzter Eintrag zeigt: Keep going.
Ja, das klingt nicht schlecht.
Das versuche ich schon seit Anfang der Bambinis, war mir aber nicht so sicher, wo ich eigentlich hin will, was zielführend ist und was eine Sackgasse ist.
Wenn man sich zu sehr auf das "Punktspiel" fokusiert, ist die Gefahr groß, die wichtigen Inhalte des Kinderfussballs zu vernachlässigen. Ich denke aber schon, dass ich immer mehr ein Gefühl dafür bekomme, die richtige Balance zu finden
Beim Spiel am Dienstag gab es einen interessanten Aspekt, der mich nachdenklich gemacht hat und den ich noch immer nicht "abgeschlossen" habe. Mich würde eure Meinung interessieren:
Der Gegner war der bisher stärkste der Saison. Während wir letztes Jahr als jahrgangsreine Mannschaft des jüngeren Jahrgangs regelmäßig viel Widerstand und auch Klatschen bekommen haben, waren die ersten Spiele in dieser Saison "zu leicht". Die Jungs brauchten kaum mehr auf die Defensive aufpassen und spielten munter offensiv (wir sind ja jetzt die Großen, dann will ich auch mal Tore machen).
Der Gegner am Dienstag war aber annähernd auf Augenhöhe. In der ersten Halbzeit kam es oft vor, dass fünf Kinder vorne versucht haben, ein Tor zu schießen und im Mittelfeld eine riesen Lücke klaffte. Ganz hinten stand ein Junge als Absicherung. Aber nicht von mir instruiert, sondern aus eigenem Antrieb.
Das Kind ist koordinativ wahrscheinlich das beste in der Truppe, hat einen guten Schuß, ist sehr laufstark, beim Dribbling leider oft überhastet und fühlt sich traditionell defensiv wohler (selbst als ich ihn bei einem deutlichen Sieg nach vorne.geschickt habe, um Erfolgserlebnisse zu sammeln, ist er immer wieder nach hinten gelaufen).
Er hat einen großen Bruder, der auch Fussball spielt und ist deswegen im Zweikampf nicht zimperlich. Zudem kann er Über- und Unterzahlsituationen gut erkennen, spielt also schon mannschaftstaktisch und opfert sich gerne für die Mannschaft (er bekommt dafür auch immer wieder Lob von uns vor der ganzen Mannschaft (vielleicht falsch?)). Das Kind ist eher introvertiert, emotional verschlossen (versteckt seine Gefühle oft), gibt aber schon mal (leise) Anweisungen an die Mitspieler oder beschwert sich über deren Fehlverhalten. Das Kind wird in der Mannschaft aufgrund seiner fussballerischen Qualitäten sehr geschätzt, ist aber beim Toben und "Scheiße bauen" selten dabei, dafür aber sehr dizipliniert und stört den Trainingsablauf nie.
Nun zum Punkt: Der Gegner hat mit einem 2-2-2 gespielt und viel Wert darauf gelegt, dass die Kinder vorne bzw. hinten bleiben (immer wieder reingerufen). Mein Kind hat sich eigentlich schlau verhalten, indem es erkannt hat, dass er hinten bleiben muss, um die Defensive zu stabilisieren.
Er hat aber eigentlich einen Libero gespielt. Zudem hat er viele Situationen mit Rausbolzen statt spielerisch gelöst (obwohl er das eigentlich könnte). Er hat das Gegenteil vom modernen Fussball und das Gegenteil vom ballorientierten Verteidigen gespielt. Wie schon erwähnt, alles aus freien Stücken, null Anweisungen von uns.
Wie kann ich jetzt verhindern, dass sich diese - eigentlich unerwünschte Spielweise - zur Gewohnheit wird? Wenn ich ihn mit nach vorne geschickt hätte, hätte ich das freie Spiel unterbunden, in seine Spielewelt eingegriffen und natürlich - gegen den Willen des Kindes - auch den Sieg riskiert (der muss ja denken, ich bin ballaballa). Wir mussten uns ja zwangsläufig der Positionszwangsjacke des Gegner beugen (Abseits gibt es ja noch nicht).
Mein instinktiver Lösungsansatz in der Halbzeitansprache: Wir haben die Mannschaft darauf hingewiesen, dass die anderen Kinder den Jungen hinten nicht alleine lassen sollten (sie sind in der ersten Halbzeit zwar bei Ballbesitz des Gegners zurückgelaufen, kamen aber oft zu spät) und vor allem nicht alle vorne rumturnen sollten. Nachdem wir die erste Halbzeit "nur" 4:3 gewonnen haben, ging die zweite 5:0 an uns. Die Kinder haben also verstanden.
Aber was ist in Zukunft?
Was erzähle ich dem Jungen, der hinten geblieben ist und nur im Sinne der Mannschaft gehandelt hat, aber eigentlich antiquiert gespielt hat?
Gruß, Christoph