Spielsystem/Spielphilosophie:
- Systemfußball mit festen Positionen hat im Bambini-Fußball nix verloren. Das bringt – wenn überhaupt – nur etwas für das Ergebnis. Kinder, die wie erstarrte Salzsäulen minutenlang auf einem Fleck verharren haben bestimmt keinen Spaß, lernen überhaupt nix und mit Bewegungssport hat das auch nix zu tun.
- Wir lassen die Kinder frei spielen. Jeder hat Verantwortung für Abwehr und Angriff. Man greift kollektiv an und verteidigt kollektiv. SO lernen Kinder Fußballspielen und werden flexible, kreative, lauffreudige und eigenständig handelnde Fußballerpersönlichkeiten.
- Jeder Pass, jedes Zusammenspiel, das die Jungs aus freien Stücken inszenieren, ist erwünscht und freut uns Trainer. Wir möchte aber kein fremdgesteuerten und von Eltern auf erzwungenen Pass sehen. Das Bambini-Spiel muss nicht wie bei den Erwachsenen aussehen. Kinder in dem Alter sind noch stark ich-bezogen. Das sollen sie auch auf dem Platz ausleben dürfen.
- Nichtsdestotrotz sollten wir uns keine Egoisten und Superstars erziehen. Fußball ist ein Mannschaftssport. Das sollten wir den Kinder auch immer so vorleben. Defensivarbeit und Zuspiele sollten genauso gewürdigt werden wie Tore. Man sollte den Kindern so früh wie möglich verdeutlichen, dass uns Erwachsenen die Mannschafts-, und nicht die Individualleistung wichtig sind.
- Trotzdem: Kinder wollen in dem Alter dribbeln, laufen und schießen, nicht passen. Die Schulung der Individualtaktik und des Zweikampfverhaltens ist zentraler Punkt des Kinderfußballs, also bis zur E-Jugend. Viele Kinder, die zu früh auf Passspiel gedrillt wurden, haben spätestens in der D-Jugend erhebliche Probleme, weil sie sich im
1:1 nicht mehr durchsetzen können.
- Unsere Kinder sind schon jetzt, nach einem Jahr Bambinis, so zweikampfstark, dass sie sich oft gegen physisch stärkere Kinder durchsetzten. Diese Entwicklung ist
äußerst positiv und soll weiter angestrebt werden. Lasst die Kinder sich ruhig in Zweikämpfen und Dribblings aufreiben, auch wenn es vielleicht nicht so schön und wie bei den Erwachsenen aussieht. Sie werden aber davon langfristig profitieren!
- Selbst für das Ergebnis muss das freie Spiel kein Nachteil sein. Unsere Jungs haben in dem einen Jahr schon eine hervorragende Spielintelligenz entwickelt. „Blöde“
Kontertore, weil hinten kein bemitleidenswerter Ausputzer stand, werden immer seltener, die Kinder verteilen sich schon gut im Raum und laufen sich frei. Und das (fast) ohne Anweisungen von außen!
- Genau wie im modernen Profifußball spielen unsere Bambinis instinktiv schon stark ballorientiert, verdichten den Raum, schaffen in Ballnähe eine Überzahl und erobern so viele Bälle. So ist Dortmund Meister geworden! Wieso also den Kindern diese Spielweise durch ein übergestülptes System, was sie noch gar nicht verstehen, abgewöhnen, wenn man ihnen das ballorientierte Verschieben in der C-Jugend wieder beibringen muss?
- Wir haben mit dieser Spielweise oft genug gegnerische Mannschaften, die physisch viel weiter waren, aber in ihrer Systemzwangsjacke gefangen waren, ärgern können, auch wenn das ein oder andere Spiel trotzdem verloren wurde. Hier muss man die Leistung und Entwicklung der Kinder unabhängig vom Ergebnis beurteilen und zu würdigen wissen, auch den Kindern gegenüber.
- Im nächsten Jahr, spätestens aber in der F-Jugend werden wir die ballorientierte Spielweise langsam, ungezwungen und ohne strenge Vorgaben mit einem groben System verbinden. Das wird aber erst geschehen, wenn die Kinder verstanden haben, dass sie sich auch in einem System weiter ballorientiert verschieben müssen. Vorher hat das kein Sinn, weil wir die Kinder in ihrer Kreativität und in ihrem „Forschungsdrang“ zu sehr limitieren und einschränken würden.
- Auch in einem System werden die Kinder auf keine festen Positionen geschult, sondern werden viel rotieren, selbst wenn das Ergebnis vielleicht mal darunter leidet. Flexible Fußballer sind im modernen Fußball gefragt. Auch Spielverständnis und Mannschaftsgeist werden davon profitieren. Wenn der Abwehrspieler weiß, wie es ist, Stürmer zu und sein und umgekehrt, wird zum einen die Wertschätzung untereinander steigen und zum anderen das Zusammenspiel verbessert, weil die Kinder Erwartungen, Möglichkeiten und Verhalten der Mitspieler kennen.
- Das ist auch der Grund wieso wir keinen festen „ersten“ Torhüter haben und in Zukunft haben werden. Der beste Torhüter Deutschlands ist ein hervorragender Fußballer. Man sagt, Manuel Neuer, könnte als Feldspieler sogar in der zweiten Liga mithalten. Das verschafft ihm Vorteile als mitspielender Torhüter, bei der Spieleröffnung, als letzter Mann hinter der Viererkette und beim Rauslaufen im 1:1. Das streben wir bei unseren Jungs genauso an.
- Der Umstand, dass viele gegnerische Bambini-Mannschaften (aus Unwissenheit?) ganz andere Schwerpunkte setzten und damit vielleicht kurzfristig erfolgreicher sind, sollte uns nicht verunsichern, sondern optimistisch in die Zukunft blicken lassen.
- In ein paar Jahren werden wir an ihnen vorbeiziehen, weil deren Mannschaft dann aus limitierten, gelangweilten und uninspirierten Kindern bzw. aus neu hinzu gekommenen unerfahrenen Quereinsteiger besteht, weil viele „erfolgreiche“ Bambini-Kicker die Schnauze voll von siegesgeilen, egoistischen und rein rufenden Trainern und Eltern hatten.
Fazit/Zusammenfassung:
Ich denke der Elternabend, die Aussprache und die Darstellung unsere Philosophie stellt eine gute Basis für die nächste Saison dar. Wir als Trainer, sind natürlich nicht unfehlbar und sind dringend auf Feedback, Vor- und Ratschläge aus dem Elternkreis angewiesen.
Gerade wenn eure Kinder die Lust am Fußball verlieren, sollten bei uns die Alarmglocken schrillen. Dann ist etwas falsch gelaufen und wir müssen zusammen die Ursachen herausfinden und bestenfalls abstellen.
Tragt diese Differenzen aber nicht über die Kinder oder zwischen den Eltern aus, sondern sprecht uns Trainer in einer ruhigen Minute an.
Ansonsten freuen wir uns auf die neue Saison. Wir haben echt eine gute Truppe zusammen und blicken optimistisch in die Zukunft.
Sportliche Grüße, das Trainerteam der Bambini I