Wahrnehmungsschulung

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  • Hallo,

    unter dem Begriff Wahrnehmungsschulung verstehe ich:

    • Wahrnehmungsschnelligkeit
    • Reaktionsschnelligkeit
    • Antizipationsschnelligkeit
    • Entscheidungsschnelligkeit

    Fällt das in den Bereich Technik oder Taktik?


    Was meint ihr dazu?

    • Hilfreichste Antwort

    Die Wahrnehmung kommt im sogenannten taktischen Handlungszyklus (siehe Anhang) vor der Entscheidungsfindung (taktische Komponente) und diese wiederum kommt vor der Ausführung (technische Komponente). Und alle drei beeinflussen sich gegenseitig. Wer mehr wahrnimmt, hat mehr Lösungsoptionen aus denen er wählen kann. Man hat also eine größere Entscheidungsvielfalt. Gleichzeitig ist diese vom technischen Vermögen abhängig. Denn wer keine gute Technik hat, muss sich auf für ihn umsetzbare Lösungsoptionen beschränken.


    Wahrnehmungsschulung wird leider zu oft auf den Schulterblick reduziert, wobei es sich lediglich um eine Bewegung handelt. Das Gesehene zu verarbeiten (wo stehen meine Mit- und Gegenspieler? Welche Passwege sind offen?) gehört jedoch ebenso dazu und ist der entscheidende Part, wenn wir von Wahrnehmung sprechen.


    Da das meiste auf dem Platz aus dem "Augenwinkel" wahrgenommen wird, spielt das periphere Sehen eine entscheidende Rolle. Das periphere Sichtfeld beträgt bis zu 180° in der Horizontalen. In Stresssituationen verringert sich das periphere Sichtfeld jedoch, was dazu führt, dass Optionen zur Lösung der Situation, nicht gesehen werden. Deswegen müssen Spieler lernen, stressresistent zu werden. Man hat festgestellt, dass erfahrene Sportler stressresistenter sind und grundsätzlich ein größeres/weiteres peripheres Sichtfeld haben als Anfänger, Amateure und Nichtsportler.

  • Unbedingt. Ich bezeichne das immer als Orientierung/Vorientierung. Und die ist ja maßgeblich dafür, in welche Räume ich gucke, ohne mich bzw. meinen Kopf drehen zu müssen.

  • Das sollte man ganzheitlich betrachten. Die offene Stellung erlaubt natürlich eine leichtere Ballverarbeitung. Insofern ist hier die technische Komponente ersichtlich. Eine schnelle Ballverarbeitung ist aber auch für das mannschaftliche Aufbau- und Angriffsspiel förderlich, weil die Aktionen halt schneller von statten gehen und somit schwerer zu verteidigen sind. Mittels der offenen Stellung erzeugt man außerdem Verbindungen, wodurch das Ganze einen weiteren strategisch-taktischen Charakter bekommt, weil man so (Pass)Optionen für seine Mitspieler schafft. Hieran sieht man, dass der Begriff "offene Stellung" zu kurz greift.

  • coachkai

    Die Wahrnehmung kommt im sogenannten taktischen Handlungszyklus (siehe Anhang) vor der Entscheidungsfindung (taktische Komponente) und diese wiederum kommt vor der Ausführung (technische Komponente). Und alle drei beeinflussen sich gegenseitig. Wer mehr wahrnimmt, hat mehr Lösungsoptionen aus denen er wählen kann. Man hat also eine größere Entscheidungsvielfalt. Gleichzeitig ist diese vom technischen Vermögen abhängig. Denn wer keine gute Technik hat, muss sich auf für ihn umsetzbare Lösungsoptionen beschränken.


    Seit mir diese Zusammenhänge und Abfolgen bewusster sind, beurteile ich unsere Spiele und Trainings nochmal mit anderen Augen. Mir passiert es zumindest im ersten Schritt häufig, dass ich nur den eigenen ballbesitzenden Spieler vor Augen habe. Was soll er mit dem Ball machen? Welche Optionen hat er? Wie verbessere ich ihn kurz vor der Situation (z.B. Vororientierung) und in der Situation? usw. usw. Der ballbesitzende Spieler ist natürlich eine wichtige, aber längst nicht die einzige wichtige Person auf dem Platz. Ist ja schließlich ein Mannschaftssport.


    vangaalsnase deutet es hier ja bereits an.

    Wahrnehmungsschulung wird leider zu oft auf den Schulterblick reduziert, wobei es sich lediglich um eine Bewegung handelt. Das Gesehene zu verarbeiten (wo stehen meine Mit- und Gegenspieler? Welche Passwege sind offen?) gehört jedoch ebenso dazu und ist der entscheidende Part, wenn wir von Wahrnehmung sprechen.

    "Wo stehen meine Mit- und Gegenspieler?"

    'Wo die stehen', kann der ballbesitzende Spieler in dem unmittelbaren Augenblick in dem er den Ball erhält nicht mehr unbedingt beeinflussen, aber eventuell schon vorher durch eine eigene, günstige relative Positionierung (also relativ in Bezug auf die Mitspieler um gute Winkel zu bekommen - und nicht absolut gesehen auf das gesamte Spielfeld).

    'Wo die stehen', können aber in jedem Fall auch die Mitspieler selbst beeinflussen und wenn sie gut sind, können sie das Stellungsspiel der gegnerischen Spieler durch ihr eigenes Stellungsspiel ebenfalls beeinflussen. Das sogenannte 'Spiel ohne Ball'. Ich finde es wichtig zu verstehen, dass die Phasen des Schaubilds von oben, ja genauso jeder 'nicht ballbesitzende Spieler' durchläuft. Die motorische Ausführung beschränkt sich dann "nur" auf das Laufverhalten oder aber vielleicht auch auf Kommunikation (Beispielhaft: Thomas Müller).


    Da es dir coachkai auch um das Trainieren geht: Das nächste Schaubild das mir insbesondere für die Trainingsgestaltung weiterhilft ist dieses hier: Vier Phasen eines Fußballspieles nach Louis van Gaal (Link und Beschreibung)

    Grob gesagt befindet sich immer ein Team in einer dieser Phasen. Da es nur einen Ball im Spiel gibt, können nie beide Teams in derselben Phase sein. Aber in jeder Spielphase (van Gaal) durchläuft jeder Spieler auf dem Platz in jedem Augenblick die 6-Phasen des taktischen Handelns.

    Die 6-Phasen-Taktische-Handlung (bringt die Natur so mit sich) und die 4-Phasen-des-Spiels (bringt das Fußballspiel aufgrund des Regelwerks so mitsich), sind für mich formell erstmal fix und nicht veränderbar. Sie wirken auf jeden Spieler, egal ob er sich dem bewusst ist oder nicht. Ich für mich versuche mir dessen in der Trainingsgestaltung, -durchführung und auch -rückbetrachtung jedoch immer bewusst zu sein. Gilt fürs Spiel genauso. Vielleicht helfen dir meine Gedanken, zusätzlich zu dem bereits geschriebenen noch etwas mehr Zugang zu deiner Eingangsfrage zu bekommen. Wie vangaalsnase oben schon sagte, auch ich versuche es etwas ganzheitlicher zu betrachten, ohne jedoch alles genau in Worte fassen zu können.

  • Da das meiste auf dem Platz aus dem "Augenwinkel" wahrgenommen wird, spielt das periphere Sehen eine entscheidende Rolle. Das periphere Sichtfeld beträgt bis zu 180° in der Horizontalen. In Stresssituationen verringert sich das periphere Sichtfeld jedoch, was dazu führt, dass Optionen zur Lösung der Situation, nicht gesehen werden. Deswegen müssen Spieler lernen, stressresistent zu werden. Man hat festgestellt, dass erfahrene Sportler stressresistenter sind und grundsätzlich ein größeres/weiteres peripheres Sichtfeld haben als Anfänger, Amateure und Nichtsportler.

    Vielleicht zu den sehr guten Ausführungen der Vorredner noch, dass wir, als Trainer, den Stress der Spieler durchaus reduzieren können, indem wir von instruierendem Coaching absehen. Hiermit verringern wir die Anzahl der zu verarbeitenden Informationen erheblich.

    Sie wirken auf jeden Spieler, egal ob er sich dem bewusst ist oder nicht. Ich für mich versuche mir dessen in der Trainingsgestaltung, -durchführung und auch -rückbetrachtung jedoch immer bewusst zu sein. Gilt fürs Spiel genauso.

    In der Trainingsgestaltung versuche ich deshalb immer u.a. das 3 Aktionen Prinzip einzufordern (Aktion vor ballbesitz, mit ball, nach Ball ). Hört sich simpel an, führt aber dazu, das sich Spieler bewußt werden auch nach den Aktion mit dem Ball, wieder gute Passverbindungen zu schaffen, oder bei Ballverlust entsprechend zu agieren. Ebenso sind alle Spieler gefordert gute Optionen zu schaffen.

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)