Übungen zum Trainieren von Intuition

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  • "Intuition ist die Fähigkeit, Einsichten in Sachverhalte, Sichtweisen, Gesetzmäßigkeiten oder die subjektive Stimmigkeit von Entscheidungen zu erlangen, ohne diskursiven Gebrauch des Verstandes, also etwa ohne bewusste Schlussfolgerungen. Intuition ist ein Teil kreativer Entwicklungen."

    Ich würde daraus folgern, dass es schwer ist, sowas gezielt zu trainieren. Spieler können sich da besser entwickeln, so fern sie viele freie Spiele haben.
    Unterstützen kann man da sicherlich, indem man Spielformen nimmt, die zu dem jeweiligen Bereich passen (will ich Intuition im Passspiel trainiere, so kommt eine Spielform zum Einsatz, wo die Spieler in der Regel viel Passen und ständig neue Aufgaben im Spiel haben; will Ich das beim Torschuss trainieren, mache ich kleinere Felder aber mit großen Toren, wo sie in der Regel viele Torabschlüsse bekommen).

  • Also ich tue mich schwer mit dem Begriff Intuition beim Fußball.


    Ich glaube auch nicht, dass z.B. ein Torgarant-Stürmer wirklich 'einen Riecher hat', wo der Ball hin kommt und wo er folglich vorher schon zu stehen hat, wenn der Torwart abklatschen lässt oder ähnliches. Da wird einfach mit Wahrscheinlichkeiten gerechnet, was könnte passieren, wo sollte ich mich hinbewegen, aber so eine Wahrscheinlichkeitsabwägung ist ja das Gegenteil einer Handlung ohne vorherige bewusste Überlegung.

    Ich glaube eher, dass es statt einer Intuiton einer besonderen Wachheit/Handlungsschnelligkeit bedarf, die es zu Fördern gilt. Auch eine besonders ausgeprägte Fähigkeit zum ständigen Scannen des Umfeldes auf dem Platz dürfte eine Rolle spielen.


    Das kann man schon beim Aufwärmen fördern, z.B. statt mit einfachem Warmlauf Parcour mit Übungen, die gleichzeitig mit der körperlichen Aktivität eine geistige Tätigkeit erfordern, wie z.B. zwei Gruppen beim Warmlaufen machen, die in einem Quadrat von z.B. 25 x 25 Metern immer wieder kreuzen müssen, immer einer von Gruppe A, dann Gruppe B usw. Nur mal ein Beispiel, wo statt einfach geradeaus mit Scannen und 'Köpfchen' gelaufen werden muss.


    Vielleicht nicht das beste Beispiel, aber dem Sinn nach immer lieber eine Übung machen, wo auch etwas überlegt und geschaut werden muss statt nur körperlich aktiv zu sein.


    Auch einfache Passübungen können hier stärker fordernd sein mit kleinen Abänderungen. Z.B. Zwei Spieler gehen durch einen Parcour und sollen sich dabei gegenseitig den Ball zupassen.Da kommt ein ganz anderer Aspekt dazu, wenn das mit 'Gegenstrom' gemacht wird. Also wenn das Paar, das eigentlich durch ist am Ende wendet und in Gegenrichtung weitermacht. Da sind dann am Ende einige Pärchen gleichzeitig im Parcour und müssen aufeinander achten


    Ich mache auch gerne vor Spielen ein Konzentrationsspiel, z.B. Trainer mit Ball in die Mitte, auf Zuruf 'Köpfen' soll der Ball gefangen werden und umgekehrt. Solche Dinge.

  • Das ist ja schon fast philosophische, auf jedenfall ne interessante Frage.


    Ich glaube, dass man intuitiv also unbewusst/schnell Entscheidungen trifft, die auf einer Vielzahl von Wiederholungen und Erfahrungen basieren und von einer soliden Technik getragen sind.


    Nehmen wir Skifahren. Ein Anfänger kämpft mit den Ski. Ein Fortgeschrittener hat mit dem steileren Hang zu tun. Ein Könner cruist locker durch den Schnee, egal was da kommt. Der Könner denkt nicht mehr darüber nach, was er tun muss, er kann es ja.


    Oder Fahrradfahren. Versuche das mal einem Anfänger mit Worten zu erklären. Niemand würde sagen: "dann musst du den Lenker mit 60g Gewichtskraft nach rechts drehen, um um die Kurve zu fahren". Das geht nicht, das muss man "erfahren" im Wortsinn und das lernen Kinder heutzutage über den Zwischenschritt Laufrad binnen Stunden.


    Kinder wissen schon nach ein paar Wiederholungen beim Fangenspiel welche Haken sie schlagen müssen, um nicht gehascht zu werden. Das dürfte auch nicht durchdacht sein, sondern intuitiv ablaufen.


    Im schnellen Mannschaftsspiel kommen so viele Facetten zu einem Bild zusammen, dass das Gehirn viel zu langsam wäre, eine durchdachte Entscheidung zu treffen.


    Kurz mal google befragt: Man geht davon aus, dass das Unbewusste ca 11 Mio. Eindrücke pro Sekunde (alle Sinneseindrücke wie hören, fühlen, sehen usw) verarbeiten kann, das Denken nur etwa 60. Blöd nur, dass das Bewusste immer die Hohheit hat.


    Wenn du also von außen einen Spielzug instruierst, hat der Spieler keine Chance mehr aus seinem reichlichen Repertoire von unbewusst abgespeicherten Spielzügen den Besten geschehen zu lassen.

    Manchmal sieht man einem Spieler, der frei auf einen TW zuläuft, an, dass er anfangen hat zu denken... Fatal, das geht selten gut aus. Mein Rat an solche Spieler, die den Kopf nicht ausbekommen ist dann immer: nimm dir 2-3 Varianten vor und aus denen suchst du dann aus. Das ist überschaubar. Das Auswählen aus allen Optionen hingegen ist schon wieder zu langsam.


    Die Vollebyballer unterscheiden zwischen der Technikerwerbsphase, der Anwendungsphase und dem freien Spiel.
    Nehmen wir mal die Technik "nach hinten über Kopf pritschen" für den Zuspieler als Beispiel.
    In der Erwerbsphase wird der Ball ausschließlich nach hinten gespielt,
    In der Anwendungsphase gibt man dem Zuspieler vor, immer abwechselnd nach vorne und hinten zu spielen, nach einigen Durchgängen darf er dann zwischen diesen beiden Optionen selber wählen.

    Im Abschlussspiel entscheidet dann ausschließlich der Spieler, welchen Spielzug er durchführt.


    Als ich angefangen habe über die Frage nachzudenken, fand ich es schwierig meine Meinung in Worte zu fassen, bis ich die Fragestellung durch andere Filter (Sportarten) geschoben habe. Dann war es eigentlich recht einfach.


    Daher komme ich zu dem Schluss, dass man Intuition durch den Verzicht von Instruktion trainieren und fördern kann.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Für mich ist, Intuitiv richtige Entscheidungen zu treffen, der Punkt situativ richtig entscheiden zu können.

    Das setzt voraus, das man einem großen Pool von Vorraussetzungen hat, um überhaupt eine Entscheidung intuitiv treffen

    zu können.

    Konkret: Wenn ich z.b. im Moment des Ballbesitzes, Orientierung suchen muß oder den Mitspieler/passverbindung etc., benötige ich Zeit. In diesen Sekundenbruchteilen reduzieren sich die Möglichkeiten der -richtigen- Entscheidung erheblich.

    Neuen Spielern sage ich in Spielformen erst einmal, sehr platt, nehmt die erste Idee. Einfach um u.a. klarzumachen, das überhaupt eine Idee da sein muß, bevor ich in Ballbesitz komme. Das bedingt wiederum, das man Prinzipien wie in dem Fall das 3 Aktionen Prinzip(vor, mit, nach ballbesitz) verinnerlicht. Das wiederum bedingt ein Scannen des Feldes VOR der Ballaktion, da ich mich ja in freie Räume bewegen muß um Passfenster zu schaffen (lösen aus Deckungsschatten etc.)


    Diese Voraussetzungen schaffe ich in Spielformen. Wie schon oben bei Vorrednern erwähnt, ohne viel zu instruieren,

    in möglichst angemessenen Räumen, um auch Enscheidungshandeln und somit Aktionsschnelligkeit zu fördern.

    Wichtig ist m.e. hier eine Fehlertoleranz zu haben, und nur bei wiederkehrenden Fehlern explizit einzugreifen.

    Meiner Meinung nach ist das grundsätzliche situative Handeln, oder entscheiden, hier auch besser in Spielformen ohne Spielrichtung zu vermitteln.

    Somit ist das für mich schon trainierbar, aber nur in komplexen Situationen, aus denen ständig neue Herausforderungen entstehen.

    Kreatives Malen wird ja auch nicht über -malen nach zahlen- vermittelt.

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)