Neu als Trainer - die wichtigsten Dinge, die man wissen sollte ?

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  • Hallo Zusammen,


    ich beobachte dieses Forum schon sehr lange und es hat mir bisher immens geholfen, Ideen und Informationen zu finden. Nun dachte ich, ich wende mich mal mit einem eigenen Beitrag.


    Kurz zu mir und zur Situation:


    ich trainiere die E-Jugend eines sehr kleinen aber ambitionierten "Dorfvereins". Los ging es letztes Jahr im Sommer, nachdem sich die Mannschaft meiner Söhne einen neuen Trainer suchen mussten. Weil sich sonst keiner fand, habe ich notgedrungen die Hand gehoben (der Klassiker!)

    Daraus hat sich jedoch relativ schnell ein tolles Hobby entwickelt, dass ich mit großer Leidenschaft ausübe.


    Obwohl ich praktische Vorerfahrung als Spieler und "Fußballkenner" mitbringe, fand ich es Anfangs (und zum Teil noch immer) extrem schwer, mich im Thema Kinder- und Jugendfußball zurecht zu finden. Deshalb habe ich die klassischen Anfängerfehler gemacht: Von Erwachsenen- auf Kindertraining rückschließen, falsches Selbstverständnis von sich und seine Aufgabe, schlecht vor- und aufbereitete Trainingseinheiten, ... nur um da mal einige zu nennen.


    Durch monatelanges Selbststudium bin ich dann auf einen (hoffentlich) guten Weg gelangt. Ich konnte über ein Pilotprojekt das neue Kindertrainer-Zertifikat absolvieren und befinde mich gerade mitten im C-Lizenz-Lehrgang. Leider finden solche Schulungen selten immer genau dann statt, wenn man sie braucht :D .


    Die wesentliche Literatur ist zwar oft toll und hilfreich - kann jedoch auch sehr erschlagend und kompliziert wirken, wenn man neu im Thema ist. Nach mir sind im Laufe der Zeit im Verein weitere Trainer neu angefangen, die es auf die selbe Weise lernen und erstmal mit einem soliden Lauf-ABC in ihr erstes G-Jugendtraining starten :D


    Daher kam mir rückblickend in den Sinn, dass es toll gewesen wäre, wenn mir jemand zu Beginn eine Zusammenfassung mit den absolut wesentlichen Dingen in die Hand gedrückt hätte, die ich mir über das Wochenende durchlesen kann und Montags bin ich "jobready".


    Wenn Ihr an Euren Start zurückdenkt, hättet Ihr euch auch so etwas auch gewünscht? Und wenn ja, was wären aus Eurer Sicht die wichtigsten Themen, die ein neuer Trainer im Kinder- und Jugendbereich am besten sofort mitkriegen sollte, damit man solide in seinen Trainerjob starten kann?

    Vielen Dank vorab für Eure Antworten ...

  • Uh, mein Thema...

    Herzlich Willkommen erstmal im Forum.

    Kurz zu mir: ich bin als gelernte Volleyballerin seit 16 Jahren als Trainerin aktiv. Zunächst beim Volleyball, dann folgte mein Engagement dem Tun meiner Kinder: Krabbelturnen, dann Helfer bei den Handballminis, Co beim Fußball in der Hallenzeit. Dann hab ich den Kindertrainerlehrgang absolviert und bin seit 4 Jahren für die Minikicker zuständig.
    Ich sammle also die Kinder ein und wenn es gut läuft, gebe ich einen Jahrgang als G1 an ein Kollegenteam ab. D.h. ich bin diejenige, die die Eltern anquatscht ob sie mitmachen wollen (als Helfer oder als Trainer)... Ich habe also immer wieder mit solchen wie dir zu tun...


    Was ich beim Kifu schon länger als Vorteil angesehen habe ist, dass ich selber nie Fußball gespielt habe. D.h. ich habe direkt Kifu gelernt und hatte keine "Übersetzungsprobleme" aus der Erwachsenensicht oder als Fußballexperte. Ich kann auch nur Kifu mit den Kleinen. Inzwischen kann ich alles was ein Bambini können muss: Ich kann in leichtem Trab dribbeln ohne mir die Füße zu brechen. =)

    Ich würde soooo gerne die neuen Kollegen an die Hand nehmen und ihnen Kifu erklären, damit sie so wie du die Anfängerfehler einfach lassen können. Aber weißt du was? Ich lasse es! (außer ich werde gefragt)
    Und ich ertrage es, wenn der Trainer entnervt rummeckert weil das mit dem Anstellen nicht klappt und er eine Strafrunde anordnet. Oder dass die Kinder bei mir mit 4 und 5 Jahren ausschließlich Funino als Abschlussspiel kennenlernen, mit 6 Jahren sofort mit "alle gegen alle" auf Jugendtoren weiter machen, sobald ein "richtiger Trainer" übernimmt.


    Warum? Weil ja alle genau wie du "praktische Vorerfahrung als Spieler und Fußballkenner mitbringen".
    Bis die Kollegen die Einsicht habe, dass Kifu doch was anderes ist als reduziertes Erwachsenentraining, dauert es eben. Ohne intrinsische Motivation, sich wirklich auf die Zielgruppe einzulassen, ist aber auch jedes Wort verschwendet. Besonders von einer Nichtfußballerin wie mir!


    Wie oft habe ich Kollegen schon geraten, Staffelläufe nicht in zwei großen Gruppen sondern in mehreren kleinen zu absolvieren... Es ist quasi aussichtslos.
    Das Thema Phantasiegeschichten ist für total viele gar ein rotes Tuch. "soll ich die Übung vortanzen?"

    Auch hier konnte man kürzlich wieder lesen, dass F-linge zu alt für Phantasiegeschichten seien und es schwierig sei, eine kindgerechte Sprache zu finden. Und die Antworten waren prima, so dass dem User schöne Bilder mitgegeben werden konnte. Eine Phantasiegeschichte muss doch keine mit Elfen und Zauberhöhlen sein. Es können doch auch fußballspezifische Themen sein wie z.B. "Trainingslager der Nationalmannschaft".



    Ganz extrem fand ich einen Kollegen, der bei den ersten beiden Trainings einer Bambinitruppe mit viel Spaß und einer Polizeigeschichte einstieg und alle begeistert waren. Nur wenige Monate später klopft der Gleiche Sprüche wie: da muss jetzt mal Ernsthaftigkeit rein, der Kindergarten ist zu Ende, wir müssen Rückstände aufholen, wir sind ja schließlich bald F-Jugend... und die Kinder kommen zu mir gelaufen und fragen, wann ich denn wieder komme.;(

    Lange Rede, kurzer Sinn: es dauert eben bei fast allen, bis die Erkenntnis reift, dass Kifu eine eigene Variante des Fußballs ist. Und es ist ja nun nicht so, als ob es nicht überall geschrieben stünde, zum Beispiel beim DFB: Zur Altersklasse :: Trainerwissen :: F-Junior*in :: Trainer*in :: Training & Service :: DFB - Deutscher Fußball-Bund e.V.

    Noch tragischer ist, dass sich viele Trainer von den Bambinis bis zur E-Jugend als Trainer extrem gut entwickelt haben und dann dem Trainergeschehen verloren gehen! Kaum einer übernimmt nochmal die Kleinen und profitiert von seiner Erfahrung. Und so kommen immer wieder Traineranfänger nach und es findet so gut wie kein Wissenstransfer statt.

    Und die Aufgeschlossenen gehen in Lehrgänge, landen hier im Forum und lesen... um die muss man sich auch nicht wirklich "kümmern"..

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

    Einmal editiert, zuletzt von Goodie ()

  • Moin, moin,


    Also ich glaube, das komplette 1x1 des Trainerseins auf einen Zettel dürfte platzmäßig schwierig werden. :)


    Ich hätte mir, als ich mit ner F angefangen habe, gewünscht, daß mir einer von Funino erzählt hätte. Das musste ich mir erarbeiten.


    Ich denke, daß man sich bei den Kleinen immer hinterfragen sollte, ob einem selbst das, was man sich da als Trainingsinhalt ausgedacht hat, Spaß gemacht hätte.


    Schlange stehen macht keiner Altersklasse Spaß...


    Ich würde mir wünschen, daß hinter jedem "Erfolgstrainer" namentlich in kleinen Vereinen von Anfang an ein Jugendleiter steht, der klarmacht, daß es Früh- und Spätentwickler gibt und daß man auf dem 11er Feld 18 Spieler braucht... Also mehr als die 7 vermeintlich Besten, die bei Erfolgstrainern in der F bzw E immer spielen.


    Was jeder für sich selbst herausfinden muss, ist der Altersbereich, für den man der richtige Trainer ist. Bei mir ist das eigentlich von der C- Jugend aufwärts. Ich habe ein besseres Händchen für Jugendliche und junge Erwachsene als für die ganz Kleinen. Ich spiele Funino gerne im Training (das würde ich auch mit einer A machen), aber letztlich mag ich das Taktieren auf dem großen Feld.


    Ansonsten: Anleitungen sind immer gut und in einem idealen Universum startet man als Neuling an der Seite eines erfahrenen, guten Trainers. In der Realität wird man ins kalte Wasser geworfen und muss manche Erfahrungen und Fehler halt selbst machen und hoffentlich lernt man draus, was man besser machen kann.

    Die meisten Menschen sind Münzen, nur wenige sind Prägestöcke.


    Wilhelm Raabe (1831 - 1910)

  • Was jeder für sich selbst herausfinden muss, ist der Altersbereich, für den man der richtige Trainer ist. Bei mir ist das eigentlich von der C- Jugend aufwärts. Ich habe ein besseres Händchen für Jugendliche und junge Erwachsene als für die ganz Kleinen. Ich spiele Funino gerne im Training (das würde ich auch mit einer A machen), aber letztlich mag ich das Taktieren auf dem großen Feld.

    Da gebe ich dir recht. Ich helfe ab und zu bei Fußball-Camps aus, da sind die in der Regel U12. Es macht Spaß, weil die alle so unbeschwert sind und einfach gerne sich bewegen. Aber dauerhaft sehe ich mich bei c Jugend und älter, wobei Herrenbereich bei mir eher weniger im Fokus steht. Bin da zwar Co-Trainer bei einer sehr jungen Herrenmannschaft (24 Jahre im Durchschnitt). Ich finde es geil, junge Spieler bei der Entwicklung zu begleiten und das mit Spielern die gerne spielen und auch alles dafür geben würden


    Ansonsten: Anleitungen sind immer gut und in einem idealen Universum startet man als Neuling an der Seite eines erfahrenen, guten Trainers. In der Realität wird man ins kalte Wasser geworfen und muss manche Erfahrungen und Fehler halt selbst machen und hoffentlich lernt man draus, was man besser machen kann.

    Ich wollte bei meinem Heimatverein durch ein Konzept eine Art Guide-Leitfaden fertigen, aber meine Jugendwarte haben das abgeblockt "nicht notwendig" "was tun, wenn sich daran niemand hält"... Probieren will man es gar nicht erst...
    und man wundert sich, wieso man niemanden dafür findet...

    ich bin im sommer dort weg, und nicht grade unglücklich deswegen

  • Sowas gibt's erst ab einer gewissen Vereinsgröße bzw -Professionalität.


    Früher konnte man das ganze Jugendkonzept von Arminia Bielefeld im Netz einsehen. Das war sehr ausführlich, Aufgaben der Trainer klar umrissen und von unten nach oben durchstrukturiert.

    Die meisten Menschen sind Münzen, nur wenige sind Prägestöcke.


    Wilhelm Raabe (1831 - 1910)

  • Bei uns gibt es zwar ein Konzept für die Jugend. Da dies allerdings nicht wirklich konsequent vom Jugendvorstand/der Jugendleitung verfolgt und beaufsichtigt wird, führt das dazu, dass bei uns z.B. der F-Jugend Trainer eigenhändig Tabellen an den Wochenendturnieren führt und diese veröffentlicht. X/ Trainingseinheiten und entsprechende Übungen sehen teilweise aus, als ob hier die Herren-Mannschaft trainiert werden soll. Und derjenige brüstet sich dann auch noch damit, dass in der 1. und 2. Herren Mannschaft (Bezirks- bzw. Kreisliga) mittlerweile Jungs kicken die er vor 10 Jahren mal trainiert hat.


    Ich bin mit meinen Jungs bei den Bambinis gestartet und mittlerweile bei der E-Jugend angekommen. Unsere Jungs haben verstanden, dass jedes Spiel mit 0:0 für uns Trainer geendet ist, bzw. wir "keine Ahnung" haben wie das jeweilige Spiel (trotz offizieller Tabelle) ausgegangen ist.


    Du siehst also, selbst wenn es einen Leitfaden gibt, wird dieser, sofern nicht wirklich kontrolliert wird, ignoriert werden. Was ich persönlich sehr schade finde. Denn mit unserem Leitfaden innerhalb des Vereins kann ich mich zu 100% identifizieren!


    Ich hätte mir persönlich zum Start nämlich auch jemanden gewünscht, der mich ein Stück weit an die "Hand" nimmt und darauf hinweist, auf was es bei den jeweiligen Jugenden so ankommt. Ohne dieses Forum hier, wäre ich wahrscheinlich auch in die "falsche" Richtung abgedriftet:!: