Hallo,
ich bin hier neu und habe erst vor ein paar Tagen das Forum hier entdeckt und bin begeistert! Danke euch für die vielen tollen Beiträge!
Ich würde gerne meine Situation schildern, die mich ziemlich beschäftigt:
Ich bin ein Vater von einem neunjährigen Jungen, der begeistert Fußball in unserem Stadtteilverein in Hannover in der E II (U 10) spielt. Wir haben recht zierliche Jungs, die sehr oft gegen Mannschaften verlieren, da diese jahrgangsältere einsetzten, die körperlich stärker sind und unsere Jungs oft einfach "weghauen und überrennen". Der Frust ist groß, doch das scheint der Normalfall in vielen Vereinen zu sein... Viele Trainer setzten wohl schon in der F- und E-Jugend aufs Gewinnen um jeden Preis, statt ihre Kinder zu fördern.
Vor etwa drei Wochen, nach genau so einem verlorenen Spiel (mein Sohn hatte überall blaue Flecke und wollte danach nicht mehr zum Fußball), kam unser Trainer auf mich zu und meinte, dass ich einen neuen Verein für meinen Sohn suchen soll, denn "er hat großes Talent und kann bei uns nichts mehr lernen". Empfohlen wurde mir ein sehr guter Verein aus der Region, der wirklich tolle Jugendarbeit leistet. Wir wurden dann auch zum dreitätigen Probetraining eingeladen. Mein Sohn ist etwas schüchtern und zurückhaltend, was natürlich gleich auffiel. Es war mir auch sehr schnell klar, dass das nichts wird mit dem Vereinswechsel. Mein Sohn hat zwar sehr gut mittrainiert, konnte sich aber in der Gruppe nicht so recht wiederfinden. Die Absage kam prompt, mit der logischen Begründung, dass er "hier vielleicht untergehen würde".
Die ganze Situation hat mich nun dazu bewogen mich über die Vereine in der Umgebung zu informieren, über neue Trainingsmethoden zu lesen (Coerver-Methode, die Fußballschule von Michael Schuppke etc...) Nun weiß ich, dass in unserem Verein in der Jugendarbeit vieles unzeitgemäß ist und die Trainerarbeit wirklich nicht besonders. Die Jungs werden stumpf für ihre Positionen trainiert, keine Rotation, keine Spielfreude, dafür ein Trainer, der zwar menschlich ok, gleichzeitig jedoch sehr temperamentvoll ist und die Kids bei den Spielen anschreit und ihnen völlig unklare Anweisungen gibt. Die Folgen sind völlige Verwirrung bei den Kindern und auch schon mal Tränen, weil sie denken, dass sie alles falsch machen.
Hinzu kommt, dass der Verein kein Jugendkonzept hat und natürlich auch keine neuen Trainingsmethoden einführt... Ich würde mich sogar sehr gerne als Assi-Trainer bei uns einbringen, etwas neues Vorschlagen, mehr Technik üben, den Jungs Tricks beibringen..., doch muss befürchten, dass die Strukturen es nicht zulassen würden. Jeder der Jugendtrainer kocht sein eigenes Süppchen, es findet kein Austausch statt. Nicht einmal die beiden E-Mannschaften arbeiten zusammen.
Die Eltern der anderen Kinder sind zwar nett. Doch es sind viele ehemalige Vereinsmitglieder, die sich noch aus der Jugend kennen. Mich als neuen (Assi-)Trainer würde da wohl keiner akzeptieren.
Kennt ihr ähnliche Situationen? Ich überlege ob ich weiter nach einem neuen Verein für meinen Sohn suchen (doch welchen? In unserer Umgebung arbeiten alle ähnlich) oder doch einen vielleicht aussichtslosen Kampf gegen die Vereinsstrukturen kämpfen soll...?