Coaching in der G-Jugend

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  • Ich habe meine G-Jugend vor einem halben Jahr völlig untrainiert und mit 5 Kindern übernommen. Alle 2011er wurden vom Verein bereits vorher in die F-Jugend hochgezogen, so sie den Verein denn nicht bereits verlassen hatten.

    Dennoch war die Mannschaft zu 2 Turnieren und einem Freundschaftsspiel gemeldet. Zu diesen sind wir auch, teilweise durch 11er ergänzt, angetreten und haben jedes Spiel haushoch verloren, ohne je ein einziges Tor zu erzielen.

    Im Spielbetrieb ist die Mannschaft nicht gemeldet.


    Ich habe mir zu Beginn meiner Tätigkeit vorgenommen, die Mannschaft erstmal nicht weiter in Wettkampfsituationen zu bringen. Gemeinsam mit dem Verein haben wir in Kindergärten aktiv um Kinder geworben und irgndwann setzte dann auch die Mund zu Mund Propaganda ein.

    So habe ich heute 18 gemeldete Kinder, zum größten Teil 2012er und die Kinder haben einige Monate Fußballtraining hinter sich.


    Ich habe also entschieden, ein Freundschaftsspiel gegen eine reine 2012er Mannschaft zu organisieren.


    Wir haben dieses Spiel, der Hitze geschuldet, über 4x10 Minuten ausgetragen. Ich habe meine Mannschaft ohne taktische Instruktionen aufs Feld geschickt.

    Nach dem ersten Viertel lagen wir 3 zu 1 hinten, der Gegner stand deutlich sortierter auf dem Feld.


    Nun endlich die eigentliche Frage.


    Einer meiner stärkeren Spieler kam zu mir und fragte ob er erstmal hinten bleiben sollte, um Gegentor zu verhindern. Ich sagte, dass er das tun könne.

    Er positionierte sich einen Meter vor dem Torwart und bewachte das Tor. Daraufhin habe ich ihn 2 Minuten lang ein wenig intensiver gecoacht, ihm gezeigt wo er stehen muss und wie er auf das Spiel reagiert. Er hat das dann den Rest des Spiels selbstständig und absolut sensationell ausgeführt und bei einem Vorstoß sogar noch sein Tor gemacht?

    Wir haben das Spiel schlussendlich 8 zu 5 gewonnen, die letzten 3 Viertel mit ihm hinten also 7-2 gewonnen.

    Meine Jungs platzen vor Stolz und haben das wichtige Erfolgserlebnis bekommen, dass sie so dringend brauchten. Die einem weil sie bisher nur verloren haben, für die anderen war es einfach ihr erstes Spiel überhaupt.


    Jetzt die Frage, versprochen. Hättet ihr diese Maßnahme, dem Ergebnis zu Liebe so auch getroffen? Hättet ihr den Spieler auch gecoacht? Hättet ihr diese Maßnahme vielleicht sogar ohne den Vorschlag des Spielers getroffen?


    Ich habe es getan, weil ich gesehen habe, dass wir die individuell bessere Spieler hatten, der Gegner uns durch eine bessere Aufteilung und höhere Wettkampferfahrung aber sicher eine weitere Niederlage beigebracht hätte.

    Diese Erfahrung wollte ich meinen Jungs in der herrschenden Aufbruchstimmung gerne ersparen.

  • Das hat du schon richtig gemacht. Der Spieler kam auf dich zu, weil er erkannte, wie es besser gehen könnte. Dann hast du ihm seine Idee umsetzen lassen. Dass er dann dem eigenen Torspieler auf den Füßen steht, zu coachen ist auch kein Problem an sich. Es kommt mMn darauf an, wie du ihn gecoacht hast. Wenn du ihn Fernsteuerst, dann ist es einfach nicht gut.

    Wenn ich als Trainer meiner Mannschaft spüre, die Stimmung sinkt, weil wir zu viel verlieren, dann sehe ich mich in der Verantwortung auch mal für einen Sieg zu sorgen. Das ist auch nicht verwerflich. Denn nur mit niederlagen ist auf Dauer die Motivation nur schwer hoch zu halten. Ansonsten bin ich völlig bei dir: den G2 Jahrgang nicht in den Spieltrieb, Kinder frei spielen lassen.

  • Bennoah frag dich doch einfach, ob du die Korrektur auch im Training gemacht hättest. Wenn man davon ausgeht, dass ein Spiel nur die Fortsetzung des Trainings ist, dann würde die Antwort doch wohl "Ja" lauten. Also ist es auch ok.
    Die Kinder wollen/sollen ja was lernen und gerade die Anregungen der Kinder sollen ja aufgenommen und weiterentwickelt werden (Partizipation)


    Schon dass du die Frage stellst, zeigt ja, dass du an Joystickfußball kein Interesse hast. Schweigend am Rand stehen finde ich aber auch falsch.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Das ist ein gutes Beispiel für die Bedeutung taktischer Entscheidungen auch im Kifu. In der F (auch bei guten G-Kindern) ist das ja eine sehr einfache taktische Anweisung "Du bist heute unser Ritter, der das Tor bewacht".


    Es gibt viele Beispiele für solche taktischen Maßnahmen, die nicht instruktiv die Kinder einschränken, aber sehr effektiv sein können.


    Auch engagiertes Coaching kann einen großen Einfluss auf das Spiel haben. Natürlich geht es dabei nicht darum, den Kindern von außen Anweisungen zu geben; sondern darum sie zu motivieren, ihnen zu zeigen, dass dieses Spiel dir als Trainer wichtig ist, sowie ein Energielevel vorzugeben, das sich auf dein Team übertragen soll.


    Wichtig ist dabei, dass der Trainer bei allem Engagement trotzdem innerlich möglichst cool bleibt; damit der Effekt nicht verpufft, sollte so ein Coaching-Stil außerdem m.E. gezielt eingesetzt werden (das ist v.a. bei Turnieren wichtig).


    Kritisch möchte ich anfragen, ob der kleine Mini-Messi um des Ergebnisses willen und um die Aufbruchsstimmung nicht zu gefährden durchgespielt hat!? (Hört sich für mich so an.)

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)

  • Du hast Recht, mein Text liest sich als habe er durchgespielt. Das hat er nicht auch wenn er sicher ein paar Minuten zuviel bekommen hat. Ich habe einem meiner anderen Spieler in seinen Pausen diese Rolle zugewiesen. Nicht mit dem gleichen Erfolg, übrigens.

    Dieser Spieler ist übrigens kein Mini-Messi (auch nicht das Supertalent, zu dem ich einen Thread eröffnet habe, der hat noch nicht gespielt), sondern einfach einer meiner besseren, eher talentierten Spieler. Es reicht vollkommen aus, zu verhindern, dass jeder Ball in Richtung unseres Tore beim einsam wartenden Stürmer Gegners landete.


    Meine Art zu coachen ist sicher eher engagiert, wobei ich stets darauf achte, negative, Emotionen zu vermeiden.

    Meine häufigste Ansprache bestand in diesem Spiel aus: "Spieler X, Ball" Woraufhin meine Spieler dann auch wieder bei unserem Spiel und dem Ball und nicht mehr auf den Nachbarplatz oder Mama fixiert waren.