Übungen zum Steilpass/Pass durch die Abwehr

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  • Hallo zusammen,


    ich bin seit Januar diesen Jahres Trainer einer E2-Jugend, alles Kinder mit dem Jahrgang 2006. Ich habe eine durchaus gemischte Truppe zusammen, die ersten 6 Kinder sind talentiert danach fällt die Qualität leider rapide ab. Die ersten 5 Saisonspiele haben wir allesamt verloren, wobei ich da zu bedenken geben muss, dass der Gegner oft aus 2005ern bestand. Wie ihr ja sicher alle wisst, macht dieses 1 Jahr einen gewaltigen Unterschied aus. Ich sehe es aber auch nicht ein, deswegen zu "mauern", davon haben meine Kinder auch nichts. Trotzdem muss ich langsam aufpassen, dass die Motivation nicht verloren geht ...


    Ich habe jedenfalls in den letzten Spielen für mich gemerkt, dass ich in meinen kommenden Trainingseinheiten viel weniger Wert auf den reinen Torabschluss lege, da wir oftmals gar nicht erst in die Situation kommen, wo diese Eigenschaft zum tragen kommt. Ich möchte nun in den nächsten Wochen vermehrt Passübungen und ganz speziell Übungen trainieren lassen, in denen meinem Stürmer klar wird, dass er nicht auf ein Zuspiel warten muss sondern das er "startet". Meinen Mittelfeldspielern muss dann klar werden, dass sie einen Steilpass in den Lauf spielen sollen.


    Bisher ist es meistens so, dass mein Stürmer oder auch meine Außenspieler auf ein Zuspiel warten und eben nicht anlaufen ... Ich spiele übrigens im 2-3-1 System!


    Habt ihr gute Ideen, Tipps und Einheiten für mich? Bin für alles offen und dankbar!


    Danke schonmal im Voraus


    MfG
    Marcel

  • Eigentlich wollte ich schon mal Popcorn holen ;)


    Markes, das Erspielen von Torchancen zum Beispiel durch durchgesteckte Bälle oder Grundlinienläufe kann man natürlich versuchen, durch einzelne Übungen zu trainieren. Ich denke, das Spielintelligenz und Passsicherheit die Spieler in die Lage versetzen, solche Chancen herauszuspielen, aber es kommt auch auf Kommunikation (verbal und nonverbal) sowie Automatismen an. In einigen Wochen wird man dies wohl nicht hinbekommen, dazu dürften E-Jugendliche auch zur Erfassung solcher Situation nur bedingt in der Lage sein. Später, in einigen Jahren, sind die Spieler eher in der Lage, so was umzusetzen.


    Quintessenz: Wenn Du die Fähigkeit schulen willst, dynamisch auf die Spielsituation zu reagieren und (Bingo) "proaktives" Spiel ohne Ball schulen willst, dann halte ich alle Spielformen zum Thema Spielintelligenz für das Richtige. Also alles was mit mehreren Toren auf kleinstem Raum zu tun hat, zum Beispiel 4 vs 4 + 4 oder 4 vs 4 auf 4 Tore, mit Passzonen, Provokationsregeln usw. Ich halte statische Übungen und Passrundläufe hier eher weniger für geeignet. Letztere können zur Technikverbessserung dienen, müssen dann aber gut gecoacht werden.

  • Kleine Spielform 3 + 1 gegen 3 + 1


    Jeweils mit Anspieler hinter dem Tor. Dieser kann sich die gesamte Grundlinie frei bewegen.


    Dann die Regel, dass nachdem der Anspieler eingesetzt wurde bei der nächsten Anspielstation ein Tor fällt, zählt dieses doppelt oder dreifach.


    So kommt der Pass durch die Abwehr auf den Anspieler, dieser lernt zudem noch das klatschen lassen oder zurückspielen auf den besser postierten Mitspieler.
    Und die Torabschlussspieler müssen direkt nach dem Pass auf den Anspieler nachgehen und eine gute Position suchen, um wieder angespielt zu werden.



    Wichtig:
    Anspieler in kurzen Abständen wechseln; da sonst zu eintönig für den Spieler.

    "Ihr fünf spielt jetzt vier gegen drei."

  • Also, vielen Dank erstmal für eure Tips. Habe mir gestern viele Threads hier durchgelesen. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich vielleicht auch zu viel von meinen Kids verlange. Wobei ich solche Pässe durch die Abwehr ja nicht grundsätzlich verlange, sondern ich einfach sehe, dass meinen Kleinen gerade das fehlt.


    Ich tausche Positionen bis auf 1-2 Ausnahmen regelmäßig durch. Meine Trainerkollegen machen das gar nicht im Verein, deswegen war es für viele Kinder zunächst schwer zu verstehen wieso sie auf einmal in der "Abwehr" spielen sollten!


    @Manndecker


    Produktives Spiel ohne Ball hört sich gut an. Viele meiner Kids wissen einfach nicht, wie sie sich richtig verhalten sollen, wenn wir im Ballbesitz sind. Sie warten dann teilweise neben ihrem Gegenspieler auf den Ball, anstatt ihrem Gegenspieler in freie Räume wegzulaufen! Kannst du die 2 genannten Übungen genauer ausführen?


    @TrainerT
    Vielen Dank, die Übung hört sich ziemlich interessant an. Werde ich am Mi direkt mal ausprobieren!

  • ungefähr so:
    http://www.soccerdrills.de/Theorie/spielform-4-gegen-4.html


    Dazu kannst Du beliebig variieren:
    - Spielfeldgröße: Je kleiner desto schwieriger
    - Anspieler an den Toren --> Tore nur nach Doppelpass
    - Zwei Spieler aussen, die immer mit der Ballbesitztmannschaft spielen
    - 4 vs (4 + 4) : Vier Spieler außen + 4 Spieler innen spielen auf Ball halten, die anderen 4 erzielen Tore. 5 Minunten, dann Wechsel
    - 4 vs 4 + (2x2), außen angespielt wechselt ins Feld, Dadurch hat Ballbesitz immer Überzahl
    - Die Tore kannst Du auch in allen 4 Himmelsrichtungen aufstellen, und dann immer einen Spieler hinter das Tor, Ball wird immer gegenüber eingespielt, Tore durch durchdribbeln --> glaube Schimanski hat die Übung hier mal vorgestellt
    - Die Tore als Hütchendribbeltore nutzen, Tor ist, wenn der Ball direkt in hinter dem Hütchentor angenommen wird.
    - Provokationen: Passwechsel immer: Direkt, Annahme+Dribbling, Direkt, Annahme + Dribbling usw



    Da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt.

  • Okay, auch das werde ich mal versuchen. Generell wendet ihr in meiner Altersklasse sehr viel 3 vs 3 und 4 vs 4 auf kleineren Feldern an oder?

  • Spielformen in überschaubaren Gruppengrößen. Individuelle Fähigkeiten gehen vor, Lernen über den persönlichen Erfolg. viele Tore, keine festen Positionen, Freude am Spiel. Ich mache jetzt U16 und nutze diese Formen immer noch. Die Gruppengröße ist mitunter etwas größer (6 vs 6 +4 und ähnlich). In diesem Alter kannst Du dann auch kurz erläutern, worauf geachtet werden soll und das wird dann auch gezielt umgesetzt.


    Beispiel:
    Wir spielen 6 vs 6 auf 4 Tore. Eine U16 kannst Du vorher briefen, eine 6'er Gruppe soll möglichst schnell die Außen suchen und einsetzen und die andere briefst Du anders: Idese soll im Zentrum den Anspieler suchen, dieser soll sich stets in einem Gegnerdreieck im Schwerpunkt anbieten, so daß die Gegner möglichst gleichen Abstand zu Ihm haben und dann entweder das Tor oder den Dritten suchen. Die beiden Teams wissen nichts von den Zielen des anderen Teams. Da sie alt genug sind, werden sie versuchen, das umzusetzen.


    Das geht in einer U10 denke ich noch nicht, daher würde ich dort die Gruppengröße kleiner halten und die Ziele einfach. Die Spieler sollen selbst lernen, was Erfolg hat.

  • Ich tausche Positionen bis auf 1-2 Ausnahmen regelmäßig durch. Meine Trainerkollegen machen das gar nicht im Verein, deswegen war es für viele Kinder zunächst schwer zu verstehen wieso sie auf einmal in der "Abwehr" spielen sollten!

    Gerade bei diesem Thema ist es wichtig, das Spiel aus beiden Perspektiven erlebt zu haben: Als Passempfänger und als Passgeber. Insofern würde ich in Deiner Stelle auch die 1-2 Ausnahmen überdenken.


    Ich möchte nun in den nächsten Wochen vermehrt Passübungen und ganz speziell Übungen trainieren lassen, in denen meinem Stürmer klar wird, dass er nicht auf ein Zuspiel warten muss sondern das er "startet".

    Mit Übungsformen kommst Du da nicht weit. Es geht doch darum, dass Deine Spieler das Gefühl erleben, dass sich dieser Ball lohnt.
    Ein Beispiel für eine Spielform:
    4:4 oder (evtl.) 5:5 auf 5m-Tore. Erstmal ohne Torhüter. Auf der Torauslinie des jeweils gegnerischen Tores wird ein Spieler postiert. Auf der Torauslinie darf er sich zu beiden Seiten des Tores frei bewegen. Tore können nur erzielt werden, wenn dieser Spieler angespielt wird und den Ball auf einen Mitspieler klatschen lässt. Er darf nicht auf den Spieler klatschen, der ihn angespielt hat. Nach dem Zuspiel geht der Linienspieler ins Feld und der Passgeber auf die Linie.
    Die Spielform sorgt für ein schnelles Umschalten mit dem Entscheidungspass. Dadurch, dass der Passgeber den Ball nicht zurückbekommen darf, muss ein anderer Spieler sofort "da sein".
    Du kannst diese Spielform je nach Leistungsstand mit kleinen Regeländerungen schwerer oder leichter gestalten (z.B. eindribbeln statt klatschen, Mittellinienregel usw.)


    Bisher ist es meistens so, dass mein Stürmer oder auch meine Außenspieler auf ein Zuspiel warten und eben nicht anlaufen ... Ich spiele übrigens im 2-3-1 System!

    Wollen wir es lieber Grundformation nennen? Ein System können E-Jugendspieler nicht ausfüllen.
    Wenn Du in dieser Altersgruppe mit der 2-3-1-Grundformation spielst, müssen sich auch aus dieser Formation heraus alle am "gemeinsam Tore schießen und gemeinsam Tore verhindern" beteiligen. Gerade, wenn Ihr die eigentlich schwächere Mannschaft (und sei es nur körperlich) seid, bringt es nichts, dass einer an der Mittellinie steht und auf Bälle wartet. Das ist für jeden Gegner leicht auszurechnen. Denk mal über ein 3-3 nach... Nein, das ist kein Mauern - wenn Ihr im Ballbesitz seid, ist das sogar offensiver...