„Wo soll der Tormann stehen bei einem Freistoß“

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  • Hallo an die Tormannexperten
    Hab mal eine Frage an euch.
    „Wo soll der Tormann stehen bei einem Freistoß“
    Hab folgendes Problem. Mein Tormann ist eher kleingewachsen. Wir spielen Großfeld U13 beginnender Leistungsbereich. Im 1:1 ist er recht gut, hat ein gutes Timing, spielt gut mit und hat eine gute Reaktion… Er bringt also viel mit bis auf die Größe…
    So nun hab ich aber in der Rückrunde 6 Freistoßtore von gesamt 9 Toren bekommen. Meiner Ansicht nach hätte er 2-3 Halten können (müssen) wenn er richtig gestanden wäre.
    Er selber steht immer Zentral im Tor, egal von welcher Richtung der Ball kommt. Ob von links oder rechts oder der Mitte, Er steht immer zentral. Eine sogenannte Tormannecke gibt es also bei ihm nicht!
    Er behauptet, dass ihm das so beigebracht wird in der Tormannschule. Jetzt bin ich kein Tormann und will mich da auch nicht mit den Experten anlegen, aber es nervt wenn du einen Freistoß gegen dich hast, der Ball ins lange Eck fliegt und dein Tormann dort nicht steht, weil es ihm anders beigebracht wird.. ist das wirklich so… Mittlerweilen ist jeder Freistoß 20 Meter vorm Tor wie ein Elfmeter. Und das hat nichts mit der Größe des Tormanns zu tun, sondern weil er meiner Ansicht einfach falsch steht!!
    Danke

    Wer aufhört sich weiter zu entwickeln, hört auf besser zu werden.

  • @penaten


    Da hat dein Keeper ganz offensichtlich was falsch verstanden. Es gibt zwar mitlerweile die Variante beim Freistoß aus zentraler Position mit einer "geteilten Mauer" zu arbeiten, bei der der Keeper dann auch zentral stehen kann. Aber nur beim Freistoß aus zentraler Position ist der Weg zur einen wie zur anderen Ecke gleich weit. Sonst sollte er sich so positionieren, als das die zu verteidigende Torfläche für ihn so gering wie möglich ist.


    Das hängt selbstverständlich auch von der Schußdistanz und dem Balldruck ab. Ist der Schußwinkel aufgrund der Distanz von unten nach oben, so kann er die Torfläche durch Vorrücken verkleinern. Ist aber die Torfläche zwar klein, dafür aber tief und ein hoher Ball ist zu erwarten, dann sollte er sich deutlich tiefer positionieren. Denn er kann schneller vorwärts gegen den Ball laufen, als wenn er rückwärts mit dem Ball laufen muß.


    Desweiteren stellt man fest, dass eine Mauer ausserhalb des 16-ern manchmal eher hinderlich als nützlich ist. Denn bei so einer Freistoßdistanz ist es von Vorteil, wenn der Keeper den Schuß und die Flugbahn von Anfang an sieht, als wenn er den Ball erst beim Überfliegen der Mauer sieht und dann vielleicht von der "Torwartecke" nicht mehr rechtzeitig zur anderen Seite kommt. Da reicht meist 1 Mann, der verhindert, dass in diesen Raum gespielt werden kann. (z.B. Szene WM: Ronaldo-Freistoß und Lahm als 1 Mann-Mauer angeschossen). Ein weiterer Vorteil: die einzelne Person kann sie frei nach allen Seiten bewegen und so insgesamt mehr Deckungsschatten erzeugen.


    Ansonsten funktioniert ein Freistoß mit Mauer und Torwartecke nach wie vor so, wie es schon seit vielen Jahren gemacht wird. Allerdings hat das beidfüssige Training der Torleute den Vorteil, als das die Unterschiede zwischen starker und schwacher Ecke geringer werden.


    Hohe Bälle ins "lange Eck" sind deshalb schwieriger, weil Torleute (im Breitensport) in der Aktion manchmal 2 Dinge gleichzeitig tun wollen. Sie beobachten konzentriert den Ball und bereiten sich gleichzeitig auf die Abwehr vor, indem sie mit lang ausgestrecktem Körper auf "platten Füßen" und leicher Rückwärtslage des Oberkörpers mit kleinen Schritten rückwärts laufen. Weil der Körper bereits ausgestreckt ist, kann kaum Spannung erzeugt werden. Erschwerend hierbei ist, das der Körperschwerpunkt hinter seinen Füßen liegt. Beim Versuch hochzuspringen fällt er dann nach hinten um "wie eine Bleiente". Besser ist es die Aktion in 2. Elemente zu teilen. 1. mit schnellen Schritten auf den Fussballen und leicht vorgebeugtem Oberkörper zurück zum Tor (dabei Ball im Auge behalten) 2. zum Ballkontakt mit Körperspannung hochspringen und fangen, lenken oder fausten. Wird dieser Bewegungsablauf beherrscht, dann sollten hohe Bälle auf für kleinere Torleute erreichbar sein. Bei Mädchen und Frauen ist diese Variante auch im Leistungsbereich zu beobachten, denn sie verfügen nicht über die Körperlänge und Muskelkraft wie bei den älteren Junioren oder Senior-Keepern.


    Ich hoffe, ich konnte ein wenig zur Klärung beitragen?

  • @TW-Trainer möge mich korrigieren, aber ich würde bei Freistößen aus dem Halbfeld die Mauer das kurze Eck, also den Torbereich, der sich näher am Ball befindet, von der Mauer abdecken lassen, wohingegen der Torwart das lange Eck, also die vom Ball weiter entfernte ungefähre Hälfte der Torbreite übernimmt. Je weiter der Ball vom Tor weg ist, desto weniger Bedeutung hat die Mauer, weil der Ball entsprechend der größeren Entfernung länger unterwegs ist und der Torhüter dadurch mehr Zeit hat, sich dorthin zu bewegen, wo sich der Ball befindet. Und in der Mauer befindliche Spieler dienen nun mal der Verteidigung gegen den direkt aufs Tor gebrachten Freistoß und stehen daher nicht unmittelbar zur Verteidigung gegen die anderen Angreifer zur Verfügung, so dass man die Zahl der Spieler in der Mauer auf das sinnvoll notwendige Minimum beschränkt.


    So, wie ich es sehe, soll der Torwart bei einem Freistoß aus dem Halbfeld aus ca. 30 m einen Ball, der am kurzen Pfosten einschlägt, überhaupt nicht erreichen können. Der muss in die Mauer gehen. Deshalb stellt sich ja zur Ausrichtung der Mauer der Torwart an den kurzen Pfosten und dirigiert die Mauer soweit nach außen, dass sich nicht nur der äußerste Spieler genau zwischen dem Torhüter (und damit dem Pfosten) und dem Ball befindet, sondern eher der zweite, eben weil es ja genügend Schützen gibt, die einen Bananenball um die Mauer herum schießen können. Naja, und wieviele Spieler er noch in die Mauer stellt, hängt dann davon ab, welche Reichweite er sich zutraut. Ich würde mal schätzen, dass er damit rechnen muss, jeden Ball bekommen zu müssen, der in dem Bereich einschlägt, der am langen Pfosten beginnt und hinter dem ersten Spieler der Mauer bzw. ein bisschen weiter endet. Ich denke, der Torhüter sollte sich dann in der Mitte dieses Bereichs platzieren, oder evtl. ein bisschen in Richtung langes Eck versetzt, weil ich denke, dass er rascher in Richtung des kurzen Ecks kommt als in die andere, weil das eher eine Vorwärtsbewegung ist, wohingegen der Weg zum langen Eck eher nach hinten geht.


    Ich muss noch ergänzen: Über die Mauer geschossene Bälle muss der Torwart wohl auch bekommen. Die Mauer sollte da halt den Schützen dazu zwingen, den Ball in einem so hohen Bogen zu spielen, dass dieser lang genug unterwegs ist, um es dem Torhüter zu erlauben, ihn zu erreichen. Wobei ihm das schwer fallen dürfte, wenn der Schütze es dabei schafft, genau ins Lattenkreuz zu treffen, vielleicht sogar noch mit einem Ball, der sich nach außen weg dreht und so im ersten Moment harmloser aussieht, als er wirklich ist..


    Ganz blöd sind natürlich Freistöße aus ca. 20 m aus dem Bereich vor dem Sechzehner, da gute Schützen diese so über die Mauer heben können, dass der Torhüter eigentlich keine Chance hat. Stellt er sich dann weiter nach innen, so zimmert der Schütze das Ding einfach trocken und flach ins lange Eck. Vielleicht könnte man da einen Spieler auf die Torlinie stellen, der den Ball ggf. noch weg köpfen kann. Dessen Reaktionszeit wäre aber äußerst gering...

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Wenn dein einen Spieler auf die Torlinie stellst, dann fällt das Abseits weg.
    Dann platziert der Gegner seine halbe Mannschaft direkt vor dem Tor und Torwart.


    Zum anderen, ich will auch, dass mein Fänger die lange Ecke besetzt und Bälle dahin hält.
    Geht ein Ball gut getreten über die Mauer, dann ist das eben so, das nehme ich auf mein Konto.
    Wenn der Fänger aber auf diese Bälle spekuliert und sich so stellt, dann gehen auch Bälle ins lange Eck rein.
    Und das sind die Bälle, die mein Fänger unbedingt halten soll.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Wenn dein einen Spieler auf die Torlinie stellst, dann fällt das Abseits weg. Dann platziert der Gegner seine halbe Mannschaft direkt vor dem Tor und Torwart.

    Stimmt auch wieder. In dem Zusammenhang meine ich mal gesehen zu haben, dass eine Mannschaft einen weiteren Spieler direkte hinter der Mauer hatte, der nach hinten lief, als der Schütze anlief... Das könnte so eine Taktik gewesen sein. Es kann aber auch sein, dass ich mir das nur einbilde...


    Zum anderen, ich will auch, dass mein Fänger die lange Ecke besetzt und Bälle dahin hält.[...] mein Fänger unbedingt halten soll.

    Ja, so knapp kann man das auch ausdrücken.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • @TW-Trainer möge mich korrigieren, aber ich würde bei Freistößen aus dem Halbfeld die Mauer das kurze Eck, also den Torbereich, der sich näher am Ball befindet, von der Mauer abdecken lassen, wohingegen der Torwart das lange Eck, also die vom Ball weiter entfernte ungefähre Hälfte der Torbreite übernimmt.

    Warum? Ist doch O.K.


    Man könnte allenfalls ergänzen, dass die Flugbahn bei kurzer Distanz über die Mauer eine größere Krümmung hat, weshalb der Gegner hier lediglich "schlenzt". Denn würde er den Ball mit seiner Maximalkraft über die Mauer schießen, so wäre die Flugkurve zu flach und der Ball würde übers Tor gehen.


    Für Freistöße aus zentraler Position gab es hin und wieder auch bei den Profis (z.B. Schweinsteiger) mal den Versuch, das ein Defensivspieler beim Anlauf des Schützen in Richtung der freien Seite der Torlinie sprintete. Das hat meist nicht geklappt, weil der Schütze die Absicht doch noch rechtzetig erkannte und dann natürlich hoch in die Ecke des Abwehrspielers, der auf einen Schlenzer gehofft hatte, schoß!


    Wer mal was anderes ausprobieren möchte, der kann`s mal mit der "geteilten Mauer" probieren (Video daszu ist in www.bdfl.de zu finden) Dabei positioniert sich der Torwart mittig und die Mauer teilt sich erst beim Anlauf des Freistoßschützen ein wenig, sodass der Keeper zum einen den Schuß früher sieht (als wenn er den Ball erst über der Mauer erkennt) und zum anderen die Mauer einen großen Bereich der unteren und mittleren Torfläche abdeckt.


    Ansonsten sollte der Keeper entweder die Lange Ecke besetzen oder bei zentraler Position seine Lieblingsecke freigieben, weil er dabei noch die besten Abwehrchancen hat. Bei einem indirekten Freistoß ist es natürlich wichtig, dass der Defensivspieler aus der Mauer zum Schützen sprintet, der am nähesten die Tormitte abdeckt, denn der kann die größtmögliche Torfläche abdecken.


    Jenachdem, ob ein Torschuß oder eine Flanke zu erwarten ist, sollten die Abwehrspieler der Größe und/oder Kopfballstärke entsprechend positioniert werden. Dabei sollten die äußeren Mauerspieler deshalb die Größeren/Besseren sein, weil dorthin meist über die Mauer geschossen wird und der Keeper auch dorthin den weitesten Weg hat.


    Man kann Tore nicht immer verhindern. Dazu gebührt auch dem Gegner der Respekt einer besonders guten Aktion. Man kann jedoch die Torleute kontinuierlich verbessern, sodass es dem Gegner immer schwerer gemacht wird, zum Torerfolg zu gelangen und dadurch das eigene Team selbst nicht mehr so viel Tore zum Sieg schießen muß! Es ist ja kein Geheimnis, dass bei 2 in etwa gleichstarken Teams meist das mit dem besseren Keeper gewinnt. Da lohnt sich die Arbeit mit ihm schon!