Hallo @all,
im Verein gibt es Überlegungen den Trainingsbetrieb dahingehend umzugestalten, daß die Teams der einzelnen Jahrgänge gemeinsam trainieren. Bei den fußballerischen Inhalten sehe ich da keine allzu großen Probleme. Habe aber Bedenken bezüglich der 'sozialen' Aspekte, insbesondere je jünger die Kinder sind (z.B. F-Jugend (U8 )).
Ich möchte dies nun näher beschreiben.
Als Grundlage soll folgendes, grob dargestelltes Modell - wie man es auch häufig in den Feriencamps finden kann - dienen:
- Gemeinsames Einstimmen
- Rotation auf mehrere Stationen; die Gruppen können den Fähigkeiten der Kinder und je nach Trainingsschwerpunkt entsprechend gemischt werden
- Abschlussspiele, mit Blick aus WE eventuell wieder nach Teams organisiert
Was dies für das Trainerteam und die Orga der Trainingseinheit bedeutet, darüber ließe sich bestimmt auch viel diskutieren. Aber wie findet dies ein 8-Jähriger, der nach der Schule auf den Platz kommt um den Nachmittag mit Freunden zu verbringen? Wie sieht es mit der Identifikation mit seinem Team, seinem Verein und seinem Sport aus?
Ich selbst trainiere vornehmlich U10 und jünger und tue mich schwer damit. Nach meiner Erfahrung fühlen sich Kinder in einem überschaubarem Bezugsrahmen (meine Freunde, mein Team, mein Trainer) wohler. Oder läuft eine Übung gut, haben sie grad Spass in der Trinkpause hänge ich ein paar Minuten dran.
Ich habe es gern etwas flexibler, mit Raum und Zeit auf den Einzelnen und auch auf die Gruppe reagieren zu können.
Weitere Meinungen und Erfahrungen würden mich freuen.
mit sportlichem Gruß
Sven
Drei Teams in einer Übungsgruppe
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- Kinderfußball
- Svenson
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Hallo Svenson,
Herzlich willkommen im Forum.
Nun zu Deiner Frage. Dazu würde mich zuallererst interessieren, welche Beweggründe es von den Verantwortlichen gibt, die zu diesen angedachten Veränderungen in der Trainingsgestaltung führen sollen.
Welche Vorteile sehen sie darin und haben sie euch gegenüber dargestellt ? -
Bei uns ist jede Jugend eine große Gruppe, die so weit möglich (Platzbedingungen) gemeinsam trainiert und nur am Wochenende in Spielgruppen aufgeteilt wird. Unter der Woche im Training gibt es je nach Thema leistungsorientierte Gruppen (wobei Leistung dann wirklich anhand des jeweiligen Themas definiert ist, nicht allgemein) oder in den höheren Jugenden auch mal positionsspezifische Gruppen, wenn eher taktisch trainiert wird. Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht, es entsteht im Prinzip eine große Gruppe statt mehrerer kleiner Gruppen. Wir haben eine außergewöhnlich hohe Quote, was etwa das Zuschauen von Spielern einer Mannschaft bei der anderen anbelangt, wenn mal spielfrei ist. Darüber hinaus haben wir eine große Durchlässigkeit von einer Mannschaft in die andere und die Inhalte passen zusammen, so dass Wechsel der Spielgruppen jederzeit möglich sind.
Natürlich geht das, gerade in den unteren Jahrgängen, ein wenig zulasten solcher Dinge wie Zugehörigkeitsgefühl zu einer kleinen Gruppe, klarer Orientierung und im Bezug auf wechselnde Spielgruppen vielleicht manchmal auch auf sowas wie "Mannschaftsgeist". Für mich überwiegen bei uns aber die Vorteile. Ein weiterer Faktor wäre für mich, um was für einen Verein es sich handelt. Bei uns ist halt Dorfverein, d.h. die Kinder kennen sich sowieso mehr oder weniger, wahnsinnige dauerhafte Konfliktherde gibt es von einem Spieler eine Jugend unter uns abgesehen auch nicht.
Wobei ich gerade nochmal sehe, dass es bei euch um Stationentraining gehen soll. Damit habe ich nicht so die Erfahrung, das haben wir selten gemacht.
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Ich finde den Ansatz auch eher besser als schlechter. Obwohl es sicherlich anstrengender wäre als zwei halb so große Gruppen, trainieren wir unsere gut zwei Dutzend F1-Junioren auch in einer großen Gruppe, die wir, so ähnlich wie es fak beschreibt, während des Trainings aufteilen. Ich sehe, nicht zuletzt auch bei uns im Verein, eher die umgekehrte Gefahr, dass sich nämlich unter dem Dach des Vereins lauter kleinere Einheiten, nämlich die Mannschaften, bilden, die zwar in sich gut funktionieren, aber vor allem sich selbst sehen. Da gibt es dann zwar meistens eine friedliche Koexistenz, es ist aber durchaus nicht ungewöhnlich, dass eine Mannschaft auch mal gegen eine andere opponiert...
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Hallo Karl
Welche Vorteile sehen sie darin und haben sie euch gegenüber dargestellt ?
Ein grundlegendes Konzept befindet sich noch in der Entwicklung.
Es scheinen vornehmlich organisatorische Gründe zu sein.
Wir haben in allen jüngeren Jahrgängen einen Aufnahmestopp - es fehlt an Trainern und (noch) an Platz. Und bei unseren 3x jährlich stattfindenden Fußballferiencamps hat man sehr gute Erfahrungen damit gemacht eine große Gruppe mit einem Trainerteam zu beschäftigen - z.B. stand nicht jeder Trainer für alle 5 Tage zur Verfügung und man konnte flexibel reagieren.
Auch sollen die manchmal entstehenden Grenzen zwischen den Teams - z.B. der Ersten und dem Rest - dadurch aufgeweicht werden, da die Kinder sich bereits (besser) kennen. *Ich denke, daß diese Grenzen eher durch Trainer und Eltern geschaffen werden und man dort ansetzen sollte.
Und man kann je nach Trainingsschwerpunkt leistungshomogen trainieren, da ja die große Gruppe fürs Training in kleinere aufgeteilt wird.
Dem kann ich mit Einwänden zustimmen - vermisse aber Gedanken über die Ansprüche und Bedürfnisse der Kinder. -
Auch von mir ein herzliches Willkommen!
Zunächst einmal muß nicht jede "Auflockerung" des aus dem Erwachsenen-Fussballs auf den Kinderfussball übertragenen Mannschaftsdenkens allein negativ betrachtet werden.
In der Freizeit verbringen durchaus Gruppen von Kindern unterschiedlichen Alters Stunden miteinander, solange die Altersunterschiede nicht zu groß sind. Auch auf dem Bolzplatz gibt es keine Regel, welche Altersstufen zusammen spielen können, sollen und dürfen.
Kinder sind es gewohnt, sich rasch an neue Umgebungen zu gewöhnen und fühlen sich dann rasch heimisch, wenn sie eine angstfreie Umgebung feststellen. Fussballcamps können diese Situation, in der die Kinder das Mannschaftsdenken des Vereins überwinden, um festzustellen, dass es auch woanders nette Kinder gibt, meistens sehr gut vermitteln.
Die Zusammenlegung unterschiedlicher Jahrgangsgruppen beim Training kann auch ganz pragmatische Gründe haben. So können sich mehrere Trainer die Arbeit teilen und dabei gegenseitig voneinander lernen.
Natürlich könnte man bereits in diesem Altersbereich nach Leistungen selektieren. Doch ich möchte deshalb davor warnen, weil bereits in der Phase der Selektion umfangreiches Fachwissen vorhanden sein sollte, Es macht auch keinen Sinn bereits in dieser frühen Phase, in der Grundfähigkeiten erworben werden sollen, schon allzusehr nach Lerngeschwindigkeit zu selektieren. Denn hier gibt es doch sehr große Schwankungen, wodurch man diesem Prinzip folgend immer wieder andere Gruppen zusammen stellen würde.
Lasst die Kinder ihre Freunde selbst suchen und wenn sie sie gefunden haben, mit ihnen gemeinsam spielen. Aber gebt ihnen auch immer wieder die Chance neue Freunde kennenzulernen, damit ihre kleine Welt immer größer wird.
Wenn man Fussball als Abenteuer begreifen will, dann bedeutet das auch, dass es mehr als ein 1 : 0 sein muß! Die Abkehr vom ergebnisorientierten Fussball kann durch die Erfahrungen, die ihr aus gut organisierten Fusscamps mit Abenteuercharakter gewonnen werden. Denn die Zusammenstellung einer Mannschaft nach dem Geburtsjahr ist ja nur deshalb erfolgt, weil man kein besseres Merkmal gefunden hat.
Wie wenig das Alter eine aktuelle Aussage zuläßt, möchte ich am nachfolgenden Beispiel erläutern: Da sind 2 hochtalentierte 17-jährige Fussballer. Sie spielen in der selben Jahrgangs-Nationalmannschaft. Jedoch spielt der Eine gerade in der U 16, weil er sich von einer Verletzung erholt und der Andere in der U 19, weil er seine guten Leistungen in dieser Phase kontinuierlich steigert. Möglich, dass beide Jungs bald wieder im selben Team spielen. Denn hier ist es allein die Leistung im Vergleich zur jeweiligen Altersstufe, was als Merkmal herangezogen wird.
Aber ihr seit weder ein NLZ, noch eine Nationalmannschaft, sondern ihr beschäftigt euch mit dem Breitensport im unteren Jugendbereich. Deshalb solltest ihr die für eure Kinder geeigneten Maßstäbe heranziehen, statt nur deshalb etwas so weiterzumachen, was irgendwie schon immer so war, aber keiner ganz genau sagen kann, warum das so richtig sein soll?
Probiert es einfach aus, kontrolliert die Veränderungen und korrigiert dort, wo es notwendig ist!
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Welcher Trainer arbeitet die Übungen aus ? Wer hat das letzte Wort bei Unstimmigkeiten im Trainerteam ?
Auch Dinge die die Zusammenarbeit und Arbeitsaufteilung des Trainerteams betreffen muss man klären. Es ist ein Unterschied, ob man Kinder für eine Woche in einem Feriencamp betreut oder sie das ganze Jahr trainiert.
Ich würde mich beispielsweise nicht auch noch zusätzlich im Training mit Problemen befassen wollen, die andere Trainer vielleicht bisher nicht in ihren Mannschaften in den Griff bekommen haben, weil sie möglicherweise keine oder andere Regeln aufgestellt haben oder diese selbst nicht durchsetzen können. Weiterhin möchte ich mit den Kindern meiner Mannschaft auch auf meine Art flexibel arbeiten und Übungen nicht plötzlich abbrechen müssen, weil die Zeit für die Station um ist.
Je mehr Mannschaften und Trainer hier gemischt werden, umso größer ist für mich die Wahrscheinlichkeit, dass es Meinungsverschiedenheiten geben wird.
Mit mir wäre diese Form des Trainingsablaufes jedenfalls nicht zu machen. -
Vielen Dank!
fak, tobn
Ich konnte bereits durchweg positive Erfahrungen mit der Betreuung zweier Teams (25 Kinder, 7er-Feld) sammeln. Im Training (je nach Schwerpunkt willkürliche und/oder zufällige Gruppen) und im Spielbetrieb (irgendwie hat jeder mal gern im jeweils anderen Team ausgeholfen) hat es keine nennenswerten Probleme gegeben.
Sorge bereitet mir auch eher das Stationentraining. Dies erscheint mir zu starr und Training nach Stoppuhr - und wäre zu überdenken. Und bei größeren Gruppen, aktuell haben wir in jedem Jahrgang an die 50 Kinder, dürfte es allerdings schwieriger werden dem Einzelnen gerecht zu werden.TW-Trainer
Allerorten werden zu große Schulklassen beklagt, in den nachmittäglichen Schulkooperationen habe ich nicht selten über 30 Kinder und dann kommen sie zum Training und finden sich wieder in einer großen Gruppe. Und darauf richten sich meine Bedenken.
Und:
Nun befürchte ich ein wenig, daß es mehr in Richtung Verwaltung und Bespassung geht und der Einzelne zu sehr in den Hintergrund rückt. Denn auch meine Kapazitäten sind begrenzt. (Und natürlich frage ich mich auch, ob das was mir wichtig ist auch wirklich wichtig ist.)
Aber:
Mit einem guten, engagiertem Trainerteam sollte sich das Ganze durchaus kind- und altersgerecht gestalten lassen. Allerdings ist auch so schon schwierig ausreichend Trainer, insbesondere im Kinderfußball, zu finden.
Karl
Dies sehe ich auch als ein großes Problem.
In den bereits gewachsenen Jahrgängen könnte es u.U. schwierig werden. Doch wo es bereits eine gute Kommunikation und Kooperation zwischen den Teams gibt, könnte es durchaus möglich sein. Und mal abgesehen davon, dass es grundsätzlich an Trainern mangelt, braucht es dann auch noch Leute mit ausgeprägter Teamfähigkeit, hoher Kompromissbereitschaft und genug Zeit sich öfter mal auf 'nen Kaffee zusammen zu setzen.
Für mich persönlich stellt sich da auch die Frage, ob und wie weit ich mich da wieder finde. -
Irrtümlich zweimal abgeschickt.
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Sorge bereitet mir auch eher das Stationentraining. Dies erscheint mir zu starr und Training nach Stoppuhr - und wäre zu überdenken.
Sehe ich genauso. Ich habe im Sommer ein paar Spielerinnen dazu bekommen, von denen es hieß 'die sind schwierig'. War wohl eine sehr schlechte Grundstimmung in der Mannschaft bis hin zu Trainingsblockaden durch kleiner Sitzstreiks. Es hat sich dann rausgestellt das die im Grunde fast nur Stationstraining gemacht haben und es einfach satt hatten. Waren und sind tatsächlich sehr einfach zu trainieren.
Bei einer Gruppenaufteilung würde ich im Wechsel also auch mind. eine Spielform anbieten.
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Wer hat schon im Breitensportbereich die ideale Größe der Trainingsgruppe? Manch einer ärgert sich, weil wieder mal zu wenig Spieler zum Training gekommen sind, so dass er einige Übungen/Spielformen nicht wie gewünscht machen kann. Andere wurmt es, dass aufgrund der sehr großen Trainingsgruppe immer etwas zeit vergeht, bis man Gehör findet?
Ich denke mal, ob eine Trainingsgruppe bespaßt oder ihr Talent lediglich verwaltet wird, hängt auch sehr vom Trainingsniveau ab!
1. Wurde die Trainingseinheit ausgearbeitet (oder gibt es keinen Zeitplan fürs Warmmachen, Übungen, Spielformen, Abschlußspiel)?
2. Sind die dafür benötigten Trainingsutensilien rechtzeitig vor dem Training positioniert (oder ergeben sich längere Pausen, weil die Sachen erst noch geholt und positioniert werden müssen)?
3. Hat das Training einen Schwerpunkt (oder handelt es sich um ein willkürlich aneinander gekettetes Sammelsurium von Übungen/Spielformen, von denen u.a. nur ein Teil altersgerecht ist)
4. Wird beobachtet, ob die Übung/Spielform dem Niveau der Gruppe entspricht (oder wird sie nicht angepaßt, wenn es zu einfach oder zu schwierig für die Teilnehmer ist)
5. Werden Regenerationspausen abhängig von der Kraft- u. Konzentrationsfähigkeit der Trainingsgruppe eingelegt (oder wird über die Phase zunehmender Erfolgserlebnisse hinweg trainiert)?
6. Ist das Training abwechselungsreich gestaltet (oder gibt es häufige Wiederholungen)?
7. Gibt es ein aktives Coaching über eine angemessene, positive Ansprache der Trainingsteilnehmer (Lob guter Aktionen, statt Kritik an Fehlern)?Sehr große Gruppen sind nichts für Trainerneulinge, da sie damit häufig überfordert sind! "Alten Hasen" macht es hingegen häufig sogar mehr Spaß mit einer größeren Gruppe (weil es dann mehr Grund zum Lob gibt) zu trainieren. Wenn der Anspruch: Breitensport lautet, dann geht es weniger um die Talentförderung, sondern um den gemeinsamen Spaß am Fussball ohne explizite Leistungsdifferenzierung. Zwar kann man bei Kleingruppen-Übungen das Niveau an dem Niveau dieser Spielergruppe unterschiedlich orientieren, jedoch sollte dies nicht das Hauptziel der gesamten Trainingsgruppe sein.
Breitensport hat vornehmlich einen Erlebnis- und nicht einen Ergebnischarakter! Leider verstehen dies ein Teil der unerfahrenen Trainer nicht, weshalb es im unteren Jugendbereich eine hohe Fluktuation gibt und im mittleren und oberen Jugendbereich zu wenig Trainer gibt, den auch der Fussball mit den schwächeren Spielern sehr viel Spaß macht!
