Leistungsabfall in der 2. Halbzeit

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  • Hallo zusammen,


    ich trainiere momentan eine C Jugend (erstes Jahr in der C Jugend) in der Kreisliga. Die Jungs haben in den letzten 2 Jahren in der D Jugend 2 Mal die Meisterschaft in der Kreisliga gewonnen.


    So wir sind die C2 und spielen mit der C3 in derselben Liga Unterschied ist wir sind letzter mit einem punkt die im Mittelfeld mit 14 Punkten.


    Großes Problem ist das wir bisher keine 2 spiele hintereinander dieselben Spieler bzw. selbe Abwehr hatten da ständig jemand fehlt.


    Naja gut anfangs klar war es schwer Umstellung auf Großfeld nicht mehr kreis klasse sondern kreis Liga usw... damit kann ich leben.


    Jetzt seid 3-4 spiele schlagen wir uns in der ersten Halbzeit nicht schlecht gehen in die pause kommen motiviert raus das geht dann ca. 10 Minuten und dann kassieren wir durchgehend innerhalb von 5-10 Minuten 3-5 Tore da ist plötzlich ein Einbruch der nicht zu erklären ist es ist keine physischer Einbruch ehe rein psychische kann mir da jemand weiter helfen?


    Die Jungs müssen sich erstmal an das verlieren gewöhnen das ist mir klar da sie bisher immer die waren die die anderen nenne wir es 10 0 abgeschlachtet haben ohne Niederlage meister geworden sind und über 100 Tore geschossen haben.


    Ich habe auch bereits an mir gezweifelt habe mir aber von außenstehend neutralen Beobachtern sagen lassen das es definitiv nicht an meinem Training liegt das ich da falsches wissen übermitteln tue.


    Selbst der ehemalige Trainer fragt sich wie das sein kann er ist oft bei unserem Training da sein Sohn bei uns spielt und sagt mir dann immer was er als außenstehender gesehen hat.


    Also kann mir jemand vielleicht einen Tipp geben wie ich diesen Leistung Abfall in der 2. Halbzeit auffangen kann?


    Güsse und danke.

  • Dazu, wie du ihn auffangen kannst, habe ich jetzt direkt keinen Tipp. Aber vielleicht kann ich zur Erklärung beitragen.


    Anhand der Ergebnisse gehe ich davon aus, dass ihr in den Spielen überwiegend mit Verteidigen beschäftigt seid. Ständiges Verteidigen ist auf Dauer unheimlich ermüdend, physisch, aber eben gerade auch mental. Irgendwann hat man einfach keinen Bock mehr, immer wieder zu Verschieben, oder schon wieder nach einem schnellen Ballverlust wieder den Rückwärtsgang einzulegen. Da braucht es eine stabile mentale Verfassung in puncto dessen, was man in einem Spiel erwarten kann und erreichen möchte, um das durchzuhalten über ein ganzes Spiel hinweg, bzw. auch wenn die vorliegt, wird es irgendwann schwierig. Ein Punkt dabei ist natürlich auch die Erwartungshaltung, die man an Fußballspiele hat. Wenn Gibraltar gegen Deutschland spielt, dann wissen die vorher, dass sie fast nur Verteidigen werden. Und wenn sie dann trotzdem Bock auf das Spiel haben, dann kriegen sie das auch über lange Strecken hin. Wenn aber deine Mannschaft das ständige Verteidigen nicht gewöhnt war und sich vielleicht auch noch nicht wirklich auf die neue Situation eingelassen hat, dann wird es umso schwerer, am Ende eines Spiels noch diszipliniert zu bleiben. Kennen wir ja alle, 20m nach vorne laufen in Führung sind gefühlt höchstens halb so lang wie 20m nach hinten laufen bei Rückstand; zumindest wenn es in Richtung Spielende geht. Was sich daraus jetzt für mich mal zunächst ableiten lässt, ist, dass ihr euch auf die Situation in der Liga einlassen müsst, weil man nur dann vernünftig damit umgehen kann. Darüber hinaus werden aber andere sicher noch konkretere und hilfreichere Ratschläge haben.

  • warum es bei dir so ist kann ich nicht sagen, jedoch kennengelernte Usachen.


    Mannschaften die in E oder D ständig von Erfolg zu Erfolg eilen, brechen zusammen, wenn diese Erfolge plötzlich ausbleiben.


    Mannschaften, denen es über eine längere Zeit relativ leicht und viel zu Erfolgen kamen, sind nicht gewohnt mit Widerstand
    umzugehen, haben nicht gelernt sich zu wehren und geben schneller auf.


    In E oder D werden erfolgreiche Mannschaften oft von 3-4 überdurchschnittlicheren Spielern geprägt, die für den Erfolg zuständig
    sind. Im Grossfeld und dann 11er Mannschaft ist ihre Wirkung in der Mannschaft bei weitem nicht mehr so wie vorher.
    Oft geht es da einher, dass in der 11er Mannschaft nun Spieler eingesetzt werden müssen, die vorher wenig berücksichtigt wurden,
    wodurch natürlich das Gesamtniveau der Mannschaft sinkt.


    Meisterschaften werden oft überschätzt und überdecken das eigendliche Leistungsvermögen, da sie druchaus auch in relativ schwachen Staffeln erreicht wurden.


    Mancherorts ist auch der leistungsmässigere Unterschied zwischen 2 Klassen wesentlich grösser, als eingeschätzt wurde.



    Ich würde mir Beurteilung und Rat beim ehemaligen Trainer einholen, der kennt ja die Spieler und die Situation wohl am allerbesten.


    Das von dir Beschriebene liegt sicherlich nicht am Training, dafür ist es zu gravierend.


    Bedenklich ist für mich jedoch das ständige Fehlen von Spielern, möglicherweise könnte da eine Ursache zu finden sein.


    Warum fehlen die immer wieder?

  • mocio


    Für mich stellen sich zunächst einmal ein paar Fragen:


    1. Wohin gingen die Spieler der letzten beiden D-Jugend-Meistermannschaften?
    Blieben alle Spieler im Verein und mit ihren Kameraden in der gleichen C-Jugend-Mannschaft oder wechselten die Leistungsträger in andere Vereine? Die D-Jugend-Kreisliga ist in den meisten Gebieten Deutschlands die höchste Liga. Ein Teil diser Spieler wechselt danach in den C-Jugend-Leistungsfussball. Aber auch die anderen Spieler der D-Jugend-Kreisliga haben das Niveau, um in der C-Jugendkreisliga mithalten zu können. Deshalb dürften normalerweise eure Gegner, die nicht über so einen starken Unterbau verfügen, mehr Probleme beim Wechsel in die C-Jugend-Kreisliga haben.


    Deshalb habe ich irgendwie das Gefühl, dass uns zu einer Beurteilung deiner Situation noch einige, wichtige Merkmale fehlen?


    2. Von offensiver zu neutraler oder defensiver Mannschaftstaktik
    Dazu haben fak und Günter sich bereits geäußert. Wenn man in der D-Jugend die Gegner dominiert, dann kann man sich eine besonders offensive Mannschaftstaktik "leisten", weil es hier genügt, die Fehler des Gegners auszunutzen. Auch gibt`s bei den schwächeren Teams in der D-Jugend nicht so viele Spieler, die präzise, weite Pässe schlagen können. Das ändert sich zur C-Jugend hin deutlich, sodass sich der Gegner bei besonders offensiver Mannschaftstaktik häufiger durch weite, präzise Pässe vom Druck lösen kann. Hierbei ist es wichtig, dass man einen guten Übergang von der offensiven zu einer neutralen Mannschaftstaktik hinbekommt. Das bedeutet in erster Linie, dass jeder Spieler offensive, aber auch defensive Aufgaben hat. Bei den defensiven Aufgaben beginnt es bereits in der Offensive. Denn, wenn ein Angreifer ein Dribbling verliert und nicht nachsetzt, um den Gegner am Spielaufbau zu hindern, dann ist es die Aufgabe des Trainiers, dieses falsche taktische Verhalten zu korrigieren.


    3. Defensive rückt zu weit auf
    Befinden sich die Defensivspieler auch nach dem Zeitpunkt der gegnerischen Balleroberung sehr nah an der Mittellinie, kann der Gegner gefährliche Flanken in die Schnittstellen oder über die Verteidigung hinweg schlagen. Während sich die Verteidiger noch sehr weit voneinander weg befinden, umdrehen müssen, um dann Tempo aufzunehmen, können die gegnerischen Angreifer mit Tempo diese Flanken einfacher erlaufen und tauchen nach wenigen Ballkontakten regelmäßig allein vorm Torwart auf. Dass dann hin und wieder ein Ball ins Netz hüpft, läßt sich denken.


    4. "Loch" im Mittelfeld Schlüssel zur Niederlage
    Wenn das sieggewohnte Team die ersten Niederlagen eingefangen hat, verändert die Defensive ihre Taktik. Diese Auswirkungen lassen sich wie folgt beschreiben:
    1. statt im Kurzpaßspiel über die Außenbahnen ein Angriffsspiel aufzubauen, wird sicherheitshalber (der Gegner könnte einen Kurzpaß erlaufen) mit langen Bällen nach vorne gespielt
    2. Weil man ja so schnell nicht nachrücken kann, bleiben die Verteidiger hinten
    3. Mittelfeld und Angriff rücken (wie gewohnt) weit auf
    4. Weil sich der Gegner jedoch fallen läßt und erst im eigenen Drittel die Räume eng macht, gibt es besonders viele Fehlpässe beim Versuch einen Mitspieler im oder am torgefährlichen Raum anzuspielen.
    5. Bei gegnerischem Ballgewinn kann dieser sofort einen Spieler im Mittelfeld anspielen, weil dieser Raum vom eigenen Team freigegeben wurde
    6. Nimmt der Gegner nun Tempo auf, kann entweder die ballführende Person oder ein mitgelaufenener Angreifer die stehengebliebenen Abwehrspieler sehr einfach ausdribbeln
    6.a. Hin und wieder kommt es vor, das sich aus der Defensive ein einzelner, zentraler Spieler löst. Dann kann man durch einen einfachen Doppelpaß diese Lücke für sich nutzen, um zum Torerfolg zu gelangen


    5. Vom "Hurra-Fussball" zum erfolgreichen Spiel
    Weil auch der Gegner mit dem Ball durch die Gegend rennen und sogar schießen kann, ist die Taktik eine sehr gute Möglichkeit ein Spiel erfolgreich zu gestalten. Gerade ab der C-Jugend kommt es darauf an, dass die Spieler nicht mehr als Einzelspieler, sondern als die 3 Gruppen: Abwehr, Mittelfeld und Angriff agieren. Um diese hinzu gekommenen Merkmale zu verstehen, sollte man das Spiel als Trainer nicht allein dort verfolgen, wo gerade der Ball ist, sondern versuchen gleichzeitig 1 bis 2 darauf folgende Spielzüge zu erahnen. Dadurch entsteht ein räumlich größerer Blick aufs Spielfeld, wodurch man zunächst einmal nur theoretisch einen größeren Zugriff aufs Spiel bekommt.


    Es ist noch gar nicht so lange her, da wurden die Spiele anhand von gewonnenen Zweikämpfen oder Spielanteilen beurteilt. Heute weiß man, dass es lediglich auf die spielentscheidenden Zweikampfgewinne ankommt, dass man aber dafür immer auch laufen und gleichzeitig denken muß. Für die Umstellung laufen und nicht denken zu laufen und denken bedarf es jedoch entsprechender Trainingsinhalte und natürlich jede Menge Geduld.


    Man kann schon mit einer einfachen Übung beim Warmmachen die Konzentration seiner Trainingsgruppe schärfen, indem man sich nicht nur mit dem Ball am Fuß dribbeln läßt, sondern noch eine zusätzliche Aufgabe gibt. Das könnte entweder sein, dass der jeweils Letzte mit höherem Tempo seine langsamer dribbelnden Vorderleute im Slalom umkurvt und sich vorn angekommen wieder einreiht. Eine ähnliche Variante sieht vor, dass der jeweils Vorderste einer Dribblinggruppe sich umdreht und die entgegen kommenden Spieler eng umkurvt. Schon bei diesen beiden recht einfach zu praktizierenden Übungen müssen eine Reihe von Entscheidungen getroffen werden wie:
    1. mit welchem Fuß führe ich den Ball (wichtig, wenn z.B. nicht nur gerade, sondern in einem 4-Eck gedribbelt werden soll und die Laufrichtung mal im und mal gegen den Uhrzeigersinn erfolgt)
    2. Ballkontrolle (möglichst bei jedem Schritt ein Ballkontakt)
    3. ständige Kontrolle des Abstands zum Vordermann (Tempo aufnehmen und halten), was ja für Doppelpaßspiel ebenfalls ein wichtiges Element ist
    4. Sonderaufgabe: Tempoerhöhung, um die vorderen Spieler umkurven zu können und Tempoverlangsamung zum Einreihen in die Gruppe
    5. sonderaufgabe: Drehen und richtiges Timing mit Ball am Fuß, um entgegenkommende Spieler umkurven zu können, erneutes Drehen nach dem Ende der Gruppe und Tempoveränderung zum Einreihen in die Gruppe


    Es geht für Trainer und Spieler darum, sich immer mehr Aufgaben zu stellen. Dabei hat der Trainer die zusätzliche Aufgabe festzustellen, ob eine Übung zu einfach oder zu schwer ist, wie lang die Übung sein sollte und wie groß die Veränderung der jeweiligen Schwierigkeitsgrade sein darf.


    Das "Multitasking" macht allen Kindern auch beim Fussball sehr viel Spaß. Denn hier können sie ihre natürliche Neugier sehr viel intensiver befriedigen, als durch monotone Trainingsinhalte, die lediglich ermüden, aber wenig Freude machen. Weil hierbei nicht immer derjenige, der am schnellsten rennen oder am weitesten schießen kann, die Trainingsgruppe dominiert, sondern sehr viele Spieler bei diesen abwechslungsreichen Übungen sich als Trainingssieger fühlen dürfen, ist die Aufmerksamkeit und das Gefühl, immer dabei sein zu wollen, sehr viel größer, als wenn Training allein als Pflicht oderr Übel zu empfinden, um beim nächsten Spiel aufgestellt zu werden.


    Als letzten Tipp: nutze die Zeit der herannahenden Winterpause dazu, dich aus der aktuellen Situation zu lösen und versuche Training und Spiel als eine Einheit zu sehen. Denn was du nicht trainierst, kannst du auch nicht im Spiel erwarten.