In Holland heißt sie Fair Play Competitie

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  • Nachdem in der letzten Saison ein Pilotprojekt mit 50 Teams gestartet und auch gleich evaluiert wurde, begannen dieses Wochenende (25./26.10) zahlreiche Testturniere im Süden Hollands. So bekommen alle Beteiligten direkt ein eigenes Gefühl und können sich eine objektive Meinung bilden. In den neuen Infoflyer hat der KNVB direkt die Untersuchungserkenntnisse mit einfließen lassen.


    Wie wir mit den Kindern von heute umgehen, das wird die Welt von morgen prägen (Hans Jonas 1903-1993)

  • Ralf


    Dazu erst einmal herzlichen Glückwunsch dazu, dass sich eine gute Idee nun auch international durchsetzt. Ich habe mir mal den Flyer durchgelesen und darin ein paar Punkte gefunden, die mir fast noch besser gefallen, als das Original.


    1. Fair Play Kompetenz
    Durch die gewählte Überschrift wird klar, dass es um einen fairen Wettkampf geht! Nicht Sieg oder Niederlage sind der Maßstab, sondern allein die Fairnes regelt das System. Narzistisches Gedankengut, wonach der Sieg mit einer Vernichtung des Gegners oder die Niederlage als kollektive Schande anzusehen ist, verschwinden aus den Fussballstadien.



    2. Zuschauer wirken aktiv an der Außenbahn mit, dass nach den Fair-Play-Regeln gepspielt wird.
    Wie du immer wieder betont hast, trägt Jeder Verantwortung. Dazu zählen auch die Zuschauer. Auch hier im Forum beschweren sich Trainer und Eltern, dass sich andere Zuschauer daneben benehmen. In der Aufforderung, selbst Verantwortung dafür zu unternehmen, dass sich eigene oder gegnerische Zuschauer fair verhalten, wird auch die Verantwortung dafür an Jedermann, der daran teilnimmt übertragen. D.h. wer es mit Gleichgültigkeit trägt, macht sich mitschuldig, wenn gegen Fair Play verstoßen wird. Mit der Übertragung der Kompetenz (Competetie) erhält jeder Teilnehmer den Auftrag, für Fair Play zu sorgen.


    3. Warum nur für den untersten Jugendbereich Fair Play
    Es ist gut, dass wenigstens die Kleinsten noch "Welpenschutz" genießen. Aber warum hat der Fussball im weiteren Jugend- und Seniorenbereich eine solche Entwicklung genommen, dass man es schon in Risikospiele und solchen, bei denen ein normaler Polizeieinsatz genügt, unterteilen muß? (Bremen läßt grüßen! Der DFB hat unverzüglich reagiert, in dem er dort keine Länderspiele mehr austragen lassen will!) Ist KiFu oder Fair Play Competentie nicht vielleicht doch nur eine faule Ausrede wie: "wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass"? Denn wenn danach wieder Blut auf und neben dem Platz fließen soll, was haben wir dann an Einsichten gewonnen? Müssen dort nicht sogar an oberster Stelle "Köpfe ausgetauscht" werden, dammit der Fussball ein anderes Selbstverständnis annimmt? Wenn "football is coming home" nur belächelt wird und gegen "wer die Musik bezahlt, der bestimmt sie auch .." ausgetauscht wird, hat man dann die Komeptenz des Fussball nicht an die Sponsoren abgetreten, die ihn als Spielzeug ihre eigenen Interessen nutzen?


    Fast jeder Zuschauer bekommt eine Gänsehaut, wenn das Lied "you never walk alone.." aus Tausenden von Kehlen erklingt! Was ist so also falsch an der Fan-Unterstützung des eigenen Teams, die sich nicht gegen die des gegnerischen Teams richtet? Gelingt es, nach der Einführung von KiFu und Fair Play Competentie den Fairness-Gedanken zurück zu gewinnen oder entzweien die Machtinteressen der Sponsoren die begeisterten Fussballanhänger ganz und gar? Darf sich der Fussball auch bei uns wieder zuhause fühlen ("football is coming home") oder geben wir die Verantwortung an die Medien und Sponsoren ab! Denn für die Presse lohnt sich eine Schlägerei am Rande eines Fussballspiels, weil sie darüber berichten können! Auch Sponsoren wollen volle Stadien mit Randale, weil sie dabei an den Fäden ihrer Marionetten ziehen dürfen. Denn längst entscheidet nicht mehr der Verein, wer das Team trainiert oder wer für die sportlichen Belange zuständig ist! Es sind die Sponsoren, die sich über ihr Geld in die Vorstände wählen lassen!


    Nirgendwo in der Fussballbilanz des Vereins läßt sich erkennen, dass Fairplay oder Spaß nachhaltige Erfolgsfaktoren für den Fussball sind! Was mag in einem C-Jugendspieler vorgehen, der ein taktisches Foul im Mittelfeld begeht und dafür die Gelbe Karte bekommt? Freut er sich, die Anweisungen seines Trainers zum Foulen befolgt zu haben oder ärgert er sich über die Gelbe Karte, die bei Wiederholung den Platzverweis bedeutet?
    Genau in dieser Zwickmühle steckt das Fairplay: foulen ist zwar verboten! Wenn aber das Team gewinnt, was gezielt (taktisch) gefoult hat, das Spiel gewinnt, so fragt doch hinterher niemand danach, warum das Spiel letzendlich gewonnen wurde!


    Da müßte man schon die Fußballregeln ändern, wonach ein taktisches Foul ein Feldverweis bedeutet, da es nicht zufällig und spontan geschieht, sondern nach taktischen Regeln erfolgt. Dabei spielt der Vorsatz und nicht allein die Schwere der Verletzung eine Rolle. Auch müßten Trainer und Verein, unter deren ausdrückliche Genehmigung taktische Fouls geschehen, ebenfalls bestraft werden. Unter den heutigen Schiedsrichterregeln ist ein Team, welches keine taktischen Fouls begeht, entweder dumm oder sportlich so hoch überlegen, dass es taktische Fouls nicht nötig hat!


    Es mag auf den ersten Blick seltsam klingen, aber jede Fairplay-Diskussion scheitert an der Frage, ob Fouls eine Regelwidirigkeit darstellen oder sogar erwünscht sind! Sind sie erwünscht, so stellt das Fairplay eine Alibifunktion da, weil die Regeln ausschließlich für den Bambini und F-Jugend gelten, für den sich kaum ein Vereinsverantwortlicher interessiert und wenn, dann vielleicht mitleidig "die haben noch Welpenschutz" beschmunzelt!

  • Ralf


    Sorry, ich hab mich wohl verlesen! Da war wohl der Vater des Gedankens aus dem Fairplay eine Kompetenz (Competentie), statt eine Wettbewerbsliga (Competitie) zu machen dran schuld!


    Aber vielleicht gewinnen scheinbar "geistig etwas flexibleren Nachbarn" ja nach eingehender Beobachtung der Veränderungen die Erkenntnis, dass dem Fairplay auch die dazu gehörige Kompetenz übertragen werden muß? Will man das System nachhaltig gestalten? Denn aufgrund der hohen Traienrfluktuation in den unteren Ligen besteht jederzeit die Gefahr, dass Wissen und Erkenntnisse aus diesem Altersbereich verloren gehen und danach alles wieder beim Alten bleibt!


    Da helfen die positiven Erfahrungen der Eltern mit dem KiFu, um den Sinn über die F-Jugend hinaus zu retten. Sie müssen Verantwortung übernehmen und notfalls darum kämpfen, dass sich das Fairplay gegen den rein ergebnisorientierten Jugendfussball durchsetzt!


    Das wird schwer genug, denn selbst hier im Forum, in dem sehr viele engagierte Jugendtrainer unterwegs sind, gibt es viele, die ihre Bewertungsskala nach gut oder schlecht allzugern an den Spielresultaten allein auslegen! Da nützt es nichts, wenn man ihnen immer wieder sagt, dass sie für eine angstfreie Umgebung sorgen sollen und nur dann der Spaß kommt. Sie verstehen nicht, dass man den Mut geben soll, Fehler machen zu dürfen, um daraus zu lernen. Denn für sie heißt Fehler immer nur Niederlage, was gar nicht stimmt! Denn wüßten sie mehr vom Fussball, dann würden sie erkennen, dass die größten Fortschritte dann erzielt werden, wenn man ihnen die Chance einräumt, darauf zu lernen. Leider darf ich nicht mehr darüber sagen: nur soviel, dass ich nach dieser Methode bereits einige Spieler, die sich Einsätze in der Nationalmannschaft erarbeitet haben, fördern durfte! Doch selbst, wenn sie meinen, dass ein Christiano Ronaldo noch lange Zeit nach dem offizellen Training noch auf dem Rasen Freistöße übt, weil er Spaß daran hat, glauben viele, Leistung hätte nur was mit Drill zu tun und Disziplin sei immer nur von außen vorgegeben! Von einem disziplinierten Spaß mit Respekt vor der Leistung Anderer scheint im deutschen Jugendfusssball kaum jemannd etwas gehört zu haben. Genau deshalb möchte ich dich bitten, für deine Idee weiter zu kämpfen, damit aus einer Minderheit eine Mehrheit wird.


    Im vorherigen Beitrag habe ich versucht zu erklären, warum diese Veränderung im Geist nur von der Basis aus kommen kann. Denn den die Abwendung des Fairplay ist von Oben gekommen, ohne das sich die Basis dagegen gewehrt hat. Jetzt muß sie sich wehren, wenn nicht in vielen deutschen Dorfvereinen der Letzte das Licht ausknipsen soll!

  • begannen dieses Wochenende (25./26.10) zahlreiche Testturniere im Süden Hollands. So bekommen alle Beteiligten direkt ein eigenes Gefühl und können sich eine objektive Meinung bilden

    für mich das bemerkeneserteste: zahlreiche, gleichzeitige Testturnier in einem bestimmten Gebiet.


    und wie sieht es bei uns aus? die vor Ort ankommende Information, dass in dern neuen Saison ohne Schir gespielt wirde




    Will man das System nachhaltig gestalten? Denn aufgrund der hohen Traienrfluktuation in den unteren Ligen besteht jederzeit die Gefahr, dass Wissen und Erkenntnisse aus diesem Altersbereich verloren gehen und danach alles wieder beim Alten bleibt!

    wir haben nicht nur die Trainerfluktuation, sondern alle 2 Jahre eine neue Elternschaft,l die mit total Neuem unvorbereitet
    konfrontiert wird.


    gibt es viele, die ihre Bewertungsskala nach gut oder schlecht allzugern an den Spielresultaten allein auslegen!

    viele kennen das nicht anders, weil sie nicht entsprechend eingewiesen werden.


    Im vorherigen Beitrag habe ich versucht zu erklären, warum diese Veränderung im Geist nur von der Basis aus kommen kann. Denn den die Abwendung des Fairplay ist von Oben gekommen, ohne das sich die Basis dagegen gewehrt hat. Jetzt muß sie sich wehren, wenn nicht in vielen deutschen Dorfvereinen der Letzte das Licht ausknipsen sol

    auch ich sehe die Problematik durch eine Einführung von Oben. Geht aber nicht anders. Wie es aber glebt wird bestimmt dann die Basis. Und in dieser Basis (egal ob Trainer oder Elternschaft) gibt es einen erheblichen Wissensdefizit. Und solange dieses besteht
    kann der Geist von der Gesamtheit der Basis nicht gelebt werden.


    Mit Erfolgsmeldungen über Einführung ist es alleine nicht getan.


    Die Holländer gehen offensichtlich einen Weg, wie das Wissen und somit auch der Geist zur Basis gebracht werden kann.


    Ich finde diesen Weg gut.

  • Die Holländer gehen offensichtlich einen Weg, wie das Wissen und somit auch der Geist zur Basis gebracht werden kann.

    Man muss wissen, dass die Struktur in Holland ein völlig andere ist, als die in Deutschland. In Holland gibt es weder 21 ehrenamtlich geführte Landesverbände noch 360 ehrenamtlich geführte Fußballkreise. In Holland gibt es 6 hauptamtlich geführte Distrikte.


    Einer davon ist Zuid 2 und der hat bei der FPL die Führung übernommen. Hauptamtliche Mitarbeiter von Zuid 2 waren im März 2012 bei uns und haben sich einige Spiele angeschaut. Dann dauerte es noch bis zum Todschlag an dem Linienrichter in Almere, bis sie Vollgas gegeben haben. Wie man erkennen kann haben sie dann aber richtig Gas gegeben.


    Nach dem Todschlag war das ganze Land geschockt und der Präsident hat alles in Frage gestellt. Es wurde unter anderem eine Wissenschaftlerin beauftragt Fairplay-Projekte zu untersuchen. Sie hat sich dann die FPL vorgeknöpft und eine eigene Strategie entwickelt. So kommt natürlich Qualität zustande.


    Man sieht aber auch bei uns, dass sich die Einführung weiterentwickelt. Die letzten beiden Starts in Thüringen und Bremen sprechen doch für sich.

    Wie wir mit den Kindern von heute umgehen, das wird die Welt von morgen prägen (Hans Jonas 1903-1993)

  • Man muss wissen, dass die Struktur in Holland ein völlig andere ist, als die in Deutschland. In Holland gibt es weder 21 ehrenamtlich geführte Landesverbände noch 360 ehrenamtlich geführte Fußballkreise. In Holland gibt es 6 hauptamtlich geführte Distrikte.

    Dass die Situation durch die 360 Fussballkreise, die ja dann meist auch autark entscheiden, eine Neueinführung extrem schwierig gestaltet, ist mir sehr bewusst.Wenn man dann noch mitbekommt, wie unterschiedlich selbst die Einführung in einem Kreis,
    oftmals abhängig vom jeweiligen Staffelleiter, nochmals diese Problametik erhöht wird wird einem klar, welche Schwierigkeiten da auftauchen.


    Ganz sicher ist die Bremer Vorgehensweise vorbildlich, aber es ist ein Ehinzelfall, denn wo geschieht es breitflächig in der Form?



    Für mich stellt sich schon lange nicht mehr die Frage, ob die FPL sinnvoll ist oder nicht. Jedoch she ich immer noch die Problematik, die ich von Beginn an gesehen habe: Wie werden breitflächig alle Verantwortlichen vor Ort (Trainer/Elternschaft)
    mit dem Geiste der FPL erreicht , damit die FPL auch von allen gelebt wird.


    Und es ist nun mal eine unbestreitbare Tatsache, dass die Basis, dort wo die FPL gelebt werden soll, einfach nicht in ausreichendem Masse erreicht wird.


    Ich kenne auch keine Ideale Vorgehensweise für die Einführung.


    Habe aber zumindest mal 2 konkrete, auch machbare Vorschläge gemacht, was machbar wäre und zumindest zu Verbesserungen führen könnte.


    Kritische Beiträge gab es hier ja schon, leider habe ich da Vorschläge, wie diese Kritikpunkte abgestellt werden könnten etwas vermisst.


    Von einer kritsichen Betrachtung halte ich nämlich dann etwas, wenn Probleme offen angesprochen werden und somit die Basis für Lösungsmöglichkeiten geschaffen wird.


    Problem totschweigen behindert jedoch jede gute Sache.

  • Günter


    Zwar sind die Deutschen ein obrigkeitehöriges Volk, dennoch kommt es in seltenen Fällen zu friedlichen Revolutionen von der Basis. Was gut ist, setzt sich hin und wieder auch auf verschlungenen Wegen durch. Dann nämlich, wenn per andere Kommunikationswege Informationen ausgetauscht werden.


    So staunte ich unlängst nicht schlecht, als ich ein im NFV-Verbandsbereich Bambini-Turnier besuchte, dass nach KifFu Regeln ausgetragen wurde. Um den Eltern das Zuschauen zu erleichtern, hatte man das Spielfeld sogar vor der Haupttribüne so aufgebaut, dass alles gut im Blick war. Jedoch war der Abstand zur Haupttribüne so gewählt, dass man zwar gelegentlich Applaus, jedoch das sonst übliche Hineinrufen zu hören war. Auch bei den Trainern hatte man das Gefühl, dass sie in dieser ruhigen Athmosphäre mehr Spaß an ihrer Aufgabe hatten.


    Ich suchte den anwesenden Jugendleiter auf und fragte ihn, wie er zu dieser Lösung gekommen sei. Er berichtete mir, dass er seinen Bruder besucht habe und dort seinen kleinen Neffen beim Fussball nach KiFu-Regeln zugeschaut habe. Das habe ihn auf Anhieb überzeugt, so dass er es selbst einmal ausprobieren wollte. Zwar hätte es im Vorfeld Skeptiker gegeben, insbesondere was der Verzicht auf Schiedsrichter betraf, doch er habe sie überzeugen können, die Probe aufs Exempel zu machen. Leider hatte ich nicht sehr viel zeit, sammelte jedoch noch ein paar Elternstimmen ein. Insbesondere die Mütter waren von dieser Veranstaltung, bei der nach ihrer Meinung der Sportsgeist der Kleinen in eine günstige Richtung gelenkt würde, sehr angetan. Denn welche Mutter mag es schon, wenn ihr Kind vor versammelter Mannschaft von einem anderen Vater/Trainer kritisiert wird?


    Das es zukünftig dort nach KiFu-Regeln weitergeht, ist für mich keine Frage. Die Frage ist nur, wie schnell es sich durchsetzen wird?