Erst mal willkommen im Forum, Wolfi TSV, da ich sehe, dass dies dein erster Beitrag ist. Hoffentlich wirst du dich wohl fühlen, etwas Hilfreiches für dich finden und im besten Fall auch noch selbst zu seinem Erfolg beitragen können.
Ich bin Trainer einer F2 Mannschaft (Jg. 2007) und möchte meine ersten Erfahrungen über Fairplay kundtun.
Gerne. Darf ich fragen, zu welchem Landesverband Ihr gehört und wie die Einführung der FPL bei Euch lief?
Jede Medaille hat ja bekanntlich zwei Seiten und so ist es klar, dass es viele verschiedene Meinungen und Erfahrungen gibt.
Aber egal ob nun FPL oder nicht, entscheidend ist doch, wie wir Erwachsenen damit umgehen.
Absolut, damit triffst du auch gleich den Nagel auf den Kopf: die FPL wurde erfunden, um die Erwachsenen wieder ein Stück weit aus dem Kinderfußball raus zu bekommen. Ralf hat erkannt, dass beim herkömmlichen Spielbetrieb die Erwachsenen einen zu großen und dabei leider auch häufig negativen Einfluss auf das Spiel der Kinder nehmen. Darunter leiden, so seine Beobachtung, die Kinder, aber auch die Schiedsrichter. Die FPL-Regeln sollen folgende Wirkungen entfalten:
[list][*]Fan-Regel: Dadurch, dass die Eltern einen größeren Abstand halten müssen, sind sie ruhiger -- das ist einfach so, je weiter man von dem Geschehen entfernt ist, desto geringer fühlt man sich emotional einbezogen. Eltern von noch jüngeren Kindern sind ihnen emotional noch hochgradig verbunden, es würde mich wundern, wenn da nicht unsere Urinstinkte noch massiven Einfluss auf uns nehmen. Dazu kommt die Begeisterung für das Spiel an sich. Beide Komponenten führen dazu, dass sich viele Eltern lautstark am Spielfeldrand beteiligen, und es ist (so meine Erfahrung) eher die Regel als die Ausnahme, dass da dann auch Unmengen an konkreten Anweisungen und Tipps auf die Kinder einprasseln. Durch den Abstand wird das deutlich reduziert, erstens aus dem bereits genannten Grund, zweitens weil die Kinder zu weit weg sind, um die Anweisungen verstehen zu können. Noch besser klappt es mit den Eltern, wenn der Trainer ihnen erklärt, warum es nicht sinnvoll ist, wenn sie ihren Kindern Kommandos zurufen, und dass es für alle Beteiligten viel besser ist, wenn sie sich auch daran beteiligen, eine freundliche, kooperative und bei Heimspielen gastfreundliche Atmosphäre zu schaffen.
[*]Schiri-Regel: Man entfernt einfach den Schiri, dann entlädt sich auch kein Frust über den Spielverlauf oder irgendwelche (unvermeidbaren) Fehlentscheidungen an ihm. In den Kinderaltersklassen legt man das Fundament für das Verhalten und die Einstellung zum Fair-Play. Kinder haben neben einer sehr egozentrischen Sicht auf die Welt auch ein sehr ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden. Und Kinder wollen auch die Regeln des Spiels lernen und achten auch gerne darauf, dass sie eingehalten werden. Kinder sind also durchaus auch geborene Petzen. Das ist alles OK, und es ist Aufgabe für Trainer und Eltern, den Kindern da das richtige Verhalten und die richtigen Ansichten zu vermitteln. Dazu braucht man keinen Schiri, der einfach nur entscheidet und eben in vielen Fällen den Kindern nicht erklärt, warum er so entschieden hat. Nein, dazu braucht man Trainer, die den Kindern die Regeln vermitteln, sie dazu animieren, ehrlich und aufrichtig zu sein, aber auch ihr Recht einzufordern. Auch mal zurück stecken zu können, gelegentlich Fünfe gerade sein zu lassen gehört dazu. Natürlich muss man auch eingestehen können, dass man etwas falsch gemacht hat, hoffentlich unabsichtlich, aber vielleicht sogar auch mal gemein oder fies. Und dann um Verzeihung bitten, um fest zu stellen, dass man sich wieder vertragen kann.
[*]Trainer-Regel: Die Trainer sind am Spieltag die entscheidenden Vorbilder für die Kinder. Ihnen wird bei der FPL die finale Verantwortung für das Gelingen des Spiels übertragen, sie müssen beweisen, dass sie kooperieren können, so wie man es von den Kindern auf dem Platz ja auch erwartet. Entscheidend finde ich dabei die Erkenntnis, dass jeder der beiden Trainer gleichermaßen für den erfolgreichen Ablauf des Spiels ist. Vor der FPL konnten viele Trainer der Ansicht sein, sie seien nur für die Belange ihrer Mannschaft verantwortlich, ihre Aufgabe sei es, die (vermeintlichen) Interessen ihrer Mannschaft zu vetreten und nicht zuletzt auch gegen die Interessen der gegnerischen Mannschaft durchzusetzen. Zuständig für die Regeln war ja der Schiri, ihm wurde quasi die Rolle des Dorfpolizisten oder Sheriffs zugewiesen. Das klappt aber nicht gut, zumindest nicht bei uns, wo in den Kinderaltersklassen der Heimverein den Laien-Schiri stellt und öfters auch noch Jugendliche pfeifen, die großteils nicht dazu in der Lage sind, Erwachsenen die Stirn zu bieten.
Es klingt so, als würdet Ihr vieles im Umgang mit den Kindern richtig machen.
Mit dieser Einstellung bei den Trainern und Eltern ist es kein Problem, wenn eine Tabelle geführt wird (Das gehört doch eigentlich zum sportlichen Wettkampf dazu, dass ein Sieger hervorgeht.)
Hier möchte ich dir widersprechen. Wir hatten zwar keine Tabellen, als ich mit meinem Jg. 2001 in F- und E-Jugend unterwegs waren, aber der Kreis erklärte niemandem, was der Grund dafür ist. Es kam nur die lapidare Begründung des Kinderwohls. Wir dachten damals wie du und pflegten unsere eigene Tabelle. Zwar sorgte ich damals schon dafür, dass alle Spieler auf ähnlich viele Einsätze kommen, aber ich ließ mich von den sportlichen Erfolgen dennoch zu sehr leiten. Ich bereue immer noch, im letzten Spiel, zwar auch auf Drängen meines Co-Trainers, aber ich habe letztlich die Entscheidung getroffen, zwei Spieler zu früh wieder raus genommen zu haben, weil der Gegner aufkam und sie zu diesem Zeitpunkt den größten Anteil daran hatten. Sie kamen später wieder rein, aber sie waren in dem Moment sichtlich enttäuscht. Ich sage dir, da fühlt man sich mal so richtig schäbig... Ach ja, wir gewannen das Spiel und wurden somit zum imaginären Staffelsieger. Mein Sohn, der damals dabei war, kann sich daran aber überhaupt nicht mehr erinnern. Er kann sich sehr wohl noch an das sehr schöne Tor erinnern, an dem er in diesem Spiel beteiligt war.
Man braucht keine Tabellen. Sie richten deutlich mehr Schaden als Nutzen an, denn sie reduzieren das Fußballspiel auf das reine Ergebnis. Das hat im Kinderfußball viele negative Folgen.
Wir sprechen von 6 und 7jährigen Kindern. Sie alle sind gerade in die Schule gekommen und müssen viel lernen.
Hier verstehe ich leider nicht, worauf du hinaus willst. Lernt man eigentlich nicht ein Leben lang?
Fußball spielen sie, weil es Ihnen einfach nur Spaß macht. Diesen Spaß gibt es zu erhalten. Und das kann man auch, obwohl ein Schiri auf dem Platz steht und ein Foul pfeift.
Aber der Schiri leistet keinen Beitrag dazu, er schadet meinetwegen nicht, aber er hilft dabei auch nicht. Es sei denn, er entspricht dem Idealbild, das man zwar ab und an in Näherung, aber eben nicht in der Regel antrifft.
Ja, es funktioniert auch ohne Schiri. Wenn aber eine unfaire Mannschaft aufläuft und der Trainer greift nie ein und pfeift seine Jungs nie zurück, ist der Fairplay Gedanke nicht erfüllt. Die Kinder stoßen Gegenspieler zur Seite, es passiert nichts, das Spiel läuft weiter. Was lernt dadurch der Spieler?
Das hängt einzig und alleine davon ab, wie sein Trainer mit der Situation umgeht. Siehe oben, du möchtest offenbar die Verantwortung des Trainers wieder gerne an den Schiedsrichter übertragen.
Auch ich als Trainer finde es doof, wenn ich ständig den Trainer der gegnerischen Mannschaft auf Fouls von seinem Team hinzuweisen. Ein Fairplay gehört bei uns zum Trainingsinhalt.
Ich kann dich gut verstehen, aber, so leid es mit tut, das gehört nun mal zu deinen Aufgaben als Trainer. Du hast vollkommen Recht, auch bei den anderen sollte Fairplay im Training gelehrt werden. Leider kannst du sie nicht dazu verpflichten. Du musst aber eingreifen, wenn das Spiel unfair wird, sonst kommst du deiner von der FPL zugewiesenen Aufgabe als Trainer nicht nach. Zunächst versucht man sicher, freundlich auf den Partnertrainer einzuwirken. Aber wenn das nichts hilft, muss man deutlicher werden. Ich habe das hier im Forum bereits mehrfach beschrieben, um mich nicht wiederholen zu müssen, möchte ich dich bitten, die Suchfunktion zu bemühen.
Wir Trainer müssen uns der Verantwortung stellen und sollten nicht erwarten, dass sie uns irgendwer abnimmt. Ich bin für das Wohlergehen meiner Kids verantwortlich und nicht der Schiri. Ich bin auch dafür verantwortlich, dass meine Kids ihre Spielpartner fair, respektvoll und anständig behandeln. Ich fühle mich auch ihrem Wohlergehen verpflichtet.