Qualität beim Torschuß

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  • Hallo zusammen,


    meine E-Jugend Mannschaft, 2004er, spielen eigentlich einen schönen und guten Ball bis zum Sechzehner des Gegners.


    Unsere Torschüsse sind dann aber leider nicht kraftvoll und auch nicht plaziert genug.


    Im Training schiessen die Jungs aus allen Lagen wunderschöne Tore. ;) Sobald ein "fremder" Torwart im Tor ist, klappt nichts mehr.


    Meine Frage lautet jetzt: Wie bekomme ich ein qualifiziertes Torschuss-Training hin, so dass wir auch mal aus der Entfernung Tore schiessen können.


    Gruß


    Loddar

  • Hallo Loddar2,


    da im Training der Torschuß in Ordnung ist vermute ich, dass entweder Nervosität und/oder der Gegnerdruck das Problem darstellen.


    Trainierst du den Torschuß spielnah? Und immer unterschiedlich?

    Wenn sie begriffen haben, daß zum Fußball auch Arbeit gehört, ist es zu spät. Dann werden sie Trainer. (Luis Aragonés)

  • Manchmal mache ich Übungen mit Gegnerdruck und machmal z. B. aus einem Dribbling heraus. Vermutlich ist der Gegnerdruck zu gering im Training, oder die Jungs sind im Spiel zu nervös.


    Werde mir wohl ein paar Übungen mehr mit Gegnerdruck aussuchen müssen.

  • Ich trainiere bis und mit E keine expliziten Torschüsse. Ich finde es gibt Wichtigeres als das zu Wiederholen, was die Jungs in Schulpausen, Rest-Freizeit etc. sowieso immer und immer wieder mit ihren Freunden und Vätern übern. Auch im Spiel versuchen sie das eh schon viel zu häufig.
    Es ist unserem Verein damit wichtiger, dass die Jungs den Ball 2 bis 3 Meter vors Tor bringen, um ihn dann dort noch einzuschieben. Wäre uns das Eintüten auf Distanz wichtig, müssten wir wohl vor allem grosse und frühentwickelte Spieler rekrutieren, die dann erfahrungsgemäss ab er U14 mit grosser Wahrscheinlichkeit gegenüber den schnelleren, intelligenteren und kreativeren Spielern wieder auf der Strecke blieben.

  • Loddar2


    Natürlich sind Tore im Fussball das Sahnehäubchen, aber wann fängt man mit dem gezielten Torabschluß an und wie übt man es überhaupt? Sehr häufig beobachte ich, wenn die Kinder in Reih und Glied ca. 10 m vor dem Tor stehen und dann alle 5 Minuten jeder mal einen Ball aufs Tor schießen. Ob und wie sie das Tor treffen, hängt in aller Regel davon ab, ob ihr Trainer den Ball präzise und mit dem richtigen Druck in den Lauf spielen kann.


    Den Torabschluß kann man in jeder Altersklasse üben und dabei "gleich mehrere Fliegen gleichzeitig erschlagen"!


    a. beidfüssiger Torabschluß
    b. Torabschluß nach Flanken aus unterschiedlichen Richtungen
    c. Torabschluß nach Dribbling


    Wichtig dabei ist es immer von einfachen zu den etwas schwierigeren Übungen zu gelangen. Aber der E-Jugend könnten die ambitionierten Trainer sogar den beidfüssigen Torabschluß mit geschlossenen Augen probieren. Denn bei dieser Übung wird ganz nebenbei trainiert, das sich Kinder durchaus aufgrund ihres hervorragenden Kurzzeitgedächtnis die Position eines Balles präzise merken können und sich so ausschließlich auf den kurzen Anlauf und den Torstoß konzentrieren können. Denn jeder Trainer hat von euch schon oft genug Spieler gesehen, die nur auf den Ball starren und deshalb weder erkennen, dass der Gegner den Ballweg zum Tor versperrt haben, noch das sich ein mitgelaufener Mannschaftskamerad mitlerweile in einer besseren Position befindet. Zur Erhöhung der Handlungsgeschwindigkeit gehört es, dass der Ball dem Spieler gehorcht und er sich auf die jeweilige Situation einstellen kann.


    Um jedoch nicht das Spekulieren zu traineren, sollte jede Übung ein wenig anders aufgebaut werden. Nur dadurch gelingt es, dass der Spieler einen Abgleich mit bereits bekannten Situationen vornimmt und so rasch die richtige Entscheidung treffen kann, mit welchem Fuss er wie den Torabschluß suchen soll.


    Nun noch kurz zu den Korrekturen. Zu empfehlen ist zunächst der Torabschluß ohne Gegnerdruck.


    Bei einem schlechten Torschuß sollte man nicht das Schußbein, sondern zunächst einmal das Standbein beobachten:


    1. zu weit vom Schußbein entfernt = keine Schußkraft und Präzision
    2. zu weit hinter dem Ball = Ball steigt, hat aber keine Schußkraft
    3. zu weit vor dem Ball = Ball bleibt flach, aber keine Schußkraft und Präzision


    Nur, wenn sich das Steinbein direkt neben dem Ball befindet, kann der Spieler das Schußbein richtig durchschwingen und einen guten Torabschluß hinbekommen. Um diese Schußtechnik zu vereinfachen, sollte man zunächst einen relativ geraden Anlauf wählen. Wichtig dabei ist immer, sowohl mit rechts als auch mit links üben zu lassen, damit beide Körperhälften mit trainiert werden. Denn es laufen nicht nur die Füsse, sondern der gesamte Körper erhält über die Hirn- bzw. Nervenreize alle Informationen gleich mit. Wenn das klappt, kann man Bogenanläufe trainieren oder die Ballverarbeitung von flachen und halbhohen Bällen.


    Falls möglich empfiehlt sich die Kleingruppenarbeit. Je früher man korrekte Torabschlußtechnik trainiert, je weniger müssen die Kollegen später korrigieren. Wer hier keinen Bedarf erkennt, der sollte einmal bewußt darauf achten, wie häufig sich Senioren-Kicker z.B. zunächst den Ball auf den "anderen Fuss legen müssen", um einen anständigen Torschuß hinzubekommen.

  • Auch beim Torschuss gilt: was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.
    Wobei ich unter Torschuss vor allem die Spannstoßtechnik meine. Die Technik des Innenseitstoß trainiere ich persönlich beim Passen. Wobei wir auch schon mal Zielzonen ins Tor einbauen, damit in die Ecken geschossen wird.
    Techniktraining ist das A und O in der E-Jugend. Denn automatisierte, falsche Technik wieder raus zu bekommen ist mühsam und schwierig. Deswegen direkt richtig lernen und wie bereits angemerkt wurde beidfüßig.


    Spannstoß zu üben fängt bei simplen Hochhalteübungen an. Z.B. einmal hoch schießen und fangen. Dabei auf die Fußhaltung achten (Fuß parallel zum Boden), auch muss der Fuß fixiert, also angespannt sein (wie eine Faust und nicht ne lockere Hand). Ob es korrekt gemacht wird erkennt man gut an der Flugbahn des Balles. Der muss gerade nach oben fliegen und darf sich nicht drehen. Diese Übung erschwert man im Laufe der Zeit: links, rechts, fangen. Links, rechts, links, rechts, fangen usw.


    Auch beim Dribbeln macht man Vorübungen zum Spannschuss. Eine Coerver-Übung (mit Spann vorspielen und Sohle zurück ziehen, mit anderem Fuß immer im Wechsel) fällt mir spontan passend dazu ein. Hier muss natürlich auch auf de Fußhaltung geachtet werden. Hierbei zeigt die Fußspitze genau wie beim Spannschuss nach unten und der Fuß ist angespannt.


    Wenn diese Basics drin sind würde ich wie folgt fortfahren:
    1) Ball in Hand und Spieler schießt aufs leere Tor, später mit TW (darum können die meisten Torhüter besser mit dem Spann schießen als ihre Kollegen ;)).
    2) Übung zum Innenspann: Spieler dribbelt parallel zum Tor und schießt dann mit dem Innenspann (von beiden Seiten). Dabei ist es leichter unter den Ball zu kommen. Die Spieler haben nicht so viel Angst in die Erde zu treten.
    3) Übungen wird in diagnonales Dribbling abgewandelt, Spieler sollen versuchen vom Innenspann zum Vollspann zu kommen
    4) Dribbling mit geradem Anlauf: Spieler sollen mit Vollspann schießen


    Alternativ kann natürlich auch mit Tick-Bällen gearbeitet werden. Da das Timing hierbei aber schwierig ist, würde ich es vermutlich eher am Ende machen. Dropkick oder dergleichen sind denke ich mal die Kür dabei :).


    Mit den Übungen ist nicht ein Training gemeint, sondern eine mögliche Abfolge des Erlernens der Technik in einigen Trainingseinheiten. Dabei würde ich die Übungen immer erst "trocken" machen lassen (in diesen 5-10 Minuten Fehlerkorrekturen machen!) und danach als Wettkampf. Z.B. welcher Spieler schießt am meisten Tore in 2 Minuten oder so. Darunter wird die Technik definitiv leiden, das ist ganz normal. Während des Wettkampfs keine Fehlerkorrektur machen. Auf Gegnerdruck würde ich in der E noch verzichten. Zumindest wenn ich gezielt den Spannschuss trainieren möchte.


    Wenn mein Trainingsschwerpunkt aber gerade 1 gegen 1 ist würde ich auch (mal) den Torschuss als Anschlussaktion einbauen. Hierbei erfolgt dann aber nur Fehlerkorrektur zum 1 gegen 1-Verhalten und nicht zum Torschuss. Zum Techniklernen braucht man nämlich Ruhe und Zeit.


    Bei jedem Training ist natürlich wichtig, dass man sehr viele Aktionen und wenig Standzeit hat. Bei leerem Tor kann man die Kinder z.B. von beiden Seiten gleichzeitig schießen lassen (dabei mit Hütchen/Stangen Zielzonen markieren). Wenn man es schwieriger macht (mit TW) sollte man mit 2 Toren arbeiten und maximal 6 Spieler je Tor haben. Bei 2 Toren kann man in der Wettkampfphase auch Team A gegen Team B spielen lassen: welches Team erzielt zuerst 10 Tore o.ä. Sollte man nur ein Jugendtor zur Verfügung haben kann man sich auch mit Hütchen/Stangen Tore basteln (dabei aber nach einer Zeit die Gruppen tauschen, damit sich keiner benachteiligt fühlt). Ansonsten wäre mein Tip an den Verfasser: Geduld und natürlich den Spielern Mut zusprechen ;).

    Einmal editiert, zuletzt von Ronaldina ()

  • Ronaldina


    Erstmal Glückwunsch zu deinem, wie ich finde gelungenen Beitrag. Prima auch die Begründung, dass die Automatisierung einer Technik erst dann stattfinden kann, wenn die Technik dazu korrekt ausgeführt wird.


    Du hast es schon richtig erkennt, dass Torleute die Technik des Spannstoßes häufig besser beherrschen als ihre Feldspieler-Kollegen. Ihr Handycap ist jedoch, dass sie diese Technik fast ausschließlich mit dem ruhenden Ball ausführen können. Sonst würden nicht so häufig weitergeleitete Bälle im Seitenaus oder beim Gegner landen.


    Deshalb noch ein paar Ergänzungen:


    1. Spielnah trainieren, deshalb Übungen immer aus der Bewegung heraus
    2. Torleute alle Techniken mittrainieren lassen, dann entwickeln sie sich in der Ballverarbeitung besser


    A. Nicht mehr als 10 Abwehr-Aktionen hintereinander, danach TW-Wechsel
    Zum Schluß noch ein Wort über den Torwart-Einsatz im unteren Jugendbereich! Versucht euch einmal in die Situation eines kleinen Keepers zu versetzen, dem unermütlich Bälle um die Ohren fliegen. Bei den ersten Bällen kann er sich noch konzentrieren. Danach wird er chancenlos. Denn während sich seine Mannschaftskameraden gerade eingeschossen haben, ist der Keeper müde und braucht ein paar Minuten zur Regeneration


    B. Distanz muß stimmen
    Je nach Torabschlußart sollte die passende Distanz gewählt werden. Günstig ist es die Distanz durch Hütchen zu markieren oder als Trainer selbst darauf zu achten, dass die Distanz nicht während der Übung permanent verkürzt wird. Bei Vollspannstößen oder Volleyabschlüssen ist ganz besonders auf eine ausreichende Distanz zu achten, denn sonst kann es in einzelnen Fällen aufgrund des erhöhten Balldrucks zu Verletzungen (Finger- und Handwurzelbruch) kommen. Denn die E-Jugend-Keeper haben in der Regel noch nicht gelernt, wie man nach dem Kontakt die Ballgeschwindigkeit so reduziert, das ein gefahrloses Fangen möglich ist.
    Weil der Trainer Vorbildfunktion besitzt, sollte auch er sich nicht verleiten lassen, aus Jux einen Vollspanstoß oder Volleyschuß aus nähester Nähe abzugeben. Denn genau wie die Spieler nur in Situationen mit realen Gewinnmöglichkeiten lernen können, braucht auch der Torwart immer eine Chance!


    C. Torabschlußübungen spielnah gestalten
    Leider enden die meisten Übungen mit dem Torabschluß. Weil jedoch die meisten Torchancen im Spiel nicht immer unmittelbar zum Torerfolg führen, sollten die Übungen um:
    - die Eroberung des Abprallers (Angreifer, Abwehrspieler)
    - den Nachschuß (Angreifer)
    - die Spieleröffnung (Abwehrspieler)
    erweitert werden. Denn dadurch werden sie spielnah. Und ganz nebenbei stehen bei dieser Übungsergänzung auch nicht so viele Spieler dumm in der Gegend herum, sondern sind aktiv beteiligt!

  • empfinde ich als sehr wertvollen Tipp. Oft wird den jugendlichen Spielern vorgeworfen, nach einer eigenen Aktion erst mal runterzufahren und zuzugucken was weiterhin geschieht. Dabei wird es ihnen im Übungsteil quasi anerzogen. Anders wird´s wie hier von TW-Trainer geschildert. Auch für den TW ist es eine Möglichkeit gleich die Spieleröffnung zu proben. :thumbup:


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • empfinde ich als sehr wertvollen Tipp. Oft wird den jugendlichen Spielern vorgeworfen, nach einer eigenen Aktion erst mal runterzufahren und zuzugucken was weiterhin geschieht. Dabei wird es ihnen im Übungsteil quasi anerzogen. Anders wird´s wie hier von TW-Trainer geschildert. Auch für den TW ist es eine Möglichkeit gleich die Spieleröffnung zu proben. :thumbup:


    Ist ein sehr, sehr wertvoller Tipp. Ich habe selbst schon erlebt, dass ein Nachschuss verboten wurde. Warum erschließt sich mir bis heute nicht. Asche über mein Haupt: ich hätte diesen Trainer unseres Vereins einfach fragen können, wollte aber nicht als neunmalklug erscheinen. Ich vermute mal, er wollte dem Torwart etwas gutes tun ?( .


    Aber mir hat diese Situation etwas gebracht: ich denke nämlich immer daran, die Spieler an den Nachschuss zu erinnern. Und an die goldene Regel: KEINE LANGEN WARTEZEITEN ( wie die Reihenbildung an der Kasse des Supermarktes ) kann man nicht oft genug erinnern! Wenn man sich daran hält könnte dem ein oder anderen Trainer auch mal ein Licht aufgehen und er wundert sich, warum die Spieler auf einmal nicht abgelenkt sind und sich nicht mit anderen Dingen beschäftigen.


    Auch das sieht man während des Trainings immer wieder: Trainer, die die Geduld verlieren und die Spieler mit lauter Stimme ermahnen sich auf die Übung zu konzentrieren, da es sonst Konsequenzen gibt. Aber warum sich der Fünfte mit dem Sechsten in der Warteschlange über Deutschland sucht den Superstar unterhält wird nicht gesehen.


    Gerade für solche Basics halte ich die C-Breitensportlizenz für empfehlenswert. Nur zwei Beispiele von vielen.

    Wenn sie begriffen haben, daß zum Fußball auch Arbeit gehört, ist es zu spät. Dann werden sie Trainer. (Luis Aragonés)