"Trainer erreicht die Mannschaft nicht"

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  • Die Floskel aus der Überschrift kennen wir ja alle - so etwas wird gern zu Protokoll gegeben, wenn ein Verein sich von einem Trainer trennt.


    ...niemand will mich loswerden...


    ...aber die Überschrift drückt aus, was ich zurzeit fühle und denke. Ich bin kurz davor, von selbst zurückzutreten.


    Kurze Situationsbeschreibung: ich habe zu dieser Saison eine B-Jugend übernommen, die in der Kreisliga startet. Die Mannschaft (damals noch Verein A) sollte nach der vergangenen Saison eigentlich abgemeldet werden, weil es keinen Trainer gab. Ich war die Saison davor einer der Trainer einer Landesliga-U15 von Verein B, aus der ein halbes Dutzend Spieler nicht in die U17 übernommen werden sollten (Verein B hat keine U16). Um den Jungs die Chance zu geben, weiterhin in Wohnortnähe Fußball spielen zu können, habe ich vorgeschlagen, dass Verein A und B eine Spielgemeinschaft in der B-Jugend eingehen - die beiden Klubs arbeiten häufiger zusammen, die Gründung war also schnell erledigt.


    Zwischenzeitlich änderten sich die Voraussetzungen - die U17 bot den Jungs, die eigentlich nicht eingeplant waren, doch eine Chance an, weil man sonst zu wenig Leute gehabt hätte. Dass die jungen Spieler es höherklassig versuchen wollten, ist nachvollziehbar und okay - ich habe sie natürlich aus ihrem Ehrenwort entlassen und nicht darauf bestanden, dass sie bei mir in der Kreisliga spielen.


    Meine Mannschaft bestand dann also nur noch aus den Spielern von Verein A und wenigen vom Verein B (die entweder die Saison davor schon mit Gastspielerlaubnis dort gespielt haben oder die reaktiviert wurden). Jetzt war es aber so, dass die Mannschaft in der vergangenen Spielzeit wegen des Schichtdienstes des Trainers nur sehr unregelmäßig trainiert hat und sogar nur als 9er-Mannschaft an den Start ging. Kurz: die Mannschaft hatte von Anfang an einen sehr hohen Nachholbedarf an Training, es fehlte an taktischem Verständnis und Wissen, und vor allem an Disziplin - bei meinem Vorgänger durften sie sich so ziemlich alles erlauben, weil der froh war, wenn er überhaupt neun Leute aufs Feld bekam.


    Wir haben in der Vorbereitung drei Mal die Woche trainiert, jetzt in der Saison noch zwei Mal. Im Training sieht man auch durchaus Fortschritte. In der Liga aber ist es eine Katastrophe. Wir haben jetzt vier Mal gespielt, vier Mal verloren. Dass wir bisher keinen Punkt geholt haben, ist eigentlich nicht so schlimm, aber das WIE stinkt mir. Die Jungs hören bei der Besprechung zwar zu, aber es folgt keine Umsetzung auf dem Feld. Im Gegenteil, dort regieren dann wieder die One-Man-Shows, die Fifa14-Dribblings etc. Heute haben wir zum Beispiel zweistellig verloren... nach 10 Minuten stand es 0:3. Der Gegner war keine Übermannschaft, hat aber diszipliniert gespielt, sauber gepasst, seine Positionen und Laufwege eingehalten.


    Rein vom technischen Können der Einzelspieler könnten wir im oberen Mittelfeld mitspielen. Aber es ist keine Mannschaft. Und es wird nicht besser, ganz im Gegenteil. War anfangs noch das Bemühen festzustellen, das Gelernte umzusetzen und geschlossen als Mannschaft aufzutreten, so probieren sie es mittlerweile nicht einmal mehr. Schlimmer noch: es gibt zwei, drei 16jährige, deren Eltern sie bis spät in der Nacht weggehen lassen. Diese Jungs sind dann mit kleinen Augen und müde beim Spiel.


    "Trainer erreicht die Mannschaft nicht mehr" - wenn er sie jemals erreicht hat. Ich muss Training und Spielbetrieb allein hinbekommen, habe keinen Co. Ich investiere viel Zeit und Arbeit in diese Mannschaft, bekomme aber nichts zurück, habe ich das Gefühl. Dazu kommt, dass die Eltern, die angesichts der drohenden Abmeldung der Mannschaft nach der vergangenen Saison noch lautstark protestiert und ihre Unterstützung zugesichert haben, jetzt nicht mehr zu sehen sind und bei Auswärtspartien grundsätzlich etwas anderes vorhaben. Zur heutigen Auswärtspartie zum Beispiel hätten wir arge Probleme bekommen, wenn nicht Verein B einen Bulli bereitgestellt hätte. Wäre das nicht geschehen, hätten wir nur zwei PKW gehabt...


    Meine Motivation ist im Keller. Eigentlich würde ich lieber heute als morgen hinschmeißen, denn das alles kostet unglaublich viel Kraft. Wie gesagt: Trainingsplanung, -durchführung, Spielbetrieb und Organisation muss ich allein wuppen, es gibt keinen Co.


    Freue mich auf Eure Meinungen.

    in dubio pro leo

    Einmal editiert, zuletzt von togo () aus folgendem Grund: Rechtschreibfehler korrigiert

  • Schon einmal das direkte Gespräch mit der Mannschaft und auch evt mit den Eltern gesucht?
    Schon einmal der Mannschaft offen gelegt, wie deine Sicht der Dinge ist?
    Und den krieschenden Eltern evt auch mal erklärt, was da so abgeht?



    Würde einfach mal das direkte Gespräch suchen und die Missstände aufzählen. Dann sagen, wie du dir das vorstellst. Und mit Konsequenzen drohen, notfalls dann auch mit Rücktrit. Ich meine, es muss dir ja Spaß machen, dort zu arbeiten!


    Raicoon

  • Mannschaftssitzung wäre auch mein erster Tipp. Stimmungslage erfragen. Ihnen auch Deinen momentanen Frust mitteilen. Zusammen Lösungen erarbeiten. Wenn ich das richtig heraus lese, kommen ja wohl alle zu Spiel und Training. Das ist also nicht Dein Problem.


    Mit der Unzuverlässlichkeit im Bezug auf den Fahrdienst sieht das schon anders aus. Tja, die lieben Eltern. Lippenbekenntnisse sind schnell mal gemacht. Wasch mir den Pelz ( kümmre dich um mein Kind ) aber mach mich nicht nass ( ich hab echt keine Zeit dabei zu unterstützen ). Ist aber nicht ungewöhnlich ab C. Da sieht man leider immer die selben Elternteile.
    Auf bloße Versprechen würde ich mich nicht mehr einlassen. Mein Tipp: Mache eine Fahrliste. Schriftlich fixiert ist es schwieriger für jemanden sich rauszureden. Schreibe in ein oder zwei prägnanten Sätzen ganz deutlich oben drauf, dass es unabdingbar erforderlich ist die Anreise zu Auswärtsspielen zu gewährleisten. Und eben andernfalls eine Abmeldung in Erwägung gezogen werden muss. In solchen Fällen bin ich für klare Worte. Es ist das Hobby ihrer Söhne. Dann sollen sie auch ( mit ) dafür sorgen, dass sie es ausüben können. Würde ich auch genauso mit auf den Zettel schreiben. Sie sollen ruhig wissen, dass die Grenze bei Dir erreicht ist. Die Liste dann jedem Spieler nacheinander in die Hand drücken und er soll sie zum nächsten Training wieder mitbringen.


    Die Liste würde ich den Spielern als Erstes in die Hand drücken von denen weiß, dass ihre Eltern zuverlässlich sind und ohnehin bei fast allen Spielen anwesend sind. Stehen erst mal ein paar Namen drauf, wird es für die anderen Elternteile schwieriger die Liste einfach wieder abzugeben, ohne sich einzutragen. Während einer Spielzeit mit Hin- und Rückserie kann mir keiner erzählen, nicht mal für einen Samstag fahren zu können. Sollte es Fälle geben ( Alleinerziehende mit mehreren Kinder, beide Elternteile auch am WE berufstätig, kein Auto zur Verfügung usw. ) lässt sich eine Regelung finden. Erfahrungsgemäß werden sich diese bei Dir melden. Bei denen liegt es in der Regel nicht an Bequemlichkeit oder Desinteresse, sondern tatsächlich an triftigen Gründen.


    Den JL würde ich rechtzeitig über die Situation informieren. Tritt der ungünstigste Fall ( Abmeldung ) ein, kommen evtl. Kosten auf den Verein zu. So hast Du sie aber rechtzeitig darauf vorbereitet. Wünsche Dir und Deiner Truppe, dass es nicht so weit kommt !

  • jaja, die pubertät...


    ich hatte letztes jahr die gleiche situation, b-jugend, sogar leistungsklasse und dann 8 spiele hintereinander verloren.
    das einzige was wir gewonnen hatten wurde gelöscht, da diese mannschaft zurückzog.
    situation wie bei dir: kein team, viel party, auf auswärtsfahrten wenig eltern am start, immer schauen, dass überhaupt elf mann da waren, von 18!
    irgendwann im dezember hat es dann aber klick gemacht und wir konnten das ruder rumreissen und haben die saison noch retten können.


    was war passiert?


    wir hatten alles, gute spieler, trainingslager vom feinsten, gute ergebnisse. dann kam ein wenig verletzungspech und die egozockerei.
    nach unendlichen beschwörungen meinerseits habe ich irgendwann eine klarheit erreicht, dass nicht ich auf dem platz stehe sondern sie.
    dass nicht ich mich verantworten muss, wenn man nicht kommt oder unmotiviert spielt, sondern sie.
    dass sie ja gerne fußball im verein zocken wollen und ich nur der "übungsleiter" bin.
    das hat mir einerseits eine gewisse gelassenheit zurückgegeben, da ich ja nur anbieten konnte was mir möglich war
    und das team ja nur zugreifen musste oder aber nicht.
    an der stelle hat es dann seitens der mannschaft irgendwann klick gemacht. stimmen wurden erhoben, untereinander wurde manches geklärt.
    ich war an der stelle beobachter, liess die dinge laufen.
    es wurde besser, vermeintlich, und gipfelte final in einer aussprache, bei denen ich den jungs klar machte, die mannschaft zurückziehen zu wollen,
    die jüngere b-jugend hochzuziehen und mit den letzten willigen aufzufüllen. weiterhin würde jeder für ein halbes jahr gesperrt,
    der das team zu diesem zeitpunkt verlassen wolle, egal welcher verein auch was immer für summen zahlen wolle. bämmm!
    und das wars. die mannschaft spielte, kämpfte, verhielt sich taktisch klug und wurde am ende der saison neben stadtpokalsieger noch sechster der LK
    und war massgeblich beteiligt am aufstieg der A in die LK. so kanns gehen.


    ich rate dir, gelassenheit zu suchen. du bist anbieter, die jungs können annehmen oder es lassen.
    rede mit ihnen, es sind 16 jährige, die sich gerade suchen. die zeiten sind schwierig für jugendliche, halte das im hinterkopp.
    auch wenn für uns wenn wir auf dem platz stehen fußball das wichtigste ist, für die jungs ist es das oft nicht!
    freunde und freundin, party, schule, zukunft, irgendwas ausprobieren.....und dann erst fußball. oft ist es diese reihenfolge, das musste hinnehemen.
    solange sie alle kommen und dir noch zuhören, lass es ruhig angehen. bei dem trainingsrückstand kannste alte mechanismen nicht so schnell aufbrechen.
    ich habe heute noch jungs, die diese egozockerei unter stress bevorzugen. ich wirke da bereits seid drei jahren drauf ein, bleibt aber so.
    na und? wenn das team das akzeptiert, tu ich das auch, fertig! ich gebe viel, aber nicht alles. ein rest muss mir bleiben :D

  • So kann es nicht weiter gehen, jedes mal hoffen, dass überhaupt elf Mann zum Spiel anwesend sind. Die Spieler hören nicht auf den Trainer, so kann und wird es dir keinen Spaß machen....


    Daher solltest du eine Spieler/Mannschaftssitzung einleiten. In dieser teilst du Ihnen deinen Frust mit, was dich stört, hörst den Spielern zu, erarbeitet Lösungsvorschläge, evtl. drohst du Ihnen mit Konsequenzen oder sogar mit deinem Rücktritt. Weiterhin erklärst du Ihnen deine Ziele, was du erreichen möchtest....


    Wer Lust auf dieses gemeinsame Projekt oder Ziel hat, wird ins Training kommen und Gas geben....jedoch wenn es dann weiter so verläuft wie zum jetzigen Zeitpunkt, solltest du echt über einen Rücktritt und vielleicht einen Vereinswechsel nachdenken, denn der Spaß sollte nie verloren gehen, auch als Trainer nicht.


    Wünsche auf jeden Fall viel Erfolg, kannst uns ja mitteilen wie die nächsten Wochen verlaufen.....

  • Danke für Eure Beiträge!


    Die Trainingsbeteiligung ist okay - ich habe immer zwischen 10 und 16 Jungs da. Das habe ich so akzeptiert, denn leider klaut das Allheilmittel Ganztagsschule den Jungs derart viel Zeit, dass sie es in Wochen, in denen Klassenarbeiten oder Referate anstehen, nicht zum Training schaffen. Bei den Spielen ist es auch noch okay. Sonnabend waren wir 13, von den fünf Absagen war lediglich eine nicht ganz nachvollziehbar, der Rest war wirklich nicht einsatzfähig.


    Eigentlich spreche ich mit den Jungs ständig. Ich bin eher der Kumpeltyp, will überzeugen und nicht befehlen. Ich erkläre bei jeder Übung, warum wir sie machen und zu welchen Spielsituationen sie passt bzw. wann man das Erlernte anwendet. Und das ist eben mein Gedanke: vielleicht bin ich der falsche Trainertyp für die Jungs? Vielleicht brauchen die einen Coach der alten Schule, der auch mal laut wird, der befiehlt und keine Widerrede duldet? So will ich aber nicht sein. Und dass ich mit meiner Art nicht falsch liege, sehe ich daran, dass ich genügend andere - auch bezahlte - Angebote habe. Aber ich sehe mich bei dieser Mannschaft in der Verpflichtung. Nur zweifle ich eben an der Kompatiblität...


    Das Problem mit den Eltern werde ich jetzt folgendermaßen angehen: ich werde einen Brief aufsetzen und auf die Problematik der der letzten beiden Auswärtsspiele hinweisen - auch, dass es lediglich einem Funktionär von Verein B zu verdanken ist, dass wir antreten konnten, denn der hat sich persönlich um den Bulli gekümmert. Ohne Bulli hätten wir mit zwei bzw. drei Autos nicht fahren brauchen. In diesem Elternbrief werde ich die kommenden Auswärtsspiele aufzählen und klar machen, dass sich hier einiges ändern muss, wenn wir nicht abmelden sollen. Allerdings glaube ich nicht an eine Verbesserung, denn von den Eltern kommen immer dieselben zu den Spielen - und es sind sehr wenige. Das Interesse an ihren Kindern scheint also äußerst gering.


    Übrigens haben wir eine sehr aktuelle Mannschaftswebseite. Dort stehen die kommenden Termine deutlich und sofort lesbar auf der "Startseite", außerdem ist das Widget von Fussball.de eingepflegt. Es kann also keiner behaupten, er wisse nicht, wie er an die Termine kommt. Trotzdem wird genau das getan...


    Auch nach dem Wochenende und dem Ruhenlassen über den gestrigen Tag ist meine Motivation nicht gestiegen... aber aufgeben gilt nicht ;)

    in dubio pro leo

  • Update: gestern Abend hatte ich "Krisensitzung" mit dem Vorstand von Verein A, der bei der SG federführend ist. Ich habe meinen Rücktritt angeboten, der aber abgelehnt wurde. Stattdessen hätte ich freie Hand, man stärkt mir den Rücken. Der Vorstand hat gesagt, er habe das Gefühl, die Mannschaft bringe nicht die gleiche Motivation und Professionalität ein wie ich, und das wäre der Grund für die Differenzen. Man habe das unter anderem daran gesehen, wie ich das Training vorbereite und was ich alles aufbaue. Das habe man bei meinen Vorgängern, die die Jungs gewohnt waren, nie so mitbekommen, da wäre das Training eher so dahin geplätschert. Die Mannschaft müsse etwas ändern, nicht ich.


    Die Eltern bekommen einen Brief, in dem ich ihre Hilfe bei Auswärtsfahrten einfordere, mit den Jungs werde ich am Wochenende ausführlich sprechen. Wichtig ist, dass wir bei den zwei Spielen am Donnerstag und Sonnabend endlich mal punkten, vielleicht ist das der Ruck, den wir benötigen.

    in dubio pro leo

  • togo


    So, wie ich es verstehe, hat ein Teil der Mannschaft ein völlig anderes Trainingsniveau erfahren. Vermutlich war man auch bei den Spielen mehr oder weniger auf sich allein gestellt, weshalb der Trainer ganz froh war, wenn mal ein Spieler was Eigenes probierte!


    Du kommst aus einer Landesligamannschaft, weshalb dort ein hoher Grad an Eigenmotiviation vorhanden war. Auf den kannst du jetzt noch nicht zählen. Auch wirst du deine Erwartungen bezüglich Technik, individual-, gruppen- und mannschaftstaktischem Verhalten vorerst noch weiter herunter schrauben müssen!


    Eine Kreisliga-Mannschaft ist zwar keine Kirmestruppe, aber hier geht der Spaß vor dem Punktspielergebnis! Deshalb brauchst du aber nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen! Mache dir erst einmal einen Plan, in welcher Reihenfolge was trainiert werden sollte. Denn auch durch Prioritätsbildung beeinflußt du das Tempo der Weiterentwicklung positiv. Sehe die Weiterentwicklung zunächst unabhängig von den Punktspielresultaten. Das sollte erst wieder geschehen, wenn deine Trainingsarbeit soweit Früchte getragen hat, dass du eine Mannschaft auf dem Spielfeld siehst und nicht ein paar selbsternannte "Stars"!


    Das Gespräch mit dem Vorstand war sicherlich ein guter Anfang, denn auch in der B-Jugend geht es ohne die Unterstützung der Eltern nicht! Denn immer nur die Lippen zusammen zu beißen ohne die Hoffnung, das sie etwas zum Positiven ändert, das bringt es nicht! Allerdings sind die Eltern für die Erziehung (z.B. bekommen zu wenig Schlaf) der B-Junioren zuständig. Du kannst allerhöchstens die Spieler, die nicht so zum Spiel erscheinen, wie es von dir und den Mannschaftskameraden erwartet wird, auf die Reservebank schicken und ihnen den Grund dafür sagen.


    Das Allerwichtigste ist jedoch, dass du dir über deine eigenen Erwartungen Gedanken machst. Denn, wenn das, was du dort vorfindest und zumindest nicht kurzfristig gravierend ändern kannst, überhaupt nicht deinen Erwartungen entspricht, dann erreicht auch die Mannschaft ihren Trainer nicht! Das hört sich für den ersten Moment vielleicht ein wenig hart an, jedoch ist man bei einem erkennbaren Problem immer auch selbst ein Teil davon. Das zu verstehen, mag nicht einfach, manchmal sogar unangenehm sein. Aber man lernt aus diesen Situationen auch Stärken für sich heraus zu ziehen!

  • Klar, in der vergangenen Saison war ich, was Trainingsbeteiligung, Einsatz und Lernbereitschaft anging, natürlich verwöhnt. Ich habe aber nicht damit gerechnet, das jetzt 1:1 auf meine neue Mannschaft übertragen zu können. Ich habe das Training bereits vereinfacht, dazu lege ich Wert darauf, dass das Training abwechslungsreich ist und Spaß macht: bei fast jeder Übung ist der Ball dabei, außerdem gibt es immer wieder Wettkämpfe. Das Training kommt bei den Jungs auch gut an, hier liege ich also wohl nicht falsch.


    Aber gerade heute merke ich schon wieder, wo der Fußball für die Jungs rangiert. Heute früh kam GTA V raus. Zwei Jungs aus der Mannschaft haben den Unterricht geschwänzt und für sich und andere die Spiele gekauft. Jetzt schicken sie sich über unsere WhatsApp-Gruppe die Screenshots zu, diskutieren über nix anderes. Am Donnerstag hätten wir ein Nachholspiel, aber ich habe jetzt schon Absagen mit offensichtlich vorgeschobenen Begründungen. Es ist klar: hier ist das Computerspiel wichtiger als das Fußballspiel. Und dann denke ich natürlich darüber nach, ob ich nicht doch der falsche Trainer für die Jungs bin.

    in dubio pro leo

  • Die Eltern bekommen einen Brief, in dem ich ihre Hilfe bei Auswärtsfahrten einfordere,


    Trefft Euch doch am Zielort, falls deine Initiative nichts bringt. Ich habe das über Jahre (zu 90 Prozent) so gemacht und das hat einige Vorzüge.