Ausraster eines vaters beim Turnier

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
  • Hallo an Alle


    Ich trainiere eine F Jugend.


    Bei einem Turnier ist es vorgekommen das 1 min vor Spielschluß ein Vater eines Kindes aus meinem Team seinen Sohn zu sich rief und ihn an der Seitenlinie zur Sau gemacht hat.


    Er war der Meinung er würde nciht ordentlich spielen. Kurz nach der Standpauke war Abpfiff und ich war minutenlang beschäfftigt den Kleinen wieder aufzumuntern.


    Ich wollte den Vater auch nciht gleich vor gesammelter Mannschaft zur Sau machen, deswegen habe ich mich aufs nächste Spiel konzentriert nachdem der Kleine wieder aufgebaut war.


    Nur leider hatte der Vater wohl wieder ein Problem in der Pause mit seinem Sohn und kurzer Hand sind sie beide vor Turnierende verschwunden.


    Natürlich geht das schon mal gar nicht ins laufende Spiel einzugreifen. Wie sieht es mit der Zeit zwischen den Spielen aus ? Kann da quasi das Elternteil machen was es will und ich kann im enddefekt nur sagen wärend des Spiels halt dich bitte zurück, lass dein Kind Kind sein ?


    Oder würdet ihr den Vater soweit zurechtweisen, dass ihr sagt, hör zu wärend des Turnieres hälst du dich zurück usw. ?


    Danke und Gruß

  • Also, ja ich würde dem Vater deutlich vermitteln, dass er sich zurückhalten soll.


    1) Grundsätzlich erwarte ich von den Eltern, dass sie es respektieren, dass ich der Trainer bin. Während eines Spiels /Turniers dürfen meine Eltern die Kinder anfeuern (sehr gerne sogar, vor allem, wenn es nicht so toll läuft) taktische Anweisungen oder Kritik sind nicht erwünscht.
    Das kommuniiziere ich ganz klar. (Manchmal muss ich allerdings bei einem Turnier ein Elternteil nochmal kurz daran erinnern.)



    2) Ich handhabe es bei Spielen und Turnieren so, dass die Eltern die Kinder für die Dauer des Events in meine Obhut geben. (Das ist ja bei Kindern, deren Eltern nicht bei dem Turnier vor Ort sind, auch notwendig.)
    D.h. auch in den Pausen beaufsichtige ich (bzw. das Trainer-/Betreuerteam) die Kinder. Dazu gehört auch die Verpflegung, etc.
    Wir sind eine Mannschaft und treten während des Turniers auch als solche auf.


    Diese Regeln gebe ich vor (bei dem Elternabend vor der Saison).


    Meist verbringen wir die Pausen als Mannschaft geschlossen irgendwo, also eher nicht auf dem Schoß von Mami. So können Mami oder Papi ihren Sohn auch schwer "rundmachen", zumindest nicht abseits des Geschehens. (Vor versammelter Mannschaft und vor allem in Anwesenheit des Trainerteams sind die Eltern da deutlich zurückhaltender, kennen ja die Regeln).
    Als Argument ziehe ich auch heran, dass es unfair ist, wenn manche Kinder auf Mamis Schoß sitzen, während andere keine Eltern vor Ort haben.
    Das heißt nicht, dass es eine Kontaktsperre zwischen Eltern und Kind gibt - wir sitzen als Mannschafft auch häufig bei den Eltern, aber eben die Spieler nebeneinander.



    3) Das ein Vater mit seinem Kind das Turnier vor dem Ende verlässt, habe ich als Trainer noch nicht erlebt. Das ist für mich auch indiskutabel (ausgenommen, Verletzung oder vorher abgesprochene Verpflichtungen).
    Das kann man nicht tolerieren!!! (man muss diesen Gedanken nur mal zuende denken: Fussball ist ein Mannschaftssport, man hat Verplichtungen dieser Mannschaft gegenüber, sonst funktionier das nicht - wenn plötzlich mal mehrere Eltern gleichzeitig eher "gehen" wollen, ist die Mannschaft am Turnierende dannn nicht mehr spielfähig?!?!)



    Eine Frage: Ist er sogar verschwunden, ohne sich bei dir abzumelden? Das wäre ja noch die Kröhnung, ich habe Aufsicht über die Kinder - und plötzlich ist eines weg!


    Da du ja scheinbar im Vorfeld keine Richtlinien vorgegeben hast, würde
    ich dies erstens in der neuen Saison mal tun und zweitens diesem Vater
    eine klare Ansage machen. - das man nicht vor Turnierende geht, soltte auch ohne ausformulierte Regeln selbstverständlich sein.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Hey


    Du hast recht, es hatte eben bislang immer super funktioniert ohne den Eltern großartig Regeln aufzustellen.
    Aber das wäre wohl mal nötig.


    Also ganz ohne Abmeldung ist er nicht gegangen, aber er lies nicht mehr mit sich reden und somit konnte ich da auch nix machen.
    Was ich absolut nicht verstehen kann ist warum die manche Eltern nciht einfach ihre Kinder spielen lassen lassen können, egal ob gut oder schlecht.
    Ich war auch ehrlich gesagt etwas überumpelt, da sowas in 2 Jahren noch nie vorgekommen ist.


    Danke und Gruß

  • Solche Eltern hast du leider immer wieder!


    Wir hatten auch einen Vater der seinen Sohn immer wieder während dem Spiel
    zurechtgewiesen hat und alles besser wusste. War der Vater unseres Keepers !
    Aber im Endeffekt hat er den Jungen nur verunsichert.


    Ich habe ihm dann nahe gelegt, das ich ihn nicht mehr hinter dem Tor sehen
    möchte, da er seinen Sohn nur verunsichert mit seinen Kommentaren.......


    Das hat ihm nicht wirklich gefallen, aber er hält sich bis jetzt daran, auch
    wenn er es hin und wieder noch in der Halbzeit versucht.


    Ist schon schlimm das man die Eltern stellenweise auch
    noch Trainieren muss ;(

  • Martin E.

    st schon schlimm das man die Eltern stellenweise auch
    noch Trainieren muss ;(


    Nur ganz selten sind die Eltern im unteren Jugendfussball erfahrener als ihre Kinder im Kinderfussball!


    Wenn Kinder in den Vereinsfussball eintreten, sind sie meist in einem Alter, in dem sie im Rahmen einer überschaubaren Gruppe kleinere Aufgaben übernehmen können und darin im Training und Spiel routinierter werden.


    Sich als Vater daran zu gewöhnen, dass es gar nicht allein auf die Leistungen des Sohnes ankommt, fällt manchem schwer. Das Motiv ist ein falscher Ehrgeiz. Das Kind soll glänzen und die Mannschaft soll ihm den Steigbügel dafür halten. Es soll das entscheidende Tor schießen bzw. abwehren und als Held gefeiert werden.


    Gelingt dem Sohn das nicht, dann übermannt dem Vater zunächst der Frust und schließlich packt ihn die pure Wut! Denn, weil der "dumme, unfähige Trainer" dem Sohn nicht beigebracht hat, wie man richtig Fussball spielt, muß er es jetzt seinem KInd augenblicklich klarmachen! In eindringlichem Ton"... du mußt jetzt sofort ...." werden ihm jetzt die Leviten gelesen, denn Vater ist schließlich nicht die ganzen Kilometer gefahren, um sich durch das Versagen des Sohnes und das Debakel der Mannschaft das Wochenende versauen zu lassen! "Mann" fühlt sich persönlich betroffen und muß sich zur Wehr setzen! Wenn das keine Früchte trägt, dann muß man die "Arena" verlassen. Mag es den Frauen auch um die Belustigung gehen, aber hier geht es nicht allein um Sieg oder Niederlage, sondern um Triumpf und totale Vernichtung des Gegners. Denn Fussball ist nicht Spiel, Fussball ist Krieg, bei dem es nur Gewinner und Verlierer geben darf! Wer sich derart in eine Hysterie versteigt, der wird im Moment seiner Wut kaum kluge Ratschläge des Trainers annehmen, geschweige denn überhaupt wahrnehmen.


    Versetzt man sich in die Lage eines solchen Vaters, kann man entsprechende Präventiv-Maßnahmen (von denen hier schon einige genannt wurden) ergreifen, um solche Situationen möglichst erst gar nicht entstehen zu lassen. Sicherlich gehört auch das regelmäßige Treffen mit den Eltern vor, während und nach einer Saison dazu, damit auch die Zeit für notwendige Hinweise sowie die Verarbeitung von Erfahrungen geschaffen wird.


    Auch ist ein Elterncoaching durch den Trainer nötig. Man sollte das Gespräch in ruhiger Minute und angenehmer Athmosphäre suchen. Denn ganz wichtig ist, dass sowohl Trainer als auch Vater genügend zeitlichen und räumlichen Abstand zur eskalierten Situation bekommen, bevor der Dialog gesucht wird.


    ZIel des Elterncoaching sollte es sein, das Eltern mit ihren Kinden den Fussball als Event erleben, bei dem der gemeinsam erlebte Spaß jederzeit im Mittelpunkt steht.

  • Dass Eltern emotional mitgehen ist nicht nur normal, sondern eigentlich auch gewünscht, weil es doch oft besser ist, etwas übermotivierte Eltern zu haben, als solche, denen alles egal ist.
    Nur muss man diese Energien auch irgendwo vernünftig managen und nicht einfach unter den Teppich kehren.
    Ich persönlich handhabe das so, dass Eltern NACH jedem Spiel zu mir kommen dürfen, damit ich ihnen ZUERST MEINE SICHT des Spiels zusammenfasse (ohne dabei auf einzelne Spieler einzugehen) und ihnen DANACH Gelegenheit gebe, ihrerseits Input zu geben (auch wieder OHNE Namen zu nennen) - sofern dass dann noch nötig ist.
    Wenn ich dann sehe, dass einzelne Eltern immer noch "schäumen", suche ich in der Regel von mir aus das Einzelgespräch (dass der Trainer an einem Turnier so nie zum Essen kommt ist Nebensache - Kollateralschaden halt).
    Ja, manchmal sind diese Einzelgespräche mehr als nur mühsam. Man wünscht sich dann solche Eltern auf den Mond. Andererseits habe ich auch schon oft erlebt, dass Eltern oft auch sehr gute Argumente haben - einfach weil sie die Dinge aus einem anderen Blickwinkel betrachten, ein anderes (kulturelles) Verständnis haben, selber Fussballprofi waren und entsprechende Erwartungen haben, oder einfach weil sie keine Ahnung haben worum es eigentlich geht etc.
    So lerne ich in diesen Gesprächen nicht nur die Eltern und ihre Kinder besser kennen, sondern lerne so auch immer mal wieder Neues, welches ich dem ganzen Team mit auf den Weg geben kann. So fühlen sich auch die Eltern ernst genommen und kommen im Gespräch in der Regel auch immer wieder auf ein vernünftiges Mass runter.


    IM Spiel aber halten wir Trainer uns 100% an unseren Vereinskodex der da (in der am Elternabend implizit formulierten Auslegung) sagt, dass die Kids während dem Spiel kein Auge für Eltern haben (dürfen). Die Mannschaft darf angefeuert werden, aber nur ohne Namen zu nennen oder einzelne Spieler hervorzuheben. Auch taktische Anweisungen und die obligat dümmlichen "Schiess", "Drauf", ... etc. stehen auf der Abschussliste - die so heisst, weil unser Verein nicht zögert, im Wiederholungsfall für Eltern und Kind einen neuen Verein zu finden, welche das lautstarke Co-Coaching von Eltern höher einschätzt als wir.