Standart-Training im Jugendfußball

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  • Hallo Zusammen!


    Kurze Vorgeschichte:
    Meine D-Jugend hat seit Wochen zunehmend eine große Schwäche: Ecken. Offensiv wie defensiv ist das ganz schwach.
    Als Grundlage machen wir seit 2 Wochen Kopfball, das klappt (ohne Gegnerdruck) recht gut. Sobald es aber ins konkrete Eckentraining geht, ist alles weg. Die Jungs ziehen zum Teil die Köpfe ein.
    In den letzten 4 Spielen haben wir 6 Eckengegentore erhalten (von ca. 9 Ecken gegen uns). Das ist viel zu viel.


    Deshalb jetzt meine Frage:
    Wie übt ihr Ecken/Standarts defensiv? Gerne könnt ihr mir auch Offensiv-Varianten nennen, bin offen für jeden Tipp ;)


    Vielen Dank für Antworten!


    LG

  • Wie ist den die körperliche Entwicklung deiner Mannschaft und der Gegner? Hast du durchweg kleine Spieler und der Gegner ein bis zwei übergroße Brecher?
    Prinzipiell würde ich persönlich davon abraten so viel Standarts zu trainieren in diesem Alter - gibt meiner Meinung nach weit wichtigere Trainingsinhalte!


    Ich lasse aus Prinzip Ecken immer kurz herausspielen (vor allem auf dem Großfeld) weil 95% der gegnerischen Trainer und Mannschaften nicht wissen wie man diese effektiv verteidigt. Zweite Variante ist ein hoher Ball auf den ersten Pfosten wo mein Kopfballstärkster Spieler steht und den Ball etwas verlängern soll, so das er auf den zweiten Pfosten geht, wo 2-3 Spieler einlaufen - das erfordert aber viel Präzision und ist die Variante die zum tragen kommt, wenn einer der Gegner weiß, wie man kurze Ecken verteidigt.


    Ob und wie das bei einer U13 funktioniert habe ich aktuell keinen Referenzwert! Ab U15 habe ich es eingesetzt und da funktioniert beides, jedoch mal mehr, mal weniger gut.


    Zum verteidigen der Ecken besetze ich immer mit zwei Spielern (meist den 6ern den Raum - also kurzer Pfosten und langer Pfosten, die gehen in diesem Bereich immer zum Ball und der Rest erhält eine Manndeckungsaufgabe, das gewährleistet ist, das in der Theorie immer zwei Spieler zum Kopfball gehen - oft reicht es den Gegner unter Druck zu setzen um ihn am Tor zu hindern, man muss das Kopfballduell also nicht zwingend gewinnen.


    Grüße
    Zodiak

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Hallo Marc 19,


    wie schon Zodiak schreibt: prinzipiell gibt es wichtigere Trainingsinhalte in der D-Jugend. Beim Eckentraining stehen viel zu viele Spieler rum ohne eine einzige Ballberührung. Wenn Du das 20 Minuten trainierst, haben mind. 50% der Spieler max. 5 bis 6 Ballberührungen.


    "seit 2 Wochen Kopfball" ist auch zu wenig, um damit erfolgversprechend ins Eckentraining zu gehen. Kopfballtraining habe ich in der D allenfalls spielerisch immer wieder eingestreut, aber 2-3 Trainings reichen nicht, um funktionierende Angriffs- oder Abwehr-Kopfballaktionen zuverlässig einzustudieren. Hier überforderst Du die Spieler, Du gehst zu schnell "vom Leichten zum Schweren" bzw. überspringst ein paar Schritte.


    Wie ist denn der Ausbildungsstand Deiner Truppe? Du wirst Deiner Truppe kurz-, mittel- und langfristig deutlich mehr helfen, wenn Du sie in den nächsten Monaten in die Lage versetzt , regelmäßig aus dem Spiel heraus 1-2 Tore mehr als der Gegner zu schießen. Das geht effektiver, wenn Du keine Standards übst, sondern Dribblings, Ballkontrolle, Ballannahme und -weiterleitung, gruppentaktisches Angriffs- und Abwehrverhalten etc. etc. - eben die klassischen Inhalte des D-Jugend-Trainings.


    P.S.. Ich habe mir noch mal Dein Eingangsposting aus dem Vorstellungsthread durchgelesen: Respekt! Jahrgang 1996, Trainerlizenz und Trainer einer D-Jugend. Finde ich toll!

  • Du gehst zu schnell "vom Leichten zum Schweren" bzw. überspringst ein paar Schritte.



    Ungeduld ist eine normale Eigenschaft von Jugendlichen. So jung, schon Trainerlizens, verantwortlich für eine Mannschaft verdient auch meinen Respekt. Da will man Erlerntes umsetzten und wundert sich, dass sich kein Erfolg einsetzt.


    Gerade bei jungen Trainern bekomme ich immer wieder mit, dass sie sich deprimiert zeigen, wenn im Training geübtes im
    Spiel keine Fortsetzung findet.


    Da kann ich immer nur sagen Geduld, Geduld. Selten wird direkt was umgesetzt. Manches erst nach Jahren.


    Und gerade dieses von Micha angesprochen "Leichte" wird viel zu schnell übersprungen, bzw. mit entsprechendem zeitlichen
    Aufwand begrenzt. Aber gerade dieses sogenannte "Leichte" ist der schwierigste Teil und sollte somit entsprechend auch behandelt werden.


    gg

  • Eine zusätliche Idee wie du Ecken trainieren kannst, ohne sie wirklich zu trainieren ist, das es bei Spielformen keine Einwürfe gibt, sondern Ecken. Sind in Summe natürlich weniger Ecken, dafür aber spielnah und du trainierst es quasi "nebenher" - kannst somit im freien Spiel ohne das es deine Spieler merken an diesen Kleinigkeiten arbeiten.


    Grüße
    Zodiak

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Hallo,


    Erstmal vielen Dank für eure Antworten!
    Meine Spieler sind von der körperlichen Veranlagung sogar eher über dem Durchschnitt. Ich habe drei, vier Spieler dabei, die man für ihr Alter schon großgewachsen nennen kann. Diese Fähigkeit nutzen sie im Spiel auch aus, sie setzen geschickt ihren Körper ein, um den Ball zu behaupten. Sobald aber eine Ecke vom Gegner geschlagen wird, ist das alles weg. Viele ducken sich weg oder gehen nicht mit Gegnern mit.


    Natürlich gibt es für dieses Alter bessere Übungsinhalte als Eckbälle (Stichwort "Goldenes Lernalter"). Aber bei jeder gegnerischen Ecke zu Zittern, kann ja auch keine Lösung sein.
    Die Theorie (Manndeckung, Pfosten decken, keine Angst vor Körperkontakt) ist schon länger geklärt, aber um das ganze auch umzusetzen, musste bei uns einfach die Praxis her.


    Dass diese Praxis nicht dem Ideal einer Trainingseinheit entspricht, liegt auf der Hand (s.MichaMittelfeld). Einige Spieler haben oft wenig bis gar keine Aktionen beim Eckentraining.


    Aber wie will man sonst das Problem lösen, immer aufs Neue Ecken-Gegentore zu erhalten?



    Liebe Grüße
    Marc19

  • Zodiaks Tipp ist eine gute Idee. Daraus lassen sich noch weitere Ideen ableiten, wie Du in den Abschlussspielen nebenbei etwas mehr Eckentraining machen kannst. (Kurzfristige Problembehandlung)


    - Nach jedem Tor bekommt die Mannschaft auch noch einen Eckball
    - Freistöße werden als Eckbälle ausgeführt. (Freistöße kannst Du durch "Provokationsregeln" verstärkt fördern: Max. (mind.) drei Ballkontakte, jeder Pass soll mit dem "schwachen" Fuß gespielt werden. Weitere Provokationsregeln findest Du in zahlreichen Threads hier)


    Aber einige "Probleme" bei gegnerischen Ecken kriegst Du nicht kurzfristig mit "Eckentraining" weg. Ich sage Dir auch warum:

    Viele ducken sich weg . . .

    Geht nur mit langsamen Heranführen an das korrekte Kopfballspiel. (s. oben "vom Leichten zu Schweren"). Und funktioniert selbst dann nicht bei allen.

    . . . oder gehen nicht mit Gegnern mit.

    Gerade diesem Thema solltest Du nicht mit starrem Eckentraining begegnen.


    Hier geht es nämlich um etwas anderes, was in der D häufig vorkommt: Nach einer Aktion (ich stell mich zum Gegner, also ist der ja gedeckt) schaltet der Spieler gedanklich ab. Das passiert aber auch in vielen anderen Situationen während des laufenden Spiels - selbst bei eigenem Ballbesitz: Nach einem schönen Pass bleibt der Passgeber stehen und schaut, was der Mitspieler aus seinem Traumpass macht.


    Deshalb viele Trainingsformen mit Anschlussaktionen und Spielformen in kleinen Gruppen durchführen. Dadurch sind die Spieler in der Übungsform dauerhaft beschäftigt, Momente des "Abschaltens" werden sofort vom Spieler selber erkannt. Davon profitiert langfristig auch das Verhalten bei Ecken.

  • Schon auf die Idee gekommen, dass die niemals den Kopfball geübt haben?


    Schon gewußt das Kopfballgrundtechnik Thema der D/C ist, soweit man nach dem Dfb-Konzept arbeitet?


    Schon darauf gekommen, dass die Jungs einfach Angst vor dem Kopfball haben und hier der Ansatz liegt? Man muß sie langsam dosiert...mal EINE Einheit da hinführen um ihnen


    a)die Technik eines sauberen Kopfballs beizubringen
    b)erst danach kann man zu anderen Themen die sich aus dem Kopfballspiel ergeben überleiten ...z.B. Standards.


    Mache ich das nicht -so meine Denke- ...kann ich auch Häuser ohne Fundament bauen...die stehen spätestens nach dem ersten Regen Schief und die Dachpfannen fallen dann runter.


    Konkret:


    http://talente.dfb.de/index.php?id=518941 (Nr. 15)


    Führe sie hin....mit den richtigen Bällen....die du dir z.B .mal bei der F Jugend leihen könntest (achte darauf, dass die Jungs mit diesen Bällen nicht schießen...ein Pfostentreffer und der Ball ist kaputt!).


    Das war mein Prüfungsthema und ich fand die Broschüre gut. Dazu noch ein Wettkampfspiel, kurz vor dem Abschlußspiel, wo Kopfballtore dreifach zählen:


    Junioren Kopfballwettkampf


    Beachte


    Das Kopfballspiel nicht ungefährlich ist. Das ist mir passiert, als ich mein Gehörorgan nach einem Kopfball mit Klappmesser erschütterte und drei Tage mit Kotsreiz auf dem Sofa lag und nicht mehr wußte wo unten und oben ist...und ja....sie haben zu recht davor Angst, weil man sich die Birne ordentlich beschädigen kann (Platzwunden und Gehirnerschütterung inclusive!!!!).


    Ebend drum ist es wichtig...sie in/über die Grundschule hinzuleiten. NIEMAND muß, jeder kann....wenn er will und du als Trainer bietest das Fundament. Die Spieler nehmen was sie davon gebrauchen können. Alles andere kommt sogar -dann- von selbst...weil wenn sie wissen wie es geht...sie selber was draus machen...wirste schon sehen. Viel Spass.


    P.S. Übrigens kann man das als Wunsch auch mal dem Stützpunkttrainerteam mailen, dann geben die halt beim nächsten Infoabend mal so ein Training zur Anschau, das machen die...garantiert. Gruß Andre

  • Schon darauf gekommen, dass die Jungs einfach Angst vor dem Kopfball haben und hier der Ansatz liegt


    diese Angst ist eine ganz normale Schutzreaktion, die es gilt kontrolliert zu beeinflussen.
    neben den von Andre aufgeführten Möglichkeiten, gibt es noch eine Spielform, die die Angst auf natürlichem, spielerischen Weg abbaut.


    mehr eine Übung für die Halle, aber der ein oder andere hat ja auch eine Tischtennisplatte im Garten oder wie bei uns auf dem Schulhof.


    Kopfballspiel nach Tischtennisregeln. da gibts sogar schon inoffizielle Wettkämpfe und Turniere.


    unbedingt aber den richtigen Ball wählen (!) anfangs ist ein Gummiball zu empfehlen.


    es geht dabei weniger um die Kopfballtechnik, sondern um die Angst mit dem Kopf zum Ball zu gehen, wegzubekommen.


    selbst probiert, macht Spass. und brauchte nicht zu laufen.


    P.S. Übrigens kann man das als Wunsch auch mal dem Stützpunkttrainerteam mailen, dann geben die halt beim nächsten Infoabend mal so ein Training zur Anschau, das machen die...garantiert.


    Gilt eigendlich für alles, wird jedoch erstaunlicherweise kaum in Anspruch genommen.


    gg

  • Ok, vielen Dank für eure Antworten, hat mir sehr geholfen.
    Ich werde die Tipps in Zukunft berücksichtigen und bald nochmal über Fortschritte berichten. ;)


    LG