Torwart verletzt - Ursache gesucht (bzw wie Gefahr minimieren?)

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  • Hi,


    kurze Frage an die Torwart-Experten: Einer meiner Spieler hat sich beim Freizeitbolzen die Hand gebrochen (nicht durch, eher "Haarriss"). Schuß kam vom Gleichaltrigen, aus hinreichend Entfernung, Ballgewicht weiss ich nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass er falsch gegen den Ball gegangen ist.


    Jetzt möchte ich das nicht als "Pech" abtun, sondern frage mich, welche Grundregeln der Keeper einhalten muss, um die Verletzungsgefahr zu minimieren?


    Viele Grüße


    callahan

  • Ich weiss nicht, ob man einfach sagen kann, ob es Pech war oder nicht. Man kennt die genauen Umstände nicht. Aber ich denke mal, es kann beim bolzen immer mal etwas passieren. Mal ein blauer Bleck, mal aufgeschürfte Knie und auch ein Haarriß..... dagegen kann man sich nicht 100 prozentig schützen.
    Sicherlich kann man mit der richtigen Fangtechnik bzw Abwehrtechnik und der richtigen Ausrüstung das minimieren. Aber ganz ausschalten kann man es nicht!

  • Ich könnte mir vorstellen, dass er falsch gegen den Ball gegangen ist.


    Hmm, ohne Dabeigewesen zu sein, bleibt das natürlich Spekulation. Bin selber kein TW-Experte, aber die größte Verletzungsgefahr bei Anfängern sehe ich darin, wenn der frontal auf den TW kommende Ball mit vorgestreckten Armen abgewehrt wird. Wenn der Ball hart kommt, sind da ruckzuck die Finger umgebogen. Daher habe ich meinen Keepern in der F ich immer versucht zu vermitteln, dass die Hände seitlich oder oberhalb des Körpers hinter den Ball müssen.


    Bessere Tipps kann sicher TW-Trainer geben, vielleicht sieht der das Thema hier noch.


    Grüße
    Oliver

  • Ok Danke schon mal. Ich werde den Jungen nochmal interviewen, mal sehen, ob er sich erinnert.

  • Hallo Callahan,


    Verletzungen lassen sich nie ganz ausschließen. Beim einen ist der Knochenbau stabiler, beim anderen dünner. Beim einen sind die Knochen flexibler, beim anderen hingegen spröder. Deshalb kann es sein, dass bei identischer Aktion bei einem Keeper nichts passiert, während beim anderen eine Verletzung entsteht.


    Ferner wäre wichtig zu wissen, ob es sich um einen Haarriss an der Handwurzel oder an einem Finger handelt?


    Handwurzelverletzungen können entstehen, wenn der Keeper versucht, mit frontal ausgerichtetem, ausgestreckten Arm und stark nach oben angewinkelter Hand einen mit hoher Geschwindigkeit ankommenden Ball abzuwehren. Normalerweise werden die Arme leicht angewinkelt, so dass der Ball nach dem Erstkontakt an den Körper herangezogen und ihm damit die Geschwindigkeit genommen wird. Beim ganz ausgestreckten Arm findet jedoch keine Geschwindigkeitsreduzierung statt, sodass die Handwurzel das Ballgewicht multipliziert mit der Aufprallgeschwindigkeit aushalten muß!


    Finger-Haarrisse können entstehen, wenn die Hände nicht nach oben, zur Seite oder nach unten, sondern frontal in Ballrichtung ausgestreckt werden. Weil beim Ballkontakt die Finger angespannt werden, müssen diese das Ballgewicht multipliziert mit der Aufprallgeschwindigkeit aushalten.


    Wenn man als Trainer für seine Keeper Verletzungsprävention betreiben möchte, dann sollte man ihnen die Fangtechnik:
    - Arme leicht angewinkelt
    - beim flachen oder mittelhohen Ball von unten her aufnehmen
    - beim seitlichen oder hohen Ball schräg vor dem Körper mit fast ausgestreckten Armen und nach oben hin als Dreieck ausgerichteten Handflächen Kontakt annehmen und Ball an Körper heranziehen
    - Aufsetzer oberhalb Körpermitte ebenfalls von oben her fangen und Ball an Körper heranziehen


    zeigen und erklären!

  • meine Gedanken dazu:
    Gerade der Nachwuchs sollte darauf achten gute Torwarthandschuhe zu tragen: ein langes Band mit einem grossen Klettverschluss stützt das Handgelenk und Plastikstäbchen schützen die Finger. Eine gute Polsterung absorbiert die Ballerergie. Un natürlich sollten sie gut sitzen damit all die Teile auch so funktionieren wie sie sollten.
    Präventiv sollten Handgelenk und Finger permanent gedehnt und gekräftigt werden.
    Am hitverdächtigsten für Verletzungen sind Bälle von unten aus weniger als 5 Meter Distanz. Die Abwehr solche Bälle sollten immer speziell und ISOLIERT geübt werden (Handstellung, Körperhaltung, etc.) bis die Reflexe sicher sitzen.

  • Nochmal vielen Dank für die Infos. Ich werde das mit meinen Keepern ins nächste Torwarttraining einbauen. Es war übrigens ein Handwurzelhaarriss. Der Schütze hat aus ca 10-15 m geschossen, ist allerdings auch für seine Schußgewalt gefürchtet ;)


    Dehnen und Kräftigen ist allerdings nicht so einfach, da die Keeper ja keine Spezialisten sind.

  • @Callahan


    Nach deiner Beschreibung steht zu vermuten, dass der Ball in Schulterhöhe des Torwarts ankam. Der Keeper hatte zum Zeitpunkt des Ballkontakts seine/n Arm/e vollständig und frontal nach vorn ausgestreckt. Die Hand/Hände ist/sind stark nach oben angewinkelt. Durch diese Körperhaltung wird die Handwurzel besonders stark belastet und es kann zu Verletzungen kommen.


    @Fussballbaron
    Vielen Dank für deine Gedanken zum Thema. Weil ich nun schon so viele Jahre mit Torleuten arbeite, vergesse ich manchmal Dinge, weil sie für mich selbstverständlich sind, für euch Trainerkollegen aber vielleicht nicht!


    Hier nun die Tipps und Hinweise zu deinen Anmerkungen:


    1. Dick gefüllterte Handschuhe
    In einem anderen Beitrag hatte ich bereits beschrieben, dass der einzige Grund, warum Fussball-Torhüter Handschuhe tragen, rutschige Bälle sind. (So ist beim Handball die Ballgeschwindigkeit genauso groß, wenn auch der Ball etwas leichter ist.) Natürlich gibt es eine "Knautschzone" mit dicken Torwarthandschuhen. Die aber ist so gering, als das man sie vernachlässigen kann. Deshalb könnte es selbst bei dick gefüllterten Handschuhen zu einer Handwurzel- oder Fingerkuppenverletzung kommen, wenn der Keeper den Ball technisch falsch abzuwehren versucht.


    2. Stabilisierung der Handwurzel über Klettverschluß und/oder breiterem Band
    Dies wirkt sich ein wenig aus, weil dann das Handgelenk nicht so stark angewinkelt werden kann. Es besteht jedoch auch die Gefahr einer zu starken Fixierung, weshalb widerum beim Landen nach dem Hechten die Arme und Hände nicht optimal zwecks Abfedern eingesetzt werden können. Man sollte als Laie auch nicht tapen, weshalb von einer besonders starken Handgelenksfixierung abzuraten ist.


    3. Fingerübungen
    In der Tat machen erwachsene Torleute Fingerübungen, um die Fingerkraft etwas zu erhöhen. (Das machen Handballtorleute übrigens ebenfalls. Jedoch ist die Auswirkung zur Verringerung von Verletzungen sehr gering.) Überdies ist bei Kindern in der Wachstumsphase die Wirkung gering, weil hier Knochen, Knorpel und Sehnen nicht immer gleichmäßig stark wachsen.


    Fazit:
    Wenn das Alles nicht so richtig wirkt, was kann man dann machen? TW-Training ist die einzige Möglichkeit, wieTorleute die korrekte Technik und die Reduzierung des Verletzungsrisikos erlernen! Wie sieht sie denn nun aus, die einfachste Form der Fangtechnik eines (schulterhohen) Balles?


    Vorab einige Grundregeln für Torwart-Neulinge und TW-Trainer-Neulinge:


    1. Demonstration der Hand- und Fingertechnik beim Fangen, Lenken und Fausten
    Beim Fangen und Lenken dürfen die Finger niemals frontal zum Ball ausgerichtet werden, sondern nach oben, zur Seite oder nach unten. Beim Fausten soll die Hand die Verlängerung des Armes sein. Die Trefferfläche beim Fausten ist der obere Handflächenbereich (nicht die Knöchel und auch nicht der untere Fingerbereich). Der Arm/ die Arme werden angewinkelt. Der Ballkontakt findet nicht bei vollständiger, sondern noch leicht angewinkelter Armstreckung statt.


    Demonstration der Körperhaltung bei der Torwartgrundstellung
    Die Demonstration der Torwartgrundstellung ist erst dann erforderlich, wenn aus der Bewegung heraus Bälle sicher gefangen, gelenkt oder gefaustet werden können. Die Grundstellung ist ein vorgelagerter Bewegungsablauf, aus dem heraus die unterschiedlichsten Techniken (später auch Abtauchen, Kippen, Hechten) besonders günstig realisiert werden können. Deshalb heben wir uns das für etwas später auf, wenn wir das Thema: Vermeidung von TW-Verletzungen gut abgearbeitet haben.


    2. Bälle werfen, statt schießen
    (beim Wurf läßt sich der Balldruck und die Präzisision besser regulieren als beim Schuß; der Balldruck darf erst erhöht werden, wenn die Technik sicher beherrscht wird, sonst besteht Verletzungsgefahr)


    3. Keine Torwarthandschuhe anziehen
    ( Beim Erlernnen von Fang-, Lenk- und Fausttechniken ist die Ballkontaktphase besonders wichtig. Diese sensible Phase der Reaktion nimmt der Keeper am besten wahr, wenn es einen direkten Kontakt
    zwischen Ball und Fingern gibt! Wer die richtigen Techniken erlernt hat, kann einen Ball ohne Handschuhe fangen kann. Wer sie nicht kennt, kann es auch mit Handschuhen nicht!)




    Übungsbeispiel für das Erlernen des beid- und einhändigen Fangens


    TW-Trainer oder Torwart-Neuling positionieren sich ca. 5 m voneinander entfernt und werfen sich Bälle hoch zu!


    1. Der TW-Trainer bittet den Keeper ihm einen Ball von unten in einem Bogen hoch zuzuwerfen. Weil bei dieser Wurftechnik der Ball besonders lange in der Luft ist, kann der TW-Trainer seinem Keeper-Neuling
    besonders gut die einzelnen Phasen demonstrieren, die da lauten:
    - zum Ball gehen bzw. richtig zum Ball positionieren
    - Ballkontakt vor dem Körper
    - Arme schräg nach oben fast ganz ausstrecken
    - Hände zu einem Dreieck formen
    - nach Ballkontakt den Ball an die Brust heranziehen und vollständig umfassen


    2. die einzelnen Phasen nach der Kontaktphase verlangsamt dem TW-Neuling zeigen


    3. Übungen zunächst zum beidhändigen Fangen wiederholen


    4. Wenn 3. vom TW-Neuling sicher durchgeführt wird, Fangübung mit einer Hand demonstrieren. Dazu läßt sich der TW-Trainer wieder einen hohen Ball von seinem TW-Neuling zuwerfen und demonstriert die folgenden Phasen:
    - zum Ball gehen bzw. richtig zum Ball positionieren
    - Ballkontakt vor dem Körper
    - Arm schräg nach oben fast ganz ausstrecken
    - Finger spreizen und Hand zum Ball führen
    - nach Ballkontakt den Ball in kreisförmiger Bewegung von oben nach unten führen und wieder zurück werfen.


    Anmerkung: Der Eine oder Andere wird sich fragen, wozu denn der Keeper die Technik des einarmigen Fangens erlernen soll? Man könnte jetzt antworten: wer den Ball mit einer Hand fangen kann, der kann es auch mit Beiden. Daran ist in der Tat einiges! Denn das Ballgefühl und die Koordination zu beiden Seiten hin werden durch die einarmigen übungen besonders geschult.


    So, das sollte es zunächst gewesen sein, sonst wird es zu lang und es interessiert keinen mehr!

    Einmal editiert, zuletzt von TW-Trainer ()

  • letzten Sonntag hat sich bei uns ein Aktiven TW beim Einlaufen (nicht Warmmachen), so verletzt, dass er nicht spielen konnte.


    "Ihr müsst mal euer Trainingskonzept ändern und richtiges Einlaufen mit einbauen" konnte ich mir nicht verkneifen.


    auch wenn heute fast Freitag ist, war der Beitrag ernsthaft. Es gibt halt nichts, was es nicht gibt.


    gg

  • Nee.


    der hat sich sogar vorher ordentlich warmgemacht.


    Aschenplatz, total eben, da frisch abgezogen.


    angeblich umgeknickt.


    müsste jetzt eigendlich aufgearbeitet werden, ob nicht psychologische Gründe da Einfluss genommen haben.
    die Angst vorm Gegner, vom Trainer unter Druck gesetzt, ja keinen reinzulassen, vielleicht auch von einem Zuschauer beim Einlaufen blöd angemacht oder wie häufig der Fall die falsche Farbe des TW-Trikots. wer wills schon wissen.


    da kommt ne Menge Arbeit auf den Trainern zu. Ist es eigendlich ratsam auch bei aktiven Spielern da noch ein Elterngespräch zu führen?


    Oder doch nur ganz einfach dumm gelaufen? (ohne Absicht jetzt sogar doppeldeutig)


    gg




    es gibt einfach alles.


    Torleute leben halt gefährlich.


    gg

    Einmal editiert, zuletzt von guenter ()

  • Günter


    Sich beim Einlaufen zu verletzen, das hört sich genauso an, als wenn jemand im Schlaf vom Stuho oder aus dem Bett fällt und sich dabei den Arm bricht. Das ist alles schon passiert! Wie will man es verhindern?


    Dennoch hast du nicht ganz unrecht. Denn es gibt auch eine ältere Form des Einlaufens von Torleuten, die für die Fussgelenke und für einige Rückenneveren (z.B. Ischias) nicht besonders förderlich ist. Denn was Profikeeper zu Beginn ihres Warmmachprogramms machen, ist für Amateure nicht immer nachahmenswert.


    Wer also als Keeper frisch von der Schweißerbank oder nach stundenlanger Bahnfahrt vom Studienort sich mal schnell umzieht, um dann fix warm zu machen, der handelt unvorsichtig! Auch der Keeper, der unbedingt die Übungen seines Keeper-Idols nachmachen möchte, ahnt nicht unbedingt, dass für ihn ein erhöhtes Verletzungsrisiko droht.


    Hier mal ein paar Übungen, die für Keeper im Breitensportbereich besondere Verletzungsgefahren bedeuten:


    - plötzliches Abbremsen oder Richtungswechsel bei höherem Tempo
    - hochspringen und gleizeitiges, starkes Drehen des Oberkörpers
    - Innenspann-Stop mit voller Kraft


    Wer solche Risiken vermeiden möchte, der sollte vor dem torwartspezifischen Warmmachen mit ganz lockerem Dauerlauftempo starten, um den Kreislauf in Schwung zu bringen. Dadurch erhöht sich der Sauerstoffgehalt im Blut, sodass die Muskeln besser versorgt werden. Wer die Kontraktion der Muskeln etwas unterstützen möchte, der kann dies durch dynamisches Dehnen.


    Weil Sport jedoch generell mit einem erhöhten Verletzungsrisiko verbunden ist, kann festgestellt werden: "no risk, no fun!"