Niemand bestreitet positive Beispiele einer Vereinsentwicklung. Es wäre nur schade um die Vereine, die diese Entwicklung verschlafen und nicht erkennen (wollen), dass sie schon bald die Stadiontore abschließen können, weil ihnen die aktiven Mitglieder und/oder finanziellen Mittel fehlen!
Nehmen wir als Beispiel einmal die Entwicklung der niederländischen Dorfvereine. Dort gab es ebenfalls einen Boom der Vereinsgründungen in den 60-er und 70-er Jahren. Doch anders als in Deutschland fehlten dort finanzstarke Sponsoren. Weil sich die Anlagen aber nicht mit den kurzfristigen Einnahmen aus den Mitgliederbeiträgen finanzieren ließen, nahm der Verein Bank-Kredite auf. Um den Kreditrahmen so gering wie möglich zu halten, waren sich die Mitglieder darüber einig, dass sie durch privat geleistete Arbeit ihren Beitrag dazu leisten wollten. Weil man nach getaner Arbeit noch gerne ein Heineken-Pils oder einen Bessen-Genever in gemütlicher Runde trank, wurden die Vereinsgebäude gleich mit Aufenthaltsraum (Erwachsene: Tische, Bänke, Theke und Kinder- und Jugendbereich mit Kicker, usw.) erstellt. Weil die Anlagen aus Arbeitsschweiß und über einen längeren Zeitraum abgezahlten Mitteln hergestellt wurden, gab es eine deutlich engere Bindung der Familien mit ihrem Sportverein. Mag man sich auf dem Rasen auch um Punkte und Tabellenränge streiten, so dass es hin und wieder hoch her geht, so fühlt man sich in den Vereinsgebäuden als Gast in familiärer Runde. Manchmal sind es kleine Zeichen der Gastfreundschaft, wenn z.B. bei kaltem Wetter der Gegner zur Halbzeitpause heißen Tee in die Kabine bringt - auch kann es auch ein geschenktes Eis sein, wofür der Junge nun gerade mal kein Geld dabei hat.
Ihr Deutschen, so wird gesagt, versteht nicht viel von Geschäften! Ihr fallt immer gleich mit der Tür ins Haus, weil ihr sofort übers Geld beim Geschäft sprecht. Bei uns unterhält man sich erst mal über Privates und kommt dann zum Geschäftlichen! Zwar entspricht der heutige Lebensstandard in den Niederlanden in etwa denen in Deutschland, die Mentalität der Menschen auf dem Lande hat sich jedoch nicht signifikant verändert. Der Sport gehört nach wie vor Allen, selbst dann, wenn an den Stadionbanden längst auch Namen deutscher Sponoren stehen, weil dort ein Teil ihrer Geschäftspartner wohnt.
Natürlich darf man jetzt nicht daraus folgern, das die Niederländer viel vernünftiger sind als die Deutschen. Die wirtschaftliche Entwicklung verlief dort nach dem 2. Weltkrieg anders als hier. Während die Deutschen Geld aus dem "Marschallplan" erhielten, um ihre Wirtschaft rasch wieder aufzubauen, bekamen die Niederländer kein Geld aus dem Ausland. Selbst für die teilweise von den Deutschen zum Ende der Besatzungszeit gefluteten Landstriche bekamen sie keinen Cent der Entschädigung. Aus der Not, zunächst einmal alles mit den selbst zur Verfügung stehenden Mitteln aufzubauen, wuchs die Erkenntnis, das es etwas Schönes ist, für Persönliches zu sparen. Wer genau hinschaut, findet in jeder Sportanlage diese persönliche Note. Während die deutschen Stadionanlagen nach praktischen Gesichtspunkten gebaut wurden, möchte der Niederländer sich in "seinem Stadion" wohlfühlen und er möchte auch, dass sich seine Gäste darin wohlfühlen!
Niemand möchte das Rad der Geschichte zurückdrehen! Wenn man jedoch mit dem gebotenen Abstand einen vorsichtigen Vergleich startet, so ist in Deutschland der Vereinsfussball den Menschen ein Stück entrückt. Man definiert sich über das Fassungsvermögen der Tribüne, die Flutlichtanlage, die Lautsprecherboxen, die Anzahl der Umkleidekabinden und selbstverständlich übre das "Aushängeschild des Vereins"! Man sieht aber nicht, dass sich immer weniger Menschen darin verlieren. Damit die Kritik nicht Sponsoren vergrault und das Leben der "Vereinsmeier" nicht gestört wird, wurden die Gästebücher der Vereinshomepage entweder abgeschafft oder unterliegen strengen Zensur!
Schlecht ist weissgott nicht alles in den Dorfvereinen! Man darf es nur nicht "Fremden" überlassen. Denn denen fehlt oft der Sinn für die Gemeinnützigkeit! Dort, wo der Verein seiner Funktion als Ort der sportlichen Begegnung von Gleichgesinnten entglitten ist, gilt es das verlorene Terrain zurück zu gewinnen. Dazu ist aber aktive Teilnahme aller Mitglieder wichtig, denn nichts bekommt man ganz geschenkt!