Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
  • Ich weiß, dass es mehrer Thread's gibt in dennen dieses Thema behandelt wird, habe aber leider nichts gefunden was mir in meiner Situation wirklich weiter hilft.


    Ich habe mit einem Freund vor knapp 8,9 Monaten eine U10 übernommen und wie ihr euch denken könnt ist die Disziplin nicht gut.
    Wir haben uns zum ersten Mal als Trainer versucht und wollten damals mit Spaß an die Sache herangehen und haben dann unterschätzt, bis es aus dem Ruder gelaufen ist. Die Kinder hören nicht mehr wirklich zu, schreien herum, machen die Übungen nicht richtig, usw ..


    Versucht haben wir schon mehrere Sachen:
    Strafe für den Spieler - die Strafen werden nicht richtig gemacht, so dass sie nicht effektiv sind und das Training war reines Rundenlaufen/gehen weshalb beim nächsten Training nur 3 Leute da waren
    Einer baut Mist alle werden bestraft - führte nur dazu dass alle untereinander sauer waren aber keiner daraus gelernt hat
    Einzelgespräche - Sie sagen ja und amen aber nichts ändert sich


    Deshalb jetzt die Frage was Ihr mir noch empfehlen könnt?
    Ich hatte noch die Überlegung, die Eltern zu bitten während des Trainings da zu bleiben und wenn sich einer nicht benimmt ihn heim zu schicken. Glaubt ihr wäre das effektiv?


    Danke schon mal für eure Tipps :)

  • Hallo, Raschfield!


    Dass Ihr den Spaß in den Vordergrund stellt, finde ich super und richtig!


    Vielleicht hilft es ja, wenn Ihr mal eine Sondermannschaftssitzung einberuft und den Kindern erklärt, dass Ihr, was deren Verhalten im Training angeht, andere Erwartungen an sie habt? Dann könnt Ihr ihnen auch erklären, warum diese Erwartungen, die Ihr habt, für sie wichtig sind, denn was die Kinder nicht erklärt bekommen, können Sie vielleicht auch nicht so gut nachvollziehen (z.B. dass es wichtig ist, nicht dazwischenzureden, wenn einer redet, weil ansonsten irgendwann keiner mehr versteht, was gesagt wird).


    Vielleicht hilft es außerdem auch noch, in dieser Mannschaftssitzung den Kindern die Möglichkeit zu geben, zu formulieren, was Sie von Euch und ihren Mitspielern erwarten. Diese und Eure Erwartungen könnte man dann in einer Art Spieler-Trainer-Vertrag auf Papier bringen und dieses Papier von allen unterschreiben lassen. Wer nicht unterschreiben will (z.B. weil er nicht einverstanden ist), braucht nicht, darf dann natürlich aber auch nicht erwarten, dass die Anderen Rücksicht auf ihn nehmen, wenn er auch keine Rücksicht auf die Anderen nimmt.


    So eine Erwartungsrunde mit Ausformulieren eines Spieler-Trainer-Vertrags ist besonders dann nachhaltig effektiv, wenn man es regelmäßig macht (z.B. jeden Monat wieder), denn von jetzt auf gleich Erwartungen an seine Mitmenschen zu entwickeln bzw. sich den Erwartungen, die man vielleicht schon unterbewusst hat, bewusst zu werden, ist sehr schwierig. Außerdem verändern sich Erwartungen auch, fallen weg oder es kommen neue dazu.



    In jedem Fall weiterhin viel Spaß und Glück bei Eurer Arbeit,


    Martin

  • Disziplinarische Probleme sind wohl nicht so selten, in dem Alter Deiner Truppe (wohl 2003er) ohnehin nicht. Wir haben mit einer 2004er Mannschaft immer mal wieder Auffälligkeiten gehabt, aber diese auch wieder in den Griff gekriegt. Das ein oder andere Mal haben wir auch mit disziplinarischen Maßnahmen gearbeitet. Aber im Wesentlichen konnte man die Problematik mit dem geeigneten Training lösen. Und da geht es hauptsächlich um den Grundsatz: Lass Die Kinder ihren Spaß haben.


    Ich habe in einem ähnlichen Threasd vor einiger Zeit in diesem Forum sinngemäß gelesen "Mach besseres Training!", womit im Grunde gemeint war, das Training so zu gestalten, dass es den Kindern Spass macht. Wir reden hier ja über eine untere E und nicht über eine B, von der man schon anderes erwarten kann. Dazu wäre es wichtig, wenn Du mal den Ablauf einer typischen Trainingseinheit beschreibst.

  • Natürlich ist die richtige, spassmachende Trainingsgestaltung ein Weg, aber nicht ausreichend.


    Wie du schreibst, war die Mannschaft, als sie ihr übernommen habt, noch anders im Verhalten, hat sich erst im Laufe der Monate negativ entwickelt.


    Als allererstes müsst ihr deshalb euer eigenes Verhalten überprüfen, irgendwas läuft da schief.


    Jungs in dem Alter übernehmen sehr schnell das Verhalten ihrer Trainer.


    Hab schon Trainer erlebt, die Spass im Training haben, verwechselten mit Flappsigkeit und Clowneriern des Trainers.


    Einige haben auch sogenannte Disziplinarmassnahmen derart übertrieben, dass sie ihre Wirkung bei den Kids verloren.


    da jeder ja eine andere Vorstellung von Disziplin hat, ist das aus der Ferne jedoch nicht zu beurtelen und zu bewerten.


    einige konkrete Vorschläge, die ich selbst immer wieder mal anwendet habe.


    bei Ansprachen von mir, erst dann geredet, wenn alle ruhig waren und zuhörten, sofort unterbrochen, wenn einer redete oder sonstwas machte, also nicht
    zuhörte, Geduldig abgewartet, bis wieder alle ruhig waren. dabei selbst nicht gedroht mit Massnahmen, oder zum Zuhören aufgefordert, sondern einfach nur
    still abgewartet.
    dabei mit bekannten Störenfrieden intensiv in den Augenkontakt gesuchtn,
    wichtig, weil absoluter Störungsfaktor: bei Ansprachen Halbkreisbildung und kein Ball am Fuss, oder in den Händen, mindestens 1 m vom Spieler entfernt abgelegt.



    anfangs kann da schon 15 Minuten draufgehen, was in 30 Sekunden gesagt wäre.
    ich wäre auch bereit gewesen eine ganze Trainingseinheit dafür zu opfern.



    Beim Stören gibt es immer Einen, der den Anfang macht und dann Andere mitzieht.
    Diesen Anfänger, mit einem Ball, in eine Ecke des Platzes geschickt, mit etwa den Worten:
    "du störst die anderen beim Training, also darfst du so trainieren, wie du es gerne hättest, aber das bitte alleine, wenn du dir ein anderes Verhalten überlegt hast, darfst du wieder mit den anderen mitmachen. "


    da können dann durchaus mal 3,4 alleine in verschiedenen Platzecken sich selbst beschäftigen.



    vorm Trainingsabschlussspiel bewusst eine langweiligere, konzentrationsbedürftigere Übung einfliessen lassen.


    Ansprache:" Ich hab 10 Minuten für die Übung eingeplant, wenns eher klappt, spielen wir eher, wenns nicht klappt dauert halts länger, geht dann von euerer
    Spielzeit ab.


    anfangs kam es da gar nicht zu einem Abschlussspiel.
    da begann dann der Selbstregulierungsprozess innerhalb der Mannschaft.


    2 Trainer, da liegt es auch nahe, Störenfriede schnell herauspicken und mit dem 2. Trainer Einzeltraining, oder auch zu zweit und zu dritt.
    verstärken kann man das noch, wenn man gerade dann eine Trainingsteil macht, der den Jungs am meisten Spass macht.


    Es ist jedoch Geduld erforderlich, nicht jeder Massnahme zeigt sofortige, vor allem nicht dauerhafte Wirkung.


    Stellt ihr fest, dass die Jungs wieder im positiven Sinne auf euch reagieren, könnt ihr einen Übungsteil einbauen, in dem Blödsinn oder sonstwas erlaubt ist.
    Dieses Vorgehen bedarf aber wohl schon etwas Trainererfahrung, denn es kann auch schnell in die Hose gehen.


    Gerade in der Anfangszeit ist natürlich eine hohe Flexibilität der Trainingsgestalung erforderlich.



    streiche das Wort Dizsiplin, Disziplinarmassnahmen, Strafen (!) und ähnliche aus deinem Wortschatz im Umgang mit Kinderen.


    Ersetze sie durch Verhalten, Mitmachen, Aufmerksamkeit, Konsequenzen.


    Fang mal an, dir selbst über die Unterschiede und Wirkung dieser Wörter Gedanken zu machen, auch wenn das Ergebnisziel letztendlich identisch ist.


    gg

    Einmal editiert, zuletzt von guenter ()

  • Hallo Raschfield,


    da Du noch Schüler bist, ist meine Fragen:


    Wie alt bist Du selbst, wie alt ist Dein Freund?


    War der vorherige Trainer eine Vater, ein Vereinkollege? Wie alt ist er?


    Bisher hier nur kurz meine Gedanken dazu:


    Ich selbst habe ein Team des Jahrgangs 2006, aber habe immer wieder bei meinem älteren (2003er) beim Training geholfen.
    grundsätzlich stimme ich guenter zu, dass jeder eine andere Vorstellung von Disziplin hat.


    Macht den Kids klar, dass ihr eure Zeit für sie opfert. Dass es um den Spaß geht, aber eben Spaß mit etwas Anspruch.
    Alle wollen immer Superstars werden, als ich bei den 2003er Anfangs auch immer zigmal was sagen musste bis die Übung erklärt war, hab ich den Kids erklärt, dass ihr Verhalten bei den Vereinen deren Trikot sie tragen, mit Geldstrafen belegt ist. Ob es jetzt wirklich die von mir angeführten 5000€ waren, keine Ahnung, aber es gab große Augen.
    Dann kam noch von mir der Hinweis, dass ein Talentscout sie mit diesem Verhalten niemals zum Probetraining einladen wird ( Ja, ok ist schon nicht nett gewesen von mir ), und natürlich dass sich ein Scout nie erst vorstellt und dann zuschaut, sondern einfach so mal "vorbeigeht".


    Aber, bei aller Freundschaft, Spaß etc. Ihr seid die Trainer!
    Und ich denke dass Kinder in diesem Alter schon Disziplin brauchen. Wobei ich darunter jetzt spo Sachen verstehe wie: Pünktlichkeit zum Training/ Spiel;Fairness ;pfleglicher Umgang mit Material und Sportanlage; Helfen bei Auf- und Abbau; und - ja ich bin altbacken - saubere, ordentliche Schuhe zu Training/ Spielbeginn.


    Soweit, weiter viel Spaß.


    Gruß


    Oliver

  • Ich werde erst ruhig und sage nichts mehr.


    Wenn das nicht reicht werde ich laut und deutlich.


    Dann drohe ich notfalls mit etwas, was ich auch durchziehen kann und anlassbezogen ist.


    Reicht das immer noch nicht,sitzt er auf der Bank...erst fünf Minuten...dann vor mir aus die gesamte Zeit (nicht nach Hause schicken, das darfst du wegen der Aufsichtspflicht auf keinen Fall). Bleibt der dann nicht sitzen oder macht weiter, würde ich die Eltern -nach Androhung- anrufen und um Abholung des Kindes bitten. Hinzu käme, dass der Junge am Wochenende das Turnier nicht mitspielt. Im Wiederholungsfall würde ich weiter steigern und ihm das nächste Training versagen. Einen solchen Fall hatte ich aber noch nie. Obiges reichte immer!


    Im Umkehrschluß muß man sich selber aber auch überprüfen.


    Z.B. muß man als Trainer mit einer gewissen Unruhe auch klar kommen.
    Ferner sollte man das Training überprüfen, wenn das ausreichend klasse ist....erledigen sich manche Dinge von selbst. Manchmal meint man Dinge gut, ...sie sind es aber nicht ausreichend...und man selber erkennt es nicht.

  • Raschfield


    Das von dir beschriebene Verhalten ist im F-Jugend-Alter typisch. Es tritt vor allen Dingen auf:


    1. wenn Der Trainer die Übung nicht kurz und knapp (d.h. max. 1 Minute), sondern lang und breit erklärt.
    Die Kindern äußern ihren Unmut über das längst Verstandene darin, das sie entweder miteinander quatschen, dem Nachbar seinen Ball klauen wollen oder sich selbst einen Ball schnappen und den einfach mal in die Luft dreschen.


    2. wenn eine Übung zu lange gemacht wird (Kinder genau beobachten und die Übung nicht mit der Stoppuhr durchführen)
    Zuerst läßt die Konzentration nach, dann die Lust an dieser Übung.


    3. wenn die Übung zu leicht oder zu schwer ist (Schwierigkeitsgrad anpassen)
    Gelingt die Übung sofort, dann wird in dieser Altersgruppe sofort ausprobiert, ob es auch andere Varianten dazu gibt. Dabei kommt es auch vor, das die Kids ganz vom Übungsthema abschweifen. Ähnliches Verhalten läßt sich feststellen, wenn die Übung zu schwierig ist. Deshalb sollte in beiden Fällen der Schwierigkeitsgrad durch Aufheben oder Einbauen eines Handycaps so dosiert werden, das alle Spaß an der übung empfinden.


    4. Gute Mischung aus Einzel-, Partner-, Kleingruppen- und Mannschaftsübungen
    Die immer wieder neue Konstellation für die Übungsteilnehmer erhält die Neugierde.


    5. Spaßfaktor
    Manch ein Jungtrainer glaubt, die Kinder müßten innerhalb kürzester Zeit möglichst viel lernen. Gerade im F-Jugend-Alters wollen und sollen die Kinder spielerisch mit dem Spielgerät vertraut gemacht werden. Dabei steht noch nicht die Qualität der fussballerischen Fähigkeiten im Vordergrund, sondern die Begeisterung für den Fussball als Mannschaftssportart. Können sich die Bambinies noch jeder für sich allein freuen, dann steht in der F-Jugend das Entdecken der Gruppe im Vordergrund. Der Trainer ist hierbei der Animateur und Kümmerer und weitaus weniger der Fussballlehrer.


    6. Pausen
    Kurze Regenerationsphasen dienen nicht nur der Flüssigkeitsaufnahme, sondern insbesondere der Wiederaufnahme von Konzentrationsfähigkeit. Denn sinkt die Konzentrationsfähigkeit, dann läßt der Spieltrieb in dieser Altersklasse kaum noch gemeinsame Übungen zu.


    7. Kommunikation
    Was Günter zur Kommunikation gesagt hat, kann ich nur unterstützen. Lauterwerden oder Dazwischenbrüllen führt meistens dazu, das die Mutigen noch lauter werden und die Ängstlichen noch leiser. Eine gute Distanz zur Gruppe (im Halbkreis mit Blickkontakt) verbunden mit kurzen, präzisen Informationen ist eine wichtige Voraussetzung vor jeder Übung. Während der Übung nur auf das Grundsätzliche achten, viel loben und Mut machen, wenn es nicht sofort klappt.


    8. Austausch mit erfahrenen Trainern im Verein
    Kaum ein "alter Hase" wird sich weigern, ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern, wenn er nett darum gebeten wird. Die hatten doch früher die gleichen Probleme! Häufig muß man nur ein paar Kleinigkeiten ändern und dann klappt es wie am Schnürchen.

  • @TW


    Punkte 1-6 gehörten an sich in jedes Lehrbuch.


    trotzdem gibt es Kinder, die man schwierig in den Griff bekommt.


    für mich gehörte das einfach dazu, und zu den Aufgaben eines Kindertrainers.


    jeder hat jetzt jedoch unterschiedliche Vorstellungen unter dem Begriff Disziplin.


    Gerade Jungtrainer, vor allem die, die keine eigenen Kinder oder jüngeren Bruder haben, werden damit knallhart konfrontriert.


    Deshalb bin ich so stark dafür, dass diese Thematik, wie vieles andere auch, mehr Gewichtung in der Trainerausbildung bekommen müsste.


    Leider erreicht diese Diskussion hier, auch wenn sie teilweise unterschiedlich verläuft, viel zu wenige.


    Wäre ich JL würde ich diese 6 Punkte abkopieren und meinem neuen Kindertrainer in die Hand drücken.


    gg

  • Günter


    Ich gebe dir vollkommen recht, das die angehenden Trainer während der Ausbildung noch zu wenig vorm realen Trainerdasein mitbekommen. Es handelt sich bei den Trainingsgruppen um fremde Kinder, die zusätzlich durch kleine Präsente zum Mitmachen motiviert werden und natürlich vor der Gruppe der Erwachsene auch zeigen, was sie können.


    Im Heimatverein ist der Traineralltag dann manchmal ganz anders. Mehr als die Hälfte der Trainer sehen sich in ihren Erwartungen nicht bestätigt und hören schon nach einem Jahr wieder auf.


    Man hat bereits einen Versuch einer praxisnäheren Trainerausbildung gemacht, bei der die Ausbilder die Trainer eine zeitlang beim Training und den Spielen im Heimatverein begleiten. Sehr gerne würde man dieses Modell weiter ausbauen. Leider gibt es jedoch viel zu wenig Trainerausbilder und solche, die auch schon in den frühen Nachmittagsstunden (Haupttrainingszeit im unteren Jugendbereich) dezentral tätig sein können. Schließlich ist aber auch diese Form der Ausbildung deutlich teurer.


    Dieses Forum hat ja teilweise den Charakter eines Kummerkastens, was den großen Bedarf nach einer zusätzlichen Unterstützung ausdrückt. Ich glaube aber auch, das die Vereine stärker in die Pflicht genommen werden müßten, nicht nur nach einer ausreichenden Anzahl von Nachwuchstrainern zu suchen, sondern auch dafür zu sorgen, das diese gut ausgebildet und gerade in der Anfangsphase gut unterstützt werden.