Gute Spiellerin

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  • Hey guys,
    Ich habe eine wirklich begabte Spiellerin.
    Sie ist beidfuessig, allerdings hat sie mehr oder weniger kein Spielverstaendnis.
    Sie ist eine eher schuechternes Maedchen. Genau so spielt sie leider auch. Sie ist bei den Zweikaempfen nie rechtzeitig am Ball oder sehr passiv.


    Heute habe ich die Moeglichkeit ein einzeln Training mit ihr zu machen.
    Allerdings brauche ich eine Uebung, die mit 2 spielern funktioniert und sich auf den zweitkampf bezieht, oder auf das active zweikampf verhalten.


    Hoffe ich bekomme heute (einer stunde) noch eine Antwort.


    Vielen Dank schon mal :)


    MfG Sam

  • Sie ist beidfuessig, allerdings hat sie mehr oder weniger kein Spielverstaendnis.
    Sie ist eine eher schuechternes Maedchen. Genau so spielt sie leider auch. Sie ist bei den Zweikaempfen nie rechtzeitig am Ball oder sehr passiv.


    Es könnte sein, dass ihre Schüchternheit und mutmaßlich geringes Selbstbewusstsein der Grund dafür sind, sie weiß einerseits nicht so richtig, was sie tun soll und macht dann lieber gar nichts, als einen Fehler zu machen. Und sie hat evtl. auch nicht das Gefühl, so wichtig für den Erfolg zu sein wie die anderen. Das kennt wohl jeder, wenn die Mitspieler einem besser vorkommen, als man selbst es ist, nimmt man sich zurück.


    Daher würde ich erst einmal an ihrem Selbstbewusstsein arbeiten und versuchen, sie dazu zu bringen, ihre Schüchternheit zumindest ein Stück weit abzulegen.


    Heute habe ich die Moeglichkeit ein einzeln Training mit ihr zu machen.
    Allerdings brauche ich eine Uebung, die mit 2 spielern funktioniert und sich auf den zweitkampf bezieht, oder auf das active zweikampf verhalten.


    Ich finde die mir bisher bekannten 1v1-Übungen aus dem Coerver-Programm sehr gut, schau mal hier: https://www.youtube.com/watch?v=jk78JhimWus. Ich denke auch, dass das 1-gegen-1 gerade in der Situation dieser Spielerin ein guter Ansatz ist. Passe aber auf, dass du sie nicht gleich zu Beginn mit zu vielen Forderungen überforderst, sondern gehe schrittweise vor und gib ihr genügend Gelegenheit, das Erlernte auch zu erproben und zu verfestigen. Packe also in dieses Einzeltraining nicht zu viel hinein und sorge dafür, dass sie genügend Erfolgserlebnisse hat.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Hey Sam,


    die von dir beschriebenen Verhaltensweisen ist normal für den Mädchenfussball. Sie sind ängstlicher beim Zweikampf und bevorzugen den körperkontaktlosen Fussball. Bei Mädchen, die in Jungenmannschaften das Fussballspielen erlernen, ist das allerdings etwas anders. Denn die würden bei derart zurückhaltender Spielweise kaum Ballkontakte bekommen. Allerdings passen sie sich an, wenn sie in ein reines Mädchenteam wechseln.


    Mädchen, die beidfüssig Fussballspielen können, sind wirklich sehr selten. Glückspils! Viel häufiger ist die Variante, das sie es mit beiden Füßen nicht können und erst allmählich erlernen!


    Was Mädchen/Frauen außerdem nicht mögen sind hart aufgepumpte Fussbälle. Hier kneift die Eine oder Andere ganz gerne mal beim Kopfball oder beim Stoppen harter Bälle mit Brust oder Bauch! Selbst in den Profiligen mogelt man gerne. So werden die vom Schiriteam vor dem Spiel bereits geprüften harten Bälle während des Spiels durch weichere Bälle mit weniger Luftdruck an der Außenlinie ausgetauscht.


    Natürlich kann man durch bestimmte Übungen (z.B. Zweikampf im 5 x 5 m Quadrat) das Körperkontaktspiel forcieren. Dennoch wirst du aus ihnen keine "Draufgänger" machen, weil sie es nicht so wollen!

  • Bei Mädchen, die in Jungenmannschaften das Fussballspielen erlernen, ist das allerdings etwas anders. Denn die würden bei derart zurückhaltender Spielweise kaum Ballkontakte bekommen. Allerdings passen sie sich an, wenn sie in ein reines Mädchenteam wechseln.


    dazu passend


    hab den Werdegang von 2 gleichtalentierten Mädchen verfolgt. beide wurden auch vom Stützpunkt Mädchen gesichtet.


    die eine wechselte nach der E-jugend in eine reine Mädchenmannschat. dort natürlich der King, entwickelte sich aber nicht wesentlich weiter.


    die andere spielt immer noch in der C-Jugend bei den Jungen (Bezirksliga),gehört dort sogar zu den Besten. Sie spielt eine aussenpositipon in einer gut funktionierend
    4er Kette.
    das körperliche Zweikampfverhalten ist zwar nicht ganz so wie bei den Jungs, aber doch beachtlich.


    was mir aber immer wieder auffällt sind 2 Sachen


    1. Probllemsituationen löst sie interligenter wie ihre Mannschaftskollegen


    2. ich hab den Eindruck, sie weiss nicht, dass sie noch mehr könnte. sie erfüllt ihre Aufgabe, damit hat es sich.
    bei einem Jungen vergleichbarer Qualität, würde ich sagen: sie spielt mit angezogener Handbremse-


    ist das die Zurückhaltung die du meinst?


    an sich fühl ich mich ja bestätigt: Je länger Mädels bei den Jungs mitspielen, umso besser sind sie.


    übrigens, sie hat es inzwischen in die Rheinlandauswahl gepackt.



    gg

  • Günter
    Der Mädchen-Leistungsfussball ist im Gegensatz zum Frauen-Leistungsfussball noch sehr jung. Deshalb gibt es kaum gesicherte Erkenntnisse. Auch fehlt es bis heute an einem Leistungsunterbau vom Mädchen-Nachwuchsbereich zum Frauen-Profi-Fussball. Mit der Einführung der B-Juniorinnen-Bundesliga nach der Sommerpause ist diese Lücke nur zum Teil geschlossen worden. Die Notwendigkeit zur systematischen Nachwuchs-Leistungsförderung wurde auch aus den Beobachtungen der dynamischeren und körperbetonteren Spielweise anderer Frauen-Spitzenteams bei der letzten WM sichtbar.


    Mit der Einführung der 3-geteilten B-Juniorinnen-Bundesliga sind wir noch längst nicht alle Sorgen los. Das zeigt sich bereits im Qualifikationsjahr. Da liegen teilweise Teams, die U - Nationalspielerinnen in ihren Reihen haben, hoffnungslos in den unteren Tabellenregionen. Bis es zu einer Überprüfung kommt, ob denn die Verbands- und Nationalmannschaftsteams mit den richtigen Talenten besetzt sind, geht Zeit ins Land!
    Das Problem ist auch eine fehlende, transparente Sichtung aller weiblichen Talente. Da wird übersehen, das B-Juniorinnen bereits bei den Frauen kicken und deshalb nicht der Beobachtung von Mädchen-Mannschaften entdeckt werden können. Schwierigkeiten macht auch die Zweitspielberechtigung. Da kann ein Mädchen auch durch das Raster fallen, nur weil ihr Heimatverein in einem anderen Zuständigkeitsbereich liegt. Oder aber es gibt aus bestimmten Gründen nur die Möglichkeit eines weiblichen Talents, in einer Jungenmannschaft zu spielen. Die Sicher werden zwar angehalten, in solchen Fällen ihre Beobachtungen weiter zu melden. Aber nicht jeder macht es! Auch sind die Mädchen zurückhaltender in ihren Forderungen, eine Berücksichtigung in einer Auswahl zu finden. Nicht vergessen werden darf man die unterschiedliche Perspektive. Bei den Jungen kann ein hochdotierter Profi-Vertrag am Ende von Entbehrungen im Jugendalter stehen, aber was erwartet die Mädchen im Leistungszenit? Nur die wenigsten Spielerinnen aus der 1. Bundesliga können allein vom Fussball leben!


    Die Situation im weiblichen Nachwuchs ist weniger transparent. Eine flächendeckende Förderung durch den DFB und die Verbände weitaus schwieriger, weil es nicht genügend Spezialtrainer gibt. Bis heute gibt es keinen Trainerlizenz mit dem Schwerpunkt: Mädchen und/oder Frauenfussball. Auch ergeben sich Schwierigkeiten bei der Förderung durch die weitaus geringer Leistungsdichte.


    Seit einiger Zeit kicken besonders talentierte Mädchen auch bei den Jungen auf den DFB-Stützpunkten mit. Weil sich diese Maßnahme bereits als besonders erfolgreich dargestellt hat, verlangt der DFB, das ihre Junioren-Nationalspielerinnen sowohl in Mädchen- als auch in Jungenmannschaften spielen sollen. Leider werden manche gute Ansätze aus der DFB-Zentrale nicht gleich zuende gedacht. So findet keinerlei Kontrolle darüber statt, in welcher Jungenliga diese Mädchen kicken. Denn es ist vorstellbar, das ein hochtalentiertes Mädchen in der untersten Jungen-Spielklassen kaum gefordert und deshalb mit "angezogener Handbremse" spielt! Es gibt manchmal auch zwischenmenschliche Probleme innerhalb der Mix-Teams. Denn die Mädchen sind ohnehin in iher pubertären Entwicklung weiter und dürfen bei den Jungen auch noch 1 Jahr länger spielen. Sie durchschauen die Provokationen ihrer männlichen Mannschaftskameraden leicht, fühlen sich nicht immer wohl dabei, wollen aber keinen Ärger haben. Trainer ohne Erfahrungen mit solchen "Mix-Teams" sind dann bei der Mannschaftsführung manchmal überfordert.


    Ohne eine zusätzliche Stützpunkt-Förderung können sich die wenigsten jungen Sportlerinnen weiterentwickeln. Es gibt bis heute kein einziges deutsches Nachwuchs-Leistungszentrum, das analog der Jungen-Förderung die talentierten Mädchen intensiv scoutet, durchgängig und systematisch bis in den Frauenbereich fördert! Der japanische und teilweise koreanische Mädchen- und Frauenfussball ist uns dort um Jahre voraus! In den USA wird teilweise sehr gute Nachwuchsarbeit an den Highschools geleistet. Aber auch kleine Frauenfussball-Nationen (z.B. die skandinavischen Nationen) leisten hervorragende Nachwuchsarbeit, weshalb diese Nationen immer für Überraschungen gut sind.


    Es gibt noch vieles zu tun und manches nachzuholen beim weiblichen Leistungsfussball. Aber gerade das macht ja den Mädchen- und Frauenfussball für den Trainer aus! Es sind hier in relativ kurzer Zeit große Fortschritte zu erzielen!


    Ich hoffe, ich habe euch nicht zu sehr damit gelangweilt, weil ich mir erlaubt habe, etwas vom Thema abzuweichen!