Neue Spielerinnen/Crashkurs

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  • Moinsen,


    bin momentan dabei ein sinnvolle Lösung für ein kleines Problem zu finden. Ich fange in den nächsten Wochen, je nach Wetterlage (unsere Plätze sind momentan durch den ganzen Regen nicht wirklich bespielbar), wieder mit meinen Frauen an draußen zu trainieren. Zu meiner Freude, konnte ich in der Winterpause einige neue Frauen dazu überreden, bei uns mit einzusteigen. Es sind nun aber keine ausgebildeten Spielerinnen. Einige haben schon mal so bei nem Juxturnier oder sonstiges mitgespielt. Also unbefleckte Fussballseelen ;)


    Mein Problem ist jetzt, wie stell ich es am besten an, sie möglichst schnell in die bestehende Mannschaft zu integrieren, ihnen Grundlagen beizubringen, Grundbegriffe verständlich zu machen und naja die Sache mit der Ausdauer muss ja auch mit rein. Bin grad echt am überlegen, wie man das am besten anstellt.


    Eine Idee war bis jetzt, die ersten 2-3 Einheiten mit diesen Mädels in der Gruppe allein zu trainieren um Grundlagen zu schaffen und sie dann in der fortgeschrittenen Teil der Mannschaft einzubringen. Die zweite Idee, direkt mit der Mannschaft trainieren und mit einfachen Übungen zu beginnen. Hier sehe aber die Gefahr, das es den gestandenen Spielerinnen zu langweilig wird und sich Unmut breit macht, der an den Neulingen ausgelassen wird.


    Der erste Weg, gefällt mir momentan noch etwas besser. Da ich das aber wirklich nur über ein paar Trainingseinheiten machen wollen würde, fehlen mir so ein wenig die Ideen wie so'n Crashkurs am besten abläuft und auf welche Inhalte man wirklich setzen sollte. Denke da bis jetzt an grundlegende Techniken wie Pass, Schuss, Annahme etc. Ausdauer-, Kraft- oder Koordinationstraining würde ich sie dann mit der kompletten Mannschaft machen lassen.


    Aber ingesamt fehlt mir noch ein wirklich Konzept oder ein roter Faden wie ich die Sache wirklich angehen soll...

  • Dein Problem kenne ich zu gut, da ich auch im Frauen/Mädchenbereich tärig bin und man hier im Gegensatz zum Jungenbereich ständig neue Spielerinnen bekommt, die leistungsmäßig nicht dem Stand der aktuellen Mannschaft entsprechen. Bei uns gab es dieses Problem z.B. im Sommer, als ich trainingsbedingt eine völlig neu gegründete Mädchenmansnchaft mit ner seid vier Jahren zusammen spielenden A-Mädchenmannschaft zusammenlegen musste. Generell haben sich bei mir dadurch folgende Erkentnisse ergeben:


    Zum einen geht es um die soziale Integration, die ja bei dir noch ne Spur ausgeprägter ist, als in meinem Fall, da ich ja zwei Teams habe und du eines. Diese ist nicht zu unterschätzen, da gerade bei den Frauen der Teamspirit recht wichtig ist, sonst kann es dir passieren, dass du zwei Fraktionen kriegst, die nen Zickenkrieg starten. Ich finde aber, dass man den sozialen Aspekt hervorragend mit dem Training verknüpfen kann.


    Ich würde nämlich in deinem Fall nicht Variante 1 ODER 2 wählen, sonder Variante 1 UND 2. So sind die Neuanfängerinnen technisch und spielerisch mit Sicherheit weit hinter den gestandenen Spielerinnen zurück, was dazu führt, dass gerade im Bereich Technik viel Augenmerk auf die Neulinge zu legen ist, auch deshalb, weil es sich ja zum Teil um wirkliche Neulinge handelt. Das könnte man jedoch wunderbar mit der sozialen Schiene kombinieren indem du hier Neulinge und die gestandenen Spielerinnen mischt (2ern oder 4er-Gruppen) und hier Techniktraining durchführst. So lernen sich alle relativ schnell kennen, die neuen fühlen sich integriert und gerade im Frauenfußball sind die Wiederholungen der Grundtechniken auch für die Älteren sehr wichtig. Der weitere Vorteil ist, dass die älteren Spielerinnen die neuen auch korrigieren können bei falscher Ausführung und du nicht deine Augen überall haben musst. Weiterhin kannst du z.B. auch Zusatzvorgaben machen, dass z.B. die Älteren nur mit dem schwächeren Fuß agieren dürfen. Diese Mischung würde ich in den Anfangsteil setzten und als Aufwärmphase durchführen, also ca. 20 - 30 Minuten. Danach würde ich die Gruppen trennen und leistungsbezogen traineren, wobei hier natürlich ein zweiter Trainer zur Verfügung stehen sollte, da du bei diesen zwei Gruppen auch verschiedene auf sie abgestimmte Übungen durchführen solltest. Das kann bei den Anfängerinnen durchaus noch viel Passspiel und Ballbehandlung sein. Denn die Frage ist, ob es schon viel Sinn macht mit den Neulingen in den Konditionsbereich einzusteigen. Realistisch werden hier die Spielzeiten sowieso eher selten 90 Minuten betragen, so dass sie auch für soviel Zeit keine Luft haben müssen. Da fände ich es persönlich wichtiger an den Grundlagen zu arbeiten. Außerdem findet ja das Ausdauertraining auch immer mit Ball statt.


    Nach ein paar Einheiten (5-6 Wochen) würde ich mir dann nochmals Gedanken über den Stand der Spielerinnen und ihre Entwicklung machen und dann neu entscheiden, wie ich vorgehe.

  • Das ist auch für mich ein sehr interessantes Thema. Bislang habe ich es so gehalten, dass ich die neueren im Anfangsteil untereinander trainieren ließ. Das hatte den Effekt, dass 1. die etwas erfahreneren nicht genervt waren, ständig den Ball wieder holen zu müssen und 2. Ich in 2er Gruppen Korrekturen gleich für beide ansprechen konnte. Das zu einfachen Gtrundlagenübungen. Je nach Übung habe ich immernoch nach Leistung sortiert, um "Provokationsregeln" dem Leistungsstand anpassen zu können. Beispielsweise durften die schwächeren beim Schweinchen in der Mitte spielen einen Ballkontakt mehr nutzen. Wichtig finde ich, dass die neuen Spielerinnen möglichst schnell mit der gesamten Gruppe zusammenspielen können, also nicht jeder Pass auf sie ein verlorener Ball ist. Das heisst anfangs den Schwerpunkt auf Ballgefühl, Passpsiel und Ballannahme zu legen ist denke ich der richtige Weg. Gerade neue Spielerinnen werden sich konditionell durch das "normale" Training schon merklich verbessern, wenn auch nicht unbedingt in dem Maße um 90 minuten spielen zu können. Sie jedoch gerade am Anfang mit Konditionstraining zu "quälen" könnte sie evtl. abschrecken. Später werden sie schon selbst merken, dass ihnen in dem Bereich noch was fehlt und eher dazu bereit sein etwas zu tun.


    edit: da sind mir doch ein paar sprachliche Schnitzer unterlaufen... hoffe es geht jetzt besser ;)

  • Bei den Mädchen- und Frauenmannschaften gibt es in den seltensten Fällen homogene Teams. Deshalb ist das Training in kleinen Gruppen hier noch geeigneter als bei den bereits über einen längeren Zeitraum auf nahezu gleichem Niveau spielenden Jungen oder Männern. Meist kommen die Mädchen und Frauen ins Team, weil schon eine Freundin, Schul- oder Arbeitskollegin dort spielt. Macht auch durchaus Sinn, die Neuen nach ihren Motiven zu befragen. Der Wohlfühlfaktor ist zwar immer wichtig, aber entscheidend, ob nach der Schnupperphase weitergemacht wird.


    Baileys3 hat schon eine Reihe guter Tipps gegeben, dem man kaum noch etwas hinzuzufügen muß.


    Falls es Spielerinnen mit besonderer sozialer Kompetenz in deiner Mannschaft gibt, würde ich diese bitten, sich besonders in der Anfangsphase um die Neuen zu kümmern. Denn du allein wärst mit der Aufgabe überfordert!

  • Um die soziale Eingliederung mach ich mir keine großen Sorgen, die Mädels kennen sich untereinander eigentlich alle. Es sind zumindest keine Unbekannten.


    So wie baileys3 hatte ich mir das auch im groben gedacht. Wieviele Einheiten pro Woche rechnest du? Frage weil du 5-6 Wochen schreibst. Bei uns wären das knapp 10-14 Trainingseinheiten.


    Wie Stevo schreibt ist es mir auch ziemlich wichtig schnell Grundlagen zu schaffen um die Neulinge mit der Mannschaft trainieren zu lassen. Hintergrund ist, dass wir zwar 2 Trainer sind, wir aber auch gesondertes Torwarttraining machen. Zwar nur einmal die Woche, aber trotzdem bräuchte man dann kurzfristig noch nen dritten. Wobei ich aber sagen könnte, die ersten 2 Wochen trainiert die Torfrau in der Mannschaft mit. Wäre also machbar.


    Hab mir gedacht, kleines Grundlagenprogramm: dribbeln, passen, schiessen etc. und dann nochmal Extraeinheiten zum Festigen, Fehler beseitigen etc. das ganze mit Parcours gemacht, die erfahren Spielerinnen ja auch gut machen können.

  • Ich bin jetzt von zwei Einheiten pro Woche ausgegangen., also dass wären dann 10 - 12 Einheiten. Meiner Erfahrung nach brauchen das die Neuanfängerfinnen auf jeden Fall um mal die Grundlagen der Ballbehandlung zu lernen. Aber du hast ja dein Team unter Beobachtung und kannst ja auch schneller umstellen bzw. das Programm länger durchziehen, wenn du siehst, dass sie relativ schnell lernen oder einfach noch ein wenig brauchen. Ist ja super, wenn du nen Torwarttrainer hast. Vielleicht könntest du das Torwarttraining dann in den Anfangsteil stellen (ist zwar ungewöhnlich, aber manchmal muss man auch mit dem leben was man hat), dann kannst du die Technikübungen überwachen und dein Torwart hat ne halbe Stunde Training. Anschließend könnte der Torwarttrainer ja auch die Anfängerinnen übernehmen, vielleicht sogar inklusive Übungen mit Torabschluss, so dass der Torwart auch beschäftigt ist. Ist jetzt nur ne Variante, gibt es ja zig Möglichkeiten.

  • Wenn ich das richtig verstanden habe, macht einer von euch beiden Trainern das Torwarttraining. Also kein Extra-TW-Trainer! Aber wenn ihr 2 Trainer seit, dann seit ihr dennoch flexibel. D.h. ihr könnt mal in Gruppen mit 2 Trainern arbeiten und mal kann einer den Torwart und der andere die Mannschaft trainieren. Beim Gruppentraining kann man die Schwierigkeitsgrade variieren, so das die Neuen wie auch die Anderen auf ihre Kosten kommen und die Erwartungen beiderseitig erfüllt werden.


    Es gibt leider viel zu wenig Torleute mit Feldspieler-Qualitäten. Deshalb schadet es nicht, wenn die Keeperinnen ganz normale Mannschafts-Übungen mitmachen. Weil die Mädels ganz besonders gerne Torabschluß-Übungen machen, gibt es auch dort immer Möglichkeiten, bei der die Mannschaft die Torleute trainieren. Wenn man 1 x wöchentlich ca. 1 Stunde Torwart-Einzeltraining macht und sie 2 x wöchentlich beim Trainings-Abschlußspiel das Tor hüten läßt, dann dürfte das unter normalen Umständen reichen.

  • Mal ein kleiner Zwischenstand bei der Integration...


    Aufgrund von Krankheit trainieren und sonstigem Verzögerungen trainieren die drei jetzt gute 4 Wochen mit und haben schon gute 120-150 Min Spielminuten auf dem Buckel. Zu meiner Freude klappt das technische weitaus besser als erwartet. Mir ist jetzt aber gerade im letzten Spiel aufgefallen, sie durften jede knapp 60min spielen, das ich eines nicht Bedacht habe: die Theorie. Richtig bewusst ist mir das erst geworden, als mich eine Spielerin fragte was sie denn jetzt genau auf der Position zu machen hätte.


    Naja, sowas wie Aufgaben der einzelnen Positionen haste dann ja auch nicht mal in eben verständlich in 2, 3 Sätzen erklärt. Hinzu kommen ja auch noch Dinge wie Deckungsschatten, Abseits, und und und ... also "Fachbegriffe" und deren Bedeutung, die der Anfänger nicht unbedingt sofort kennt. Momentan bin ich auf der Suche nach einem Leitfaden das alles den Mädels ein wenig näher zu bringen, vielleicht auch ein kleines Handout mit Erklärungen welches man dann durch praktisches Training untermauern kann. Die Idee mit dem Handout könnte ich mir auch für die älteren Spielerinnen gut vorstellen. Kennt da vielleicht ja was? Vielleicht ein Download oder ein Seite wo solche Dinge verständlich erklärt sind? Ich würd's auch selbst erstellen, würde mich dann über Vorschläge freuen, was man da so reinschreiben sollte.

  • teejay


    Es freut mich, das deine Neulinge so gute Fortschritte machen! Natürlich gibts auch soetwas wie Positionsinformationen. Aber mal ehrlich, welche Breitensportlerin ließt sich soetwas durch und vor allen Dingen, wer soll das verstehen und behalten, wenn er noch wenig Fussballerfahrung hat? Wenn jemand fragt, dann ist er schon neugierig! Es braucht aber auch eben seine Zeit, bis das theoretische und praktische Wissen soweit gereift ist, um das Fussballspiel von seiner jeweiligen Position heraus einigermaßen lesen zu können.


    Wenn es denn Theorie-Unterricht sein soll, dann gibts mehrere Möglichkeiten:


    1. abwischbare Folien
    Wer eine gute Handschrift hat, für den bieten sich abwischbare Folien (will jetzt keine Werbung machen, obwohl es die manchmal sogar als Werbegeschenke gibt) mit bereits aufgezeichnetem Fussballfeld an. Dort lassen sich Namen, Nummern und Spielzüge zeichnen. Man kann darüber hinaus Mannschaftstaktiken, Gruppen- und Individualtaktiken darstellen.


    2. Metalltafeln mit Magneten
    Hier muß man nicht andauernd wissen oder die Folien wechseln, sondern kann durch Verschieben der farbigen Magneten (die Spieler darstellen) Abwehr, Mittelfeld oder Angriffspositionsspiel demonstrieren


    3. Fussballpräsentationssoftware
    Da gibts unterschiedliche Möglichkeiten. Zum einen kann man sich selbst etwas basteln (z.B. Powerpoint), es gibt aber bereits fertige Softwareprodukte, die man auch als Demo-Version erhält.


    Dennoch sollte ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Theorie und Praxis den Fortschritt der Spieler begleiten. Gerade bei den Anfängern ist erst mal Praxis von Vorteil, denn diese Erfahrungsbilder lassen sich einfacher einprägen, als thoretisches Fachwissen.


    Hinzu kommt, das man auch das Präsentieren erst mal üben muß, weil die Wahrnehmung nach bestimmten Mustern erfolgt. Dazu möchte ich gerne folgendes Beispiel anführen: Ein Professor mit einem Lehrstuhl für Jura lädt zur Fortbildung Richter und Staatsanwälte ein. Während seines Vortrags über Zeugenwahrnehmungen unterbricht eine Person, die dem Professor etwas übergibt, für einen kurzen Moment die Veranstaltung. Zum Ende des Vortrages bittet nun der Professor die Anwesenden um die Personen- und Handlungsbeschreibung der "störenden Person". Heraus kam, das die Person sowohl männlich als auch weiblich wahrgenommen wurde. Die Größe variierte zwischen 1,60 und 2 Metern. Auch bei der Haarfarbe war man sich nicht einig. Ganz zu schweigen vom vermuteten Alter zwischen 20 - 60 Jahren. Der übergebene Gegenstand der Übergabe könnte ein Zeigestock bis hin zur Schrottflinte so ziemlich alles gewesen sein. Hier sollte die Wahrnehmungsfähigkeit von Zeugenaussagen "am eigenen Leibe" demonstriert werden, was sich für die Teilnehmer als überraschend schwierig gestaltete. Obwohl doch die Damen und Herren schon Routine haben, weil sie täglich über Zeugenaussagen zu entscheiden haben.


    Für den "Fussball-Unterricht" bleibt das Fazit: Wenn man den Fussball-Bildern der unterschiedlichen Situationen kaum trauen kann, wie soll man sich an den Sinn irgendwelcher Texte erinnern können?