Talentiert ?

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  • Unter dem Begriff "Talent" alleine verstehe ich die Fähigkeit "Koordinative/Motorische/Ballspezifische" Dinge schnell zu erlernen.


    Wir sollten nicht den Fehler machen das Rad neu zu erfinden. Es herrscht weitgehender Konsens darüber welche Gruppen von Faktoren in eine Talentbeschreibung/-definition gehören. Wenn sich alle weitgehenst daran halten, ist es einfacher zu diskutieren. Oben habe ich das schon mal "umgangssprachlich" geschrieben:


    - Können
    - Wollen
    - Möglichkeit
    - Resultate


    Etwas "wissenschaftlicher" (aber vereinfacht) ist das eher "mehrdimensional":


    Dimension 1:
    -----------------
    1. endogene (von innen heraus) Talentfaktoren
    - motorische Talentaspekte (Koordination, Anatomie etc.)
    - nicht-motorische Talentaspekte (Belastbarkeit, Psyche usw.)
    2. exogene (von aussen) Talentfaktoren (z.B. Umfeld; das ist übrigens auch nicht-motorisch)


    Dimension 2:
    -----------------
    3. Leistungsfähigkeit (was kann der junge Spieler aktuell; statischer Talentbegriff - siehe Sichtungstage an Stützpunkten)


    4. Entwicklungsfähigkeit (dynamischer Talentbegriff; siehe Post von TW-Trainer)


    Gruppieren kann man die einzelnen Punkte dann (wenn man mag) noch durch


    Dimension 3:
    -----------------
    a) genetische Disposition


    b) Umweltanpassung


    Weineck und Haas haben in Anfang der 90er Jahren ein Strukturmodell für die Kondition (im wissenschaftlichen Sinne des Wortes - also "Bedingung"; nicht Fitness o.ä.) von Fußballspielern erstellt. Das gleiche haben sie später auch für Basketball getan. Ich finde das für die Fußballer gerade nicht, also habe ich das für die Basketballer angehängt. Im Wesentlichen ist es das Gleiche. Man ersetze Basketball durch Fußball.


    Man kriegt ne gute Idee dafür, welche Faktoren wichtig sind und als Talentkriterien herangezogen werden könnten und auch werden. Der Anhang soll illustrieren und als weitere Basis für Diskussionen dienen. Vollständig ist es m.E. nicht. Das ganze ist noch ne Idee komplexer und für die Talentdiskussion baucht man zunächst nicht die angedeuteten Übergänge zu den anderen Prozessen. Für den Moment sollte es aber reichen.

  • Nachdem bereits recht ausführlich über die unterschiedlichen Talentansätze aus der Sportwissenschaft und dem Sportjournalismus berichtet wurde, möchte ich gern auf ein paar weitere, subjektive Talentaspekte kommen.



    Um mich diesen Thesen zu nähern, möchte ich zunächst einmal darauf aufmerksam machen, dass es überall dort, wo nicht alle mitmachen dürfen (z.B. Stützpunktauswahl) bereits ein natürliches Konfliktpotential vorhanden ist. Rasch geht man zu Vermutungen über, das es sich hierbei ja ganz und gar nicht um eine neutrale Form der Sichtung nach objektiven Merkmalen gehe, sondern das es sich lediglich um Klüngel zwischen einzelnen Personen (Eltern und Trainer ./. Auswahltrainer), in denen Kinder bevorzugt werden sollen. Es ist wohl auch ein Irrtum, das zu jedem Zeitpunkt die besten 11 in einer Auswahl zusammen spielen, weil es auf der Trainerseite keine Transparenz gibt und auf der Spielerseite die Talente, die es könnten, nicht immer auch wollen.



    Auch, wenn wahrscheinlich einige über solche Fälle aus ihrem Umfeld über vermeintliche Talentmanipulationen berichten können, darf man eines niemals im Zusammenhang mit dem Talentbegriff vergessen. Es ist letzendlich eine subjektive Entscheidung! Auch, wenn man meint, dass bei den 11-Jährigen genügend Merkmale für eine Talentklassifizierung (im Sparkassen-Cup) vorliegen, ist dies doch lediglich die Hoffnung, es mögen sich aus der großen Anzahl ein paar als spätere Talente heraus kristallisieren. Es ist also eher die Angst, man könne jemand übersehen, der die Selektion der Talente beeinflußt.

  • Erst mal Danke für das Kompliment, was ich auch gerne zurück gebe, weil ich deine Beiträge auch gerne lese und sehr schätze.



    Allerdings habe ich bei meinem Ansatz zur subjektiven Betrachtungsweise von "Talent" noch ein wesentliches Merkmal vergessen. Das RAE (Relative Age Effect). Je höher das Niveau einer Auswahlselektion ist, jedoch deutlicher weicht das relative Alter innerhalb eines Jahrgangs von der Normalverteilung dieses Jahrgangs ab. D.h. die Kinder und Jugendlichen, die in den ersten Monaten eines Jahrgangs geboren werden, haben einen kleinen Vorteil gegenüber der physischen Entwicklung als die jenigen, die in den letzten Monaten des Jahrgangs geboren werden. Dieser Vorteil ist in Kampfsportarten, wie dem Fussball sogar emphirisch nachweisbar, in dem man Nachwuchs-Auswahlmannschaften, z.B. in der Bundesliga U 17 mit den Geburtsdaten des jeweiligen Jahrgangs vergleicht. Bei den Jungen ist der Unterschied sogar noch etwas deutlicher als bei den Mädchen. Dies liegt zum einen an dem zeitlich unterschiedlichen Einsetzen der Pubertät und zum andern sind bei den Mädchen/Frauen nicht alle Entwicklungsprozesse auch sportlich adäquart nutzbar. Zwei weitere Aspekte müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Sportliche Erfolge, dazu gehören auch Berufungen in eine Auswahlmannschaft steigern den Anreiz zur Verbesserung von sportlichen Fähigkeiten, wodurch ein weiterer Unterschied zur den in späteren Monaten geborenen Kindern entseht. Auch im Schulbereich sind früher (vor dem Juli) geborene Kinder in aller Regel 1 Jahr früher eingeschult und entsprechend geistig höher gefordert als die später Geborenen.


    Im Umkehrschuß würde dies bedeuten, dass teilweise Kinder gefördert werden, die diese Förderung gar nicht verdienen. Denn es gibt keinen Grund anzunehmen, dass das Geburtsdatum in einer Abhängigkeit mit dem Leistungsvermögen in der Höchststufe steht. Dies belegt auch die Tatsache, dass in einem späteren Alter der Relative Age Effekt deutlich geringer wird. Es zeigt aber auf, das Talentscouts, Stützpunkttrainer und Nachwuchstrainer von Leistungsmannschaften die Berücksichtigung des kurzfristigen physischen Vorteils von früher geborenen Kinder auf Kosten einer mittel- und langfristigen Förderung von aller Talente opfern.

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    Im Umkehrschuß würde dies bedeuten, dass teilweise Kinder gefördert werden, die diese Förderung gar nicht verdienen. Denn es gibt keinen Grund anzunehmen, dass das Geburtsdatum in einer Abhängigkeit mit dem Leistungsvermögen in der Höchststufe steht. Dies belegt auch die Tatsache, dass in einem späteren Alter der Relative Age Effekt deutlich geringer wird. Es zeigt aber auf, das Talentscouts, Stützpunkttrainer und Nachwuchstrainer von Leistungsmannschaften die Berücksichtigung des kurzfristigen physischen Vorteils von früher geborenen Kinder auf Kosten einer mittel- und langfristigen Förderung von aller Talente opfern.


    100% Zustimmung. Ich sehe es genau so. Irgendwelche D - Junioren die sich physisch, psychisch und fussballerisch noch entwickeln können, werden von Stützpunkten etc. anhand Ihrer Körpergrösse und Geburydatum gemessen. Ich empfinde es als extrem oberflächlich.