Spieler mit Stilstand

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  • Moin,


    ich habe einmal folgendes Anliegen:
    Im letzten Jahr wurden unsere Mannschaften zusammengeführt. Das heißt, vorher gab es 3 Mannschaften im Jahrgang, wobei die Erste alles eigenständig gemacht hat und wir quasi "gegeneinander" statt "miteinander" gearbeitet haben. Im letzten Jahr wurden die Mannschaften also zusammengewürfelt. Ich habe nun die Mannschaften alle "Leistungsgerecht" eingeteilt und so wird auch gespielt.


    Ich stelle aber inzwischen fest, dass die Spieler aus der damaligen "Ersten" zurückhängen. Da ist zum Beispiel mein Sorgenkind: Ein SUPER Fußballer. Schießt links wie rechts, hat ein gefühl im Fuß, das haben noch nicht mal einige Profis. Ok, das ist das positive. Nun das Negative: Laufbereitschaft: Nein., Zweikämpfe: Nein irgendwie verstehe ich das nicht. Der hat soviel Talent!! Er ist auch sehr in sich gekehrt und spricht nicht viel. Wirkt unaufmerksam. Ständig muss man ihn ermahnen. Der Vater ist auch ratlos.
    Gestern im Spiel z. Bsp. Er hatte die Aufgabe in der Verteidigung zu spielen, rennt nach vorne (das ist auch Aufgabe der Verteidiger), ok, dann erwarte ich aber auch sofort wieder umschalten wenn man den Ball verliert. Nein, er muss vorne stehen bleiben und beim Nachbarspiel zu sehen. Ball verloren und gleich wegschauen....
    Ich habe schon viel mit ihm gesprochen, aber wie gesagt, er wirkt abwesend, in seiner eigenen Welt.
    In der damaligen "Ersten" durfte er immer nur Sturm spielen. Bei mir wird jeder überall eingesetzt. Selbst in der Halbzeit wechseln wir meist den Torwart. Wir spielen mit 3 Verteidigern und 3 Stürmern. Wenn das Kommando Wechsel kommt, dann gehen die 3 Angreifer raus, die 3 Verteidiger in den Angriff und die 3 Auswechselspieler in die Abwehr. Das wird alle 5 Minuten gemacht. So spielt jeder überall und hat auch genügend Spiel- u. Pausenzeit.


    Was meint ihr, wie kann man den Jungen ansprechen, das es endlich mal klickt macht? Das er sein Mega-Talent richtig entfaltet?
    Ich will hier gar nicht auf Konzentration eingehen (der ist 9!) Aber irgendwie muss ich den ja aus seiner Welt bekommen, wenn er nicht mehr den Ball am Fuß hat?!


    Freue mich über Antworten.

    mfg


    Luis-X


    „Niemals aufgeben! Immer weitermachen! Immer weiter! Immer weiter!“


    [Oliver Kahn]



    Meine Aufgabe:


    Jeden Spieler, jedes Training, ein klein wenig besser machen! :]

  • Deine Einwechselungen sind genau nach meinem Geschmack, aber das nur nebenbei.


    2001, ....Jahrgang....gib ihm noch Zeit, statt in die Lage des "driezen" zu kommen, denn dann könnte er dir verloren gehen, ...glaube ich.


    Hast du einen Kapitän. Wenn nicht, ....zeig den Jungs auf, was die große Aufgabe eine Kapitäns ist -auch wenn mir diese Aufgabe in diesem Alter scheiss egal wäre-. Dann mach ihn zum erklärten Kapitano, ....er....der die Jungs aufmerksam macht und dabei sollte dir egal sein, was er ihnen erzählt, soweit er dann überhaupt etwas sagt.


    Zudem....im Training.....könnte ich mir die im Forum benannten Patenschaften vorstellen. Er ist ein guter und er wird Pate von einem weniger guten Mitspieler oder einem neuen Spieler. Mach vorher klar, was ein Pate für eine Aufgabe hat. Du gibst ihm so vermutlich die Möglichkeit in die "Spirale" der Eigendynamik zu geraten. Er wird aus sich herauskommen oder ein schlechter Pate sein....was auch o.k. wäre. Es wäre halt ein Versuch.


    Fazit: Reden ist gut, machen ist besser. Bringe ihn ohne Druck in die Situation, Verantwortung zu übernehmen, ....um dadurch eingenverantwortlicher zu werden, ...um seine Konzentration durch Arrangement zu erhöhen. Ich weiss nicht wirklich ob das hilft, aber so würde ich es versuchen.


    P.S. ...das möchte ich nach nachfügen....die Patenschaft muß so "verkauft" werden, dass der "weniger Gute" nicht das Gefühl bekommt, dass er schlecht ist. Das darf natürlich nicht passieren. So gesehen könnte ich mir vorstellen, dass jeder eines anderen Paten werden könnte, nämlich immer dann, wenn Übungen anstehen, wo der eine besonders gut ist. Hierbei wäre es mir wiederum "scheiss egal" ob er tatsächlich im Bereich des Thema besonders gut wäre, ....es reicht, wenn der Trainer sagt, das er das sei und deshalb bei dieser oder jener Geschichte beispielsweise der "Übungschef" würde.

    Einmal editiert, zuletzt von Andre ()

  • Zunächst ist das m.M.n. ein weit verbreiteter Irrtum, dass ein Kind ein Fußballtalent ist, weil es mit dem Ball gut umgehen kann und dann auch noch das große Wort Talent für einen 9jährigen!? In dem Alter ist das noch gar nicht sicher feststellbar. Zu einem Talent gehört so viel mehr. Jemand der nur mit dem Ball gut umgehen kann ist bestenfalls Artist. Ein Fußballer ist Sportler und der muss so viel mehr können. Siehst Du ja an Deinem Beispiel selbst. Das aber nur nebenbei.


    Ich denke Du kannst nicht viel machen. Evtl. eines: Manche Kinder wirken abwesend und "machen nicht mit" weil sie nicht wissen was sie tun sollen. Erkläre ihm nochmal seine Aufgabe (oder besser ein anderer, der andere Worte benutzt). Oder frage Dich, ob Du zu viel oder zu Kompliziertes erwartest? Evtl. checkt er die Wechslerei nicht? Ist er ein Checker? ODer tut er sich schwer Dinge zu kapieren? Ist er in der Schule gut? Oder vielleicht reden die Eltern Zuhause auf ihn ein und erzählen im Dinge, die das Gegenteil von dem sind, was Du sagst? Vielleicht ist er ja nur unsicher oder überfordert ...

  • Treten diese Unkonzentriertheiten nur beim Fußball auf? Oder lässt er sich bei anderen Gelegenheiten auch ablenken bzw. träumt er sich weg? Z.B. in der Schule oder beim Hausaufgaben machen?
    Wenn dem so ist, wirst Du als Trainer nicht viel machen können. Falls das so gravierend ist, dass die Eltern Handlungsbedarf sehen, müssen sie sich an einen Profi wenden.

  • Moin,


    wie es in seinem privaten Umfeld aussieht, weiß ich nicht. Auch nicht wie es in der Schule läuft.


    Ich denke auch nicht, das die Wechselei ihn überfordert, das hat eigentlich jeder verinnerlicht und es klappt gut. Die Jungs weisen die anderen schon zu recht, wenn gewechselt wird, weil ja die "Frischen" auch wieder spielen wollen, da heißt es dann schnell "XY komm endlich runter, ihr seit jetzt draußen".


    Das mit dem Talent: Wenn Du ihn spielen siehst, geht Dir das Herz auf, leider nur in der Vorwärtsbewegung. Man sieht doch schon deutliche Unterschiede, wenn er seine Schußtechnik ansetzt (im Vergleich zu anderen). Max. 3 Kinder schießen links wie rechts. Ich glaube auch nicht das er auf'm Kopf gefallen ist - im Gegenteil.


    Eine Sache vermute ich inzwischen aber: Das er nicht mit seinen Nachbarn spielen kann. Da sind leider zu große Unterschiede, als das ich seinen Nachbarn mitnehmen kann. Das würde den Nachbarsjung arg überfordern auf diesem "Level" zu kicken.


    Die Idee mit der Patenschaft hatte ich auch schon. Aber wie Du schon sagst, nachher sieht es so aus, als würden die Guten, Gute sein und die Schlechten, die Schlechten. Das man es bei jeder Übung ändert... hm?
    Wir (Trainerteam) geben auch gern mal Verantwortung an die Jungs ab. Da merkt man sofort wer das wirklich will und wer nicht. Ist ja doch auf einmal etwas anderes, wenn 10 Kinder bei einer Übung auf Dich hören, da machen sich einige anscheind doch noch ins Hemd äähh Trikot ;)


    Ich werde nochmal mit den Eltern sprechen. Irgendwo muss es ja klemmen....


    Achso:
    Wir haben keinen festen Kapitän. Jedes Spiel darf ein Anderer ran.

    mfg


    Luis-X


    „Niemals aufgeben! Immer weitermachen! Immer weiter! Immer weiter!“


    [Oliver Kahn]



    Meine Aufgabe:


    Jeden Spieler, jedes Training, ein klein wenig besser machen! :]

  • Zur Erklärung der Patenschaft....


    Ich habe damals versucht, den Kindern beizubringen, dass jeder Mensch Stärken und "Schwächen" hat. Ich habe ihnen versucht klar zu machen, dass die Schwächen was ganz normales sind und nichts sind, worüber man den anderen auslachen sollte oder muß, weil jeder eben auch eigene Schwächen hat. Ferner wurde auch darüber gesprochen, dass das Schimpfen über die Schwächen des Anderen diesen nicht stärkt, sondern noch weiter schwächt. Dieses im Bezug auf das Motzen über Fehler oder eben Schwächen des Mitspielers. Ich habe versucht, ihnen klar zu machen, dass das "Vermotzen" des "Schwachen" so gesehen eine Aktion ist, die die Mannschaft weiter schwächt, weil der Schwache ja noch schwächer wird.


    Wenn also der oder die Spieler in der Mannschaft mit diesem Verständnis/der Akzeptanz auf Selbstverständnis hinsichtlich von eigenen oder fremden Schwächen und Stärken umgehen kann, ....dann erhalte ich Spieler, die offen sind für Kritik und diese nicht immer als Niederschlag empfinden. Ferner wird der Umgang untereinander an schwachen Tagen ein anderer. Wenn entsprechend jeder seine Stärken, aber auch seine und die Schwächen des Mitspielers aus einem Selbstveständnis heraus kennt und akzeptiert, .....


    dann kann ich den Dribbelstarken beim Training als Pate für einen Dribbelparcour benennen.Alle akzeptieren das dann ohne Bauchkneifen, weil sie ja wissen, dass sie Pate beim Torschuss und der übernächste beim Zweikampftraining usw. sind. Wenn man diesen Stand erreicht, ist das kein Problem, im Gegenteil. Damit könnte man dann sogar "jonglieren" in dem ich irgendwann dann einen nicht nur mein Torschuss, sondern auch beim Dribbeln als Pate benenne. So hat man dann eigentlich keine zusätzliche Arbeit beim Training, denn jeder weiss automatisch, ....dass er bei der Übung und ein anderer bei der anderen Übung Pate des anderen ist.


    Wenn man dieses Selbstverständnis erzielt, bekommt man meiner Meinung nach Spieler, die auch ohne zu motzen -was ja nicht Thema war- mit ihrer Stärke die Schwäche des Nebenmanns aus einem Selbstverständnis ausgleicht. Das gilt dann auch umgekehrt, ....so entsteht für mich jedenfalls...eine Mannschaft. Zudem ist es eine Schule fürs übrige Leben.


    Weil ich so dachte und beispielsweise die Turniere nachträglich so mit den Kindern besprach, ...also das was gemessen an den Zielen gut gemacht wurde und weniger gut war und hierbei auch konkret die Kinder ansprach und diese sich sogar in sachlicher Form nachher untereinander im Gesprächskreis einzeln und nacheinander so erklärten, ....


    wurde ich von Eltern angesprochen, ...die das total scheisse fanden, weil es nicht kindgerecht sei. Hierdurch wurde ich dann sehr unsicher und unterließ das später. Ich glaube heute -mit dem nötigen Abstand- ...das ich daran hätte festhalten sollen, weil es eine gute Sache war, wie ich meine. Gruß Andre

  • wie es in seinem privaten Umfeld aussieht, weiß ich nicht. Auch nicht wie es in der Schule läuft.


    Vielleicht solltest Du das versuchen zu verstehen. Ich denke: Wer die Kinder verstehen will, muss verstehen wie es Zuhause zu geht. Manchmal empfinde ich, ist Kindertraining mehr ne Sozialstudie des privaten Umfeldes/der Eltern als bloser Sport.

  • @Kometer


    Anhand deines Beitrags, wird einem klar, was der Junge für Probleme hat. Er ist ja ein TALENT, er kann ja MIT BEIDE FUESSE SPIELEN. Nicht mal Profis können es so gut. Vermutlich vergöttert Ihr den Jungen sogar in seiner Präsenz... nimmt mich wunder ob sich der 9 jährige bereits als Unverbesserlich sieht. Denn wenn Ihr Trainer und Umfeld das erreicht habt, habt Ihr bereits schon versagt... dabei hat die Saison erst gerade angefangen.


    Warum verwundern, wenn ein 9 jähriger sich vergisst und nach Ballverlust, auf dem anderen Spielfeld rüber schaut? Ist doch normal. Kinder sind so. Sie vergessen sich, wirken wie in einer eigenen Welt... dies ist überigens auch bei Talente so.


    Was soll ich sagen? Ich hatte in der E - Jugend einen Torhüter, der mal einen Tor kassierte, weil er die weissen Margeritta - Blumen auf der Wiese zählte. Heute spielt dieser Goalie mit 18 bereits in der 1. Mannschaft in einer hohen Amateurklasse.... hatte aber als Junior lieber Blumen gezählt. Er wusst sogar, wie viele Blumen er gezählt hatte... der Trick; Wir wurden nicht böse und schauten auch nicht unglaubwürdig rein, weil ja "so ein Talent" so einen Blödsinn baut. Nein... wir bahendelten den "Ausnahmetalent" wie alle Kinder auch und fragten ironisch, wie viele Blumen er eigentlich gezählt hatte... Er antwortete 17 (diese Zahl vergesse ich nie) und sprang lächelnd ab um mit seinen Kollegen zu spielen. Muss zugeben: War schwierig das Lachen zu heben...


    Kurz; Lässt das 9 - jährige Talent (9 Jahre = Kind) ein Kind bleiben und akzeptiert auch von diesem typische Kinderfehler, ohne jetzt rum zu hacken. Ob der Junge Probleme hat, bemerkst Du bestimmt nicht am spielen beim Turnier sondern viel eher im Training oder durch sein Verhalten in Stresssituationen.


    Gruss
    TRPietro

  • TRPietro: Ich /wir vergöttere/n ihn nicht und er wird genauso behandelt wie jeder Andere auch. Es ist mir in dem Moment auch egal, ob er ein "Talent" ist (oder hat). Ich spreche es auch immer wieder an - vor der Gruppe, ohne Einzelne zu nennen.
    Das wird von allen Eltern auch so am Trainerteam gelobt: Wir behandeln alle gleich. Egal welche Leistungsklasse.


    Das mit den Blumen find ich klasse :D Das kenn ich auch zu gut. Bei uns ein Junge auf'm Kunstrasen nach Regenwürmern gesucht bzw. einen gefunden und mit diesen gespielt :D


    Andre: Die Idee ansich find ich nicht schlecht. Ich werde es mal im Trainerteam ansprechen, wie das ankommt.

    mfg


    Luis-X


    „Niemals aufgeben! Immer weitermachen! Immer weiter! Immer weiter!“


    [Oliver Kahn]



    Meine Aufgabe:


    Jeden Spieler, jedes Training, ein klein wenig besser machen! :]

  • @Kometer


    Ich versuche wie Du, die talentierten Spieler in Ruhe zu lassen. Jedoch ist es für einen Trainer schwierig, dass Umfeld zu kontrollieren resp. zu manipulieren.
    Vielleicht stimmt etwas mit dem direkten Umfeld des Kindes nicht. Es heisst noch lange nicht, dass "nur" die Trainer mit talentieren Spielern, Fehler machen.


    Gruss
    TRPietro

  • Wollen wir mal hoffen, dass er sich bald fängt. Hatte schon überlegt ihn mal 2-3 Spiele komplett hinten spielen zu lassen, aber das mache ich eigentlich überhaupt nicht und das würde auch mein Wechselprogramm durcheinander würfeln. Also werde ich ihn nun immer wieder (wie jeden anderen auch) darauf hinweisen, das sie zurückzulaufen haben. Wenn wir im Angriff sind, dann alle nach vorne, wenn wir in der Verteidigung sind, dann alle nach hinten. Zack aus die Maus.


    Mehr Verantwortung werde ich ihm trotzdem aufdrücken ;)

    mfg


    Luis-X


    „Niemals aufgeben! Immer weitermachen! Immer weiter! Immer weiter!“


    [Oliver Kahn]



    Meine Aufgabe:


    Jeden Spieler, jedes Training, ein klein wenig besser machen! :]