Problem mit Abwehrkette - lange Bälle

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  • Liebe Trainerkollegen,


    Ich spiele seit der Winterpause mit meiner Mannschaft ein 4-2-3-1 System. Vorher spielten wir mit klassischem Libero.Im Grunde funktioniert das System ganz gut, was sich momentan im 4ten Tabellenplatz widerspiegelt. Torverhältnis ist aber jedoch 11:13!! in 5 Spielen.Gegnern die das Spiel machen und wir in unsere eigene Hälfte gedrängt werden funktioniert dasauch ganz gut. Wir stehen sicher und kompakt (4er Kette ca. 20 Meter vorm Tor) und der Gegner bekommt kaum Torchancen.


    Bei Gegnern, denen wir überlegen sind und die wir mit Pressing in deren Hälfte unter Druck setzten können, werden dann gezwungen die Bälle 20-25 Meter vor deren Tor mit langen Bällen zu agieren, was eigentlich auch wünschenswert wäre - da theoretisch einfach zu verteidigen.


    Wir haben jedoch das Problem das wir immer mit diesen langen Bällen überspielt werden. Und da zugegebener Maßen meine Innenverteidiger nicht die schnellsten sind, wird das immer super brenzlig.
    Verliert dann ein IV einen Zweikampf oder ein Kopfballduell ist meistens schon 1 Gegentor vorprogrammiert.
    Eine Vorgabe von mir ist es das die IV herausschieben und das Spielfeld kompakt halten. 4er Kette soll 30-35 Meter Abstand zum Ball haben, wenn der Gegner in der eigenen Hälfte den Ball hat – natürlich nur bis höchstens zur Mittellinie.
    Die 4er Kette soll doch so funktionieren, dass sie herausschiebt und sich dann wieder hinten reinfallen lässt.


    Hier meine Fragen:
    Ist es besser, dass die 4er Kette nicht im höheren Tempo herausschiebt, sondern eher gemächlich rausgeht?
    Die 4er Kette soll doch nie auf 1 Linie agieren sondern eher gestaffelt? Also ein IV sichert den anderen ab
    Wie bekommt man generell das mit den langen Bällen in den Griff?


    Vielen Dank für eure Hilfe

  • Ich halte es auch für richtig, die Kette wenn möglich ruhig weit hinten raus zu schieben, aber dann muss natürlich die Rückwärtsbewegung auch klappen. So wie du es beschreibst, habe ich ein Bild vor mir, dass beide IV versuchen, den langen Ball in einem Kopfballduell zu gewinnen, bzw. sich beide zum Ball orientieren oder einer einfach stehen bleibt, während der andere zum Ball geht.
    Sieht das in der Realität auch so aus?


    Wenn ja würde ich empfehlen, den beiden IV eine klare Absprache näherzubringen, während einer versucht den Ball sofort zu erreichen, sichert der andere hinter ihm ab. Dann müssen natürlich auch die beiden AV mit nach innen rücken, um den Raum eng zu machen und Durchbruchsmöglichkeiten für die Stürmer zu minimieren, falls diese in Ballbesitz gelangen.
    Ansonsten ist es natürlich auch eine Möglichkeit, dass sich die komplette Kette sobald ein langer Ball gespielt wird (oder auch der Gegner überhaupt in ballbesitz kommt) zurückfallen lässt, hier muss natürlich aber schon losgelaufen werden, sobald der lange Schlag vom Gegner angesetzt wird und nicht erst wenn der Stürmer schon angezogen hat. Ich würde allerdings die erste Variante klar präferieren..

  • @ Ide


    Deine Spieler haben ein so genanntes Antizipationsproblem (vorausahen/vorausschauen) Wie La Krizz es schon beschrieb, sollte sich die komplette Kette zurückfallen lassen.


    Das Antizipationsproblem kannst du lösen in dem du die Ketten immer und immer wieder mit dieser Situation im Training konfrontierst. Dadurch lernen sie am Verherhalten und an den Bewegungen des Passgebers, ob er er einen kurzen oder einen langen Ball schlägt.


    Übungen hierzu findest Du auf den DVDs "Modernes Verteidigen"

    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

  • 1. Goalie als Libero agieren lassen um Steilpässe hinter der Kette zu befreien.
    2. Taktisch gesehen sollte die Viererkette sobald das eigene Mittelfeld ausgespielt werden kann, sofort zurückfallen. Somit entstehen zwischen eigenem Mittelfeld und Abwehr ein Loch. Dies ist aber nicht so schlimm. Wenn die 4er Kette gut steht, wird diese auch gegen 6 gegnerische Spieler ein paar Sekunden aushalten können. Irgendwann kommen ja hoffentlich die Mittelfeldspieler wieder zurück in Position hinter dem Ball.


    Gruss
    TRPietro

  • So, wie es sich anhört, scheint die 4-er Kette nicht tief genug zu stehen. An der Mittellinie sollten die Spieler nur bei eigenen Ecken, Freistößen an oder im gegnerischen Strafraum stehen. Ansonsten sollte die Kette zwischen 24 - 16 Meter vorm eigenen Tor postiert sein. Im Juniorienbereich bietet sich ein Abstand von ca. 6 Metern zwischen den einzelnen Verteidigern an. Steht die Kette auf oder an der Mittellnie, kann der gegnerische Stürmer mit hoher Geschwindigkeit in den Passweg laufen, während deine Verteidiger den Ball unterlaufen oder sich erst umdrehen müssen, bevor sie Tempo aufnehmen. Man meint in solchen Situationen meist, der Stürmer wäre schneller, was aber nur an der bereits aufgenommenen Geschwinigkeit liegt. Bei der devensiveren, kompakteren Variante treffen die gegnerischen Flanken im Bereich eurer 6er, die ca. 10 Meter vor der Kette stehen sollten, ein. Falls nicht hier schon der Ball abgefangen werden kann, so wird zumindest das gegnerischen Tempo herausgenommen und der Gegner zur Seite abgedrängt. Steht die Kette zu hoch, mutieren die 6er zu Halbaußenstürmern, weil ihnen die zu hoch stehende Kette gar keinen Platz mehr läßt. Auch ziehen sie ihre Gegner mit, so dass euren Stürmern häufig der Raum fehlt, um genügend Torszenen verwerten zu können. Bei einer zu offensiven Ausrichtung der Kette kann der Ball vom Gegner einfach flach durchs nahezu leere Mittelfeldzentrum gespielt werden, so das rasch 1:1 Situationen (und Laufduelle) in der Schnittstelle zwischen Verteidiger und Torspieler entstehen, die man mit der 4-er Kette möglichst vermeiden möchte. Bei der eingangs erwähnten Distanz der Kette und der beiden 6er bieten sich gute Möglichkeiten, die gegnerischen Flanken abzulaufen. Und kann der Gegner mal einen Kurzpass von der Strafraumgrenze in den 16er bringen, so hat der Keeper, der hier ca. 4 - 5 Meter vor seinem Kasten stehen sollte, sehr gute Möglichkeiten, den Ball zu erobern und einen Gegenangriff einzuleiten. Steht die Kette zu hoch, muß der Keeper deutlich mehr aus seinem Strafraum heraus, Kopf und Kragen riskieren, um ans runde Leder zu gelangen. Wobei verunglückte Abwehrbälle mit dem schwächeren Fuß dann auch meist vom Gegner verwertet werden können, weil das Tor leer ist und der Weg dorthin auch für die Kette zu weit ist. Auch beim eigenen Spielaufbau ist die Nutzung der gesamten Raumtiefe mit "devensiver Kette" von Vorteil, denn man den Gegner locken, in dem man hinten herum spielt, sich eine Lücke ausschaut, ohne gleich in ein gegnerisches Pressing zu geraten. Im Anfangsstadium der Einführung vom ballorientierten Spiel würde ich statt eines Angriffspressing ein Mittelfeldpressing bevorzugen. Während beim Angriffspressing alle Spieler gleichzeitig mitmachen müssen, reduziert sich das Fehlerrisiko beim Mittelfeldpressing. Meist reicht schon das Zustellen des Passweges. Auch hat man die gegnerische Abwehr soweit herausgelockt, dass Platz für eigene Konter vorhanden ist. Insgesamt werdet ihr durch die etwas defensivere und kompaktere Ausrichtung eurer Kette etwas weniger Tore erzielen, aber die Zahl der Gegentore werden weitaus deutlicher abnehmen. Erst, wenn jeder die Grundordnung und seine Position sicher beherrscht, kann man gegen schwächere Gegner auch variabler spielen. Aber selbst dann würde ich eher eine 3-er Kette bevorzugen, als die Staffelungstiefe zu ändern.

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