Fester Kapitän oder von Spiel zu Spiel wechseln?

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  • Tut mir Leid, dass ich dieses Thema habe ausufern lassen.


    Mich stört aber, dass bei einer Aussprache für einen festen Kapitän sofort auf andere Dinge wie "Ihr wechselt die Positionen nicht, ihr setzt die schwachen Spieler nicht ein" geschlossen wird. In euren Augen bin ich wegen einem festen Kapitän sofort ein schlechter Jugendtrainer, obwohl ihr keine Ahnung habt, wie meine Mannschaft aussieht, wie ich das Training gestalte, welche Ziele ich mit meinem Team verfolge, noch wie ich mich bei Spielen verhalte.


    Wie schon mehrfach gesagt: auch bei uns spielen die schwächeren Spieler regelmäßig. Mir ist es wichtiger, dass die Spieler im SAISONVERLAUF die annähernd gleiche Spielzeit haben und nicht in jedem einzelnen Spiel.
    Ich gebe euch ein einfaches Beispiel "meiner" Methode:


    Spieler A, ein etwas stärkerer Spieler, spielt im ersten Punktspiel (50 Minuten gesamt) gegen eine spielstarke Mannschaft die ersten 20 Minuten des Spiels und wird dann für Spieler B (einen etwas schwächeren Spieler) ausgewechselt. Spieler B spielt dann die 5 Minuten der ersten Hälfte zu Ende und fängt dann in der 2. Hälfte mit spielen an. 10 Minuten vor Schluss wechsele ich wieder zurück.
    Am Ende des Spiels haben beide gespielt (Spieler A 30 Minuten und Spieler B 20 Minuten).
    Dann im 2. Punktspiel gegen eine spielschwächere Mannschaft ist es genau umgekehrt: Spieler B fängt an und spielt insgesamt etwa 30 Minuten, während der bessere nur 20 Minuten zum Einsatz kommt.


    Ergo haben nach beiden Spielen beide Spieler (ob gut der nicht ganz so gut) 50 Minuten Spielzeit. Und somit ist es genauso, wie wenn ich beide in beiden Spielen je 25 Minuten einsetzen würde.
    Der Vorteil meiner Meinung nach ist einfach, dass Spieler A die meiste Zeit gegen gleichstarke Gegner spielt und Spieler B ebenfalls. Auf das ganze Team übertragen bedeutet das, dass somit beide Ergebnisse nicht zu extrem ausfallen werden. Wenn es mir nur um einen Tabellenplatz gänge, würde ich Spieler A beide Spiele durchspielen lassen, um eine gute Tordifferenz zu haben. Aber darum geht es mir nicht. Es geht mir darum, dass ALLE regelmäßig und möglichst gleich viel zum Einsatz kommen, aber eben auf eine Saison betrachtet.


    Im Endeffekt gibt es dazu auch bei mir Spieler, wie bei Basti, die aus disziplinarischen Gründen weniger Spielzeit oder gar ein Spiel Pause bekommen. Die Spieler, die aber immer mit Eifer bei der Sache sind und das auf dem Platz auch zeigen (ob gut oder schwach spielt keine Rolle) bekommen ihre Spielzeit. Das wissen sowohl Spieler als auch Eltern.


    Und noch etwas zu dir, Andre:
    Dass du aus einer solchen kurzen Diskussion darauf schließt, dass ich dazu beitragen würde, dass am Spielfeldrand nur noch schreiende Eltern stehen würden, und das mein Team eine "Ellenbogenmannschaft" sei, finde ich einfach nur noch arm. Du kannst von mir halten, was du willst, aber mein Team lasse ich nicht so einfach in den Dreck ziehen.


    Wer jetzt noch irgendwelche Anmerkungen, Kritik oder sonstewas zu meinen Prinzipien hat, kann mich gerne per PN kontaktieren, oder mit mir in einem anderen Thread schreiben. Hier sollten wir wieder zum Thema zurückfinden.

  • Lieber Jose-Mourinho,


    ...mir ist es nun auch zuviel jedes Wort nachzulesen. Gemeint habe ich, dass das Gewinndenken der Trainer sich auf Eltern und Spieler projeziert. Wenn das geschieht, ....weil Eltern und Kinder und Trainer hier an dem Strang des Ersterseins ziehen, dann ufert es am Spielfeldrand schnell aus.


    Zum anderen möchte ich Dir vorwerfen, ziemlich eindeutig in Worten dazu Stellung genommen zu haben, dass man Kinder die Leistungsstärker spielen als andere, länger spielen läßt als die Schwächeren!


    Diesen Satz so im Raume stehen zu lassen, ....kann ich nicht.


    Nun im Nachhinein wirst Du deutlicher und beschreibst Eurer Spiel. Hiernach läßt Du offensichtlich doch rotieren und alle Kinder spielen zu gleichen Anteilen, -jedenfalls fast-.


    Bei der Einstellung -ICH WILL GEWINNEN- die ich ja grundsätzlich im Jugendfußball unpassend finde, ...weil sie viele guten Dinge erstickt, machst Du faktisch dennoch nichts falsch, denn du berüchsichtigst ja die wichtigen Grundprinzipien im Jugendfußball, ....wenngleich auch mit der Einstellung, Gewinnen zu wollen.


    Dieses Gefühl kenne ich und natürlich jeder andere Trainer hier auch. Ich bin dafür sogar ein Extrem! Dennoch sage ich, dass diese Einstellung die falsche ist. So gesehen schwebe ich in der Gefahr, es im Falle einer Mannschaft die ich trainieren würde, genauso zu machen wie du, ...wenn ich den Dreh nicht bekommen würde, das Gewinnengefühl im Kopf als Grundvorraussetzung des Kinderspiels nicht abstellen zu können. Darüber hinaus wäre es für mich das Minimum, es faktisch -sprich es spielen alle zu annähernd gleichen Zeiten- richtig durchzuführen.


    Etwas theoretisch und vielleicht schwierig zu lesen, aber ich kann es im Augenblick nicht besser beschreiben (3 Stunden Schlaf gehabt).


    Bleibt unter dem Strich, ...man sollte gewisse wichtige Ansichten schon genau beschreiben und nicht die eine Sache so ausdrücken, aber anders meinen......was mir natürlich auch schon passiert ist. Gruß Andre

  • Noch mal kurz zum ursprünglichen Thema:


    Es gibt also 3 Modelle:

    • Fester Kapitän, von der Mannschaft gewählt oder vom Trainer bestimmt
    • Rotation, jeder darf mal, unabhängig vom Verhalten und fußballerischen Können
    • Die Binde wandert, wird vom Trainer als "Belohnung" vergeben

    Problem bei Variante 1: Der Spieler könnte sich selbst zu wichtig nehmen. Andere Spieler sehen sich gehindert, Verantwortung zu übernehmen.
    Problem bei Variante 2: Auch Kinder mit schlechtem Sozialverhalten und Teamgeist werden Kapitän. Wie soll man mit Spielern umgehen, die nicht Kapitän sein wollen?
    Problem bei Variante 3: Gefahr, dass Kinder sich vom Trainer ungleich behandelt fühlen. Es ist sehr schwer, hier nachvollziehbar und gerecht zu sein.


    Wie geht ihr mit diesen Problemen um?

  • Hallo Jungs, ich glaub Euch ja gerne, dass der ein oder andere auch schon mal eine Handvoll "Problemkinder" im Team hat. Ich musste es aber einfach loswerden, weil ich solche Argumente immer wieder höre, meistens aber halt vorgeschoben. Also nichts für ungut. Zudem gelobe ich zukünftig weniger abzuschweifen. :rolleyes:

  • Bei uns wird ja wie gesagt im zweiten Jahr gewählt. Aber auch oder gerade durch das wählen kann mal der sozial nicht gerade kompetenteste, aber von seinen Eltern mit den besten Klamotten ausgestatteste Spieler Kapitän werden. Bei uns war es so, dass zwar ein guter Fussballer gewählt wurde, der aber auch gerne mal über seine Mitspieler gemeckert hat, was mir für einen Kapitän gar überhaupt nicht gefällt. Ich habe ihn dann in die Pflicht genommen, ihn immer wieder auf seine Vorbildfunktion hingewiesen, und er hat in der letzten Saison -vielleicht mit ein wenig "Startschwierigkeiten"- einen vorbildlichen Kapitän abgegeben.

    "Sag es mir - und ich werde es vergessen. Zeige es mir - und ich werde mich erinnern. Beteilige mich - und ich werde es verstehen."
    Lao-Tse (chinesischer Philosoph)

  • Holler, denkst du, dass er durch das Kapitänsamt sich mehr in den Dienst der Mannschaft stellt, als wenn ein anderer Kapitän wäre?
    Darüber habe ich schon nachgedacht - wenn in einem Team ein Spieler ein guter Fußballer ist und zusätzlich lauter als die anderen, ein Meinungsführer... Dann kann man ihn durch die Auszeichnung aber auch Verantwortung der Binde dazu bringen, die Mannschaft als "sein Projekt" aufzufassen und mehr Teamgeist zu entwickeln, als er es sonst tun würde!?
    Ich erinnere mich, als Felix Magath zum VfB kam, da war Balakov die volle Diva und hielt sich für den Superstar. Das hatte sein Vorgänger Ralf Rangnick nicht in den Griff bekommen. Magath hat gleich von Anfang an gesagt, Balakov sei sein Führungsspieler. Und die Mannschaft hat sich mit dieser Hierarchie gut entwickelt!
    Bevor jetzt jemand jammert, ich will nicht Profifußball mit Kinderfußball 1:1 vergleichen. Aber die Gruppendynamik einer Mannschaft unterscheidet sich nicht so stark.... zumindest im Vergleich zu einer C- oder auch D-Jugend.

  • ich bevorzuge methode 3 und unsere jungs hatten bisher eigentlich nie ein problem damit . natürlich hat der ein oder andere auch mal gefragt "...ich möchte auch mal kapitän sein" . aber dann hab ich es ihm erklärt , das man dafür aus meienr sicht auch etwas tun/zeigen muss ... meiner meinung nach haben das auch alle verstanden und akzeptiert .


    mfg

  • Holler, denkst du, dass er durch das Kapitänsamt sich mehr in den Dienst der Mannschaft stellt, als wenn ein anderer Kapitän wäre?


    Ja ich denke schon. Vorher war er halt sehr "ich-bezogen", jetzt hatte er die Binde bekommen und ich habe ihn mit in die Verantwortung genommen, so dass klar war, dass er nicht alleine die Binde am Spieltag tragen darf, und er hat es angenommen. Aber Du kannst denke ich bei so ziemlich jedem Spieler etwas mit der Binde erreichen, sei es als "Belohnung", wodurch der Spieler 20cm größer wird ;) oder aber zum in-die-Pflicht-nehmen, wie ich es bei meinem Spieler genutzt habe. Deswegen finde ich es ja so schade, wenn einfach der, der sowieso der beste Spieler ist, dafür -und nur dafür- von seinemTrainer auch noch die Binde erhält, am besten auch noch mit der Begründung vor der Mannschaft, weil er halt der beste ist :wacko: Kommt oft genug vor.

    "Sag es mir - und ich werde es vergessen. Zeige es mir - und ich werde mich erinnern. Beteilige mich - und ich werde es verstehen."
    Lao-Tse (chinesischer Philosoph)