Training nur mit Ball oder doch nicht? Aufwärmen bei den Minis, F und E nun nötig oder doch nicht?

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  • Bin bis jetzt der Meinung, dass Trainings mit Ball praktiziert werden sollten. Hierbei soll jeder möglichst in Bewegung sein, ...also Spieletraining oder Training auf mehreren Stationen. Gründe hierfür sind:


    -jedes Kind sollte möglichst viele Ballkontakte haben, Wiederholungen fördern den Lerneffekt
    -damit es nicht langweilig wird
    -damit niemand friert,-)


    Zum Thema AUFWÄRMEN wurde woanders festgestellt, dass:


    -das das bei den Minis, F und E Jugend unnötig ist und keinen Sinn macht
    -einige das doch praktizieren, um die Jungs oder Mädels in einen automatischen Ablauf vorab einzubinden.


    Heute war ich beim Leichtathletik. Einige Jungs aus dem unteren Jugendbereich sind dort vertreten, vor allem die Talente. Man absolvierte heute das deutsch Sportabzeichen.


    Mein Sohn (8) war das zweite mal dabei. Wie oft beobachtet, sind die Talente meist auch ohne Leichtathletiktraining ziemlich weit in der Spitze am Wirbeln.


    Mein Sohnemann machte sich unter Anleitung in einer Gruppe ca. 15 Minuten mit Dehnübungen warm. Mier fiel auf, dass das sehr gewissenhaft sowohl von der Trainerin, als auch von den Kindern mitgemacht wurde. Das erwähne ich, weil ich eher mit dem Gegenteil gerechnet habe. Hierauf wurde sich noch ca. 5 Minuten im Trab warmgelaufen, ...ohne Ball :)?(


    Danach folgte Schlagballwerfen. Ca. 30 Kinder stehen in einer Reihe und warten auf den Einsatz. Das ganze mit zwei Durchgängen. Danach ging es zum Weitsprung, ....das gleiche Bild, ...hierauf 50 Meter-Lauf und danach 1000 Meter und fertig.


    Mein Sohn möchte nun auch Leichtathletik betreiben. Er warf in seiner Altersgruppe am weitesten, war der schnellste im Sprint. Auf die alles entscheidene Frage, ob es Spass mache, ...kam ein glasklares JA. Damit hätte ich nicht gerechnet.


    Ich habe das Thema Aufwärmen und Training ohne Ball und in der Linie, auch das Thema Laufen ohne Ball hier miteinander verbunden, ...extra.

    Frage: Ist es ein Trugschluss, zu glauben, dass diese Dinge eine Trainertodsünde sind oder sollte man hier vielleicht tatsächlich auch andere Meinungen zulassen, was meint ihr. Ich bin nun skeptisch, muß ich ehrlich sagen. Gestern noch hätte hier eine glasklare Meinung gehabt, sorry ?( Gruß Andre

  • Ich halte ein extra Aufwärmen vor dem Training mit Laufen und Dehnübungen nicht für zwingend notwendig.


    Dennoch praktizieren wir es vor den Spielen so. Damit wollen wir den Spielern unserer F-Jugend deutlich machen, dass heute ein Wettkampf ansteht und wir zeigen wollen, was wir im Training gelernt haben.


    Das Laufen besteht aus unterschiedlichen Übungen aus dem Lauf-ABC (Kniehebellauf, Side-steps, Anfersen, Rückwärtslauf) und ähnlichen Übungen. Runden laufen wir natürlich nicht. Zum Abschluss der Laufübungen gibt es dann noch einen kurzen Sprint.


    Danach bilden wir einen großen Kreis und machen ein paar Dehnübungen. Wobei den Spielern genau erklärt wird, wo es ein wenig ziehen darf und wie die Übung richtig zu machen ist.


    Laufen und Dehnen dauert zusammen nicht länger als 10 Minuten.


    Dann kommen ein paar Torschussübungen und wenn es die Zeit erlaubt noch ein paar 1-1 Übungen, bevor der Schiedsrichter das Spiel anpfeift.


    Einige Laufübungen könnte man bestimmt auch mit Ball ausführen.

  • @ Andre
    Da zeigt sich mal wieder, dass eine breit angelegte Bewegungsschulung in allen Sportarten gefördert werden muss.
    Wenn Dein Sohn, ohne das er jemals Spezial- und hoffentlich auch kein Dehnungstraining bekommen hat, weiter wirft und schneller läuft als die Spezialisten, dann sollten sich die Trainer der Leichtathletik einmal hinterfragen warum das so ist.


    Gewissenhaft warm machen mit Dehnen?
    Ist die Trainerin eine ausgebildete Physioterapeutin?
    Wenn ja, ist es OK, auch wenn ich persönliche der Meinung bin, dass es in dieser Alterstufe absolute Zeitverschwendung ist.


    Wenn sie aber eine in den 1980er bis 2006 Ausgebildete Trainerin ist, ist sie durch die "Old School" Trainerausbildung des DSB und oder des
    DLV gegangen. Dort wurden die gleichen Referenten eingesetzt, die auch beim DFB die Trainer ausgebildet haben.
    Somit hat sich das Dehnen als Dogma innerhalb kürzester in der Trainingslehre fast aller Sportarten verbreitet.


    Leider wurde dass Dehnen erst in den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts wissenschaftlich untersucht. Die Ergebnisse sind erschreckend.
    So viel verbratene Trainingszeit für 0 Komma 0 Wirkung in den meisten Sportarten (Ausnahmen sind Sportarten mit gewünschter Hypermobilität).
    Der Einzige der davon wirklich etwas davon hatte war der Erfinder der Stretching Welle. Kohle, Kohle, Kohle
    Hier eine Seite die zum Nachdenken anregen sollte. Leider ist sie nicht mehr aktualisiert worden.


    http://www.nostretch.de/index.php?page=dehnen-noch-sinnvoll.
    Diese Seite habe ich vor 2 Jahren schon einmal vorgestellt. Damals wurde das Dehnen auch beim DFB massiv hinterfragt. Es sollte aus allen Trainerlehrgängen als Bestandteil des Trainingslehre verschwunden sein. Der Autor der Seite ist mittlerweile sogar Referent in der Trainerausbildung des DFB.


    Warmmachen/Einstimmen je nach Alterstufe ist ein absolutes Muss. Für mich ist es immer die Vorbereitung auf eine zu erbringende körperliche Höchstleistung.
    Das kann man über ganz viele unterschiedliche Spielformen, in denen alle Muskeln angesprochen werden, erreichen.
    Diese Spielformen kann man auch in der Leichtathletik bis zum Eintritt der Pubertät verwenden.

    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

    Einmal editiert, zuletzt von Dirk Coerverfan ()

  • Zitat

    ..oder sollte man hier vielleicht tatsächlich auch andere Meinungen zulassen


    Andere Meinungen zulassen sollte man immer, nur ob man sie teilt ist eine andere Sache :D ^^


    Ich würde jetzt mal zwei Dinge unterscheiden bei meinem Statement, grundsätzlich ist gerade beim Kindertraining erlaubt, was Spass macht, anders herum will ich als Trainer mit meinen Maßnahmen meist etwas bestimmtes erreichen. Wir waren uns ja glaube ich alle in großen Teilen einig, dass Laufen ohne Ball nichts bringt, weil die Kinder in der meist -aus unserer Sicht- kurzen Trainingszeit mit dem Ball umgehen lernen sollen. Schlechtes Beispiel dafür wäre der Trainer, der seine Kinder die Hälfte des Training Runden laufen lässt. Wir waren jetzt als Mannschaft (wie man ja lesen konnte =) ) auf Mannschaftsfahrt, wo wir unter anderem abends einen Lauf zum Strand gemacht haben. Die Jungs hatten Spass daran, sich einfach mal auszupowern und beim Umdrehen festzustellen, welche Strecke sie hinter sich gebracht haben, ich bin natürlich nicht auf die Idee gekommen, jedem einen Ball an den Fuss zu geben, weil Laufen ohne Ball ja Quatsch ist. Um im Training im Ausdauerbereich zu arbeiten würde ich aber immer Übungen mit Ball anbieten, weil mir die Trainingszeit viel zu schade ist, um sie nur mit Laufen zu verbringen, zumindestens in dem Altersbereich, wo ich unterwegs bin. Das Thema Aufwärmen ist gerade, was Dehnen angeht, auch sehr "streitbar". Ich möchte mit dem Aufwärmen ja erreichen, dass der Spieler auf den Wettkampf vorbereitet ist. Je älter, umso mehr muss auch der Körper einfach auf das vorbereitet sein, was ihn jetzt erwartet, sprich die Muskeln müssen aktiviert sein, auf Temperatur gebracht. Bei den kleinen sehe ich das einfach als Einstimmen, meine dribbeln mit dem Ball, dann kommt eine kleine Spielform und zum Abschluss eine Übung, die Sprints sowie Abschluss beinhaltet, kurze Wege sowie ein Schuss nach dem anderen. Ich persönlich habe mich nach einer Auseinandersetzung mit dem Thema gegen das Dehnen entschieden, daher entfällt es.


    Also ich sehe kein Problem darin, auch mal ohne Ball Laufübungen zu machen, es sollte dann aber seinen Sinn haben, und der kann auch einfach Spass heißen. Trainertodsünde: Nein. Aber man sollte nicht aus dem Blick verlieren, dass der Sport letztendlich Fussball heißt ;)

    "Sag es mir - und ich werde es vergessen. Zeige es mir - und ich werde mich erinnern. Beteilige mich - und ich werde es verstehen."
    Lao-Tse (chinesischer Philosoph)

  • Dirk hat das schon super zusammengefasst, da gibt es wenig hinzuzufügen.


    Es gibt momentan keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass Dehnen vor dem Sport für Fußballer irgendeinen Nutzen erbringt (es gibt einie wenige Studien, die sogar einen negativen Effekt herausgefunden haben wollen). Ich bin auch mit langatmigen und vielen Dehnungen zum Aufwärmen konfrontiert worden, als ich noch spielte. Ich fand es langweilig und ätzend. Ende der 90er, als ich meine erste Mannschaft übernahm, habe ich einfach darauf verzichtet und die Teams sich ganzheitlich warmmachen lassen. Weniger aus wissenschaftlicher Erkenntnis heraus, sondern weil ich es scheiße fand und es meiner Mannschaft nicht zumuten wollte :) Hätte ich überproportional viele daraus resultierende Verletzungen festgestellt, hätte ich das wohl zähneknirschend rückgängig gemacht. Doch das Gegenei war der Fall, ich hatte z.B. fast nie muskuläre Verletzungen ohne direkte Gegnereinwirkung zu beklagen in nun über 13 Jahren als Jugendtrainer.


    Fazit: Das Dehnen hat bei mir null Stellenwert, und ein Nachteil daraus ist offensichtlich nicht feststellbar.

  • Hallo Dirk, Holler, Chris und Zetto,


    aus dem Link von Dirk ....Zitat: "Der Muskel ist ein dummes Stück Fleisch" :D=):]:) , ....bringt es irgendwie auf den Nenner und ich mußt mich richtig schlapp lachen, zumal ich da noch ein dummes Stück Fleisch (Knorpel) kenne, ... naja. :rolleyes:


    Die Leichtathletikabteilung meines Vereines ist hier im Kreis soetwas wie ein Stützpunkt beim Fußball. Es gibt eine volltagsbeschäftigte Trainerin und keine "normale" Trainerin ohne Schein -soweit mir bekannt-. Die vom berichteten Tag verantwortliche Trainerin ist so ungefähr im Jahre 66 "produziert". Die Abteilung ist hier ziemlich bekannt und Talente anderer Vereine werden hier gefördert.


    Als ich da so stand und zuschaute und sozusagen -aktiv- darüber nachdachte, ob das Sinn macht, was die da machen, hatte ich zu einem Vater, dessen Sohn auch Fußball spielt auch gesagt, dass ich glaube, dass die Warmmachzeit bei den 8-10jährigen meines Wissenstandes uneffektiv genutzte Zeit ist. Meiner persönlichen Erfahrung -nicht meines Wissens- glaube ich, dass das Warmmachen -nicht Dehnen- ab Ende der E, spätestens ab der D von Vorteil ist, weil ab dieser Zeit hatte ich die ersten Spieler mit Muskelverletzungen nach dem ersten Sprint. Hierbei war auffällig, dass es immer die selben Spieler waren, die sich verletzten.


    Zudem fragte ich, warum die bei der Teilnehmerzahl nicht auf drei Stationen beispielsweise den Weitwurf praktizieren.


    Dennoch, ...war ich mir nun etwas unsicher, weil die Trainerin dort eine sehr erfahrene professionelle Trainerin ist.


    Wie ihr mich kennt, ....werde ich beim nächsten Training die Diskussion suchen und die Sache mal aus deren Sicht erforschen und "unsere" Argumente in den Raum stellen.


    Ich habe selber mit ca. 10 Jahren Leichtathletik betrieben. Ich habe damit irgendwann wegen Fünfttklassigkeit 8) aufgehört, es war mir langweilig, die Aktion fehlt und man ist trotz mancher Staffel ein Einzelkämpfer, ....das führt zu Selbstgesprächen,....wenn man pech hat ;) .


    Mein Sohn wurde beim Schulsportfest im vergangenen Jahr von Verantwortlichen der Leichtathletikabteilung angesprochen. In Zusammenhang mit einem anderen Thread hier -"Ergänzendes Training zum Fußball o.s. ähnlich"- haben wir ihn dort hingeschickt. Wie gesagt, trotz meiner Verwunderung macht es ihm dennoch derzeit Spass. Solange er noch zur Grundschule geht, hat er auch die Zeit dafür, soll er`s halt machen, ...für sich und den Fußball :):D .


    Ich werde Euch berichten, wie die Leichtathletiktrainerin reagiert hat, ....vielleicht kann sie ja auch etwas lernen. Gruß Andre

    • Offizieller Beitrag

    Das Thema "Dehnen" ist sehr schwierig und es gibt dazu keine abschließende wissenschaftliche Meinung. Auch nostretch.de ist nicht unumstritten und kritiklos hinzunehmen.


    Ich habe da noch die Internetseite Dr.Gumpert.de - Sportmedizin/Stretching


    Zitate (Weiter unten nach Klick auf den Link - Nach "5 Tipps für den flachen Bauch" ;) :


    Stretching sinnvoll?


    Dehnübungen vor dem Sport sind somit weder erforderlich, noch leistungssteigernd, jedoch auch nicht schädlich, was das Verletzungsrisiko angeht. Wer jedoch aus Gewohnheit oder aus psychologischen Gründen nicht auf das Dehnen vor dem Sport verzichten will, sollte dies auch nicht tun.


    Dehnen in den Sportarten
    Da bei den verschiedenen Sportarten mit unterschiedlichen Belastungen und Anforderungen der Muskulatur im Bezug auf Kraft und Beweglichkeit gefordert wird, gibt es kein universelles Aufwärmprogramm.
    Fussball
    Mythos Muskelverkürzung: Viele Fußballer rechtfertigen ihre Unbeweglichkeit der Beinmuskulatur mit einer Muskelverkürzung. In vielen Fällen ist dies nicht korrekt. Durch fehlende oder nur geringe Dehnung der Muskulatur ist der Muskel nicht verkürzt. Die Länge des Muskels bleibt immer gleich, jedoch die Beweglichkeit unterschiedlich.


    Vor einem Fußballtraining macht dehnen keinen Sinn, da keine große Gelenkreichweite erforderlich ist. Dehnen kann hierbei sogar schädlich wirken. Wenn überhaupt, dann sollte ausschließlich die Beinmuskulatur mit dynamischen Übungen gedehnt werden. Lockeres Aufwärmen / Einlaufen wäre bei dieser Sportart jedoch sinnvoller. Auch nach dem Training ist ein lockeres Abwärmen / Auslaufen angebrachter als Dehnübungen.