Profifussball unerbittlich

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  • Moin,

    Hoffenheim gegen Schalke 04, ich bin S 04 Anhänger und dennoch....

    Das Spiel wird beidseitig sehr Zweikampfstark betont geführt. Der Sprecher stellt heraus, dass Hoffenheim die Mannschaft ist, die die meisten gelben Karten auf dem Weg zur Herbstmeisterschaft bekam! Schalkes Jones gehörte bis zur Pause schon zweimal vom Platz gestellt. In der zweiten Halbzeit spielt Schalke mit 9 Spielern, entsprechend noch härter.

    50 Minute im Spiel 14.12.08; ein Hoffenheimer Spieler springt über die "Klinge". Er fliegt hart gefault vor die Bank seiner eigenen Leute. Man springt auf und schimpft laut und wild herum. Die Kameraführung auf Arena gibt die Szenen in Großformat und als Nahaufnahme wieder.

    Es schauen z.B. meine Kinder zu.

    Der Hoffenheimer Spieler bleibt verletzt zunächst vor den Füßen der Aufspringenden liegen, danach liegt er hinter den schimpfenden Verantwortlichen, .....keine "SAU" kümmert sich um ihn.

    Diese Szene hat mit ehrlich gesagt entsetzt bis schwächsten Falls sehr geärgert. Wo sind wir, wer sind wir, dass man so emotional abgewrackt ist, ich finde das sehr bedauernswert und zwar exakt aus zwei Gründen:

    1. Zuschauer waren viele Tausend Kinder, was regisitrieren die bei solchen Szenen wohl?
    2. Gegenüber dem Spieler, der wie ein Stück Mist völlig egal und zunächst regungslos am Boden liegt? Ich möchte nicht mit dem Finger auf andere Zeigen, weil ich könnte mir vorstellen, genauso bescheuert wie die Betroffenen reagiert zu haben, aber ehrlich gesagt, finde ich das so was von armselig. :rolleyes:

    Einmal editiert, zuletzt von Andre ()

  • Moin,

    im Kern gebe ich Dir völlig Recht!

    Jetzt kommt wieder mein berühmtes Aber: Wir alle haben zu kapieren, das es beim Fussball (in der Bundesliga) um einen grossen moneymaker handelt. Das ist ganz grosses Geschäft - big business. Und das zieht natürlich auch genügend Leute an, die normalerweise dort nicht hingehören.

    Das sind nicht mehr die kleinen Vereine mit denen wir aufgewachsen sind. Das ist die ganz grosse Unterhaltungsindustrie, das sind ja auch keine Vereine mehr. Das sind mittelständische Unternehmen, deren Personal (Spieler) austauschbar sind. Modern heisst es Konkurrenzkampf auf allen Positionen. Und diese Spieler verhalten sich natürlich auch wie Söldner. Da zählt nichts mehr mit Vorbild usw.

    Und die Leute mögen doch die Show. Oder wie sind immer steigende Zuschauerrekorde zu erklären? Die Kinder werden gleich von Kindesbeinen an die steigende Härte gewöhnt, damit sie es normal finden....

    Diese Entwicklung werden wir nicht aufhalten, aber wundern darf schon erlaubt sein. Nur führen diese Grundsatzdiskussionen zu nichts, da die Kunden ja zufrieden sind. Und das ist das Wichtigste....

    ciao
    BB

    Auch hier gilt wieder: wer Ironie findet darf sie behalten!

    ---- Sinnvoller Einsatz der Shifttaste sowie der Interpunktion erhöht die Lesbarkeit aller Postings signifikant. ---

  • Extreme Härte ist meistens dort im Spiel, wo ein unterlegenes Team versucht die eigenen spielerische (Technik) durch körperbetontes Spiel (bewusste Verniedlichung) auszugleichen. Zeitweise ist es so offensichtlich, das die Grenze zur bewussten Körperverletzung überschritten ist bzw. erhebliche Verletzungen für den Gegenspieler in Kauf genommen wird.

    Hört sich hart an, aber auf dem Altar des Erfolges (Geldes), kann und wird die angesprochene Moral, im wahrsten Sinne des Worte schon mal mit Füßen getreten.
    Das hat dann sicherlich schon leichte Tendenzen aus dem alten Rom, wo Gladiatoren und Löwen, die unterschwellig, vorhandene sadistische Tendenzen des Volkes, befriedigt wurden. Auch wenn viele es nicht hören wollen, die Menschen wollen Blut sehen. Das erkennt man z.B. beim Boxen, wo es den meisten doch darum geht, das der andere ordentlich etwas in die Fres... kriegt, aber auch auf dem Fußballplatz, wo die schlimmsten Fouls auch noch von den eigenen Zuschauern bejubelt werden.

    Andre, wir haben es hier mit Menschen zu tuen. Wer glaubt das die Masse kultiviert ist, der täuscht sich gewaltig. Verteile Keulen und schaffe alle Gesetze die wir haben ab. Du könntest gar nicht so schnell gucken, wie die Meute gegenseitig aufeinander einschlagen würde. Nur durch die im Gesetz verankerten Strafen werden die meisten davon abgehalten ihre primitiven Instinkte auszuleben.
    Das gilt natürlich nicht für alle, aber .....

    Wer kämpft kann verlieren - wer nicht kämpft hat bereits verloren

  • Natürlich spielt Geld da eine große Rolle.
    Ich habe mich auch gewundert, dass sich niemand um ihn gekümmert hat.
    Aber ich glaube, das sah schlimmer aus als es war. Der Salihovic hat sich doch extra nochmal gerollt, damit es etwas spektakulärer aussieht...

    Schalke war mit den zwei Platzverweisen übrigens noch gut bedient.
    Wie kann man so blöd wie Engelaar sein, wenn man schon gelb hat...?

  • Die Szene ist mir auch aufgefallen. Es war schon komisch, dass man am Gefoulten "vorbeispringt". Aber der Reihe nach:
    Über das Foul haben wir zu Hause auch gesprochen. Meine Frau meinte, es wäre nicht sooo schlimm gewesen. Ich denke aber schon, wenn man sich so nach innen legt, um schnell vorbei zu kommen, und bekommt dann per "Klinge" bei dem Tempo so das innere Knie weggedrückt, dann kann man gar nicht anders als so zu fliegen, kann ja jeder mal ausprobieren. Das die Landung dann alles andere als weich ist, kann auch denke ich so stehen bleiben. Das kein Spieler (egal ob Profi oder Kreisklasse) sofort wieder aufspringt und sagt, "tut zwar ein bisschen weh, geht aber wieder", ist wohl auch klar. Dass dann alle aufspringen, gerade auch weil es genau vor der Nase passiert, ist auch mit Sicherheit normal, wir hatten ja gerade das Thema und Andre unterstellt sich ja auch die Möglichkeit. Würde ich für mich auch nicht drauf wetten, dass ich nicht so reagieren würde. Ob das aber gut ist, das steht auf einem anderen Blatt.
    Zum eigentlichen Ansatz: Klar ist es blöd, wenn so etwas immer und immer wieder gezeigt wird. Aber das ist "normal". Der Mensch tickt halt so. Lass zwei Mannschaften sich prügeln und im Fernsehen zeigen sie nur Fussball, was meinst Du, wieviele mit langen Gesichtern vor der Kiste sitzen, weil sie genau DAS sehen wollten. Und das mit den Vorbildern ist zwar schön und gut, aber da sind die Profis zum großen Teil doch weit entfernt. Ich glaube es den meisten Spielern jedenfalls nicht, wenn sie nach dem Spiel sagen, sie wollten den Fans ein gutes Spiel zeigen. Sie wollten spielen, sie wollten gewinnen. Ob sie mich als Fan dabei vor Augen haben bezweifel ich mal. Und was die Vorbildfunktion angeht, da hast Du als Trainer der Kids einen um soviel höheren Stellenwert, was die Möglichkeit der Beeinflussung angeht: Sprech mit den Kindern einfach mal zwanglos über solche Szenen und bewerte sie entsprechend, die meisten werden dann auch aus solchen Fernsehbildern etwas lernen können..

    "Sag es mir - und ich werde es vergessen. Zeige es mir - und ich werde mich erinnern. Beteilige mich - und ich werde es verstehen."
    Lao-Tse (chinesischer Philosoph)